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gewiss wissbar Gewisselei Campe.
II. Gewiss, a.:
–est: (s. I und wissen, Anm.): 1) prädikativ von Pers. oder Personif. (gw. mit Komplement): Etwas fest und zuverlässig wissend, so daß kein Zweifel daran ist (vgl. überzeugt etc.). Das, woran kein Zweifel ist, steht entw. (a) im Genit. oder (b) abhäng. von Präpos. oder ist (c) durch einen Satz ausgedrückt:
a) Jemand (oder sein Herz, Geist etc.) ist, wird einer Sache oder Person g. (vgl. sicher); ihn derselben g. machen, z. B.: Ein Herz, das seiner Sachen g. ist, das fürchtet sich vor keinem Schrecken. Sir. 22, 19; Werde der Sachen g.; darnach rede davon. 33, 4; Spr. 18, 17; Röm. 14, 5 etc.; Er winkt .., | als schon g. des Siegs, den Zwölften auch herbei. Alxinger D. 159; Sie trutzt, der Liebe ihres Liebenden g., ihren höhnenden Blicken. H. R. 7, 8; Keller gH. 2, 330; So g. | ist Nathan seiner Sache? L. Nath. 3, 7; Herr Fürst, wir glauben, daß Sie’s ehrlich meinen; | seit gestern sind wir Deß g. Sch. 364b; Ihrer Überlegenheit versichert und dieses mächtigen Beistandes gewiß, wagt sie etc. 840b; 846a etc.; Jch bin meines Daseins nicht g–er als der traurigen Wahrheit, daß etc. W. 23, 118; 33, 345; Des Fräuleins Ton und Miene | bewies ihm, wie g. sie ihres Wahns sich hielt. 11, 261 etc. Auch (s. Das 4; Es 9etc.): Ich weiß, und bin’s [es = Deß] g. .. daß etc. (vgl. c). Röm. 14, 14; „Es ist mein Bruder, Das bin ich g.“ .. Von Nichts sind sie g. (s. b). G. 18, 71 etc.; ferner verschmelzend mit dem Genit.: Das lebt und wandelt so munter, so daseins-g. an uns vorüber. Nat.–Z. 15, 402; Dem so frommen gott-g–en Manne. Prutz Ob. 2, 19; Sei nicht im Voraus so sieges-g. etc., vgl. auch: Selbst-g. = voll selbstbewußten Vertrauens.
b) G. sein von Etwas oder Einem, z. B.: Um auch in einem solchen Falle von Ihnen [= Ihrer] ganz g. zu sein. G. 25, 198, zu wissen, daß man auf Sie sicher rechnen kann; Ich bin ihm nun kein Fremder mehr, von dessen Art zu sein und von dessen Laune er etwa nicht g. wäre. 17, 384; 221; 30, 237; Sch. 5, 28 etc.; W. 9, 224; Davon bin ich g., daß etc. (s. c). 18, 256 etc.; ferner: Daß sein erster Schritt sein müsse, von der Gesinnung der Wittwe g. zu werden. Engel 12, 311 etc.; ferner: Ehe sie sich von dem baldigen Tode des Ersten g. gemacht. Sch. 1078a; Um sich von der Tugend ihrer Hälften, wiewohl wir davon schon g. waren, noch g–er zu machen. W. 13, 10; HB. 2, 196; Luc. 6, 385 etc.; seltner: Was die Gewänder betrifft, malte er diejenigen zuerst, über deren Farben er schnell g. geworden war. G. 31, 72; Sind Sie über das Wort, das Kaunitz gesagt hat, g.? H. Dünz. 1, 150 etc.
c) mit abhäng. Satz: Ihr Herz ist g., daß dein Ohr darauf merket. Ps. 10, 17; Röm. 8, 38; 2. Tim. 1, 12; Ap. 16, 10 etc.; G., das Weltall zu besiegen [vgl. a: sieges-g.], | blickt er umher. G. 4, 152; Seit dem Augenblick, da ich g. ward, er habe mich verlassen. 9, 312; Jch bin als Mensch überzeugt, daß etc. .. Ich bin als Arzt g., daß etc. 17, 83; [Erst] will ich g. sein, was in Frankreich mit dir werden wird. 28, 303; Können nicht „gewis“ sein, ob etc. . . Auch kann Niemand „geweis“ sein, ob etc. Luther 6, 103a; Ich bin g., wie meines eignen Hauptes (s. a), | daß du dich öffentlich beschimpfst. Sch. 601a; Uns desto g–er zu machen, daß etc. W. 19, 156; 22, 212; Nur muß es uns erlaubt sein, uns erst g. zu machen, ob es auch wirklich Tugend sei, was etc. 35, 100 etc. 2) (s. 1) prädikativ von Sachen (ohne Komplement) und (nam. durch Wegfall eines als) adverbiell:
a) zuverlässig; sicher; fest; so daß kein Zweifel, kein Schwanken oder Wanken statt hat etc.: Die Sache ist möglich, selbst wahrscheinlich, aber doch noch nicht ganz g.; Daß es so kommen wird, ist leider nur zu g.; Soviel ist g., daß etc.; Das ist mathematisch (s. d.) g.; Das ist so g., wie daß 2 mal 2 vier ist; wie Amen in der Kirche etc.; Es ist nicht g., aber wir wollen es einmal als oder für g. annehmen: was folgt daraus?; Man erzählt, sagt, behauptet etc. es als oder für g. etc.; Das scheint mir ganz g.; ist nach meiner Ansicht, nach meiner Überzeugung oder ist mir (versch. b) ganz g.; Das glaub ich [als] ganz g.; Davon bin ich [als] ganz g. überzeugt etc.; Eine Nachricht, Mittheilung ist g.; Jemandes Überzeugung, Glaube etc. (s. 1) ist g. etc.; Das Zeugnis des Herrn ist g. Ps. 19, 8; Laß meinen Gang g. sein in deinem Wort. 119, 133; Der Herr machet das Herz g. Spr. 16, 2; Es wird .. der Berg, da des Herrn Haus ist, g. [festgegründet, unwankend etc.] sein. Jes. 2, 2; Ihre Arbeit soll g. sein. 61, 8 etc.; Ihr selber wisset [als] g. [oder s. 1 = g. seind], daß etc. (versch. 4). 1. Thess. 5, 2; Ap. 2, 36; Erkennen unsere Obersten nun [als] g., daß er g. (s. 4) Christus sei? Joh. 7, 26; Erlösung, der sie [als] g. hoffen (s. d. 3c) sollten. Sir. 49, 12 etc.; Das ist nicht völlig g., dessen Gegentheil ebensowohl möglich ist. Bahrdt 1, 268; Da hatt’ ich einen guten Anschlag, der war .. ja und g. (s. c). Berlichingen 127; Müller hat vor seiner Abreise [als] g. versprochen, wieder zu kommen. Forster Br. 1, 339; Hieraus ist’s [als] g. beweiset, daß etc. Luther 8, 123b; Luther sagt für beständig und g., daß Herzog Georg .. vom Teufel besessen sei. 6, 5b; Für g. gehört. Tieck N. 5, 203; Was sie uns für ganz g. gegeben. W. 20, 278; Jhres Schutzes um so g–er versichert. 34, 247 etc.
a) Etwas ist (bleibt) Einem g., es ist kein Zweifel daran, daß es ihm wird, z. B.: Dir ist deine Strafe (deine Belohnung etc.) g.; Der Tod ist uns ja Allen g.; Jch will [dem Gegner im Schach] nur erst den Thurm nehmen, der Springer bleibt mir g. etc.; Und nun, da wir Antonio wieder haben, | ist dir ein neuer, kluger Freund g. G. 13, 129; Durchnetzte mich ein Regenschauer, so war das Fieber mir g. 15, 15 etc., vgl.: Bei einem nothwendigen Übel, das, [ihr] g–er als der Tod, über einem Weibe schwebt. 16, 303 etc. c) G., als (ellipt.) Versicherungsformel, zur Bez. einer fest gegründeten Überzeugung etc. = Das ist g. etc., z. B.: „Wirst du’s auch thun?“ G.!; G. und wahrhaftig! Willkomm Bank. 2, 38 etc.; Jch thu’s, so g. (wie) ich hier stehe, lebe etc. (mundartl.: Joggi hat, g’wüß ich lebe, nicht Zeit. Gotthelf Sch. 167), auch substantiviert: Mit einigen Obgleichs und G. Alexis Düstrw. 1, 275 etc. d) s. c vgl. e oft eingeschoben in einen Satz: 1. Sam. 25, 17 etc.; Alphons hat mich zuerst begeistert, wird | g. der Letzte sein. G. 13, 196 etc. e) wie d doch gw. unbetont, vgl. 3b in Sätzen mit fragendem Ton in abgeschliffnerem Sinn, zur Bez. einer wahrscheinlichen Vermuthung = wohl; nicht wahr? etc., z. B.: Das haben Sie g. auch schon gehört; Du meinst g., ich weiß es nicht; Er nimmt sie g. zu seiner Frau. G. 11, 156 etc., auch (seltner): Ich werde es g. nicht gesehn haben [du meinst wohl, ich hab’s nicht gesehen], da er dich .. küßte? Gellert etc. f) veralt.: Der greifet und führet ihn g. [ihn festhaltend]. Mark. 14, 44 (vgl. Brem. W. 5, 274). 3) attribut.:
a) betont, entsprechend 2a = fest, bestimmt, sicher, welche Wörter heute da, wo Zweideutigkeit zu befürchten ist (s. b), vorgezogen werden —: Ich habe die g–e Hoffnung, Überzeugung etc.; den g–en Glauben, daß etc.; Das hat seine g–e Zeit, Grenzen etc.; Er hat sein g–es Gehalt, seine g–en Einkünfte etc.; Gieb mir einen neuen g–en Geist. Ps. 51, 12; Daß .. Sonne und Gestirn ihren g–en Lauf haben. 74, 16; Nach g–er Zusage. Jes. 26, 3; Ich will mit euch einen ewigen Bund machen, nämlich die g–en Gnaden Davids. 55, 3; [Die Gnadenverheißungen Davids, die bewährten. Zunz]; Sir. 16, 24; Weish. 3, 4; Es ist aber der Glaube eine g–e Zuversicht. Hebr. 11, 1; Thut g–e Tritte mit euren Füßen, daß nicht Jemand strauchle. 12, 13 etc.; Luxusarbeiten werden vom Accidenzdrucker im g–en Gelde gedruckt. Franke Kat. 154; Weiß schon .. das Kind .. mit g–erem Fuße zu gehen. V. H. 2, 364 etc., auch (s. 2b): Den schon g–en Fang | verfolgt Neoptolem. Sch. 34b etc. und als sächl. Hw.: Das G–e fürs Un-G–e nehmen; Wenn wir .. das G–e spielten und ihn kurz und gut beim Kopfe nähmen. G. 9, 291; Lasst uns des G–en spielen und das Un-G–e fahren. Luther 1, 337a etc.; Jemand hat, bekommt, bezieht sein G–es [an Geld] etc.
b) (s. a und vgl. 2d) unbetont, im Sinn des lat. quidam, wie mundartl. sicher (s. d. 4), um anzudeuten, daß das Genannte best. ist, daß man aber die nähere Bestimmung nicht weiter angeben kann oder will, z. B. in Ez. mit unbest. Artikel: Ich fühle eine g–e [eine Art von] Furcht. G. 6, 337; Du [Merkur] hast in Deutschland jetzt ein Geträtsch mit einem g–en Wieland. 7, 213; Mit einer g–en Vorsicht. 15, 157; In einem g–en Alter. 160, vgl.: Eine Dame von g–em Alter. 23, 85; Ein g–er Ernst. 26, 327; 27, 52; 315; 374; Wie irgend Jemand über einen g–en [konkreten] Fall denke. 39, 10; 274; 40, 263; L. 3, 211; Sch. G. 2, 78; „Ein g–er Shakespeare“. Shakespeare? .. wiederholte Green. Ein g–er? fuhr Marlow fort; ja, er wird g. und immer g–er [2d] Derjenige sein, der etc. Tieck N. 6, 201; W. 1, 43; 50; Mit Frauenzimmern von einer g–en Klasse. 5, 179; Ein g–es Etwas oder: Jchweißnichtwas etc., auch subst.: Wie glücklich ein G–er, | den ich nicht nennen darf, an meinem Platze | sein müßte. Sch. 249b; 264a; W. 15, 252 etc., vgl. sachl.: Alle Abänderungen des Körpers, von welchen man aus der Erfahrung gelernt hat, daß sie etwas G–es ausdrücken. L. 7, 26 etc.; ferner in Mz. ohne Artikel: G–e nicht näher angebbare Veränderungen. Burmeister gB. 1, 221; G. 18, 183; Einen Mann in g–en Jahren. 264 (32, 182; 25, 252 u. v.); Wie g–e Menschen die Katzen nicht leiden können. 22, 129; Der Gebrauch g–er Farben, um g–e Töne hervorzubringen. 23, 287; 30, 396; 37, 347 etc.; Wer über g–e Dinge den Verstand nicht verliert, Der hat keinen zu verlieren. L. Gal. 4, 7 etc.: G–er-maßen, s. Maß 3o, vgl. 3l: ohne Artikel in Ez.: Was nur in g–er [einer g–en] Beziehung und in g–er Maße eine Wahrheit ist. Gervinus Lit. 5, 562 etc.; ferner auch mit best. Artikel oder hinzeigendem Fw. in Bezug auf etwas früher schon als „,ein G–es“ etc. Bezeichnetes, z. B.: Mit dem Herkommen des g–en Mannes im Zusammenhange. Prutz Mus. 3, 29; Meine Mutter hat g–e Plane, die etc. .. Die g–en Plane. Sch. 639a etc. Zsstzg. s. 1a; ferner z. B.: So harret doch eine Trennung unser Aller eid- schwurg. Kosegarten Sch. 1, 207, so gewiß, daß man es beschwören kann etc. und nam. Ggstz. außer [3b]: Ún-: z. B.:
1) [1] (subjektiv) schwankend, zweifelhaft, mit sich uneinig, z. B.:
a) ohne abhäng. Vhe: Sind wir noch verworrener und u–er als vorher. G. 15, 20; Im labyrinthischen Gewirre | schwankt un-g. der Mensch dahin. Tiedge Ur. 26; Schon lange ließ der Hirt von einem Reiz zum andern | die u–en Blicke wandern. W. 10, 7 etc.
b) mit Genit.: Die erschrocknen Geister, | die .., der Strafe un-g. [in Furcht davor], | des Richters Spruch entgegensehen. Creuz 1, 81; Des Ausgangs un-g. Gellert 1, 247; Stets des Erfolges un-g., nur des Einen sicher, daß er endlich unterliegen muß. Görres V. 165; Heinse A. 1, 219; Nicolai 4, 149 etc.
c) mit Präpos.: Über (in Betreff von) Etwas un-g. [zweifelhaft] sein, werden etc.; Un-g. [uneinig] mit sich selbst. L. 8, 374 etc.; Nie un-g. [schwankend] zwischen seinem Staatsvortheile und seiner Religion. Sch. 906a etc.
d) mit abhäng. Satz: Zweifelhaft und un-g., ob und wo er Solches find’, | geht er etc. Logau 2, 196; 1; Nicolai 2, 16; Platen 1, 72 etc.
2) (objektiv) unzuverlässig, keine Sicherheit gewährend etc.: Die Sache ist un-g.; Es ist un-g., ob es geschieht; ob und wann er kommt etc.; Nicht hoffen auf den u–en Reichthum. 1. Tim. 6, 17; Von einem Kaminfeuer un-g. erleuchtet. Eichendorff 3, 311; Ein u–er und willkürlicher Mann. Hebel 4, 35; Ein u–er Wahn und Wankelglaube. Luther 5, 226a; 529b; Bei Lunens u–em Schein. W. 10, 69; Etwas auf ein u–es Spiel setzen. 19, 190 (Luc. 5, 38 etc.); In der äußersten Ferne fangen die Ggstde. an wie Nebel abzubleichen und un-g. zu werden. Zschokke 1, 200 etc.; als sachl. Hw.: Das Gewisse fürs U–e nehmen; Mirza sprengt den Geist ins U–e. G. 4, 20 etc.; bes. auch: Aufs U–e (1. Kor. 9, 27), hin (Tieck N. 6, 30), fort (G. 15, 251), ohne best. Aussicht auf Erfolg etc.
Wiss~bar, a.:
so beschaffen, daß man es wissen kann (vgl. erkennbar, erlernbar etc.). Danzel 220; G. 3, 331; 30, 12 ff.; 37, 247; 39, 74; 40, 106 etc.; Die W–keit.
~elēī, f.; –en:
kleinliches, halbes Wissen.
Campe.