Faksimile 0815 | Seite 1637
Faksimile 0815 | Seite 1637
Faksimile 0815 | Seite 1637
Faksimile 0815 | Seite 1637
Faksimile 0815 | Seite 1637
Faksimile 0815 | Seite 1637
Wissen
I. Wíssen, wußte, wüßte; gewusst; Präs.:
ich, er weiß, du weißt; wir wissen etc.; Konjunkt.: ich wisse etc.; Imperat.: wisse! tr. doch gw. nicht pass., außer im Partic., s. 11 —, auch ohne Obj.: Kenntnis, Kunde von Etwas haben, so daß es Einem bekannt ist, mit versch. Nüancen. Der Übersichtlichkeit halber ordnen wir die leicht zu mehrenden Belege des ungemein häufigen Worts nach grammat. Beziehungen:
1) ohne andre abhäng. Vhe als ein Obj.: Eine Sache oder Etwas w., genau, bestimmt, entschieden, gewiß, sicher w. etc.; Das muß ich besser w. etc.; Das glaub ich nicht bloß, ich weiß es etc.; Etwas zu Erlernendes, Erlerntes, seine Lektion etc. w., auswendig (s. d.) w. etc.; Ich hab’ es früher gewusst, aber ich hab es vergessen, es ist mir entfallen, ich kann mich nicht darauf besinnen etc.; Das weiß Gott (s. d. 2a), Gott und die Welt (s. d. 1h), die ganze Welt etc.; Das weiß Niemand, kein Mensch, der Teufel (s. d. 1f), der Henker (s. d. 3), der Geier (s. d. 3), der Kuckuck (s. d. 2f), der Kuckuck und sein Küster etc.; Das mag der Teufel etc. w.; Ein Geheimnis, eine Kunst, jeden Umstand w. etc.; Bescheid (s. d. 2) w., von Etwas; mit Etwas; mit Einem etc., wo die abhäng. Vhe nicht zu w., sondern zu Bescheid gehören; Etwas eine Pers. oder Sache Betreffendes; Etwas von ihr [versch. 3] w., z. B.: Das Ärgste weiß die Welt von mir und ich | kann sagen, ich bin besser als mein Ruf. Sch. 428b; Er weiß Nichts, den Teufel (s. d. 1f) davon etc., auch ohne Obj., s. 5a und z. B.: „Er ist hier.“ Ich weiß [es] schon etc.; ferner z. B.: Ich weiß [finde, sehe etc.] keinen Unterschied (dazwischen); Ich weiß ihre Gedanken. 5. Mos. 31, 21; Ich weiß nicht, weder meinen Ausgang noch Eingang. 1. Kön. 3, 7; Auch weiß der Mensch seine Zeit nicht. Pred. 9, 12; Matth. 25, 13; Ich weiß [kenne. H. R. 7, 210; Eß] deine Werke und deine Trübsal etc. Off. 2, 9, vgl. 2 („weiß“. H.; „weiß um“. Eß, s. 5b); Der rühme sich Deß, daß er mich wisse und kenne. Jer. 9, 24 etc.; Er starb post Christum natum | ich weiß nicht mehr das Datum. B. 20b; Ich weiß in dieser Gegend, und kenne wohl den Platz | .. den unermeßlichsten Schatz. Cham. 3, 312; Gervinus weiß sehr Viel, versteht [s. d. 2] aber Wenig, hat Goethe’n ganz und gar nicht verstanden. Ense T. 1, 362; Daß ich wohl die darin enthaltenen Sachen .. weiß, aber keineswegs verstehe (s. d. 3). G. 17, 11, vgl.: Alles, was ich schon lange weiß, wird mir erst eigen. Welch ein früh w–des (s. d. 1b) und spät übendes Geschöpf ist doch der Mensch! 23, 259; Wer das Vergangene kennte, Der wüßte das Künftige. 1, 299; Was zu wünschen ist, ihr unten fühlt es; | was zu geben sei, Die w.’s droben (vgl. 2c). 10, 314; In ihr allein, [Das] glaubt’ ich, wusst’ ich, lag eine Kraft, die etc. 22, 388; Wiss’ es ja kein Mohren-Seewolf! H. Cid 66 [mög es ja kein seeräuberischer Mohr erfahren]; Man muß die Geschichte nicht bloß kennen, man muß sie w. [nicht bloß als ein äußerlich Angeeignetes, Erlerntes, sondern als Etwas, worin man lebt und webt, inne haben], um sie zu schreiben. König 15, 173; O sie weiß es noch nicht, welches Gefühl für sie | meine Tage durchseufzt, weiß euch [in der gw. Prosa: von euch, s. 5a], ihr Thränen nicht. Matthisson A. 11, 8 (Hahn); Ohne den Feind zu w. [kennen], gegen den etc. Sch. 1049a, vgl.: Ohne zu w., gegen welchen Feind etc. (s. 2c); Solang ich nur ihn sah, nur ihn fühlte, Nichts wußte als ihn. 311a, solang er mein ganzes Sehn, Fühlen und W. (Denken) ausfüllte, vgl.: Ich weiß von Nichts mehr, wenn ich sie nicht weiß [wenn sie für mich, für mein W. nicht mehr existiert]. Hölderlin H. 2, 16 etc. Wir erwähnen noch bes.:
a) Ich weiß die Zeit (s. d.) nicht, daß er hier gewesen; daß ich ihn gesehen etc., Hyperbel = es ist sehr lange her, vgl.: Das w. die ältesten Leute nicht mehr etc.
b) Jch weiß, was ich weiß, als Ausdruck unerschütterlicher Uberzeugung, worüber man sich aber in weitre Erörtrungen nicht einlassen will.
c) Ich weiß Viel (z. B. eig.: Zwar weiß ich Viel, doch möcht’ ich Alles w. G. 11, 28; 10, 5 etc.), auch ironisch (s. viel 5d, Schluß), ähnlich: Was weiß ich? (vgl. 2c); Wer weiß?; Wer kann’s w.?; Das mag Gott w. etc., die Unkunde des Sprechenden in Betreff Deß, worum es sich handelt, zu bez.
d) Soviel ich weiß, parenthetisch = meines W–s (s. 10a), die Versichrung einschränkend, in sofern das W. des Sprechenden auch ein irriges sein kann (= wenn ich nicht irre; wenn mir recht ist etc.), z. B.: Soviel ich weiß, blieb Dies auch nicht ohne Wirkung. G. 15, 6 etc., s. e.
e) (s. d) als eine nicht ganz sichre Verneinung = nein oder nicht (so viel ich weiß), z. B.: Ich wüßte nicht. Engel 12, 339 etc.; Nicht, daß ich wüßte. Sch. 359a; „Was haben wir Neues, Marinelli?“ Nichts von Belang, das [daß] ich wüßte. L. Gal. 1, 6 etc.; Das [Daß] ich nicht wüßte. Klinger Giaf. 59; Thümmel 6, 43 etc.
f) Eingeschobnes wie du weißt; wie Sie w. oder auch (versch. g): w. Sie = bekanntlich.
g) Einschiebungen, wodurch der Sprechende sich versichern will, daß der Angeredete das Gesagte nicht unbeachtet lässt (vgl. Notabene; merk dir Das; Das muß ich dir nur sagen etc.), z. B.: Und dieser Tadel (daß Ihr es wisst) | ist eben der Wurm, der das Herz mir frisst. Cham. 3, 225; Sie geht mit uns nach Hause, Schwester, damit du es nur weißt. Möricke N. 289 etc., auch (versch. f): Jch, w. Sie, habe mich nie mit Weibern viel abgegeben. Ense D. 6, 545; Es war, w. Sie, sehr heiß. 554 etc.
h) als Einleitung für etwas Unerwartetes, das folgt: Weißt du, was?; W. Sie, was? etc.
i) als Schwur, Betheurung: Ich sitze, weiß Gott, recht unter tollen Geschichten. Gutzkow R. 2, 290; W. der Himmel! etc. k) als Bez., daß Etwas von noch unbekannten Umständen abhängt und, je nach denselben, eintreffen kann oder nicht, z. B.: Man kann nicht w.; Wer kann’s w.?; Wer weiß? etc. l) Einen (veraltend: Einem) Etwas w. lassen (s. d. 3), z. B.: Dieses Blatt lässt dir die Namen w. L. 3, 342; Sealsfield Leg. 1, 38 etc. und so auch (s. 2b): Ich ließ ihm w., daß etc. G. 28, 245; W. Merck 2, 90 etc.; Er möchte mir wenigstens durch göttliche Eingebung (s. 3) w. lassen, für welche Sünde ich so schwer zu büßen hätte. G. 28, 277 etc., vgl.: Einem Etwas zu w. thun (s. d. 3c); Da ihm .. zu w. gethan wurde, daß etc. W. 13, 142 etc.; Kund (s. d.) und zu w. sei hiemit, daß etc.; Zu w. sei daher dem edlen Ludwig, | daß etc. Schlegel Sh. 8, 277 etc. m) Sich Nichts w. machen (s. d. 1o), thun, sich stellen, als ob man Nichts davon wisse, merke, sehe etc. n) Etwas auf oder gegen Einen w., Etwas, dessen man ihn beschuldigen kann etc.; dagegen veralt.: Er [Hiob] müsse etwas Großes wider Gott verschuldet haben und auf ihm [sich] w., daß er so gestraft werde. Luther 5, 348b, Etwas auf dem Gewissen haben.
2) (s. 1) mit einem das Obj. vertretenden Satz, und zwar:
a) in direkter Anfügung des Aussagesatzes, z. B.: Jch weiß, du thust es gern; Ich weiß, der Bescheid darauf ist Euch nur Spiel. B. 66b etc.
b) (s. a) angeknüpft mit daß, z. B.: Jch weiß, daß du es gern thust etc.; Nun weiß ich, daß der Herr größer ist als alle Götter. 2. Mos. 18, 11; Ich weiß, daß mein Erlöser lebt. Hiob 19, 25; Jon. 4, 2; Matth. 6, 32; Joh. 16, 30; 21, 17 etc.; Und wisse, daß, falls du mich reizest, Gewalt ich brauchen kann. Cham. 3, 318; Hübsch ist sie .., aber ich wüßte doch nicht, daß sie .. Eindruck auf mich gemacht hätte. G. 15, 16; Platen 3, 173 etc. Bei Ältern auch mit dem Subj. des abhäng. Satzes als Obj. bei w.: Der Herr weiß die Gedanken der Menschen, daß sie eitel sind. Ps. 94, 11; Ein Höfling, den [= von dem] er wußte, daß er ihm nicht günstig. Weidner 40 etc.
c) mit abhäng. Fragesatz, z. B.: Ich möchte w., ob (s. d. II), wo, wann, wie Das geschieht etc.; Nicht w., wo (Auerbach Tag. 146) und wie (DMus. 1, 2, 681) aus; wo aus noch ein (G. 19, 72 etc.), an (Hebel 3, 46; W. 14, 158); wo hin noch her (Arndt 488) etc.; Wir w., von wannen Dieser ist. Joh. 7, 27; Luk. 10, 22; 23, 34 etc.; W., wer Alles an meinem Schicksal Theil nahm. Gutzkow 3, 86; Ich möchte nur w., was sie an dem einfältigen Kasten finden. Hebel 3, 168; Ich weiß noch nicht, wie Ruh und Friede thut. Haller 5; Ihr wisst ja, was mich wurmisch machte! L. Nath. 5, 5; 3, 10; Der liebe Gott, der weiß, | wie sauer mir der Antrag ward .., er weiß | ob [= wie wenig] ich gewünscht, ein offnes Ohr bei Euch | zu finden; weiß, wie sehr ich mich gefreut etc. 4.1 endelssohn 4 1, 91; Was weiß ich [s. 1c = was geht’s mich an etc.], ob ein Sohn des Rostem Suhrab sei? Rückert Rost. 17a; Sch. 80b; 515b; Rose wußte, ob [= in wie hohem Grade] Dies ein Unglück sei. Spielhagen Rösch. 224; Noch weißt du ja nicht, wie der Atreione gesinnt sei. V. Jl. 2, 192; Wüßten die Schwätzer, wie viele Plackerei wir auszustehen haben! W. Luc. 6, 177 etc. So auch (s. 1c) oft ineinandergreifend, zur Bez. des Unbekannten, Unbeschreiblichen, Unbestimmten (vgl. irgend etc.), z. B.: Wie ich weiß nicht welch [irgend] ein magrer Hund, ich weiß nicht welch [irgend] ein erbärmliches Buch betitelte. Cham. 5, 110; W. 12, 35; 245; Mein Unbekannter gab dieses Orakel mit .. einem, ich weiß nicht welchem, mehr als menschlichen Klang der Stimme. 16, 179 etc.; Die Abgelegenheit und ein sonst Ich-weiß-nicht-was, das in der Luft zu liegen schien. G. 20, 60; 14, 236; So dichterisch auch das Lied ist, so muß ihm doch Etwas, ich weiß nicht, was, entweder an Fühlbarkeit für Jedermann oder an Sangbarkeit fehlen. V. Br. 2, 172; W. 11, 170; 12, 5; 237; 272; Es regte sich doch, wir w. nicht, was in seinem Kopfe. 2, 49; Cronegk 2, 226; Es lockt mich ein Ichweißnichtwas. . . Mir ist’s, als sollten jene Säle mir, | ich weiß nicht, wen enthüllen. Platen 3, 68; Ich schleudre ihn [den Wurfspieß], ich weiß nicht auf wen, ich weiß nicht auf was. G. 14, 159 etc.; Die ganze Welt, ich weiß nicht, wie, | weist immer mich zurück auf sie. 35, 64; Aus luftigen Tönen quillt ein Weißnichtwie, | indem sie ziehn, wird Alles Melodie. 12, 76; Gotthelf G. 302; 351; Müllner 6, 117 etc.; Das Höchste, | was uns begegnet, kommt, wer weiß, woher? G. 13, 308 etc.; Wohin, Das mag Gott w. Hackländer SGsch. 3, 147; Handgreiflich, Gott weiß, aus welchem Luther’schen Tröster .. abgeschmiert. L. 11, 527; Spricht, Gott weiß, warum? im Kontr’alt. Zelter 2, 267 etc.; Da kommt solch ein flotter Gesell, ein Gott-weiß-woher und ein der -Himmel-weiß-wer etc. LHerbert Nap. 2, 84 etc.; ferner zur Bez. eines sehr hohen Grades: Wär der Kreuzweg nicht gekommen, | dann wär’ ich jetzt, wer weiß wie weit?; Man könnte auf die Gedanken gerathen, daß mir, weiß, was? an einer Frau gelegen sei. L. etc.
3) (s. 1; 2) mit Beifügung Deß, woher, woraus man sein W., seine Kunde hat: „Woher w. Sie Das?“ Ich weiß es von ihm selbst, aus seinem eignen Munde, durch seinen Bruder etc.; Etwas aus Büchern, aus der Zeitung, aus oder durch Erfahrung w.; Woher hätte er voraus w. können, daß etc. (vgl. 2b). W. 16, 189 etc., vgl. auch: Wobei [= woran] weißt du, daß Gott euch zusammengefüget? Luther 5, 242a etc.
4) (s. 1) mit einem zum Obj. hinzutretenden Dat., z. B.:
a) Einem Dank (s. d. 2a) w. vgl. gr. pαρeνeīdéναe; frz. savoir bon gré in unserm Bewusstsein das Gefühl des Dankes gegen ihn empfinden, z. B. G. 9, 116; 120 etc.; mit für, z. B. Sch. 561a etc.; bei Ältern mit Genit.: Frisch 1, 183; Waldis Es. 130a und dafür nicht bloß: Sie sollten mir es (s. d. 9) noch Dank w. L. 2, 400; Volksz. 13, 38 etc., sondern auch: Wer wird ihm diese kleine Üppigkeit nicht vielmehr Dank w. [vgl. danken]? L. 6, 478 etc.
b) Seiner Wuth keine Grenzen w. [kennen]. Ense D. 6, 344 etc.; Mit einem Zutrauen, dem [oder: für das] ich keinen Namen weiß. H. Ph. 3, XV etc.; Und hätt’ ich dir [bei dir etc.] ein so versöhnlich Herz | gewusst. Sch. 493b, hätt’ ich gewusst, daß dir ein so versöhnlich Herz ward; daß du es hast (s. 9) etc.; ferner: Seinem Leibe (W. 14, 5 etc.), vgl.: seines Leibes (Freytag B. 2, 399); sich (Oppenheim 13, 251; Sch. 540b) keinen Rath wissen; Blücher wußte sich Rath [vgl.: zu helfen, s. 6]. Ense B. 3, 608 etc.
c) Sich viel (G. 23, 312; W. 2, 73; 13, 53 etc.), desto mehr (7, 130), nicht wenig (1, 60; 23, 254; G. 39, 449), ’was (Jahn M. 290) w. mit Etwas = sich viel etc. darauf zu Gute thun, einbilden etc., auch: damit, daß, z. B.: Er wußte sich viel damit, daß er ein Schüler des berühmten Gorgias gewesen. W. 14, 90; 13, 164 etc., auch: Die ihr euch soviel damit wisst, weiser zu sein. 9, 25; 27, 349; Scherr Bl. 1, 108 etc.; seltner: Die eleganten Herren dieser Zeit wußten sich sehr viel auf die Feinheit ihres Geschmacks. W. HB. 1, 125; Nicht, daß ich die Narrheit hätte, mir Etwas darauf zu w. Forster Br. 1, 241 etc.
5) intr. durch Ausfall des Obj.: Etwas etc. mit abhäng. Präpos., z. B.:
a) Von einer Person oder Sache nicht (oder Nichts) w.; w. wollen, z. B.: Abraham weiß von uns nicht und Jsrael kennet uns nicht. Jes. 63, 16 etc.; Ich will von keinem Gruße w. [hören], | als: ihr die Fenster eingeschmissen (vgl. 9). G. 11, 86; Ich will von dir | und deinem Trost Nichts w. etc.; Wer von einer Verschwörung weiß und es nicht anzeigt; [Der] die Hände gewaschen hat, sam [= als ob] er nirgendvon wüßte. Stumpf 726a etc.; ferner: Von sich (selbst), von seinen Sinnen (s. d. 3q), seiner Besinnung nicht oder Nichts w., besinnungs-, bewusstlos daliegen, z. B.: Das Kind .. liegt da und weiß kaum von sich selbst. G. 10, 160 etc.
b) (s. a) Um Etwas w., w., wie es darum steht, sich damit verhält etc.: Du weißt um unsre Narben, | Aar Preußens! Beck Arm. 90; Ich weiß um dein Thun, um deine Mühe etc. (Off. 2, 2); Entdeckungen, | um die ich selber nie gewusst. Sch. 262a; Sie w. um des Kaisers Forderungen | und toben. 340a; Der Abgesandte Frankreichs | weiß um den Bund, er bietet selbst die Hände. 411b; Du Gesell, der sicher | um ihre Flucht gewusst und jetzt dich stellst, | wie Einer, der Nichts weiß. Tieck Cymb. 4, 3 etc.; auch zuw.: Da ich Nichts mehr um mich wußte [besinnungslos dalag]. Pfeffel Pr. 1, 47 etc.; seltner positiv: geweckten Sinnes sein etc., z. B.: Wer in Holland gewesen, ist doch gleich ein rechter Kerl, der weiß um sich und Alles hat bei ihm seine rechte Stelle. Arnim 285 etc.
6) mit Infin. und zu (s. Anm. 2c; vgl. 8): Etwas zu thun w. = es verstehn, können, z. B.: Versteh ich gleich Nichts von lateinischen Brocken, | so weiß ich den Hund doch vom Ofen zu locken. B. 67a; Jch wollt’, ich hätte so gewusst, | am Kelch des Lebens mich zu laben. Cham. 3, 63; Nicht Heldenfaust, nicht Heldenstamm.. weiß ich dir zu bieten. G. 13, 321; Ich wüßte sie nicht zu schelten [ich kann es nicht, habe keinen Grund dazu] und doch kann ich nicht zufrieden mit ihr sein. 15, 30; Daß die Krystallographie .. sich einiges Übergewicht zu verschaffen gewusst. 40, 475; Der Preußen König weiß zu siegen und zu bauen. Hagedorn 1, 145; Kein Frühling weiß so traut und wohl zu klingen [klingt so etc.], als wenn etc. Lenau A. 186; Ihr wisset nicht zu leben [habt keine Lebensart]. Lichtwer 147; Unserm Häschen wird so heiß, | daß er nicht zu bleiben (s. d. 1o) weiß. 132, fast außer sich geräth etc.; ähnlich: Sich nicht zu fassen, zu halten w. etc.
7) zu 6 elliptisch, selten: Sich zu Etwas [hinzufinden] w. L. 1, 214 etc.
8) vereinzelt mit Accus. und Infin., in versch. Nüancen, z. B.: Ich weiß doch hüpfen unter Seiden | zwei Elfen. Niendorf Fr. 3, ich weiß, kenne zwei Elfen, welche hüpfen etc.; Wenn ich Einen hungern weiß. Prutz W. 17, wenn ich Einen weiß, der oder: wenn ich weiß, daß Einer hungert; Sie weiß mich in Wüsten irren. Sch. 132b etc.; Lügen . ., die man Lügen zu sein weiß. L. 10, 49, von denen man weiß, daß es Lügen find (vgl. in der Form von 6: Als wüsst er eine Dummheit begangen zu haben. Burmeister gB. 1, 269) etc.; entsprechend einem Wo: Ich weiß welchen stehn [wo welcher steht]. Klencke Gsp. 1, 248; Den ich nicht wohnen [dessen Wohnung ich nicht] weiß. Rabner Br. 264 etc.
9) (zu 8 mit Ausfall eines „sein“ etc.) Sobald ich ihn oder mich hier; bei dir; frei, glücklich etc. weiß; Während sie sich die Wittwe eines Fürsten wußte. HHerz 146; Die man zugegen weiß. Kohl Irl. 1, 421; Ein [solches] Werk .. das Werk eines unserer Bürger zu w. JvMüller 5, 179; Beide weiß ich kindlich mir geneigt. Sch. 489b; 798a; 937b etc.; Sonst w. [schätzen] sich Jungfern .. glücklich, wenn etc. 203b etc. und bes. (vgl. haben I12): Etwas gethan w. wollen, wollen (verlangen), daß es gethan werde, geschehe. Garve Pfl. 1, 53; L. 6, 261; W. 33, 4 u. o.; auch, wo das Verlangen, der Wunsch durch andre Ausdr. als wollen bez. ist, z. B.: Als ob er die Komtesse lieber etwas weniger entschuldigt gewusst hätte. König Kl. 2, 230; Ein Licht . ., in welches man alle dergl. streitig Punkt gesetzt zu w. wünschen möchte. L. 5, 64; Der Schenkwirth, um ihn bald aus seiner Schenke zu w., antwortete. Tieck DQ. 1, 17 etc.
10) substant. Infin. s. III. 11) pass. Partic.: Von Menschen nicht gewusst | oder nicht bedacht. G. 1, 81; Das Gewußte anwenden und ausüben etc.; Vieles bisher Dunkle und Ungewuste. Ense T. 1, V etc. (vgl. bewusst). 12) Wissend etc., s. u. 13) Wisser, s. u.
Anm.
1) Etymol. s. weissagen, vgl. Benecke 3, 781; 785 und außer dem dort Angeführten z. B.: Der Name der Vedas [s. d.] .. hängt im Indischen .. zusammen mit dem hebr. (wovon vêda eine bloße Dialektverschiedenheit ist) sowie mit dem lat. videre, εīoeιν etc. Schelling 2, 2, 454. Zu w. auch z. B. Gewissen, ahd. gawizanî, mhd. gewi~zen(e), f.; gewiß, ahd., mhd. wis, gewis mit vergewissen etc.; Witz, ahd. wizi, mhd. witze, f. mit witzig, ahd. wizig, mhd. witzec etc.
2) Abwandl.:
a) Präs. Indik.: Du „weisst“ alle Dinge, du ,weissest“, daß. Joh. 21, 17; So weissestu es. Ps. 139, 2 etc.; Du weißest. Geßner 2, 95; Schwab 61; W. 28, 8etc.;Duwissest. Rückert 6, 335 etc.;Erweißt. Brant N. 45³⁰; Luther SW. 26, 321; Stumpf 382b; 547b; Wackern. 3, 19³ (Keisersberg); 334¹¹ (Franck) etc. und noch schwäb., z. B. auch: W. 11, 67 (Reim: speist); 10, 272 (Reim: Geist; ebd. außerm Reim weiß) und in frühern Schriften Sch.’s, s. IMeyer Btr. 1, 6 ff.
b) veralt. Impf.: west. HSachs G. 1, 167; Ders. (Wackern. 2, 97²⁰; 110¹³ etc.); wißt(e). Murner Ul. 9; 11; 17; 55 etc.; Konjunkt.: „Wißten“. W. Luc. 6, 177.
c) Partic. Prät., veralt.: gewisszt. Eppendorf 39; 42; 43 etc.; gewüst. Luther 6, 9b; Fischart B. 41b etc.; ferner noch zuw. zu 6 nach Weise der Hilfszeitw. (s. brauchen, Anm.) dem Infin. gleichlautend: Sie hätten Nichts wissen damit anzufangen. Hebel 3, 331 (= anzufangen gewusst). Luther 1, 165b; SW. 65, 88 etc., vgl. mhd. gewizen freilich fast nur adjektivisch (Benecke 3, 785b; 789b), wie: Die Gewissenen [W–den der Fehme]. Agricola 57; Grob ungewißen Leut. Wackern. 3, 269³¹ etc. und bei Schm.: Das ist mir (un)wissen = unbekannt, woraus sich am füglichsten das in diesem pass. Sinn noch übliche (un)wissend erklärt.
Zsstzg. z. B.: Āūs-:
1) tr.: Etwas (Erlerntes) zu Ende wissen: Ich weiß das Lied nicht aus. 2) refl. [7]: Dann hat er vor lauter Sorg’ sich gar nicht ausgewusst [zu retten etc. gewusst]. Kompert Pfl. 1, 228 (mund- artl.). Be-: veralt.:
1) refl. = sich orientieren, zurechtfinden: Durch die Magneten sich im Berge b. Mathesius 141a (s. ver-w. 3).
2) tr.: kennen: Die letzte Insel, welche die Römer erkannt, „bewist“ und erobert haben. Franck Weltb. 69b, gw. nur im adjekt. Partic., s. u.: Bewusst. Ge-: gw. nur im subst. Jnfin., s. III und [Anm. 1]. Mít-: unter Die gehören, die von etwas Beabsichtigtem, einem Vorhaben, Vorgang Kenntnis haben: Um Etwas m.; dazu: Das M., s. III; Mitwissend (s. d.); Mitwisser (s. d.). Um-: s. umwissend. Ver-: (veralt., mundartl.) 1) wissen: Wer seiner Unschuld traut und sich gerecht verweiß. Günther 1009. 2) Einem Etwas verdenken, verargen: Ich kann’s auch dem Teufel nicht ver-w., daß er mich .. nicht .. sollt meinen zu suchen. Luther 5, 4a etc.
3) = be-w. 1, s. Schm. 4, 185; Er verwußte sich nicht vor Freuden. Spindler V. 2, 207, war ganz außer sich. Vōr-: s. III und vorwissend.