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wirbelhaft ~lig ~elig wirbeln um-wirb wirbig Wird Wirheit
Wírb~elhaft, a.:
wirbelig (s. d., z. B. 1a): Man raste auch nicht so w. durch den Saal, man tanzte in gemessenem Schritt. Roquette E. 200 etc.
~(e)lig~(e)lig, a.:
1) sich im Wirbel drehnd, z. B.:
a) wild und ungestüm etc.: Diese Lieder, wild und w. Freiligrath H. 4; Das w–e Kind. Kürnberger N. 2, 240 etc., s. wirbelhaft.
b) schwindlig, z. B.: Einem ist w. von Etwas (Gutzkow Ottfr. 7); wird w. bei Etwas (R. 8, 139); wird davon w. im Kopf (Schlegel Dr. 2, 157); wird der Kopf davon w. (Auerbach Leb. 2, 17) etc.; Etwas macht Einem den Kopf (Bahrdt 2, 260), macht Einen (Immermann M. 3, 285; Thümmel 6, 15) w.; Die Freude macht drehend, wirblicht. L. 1, 539 etc.; Sein wirblicht Hirn. Schlegel Sh. 7, 266; In seinem w–en Kopf. Thümmel 7, 69 etc.; Ein w–es Taumeln. Auerbach D. 4, 241 etc.; veralt.: Wirbig werden. Megenberg 109 etc.
c) (s. b) berauscht, so daß sich Alles Einem vor Augen dreht (scherzh.).
d) wunderlich etc.: Melanie ist seit Kurzem w. [launisch etc.] und wunderlich geworden. Gutzkow R. 4, 399; Hat man je einen so w–en Kerl, so einen verdrehten Haspel .. gesehen? Scherr Sch. 2, 46 etc. 2) von Haaren: im Wirbel (s. d. 2) gewachsen. Adelung.
~eln, tr., refl. und intr. (haben und s. 1c sein):
1) im oder wie im Wirbel; in raffender Bewegung; wild, wirr durcheinander sich drehn, oder: so sich drehn machen, drehn:
a) tr., z. B.: a) Der Sturm .. lustig die Schneeflocken durch einander w–d. Eichendorff 3, 313; Mit Schnelle | die Spindel w–d. Geibel (DMus. 5, 1, 27); Als wirbelten ihn Orkane wie Meerschaum. Kl. M. 16, 451; Da ward ich von einem Ende der menschl. Natur zum andern gewirbelt. Leisewitz Jul. 6; Entsetzlich Wort! | es wirbelt ihn von dannen. Reithard 339; Dieser 10te August, der die Größen der ersten Revolutionsjahre, wie dürre Blätter, vom Freiheitsbaum wirbelt. Scherr Bl. 1, 326; Erst wirbelt sie mich künstlich auf der Freude .. Schwindeldach und dann hinunter. Sch. 178a; Welche Vorstellung, die den staunenden Geist über seine Linien wirbelt! 162b; Gewirbelt von des Wankelmuthes Strom. Schlegel Gd. 1, 19; Von der Leidenschaften Wuth, | wie von der Windsbraut gewirbelt. Schubart 2, 314; V. Ov. 2, 139; Er wirbelt dieselbige Lüfte. 1, 124, bleibt in seinem die Lüfte w–den Flug auf derselben Stelle etc. 8) mit einem erst im, beim W. entstehnden Obj.: Blaue Wolken aus der Meerschaumpfeife in die Luft w–d. Lewald Ferd. 3, 6 etc.; [Die Freude] wirbelt in grünen | Gebüschen mit ihnen | den ländl. Tanz. Matthison 24, tanzt, schlingt etc. γ) Über den grauen Augen sind die Ausläufer der dicken Brauen in die Höhe gewirbelt. Auerbach D. 4, ..., gedreht, gezwirbelt (s. d.); Ja kein Tuch so um den Leib w., als wär’s ein Strick. Gutzkow Bl. 1, 452, drehend schlingen (vgl. niedrd. wribbeln).
b) refl., z.B. (s. ac): Atome, die sich durch einander w. R. 8, 14; Sobald sich mit der Zeiten | Wechsel wirbelt ein Sturm. Kl. Od. 2, 83; Woge überstürzte Woge und bildete dann die zur Tiefe sich w–den Kreise. Natur 13, 335b; So wüthend wirbelt sich kein Wirbelwind. W. Luc. 6, 438 etc.; minder gw. von einem Schwimmenden, Badenden: Er wirbelt sich. Hagedorn 2, 267 (Ramler F. 3, 313) und veralt.: Die Sonn’ .., so .. sich wirblet überall. Spee (Wackern. 2, 289¹), eindringt (vgl. lat. versari).
c) intr. (bei hervorgehobner Ortsverändrung mit sein) = b: Der Blumenweihrauch wirbelt in die Lüfte. Beck FPo. 4, 22; Es wirbelt Blüthenschnee. Bodenstedt Ausgw. 7; Mir wirbelt das Hirn. Brachvogel Narc. 128; Schon wirbelt Wuth in allen meinen Adern. Collin Reg. 4, 8; Der Türke tanzt und [es] wirbelt der Mongole. Daumer 2, 195; Eichendorff 3, 83; Da gähnet und wirbelt der schäumende Grund. G. 1, 148; Vom Fels herunter die wühlenden Fluthen w. zu Sanders, deutsches Wörterb. II. sehen. 14, 122; In der der Geist des Tanzes, der Musik und des Zorns wirbelte. Gutzkow R. 4, 348; Heine Verm. 1, 229; [Da] wirbelten mir die Gedanken so heftig durch- einander. PHeyse Mer. 123; Immermann M. 1, 334; Klinger Gr. 16; Dichter Schnee wirbelte in der Luft. Lewald W. 1, 160; Musäus M. 2, 7; Prutz GschTh. 179; Das Köpfchen wirbelte ihr noch immer von Launen. Ob. 2, 97; Der Kerl macht mich w. [schwindlig]. Sch. 123b (vgl. d Rabner); Spielhagen Pr. 2, 82; Weiß dann wirbelt die Flur [von Schneegestöber]. V. 3, 3 u. o., s. d.
d) adjekt. Partic. Präs. zu c oder mit Wegfall eines Obj. (s. nam. Sich): In wilder w–der Strömung. Cham. 4, 220; W–der Wind. Echtermeyer 69; Rauchwolken stiegen w–d in die Höhe. Forster It. 1, 213; Mein Innerstes entsetzte w–d sich. G. 13, 76; 126; Klinger Giaf. 587; In w–den Schleifern sich drehen. Kosegarten Rh. 3, 87; Pyrker 272; Die mir den Kopf w–d gemacht. Rabner Br. 25 (vgl. c: Sch.); Im w–den Tanz. Sch. 1b; 56a; V. Il. 1, 317; W–de Fluthen. 5, 479; Od. 6, 89; 11, 241; H. 1, 278 etc.; in ugw. Form des Kompar.: Kein w–der [w–derer] Wirrwarr lässt sich nicht träumen. Klinger Gris. 41 (vgl. Koth. Luther 5, 68a).
e) Partic. Präter. zu a oder b (= d), z. B.: Gewirbelter Regen. V. 2, 161; 68; Im Winde gewirbeltes Reisig. Th. 24, 88; Der gewirbelte Windstoß. Th. 12, 409; Buntgewirbelt. Ar. 3, 114 (vgl.: wirbelbunt. Roquette W. 46) etc., auch mit einem dem von entsprechenden Bstw.: Sturm-, wind- gewirbelt etc.
f) subst. Infin. zu c oder b (s. Sich): Floß das klarste Naß ohne .. Schaumblasen, W. Immermann M. 2, 122; Schwindelnd von wilder Schleifer W. Kosegarten D. 3, 62; Das tolle W. der drehenden Sterne [beim Feuerwerk]. Lewald W. 4, 91 etc.; Das Feuer-, Flammen-, Rauch-, Schaum-, Wasser-W. etc.
g) (s. f) Die unter der Wirbelung aufschäumende Woge. V. Ländl. 4, 912.
2) einen Wirbel (s. d. 3a) hören lassen oder in solchem ertönen:
a) intr.: Die Lerche wirbelt. Gutzkow 3, 159; Klinger Teutsch. 142; WhMüller 1, 23; Roquette W. 41 etc.; Mit lautem W. | steiget die Lerche. Alxinger D. 178a; FHJacobi 5, 18 etc.; Ihr w–des Lied. Geßner 1, 10; Ramler 305 etc.; Der majestätische Choral | steigt w–d in die Sphären. F. 3, 211; Mit w–dem Getön | der lieblichste Gesang. W. 12, 200 etc.; Ein Ton .. der w–den Harfe. Baggesen 2, 95 etc.; Die Trommel wirbelte ins Klaggeschrei. Hebel 3, 43; Uhland 184 etc.
b) tr.: Dann w. sie den Ton. Brockes 1, 24; Wo die Nachtigall ihre letzten Gesänge wirbelt. Forster Jt. 1, 149; Mit freudig melodisch gewirbeltem Lied | .. Lerchen. Sch. 8b; Ein Liedchen w–d, Beid’ in einem Ton. Schlegel Somm. 3, 2 etc.; Der Tambour wirbelt die (oder auf der) Trommel etc.
3) tr.: in Zsstzg. auch: durch Drehung des Wirbels (s. d. 4) auf das Obj. die best. Wirkung hervorbringen. Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [1] Von dem Riesenflügel lder Windmühle] erfasst und abgewirbelt. Oppenheim 10, 348, wirbelnd ab-, fortschleudern.
2) [3] Saiten a., Ggstz. an-w., ab- (an-) spannen: Sind mir die Nerven ganz abgewirbelt wie Klaviersaiten, die unter einander schwirren. Rahel 2, 307 etc. Āūf-
1) [1] empor-w.:
a) [1c] intr. (sein): wirbelnd aufsteigen: Staub wirbelt auf. Freiligrath 1, 120; Jenem Schlund | aufwirbelten viel tausend wilde Flammen. G. 12, 57; Schmarda 1, 94; A–der Rauch. W. 15, 198 etc.
b) [1a] faktitiv zu a: Der Sturm der Leidenschaften wirbelt sie [die Funken] .. auf. Beer Arr. 9; Den Staub der olympischen Rennbahn a. Nat.–Z. 17, 285; Dampfschiffe, die .. des Rheins blaßgrünes Wogengewand zu Schaum a. Schwegler (46) 200; Daß der Wind . . Steine und Kies aufwirbele. V. Ländl. 4, 617 etc.
c) [1b] Wirble dich auf in die Höh. Hebel 2, 182 etc.
d) [1e] Aufgewirbelter Staub (Gutzkow R. 9, 3), Staubschnee (Tschudi Th. 24) etc.; Aufgewirbelt himmelwärts | schweb’ ich in der Dichtung Reichen. Mülner 1, 47 etc.
2) [2] empor-w. (s. d. 2), z. B.:
a) intr.: Mit der Kehl’ a–dem Tonhauch. Baggesen 2, 314; Wie Lerchenscharen a. im Morgenroth. Grün Ritt. 24 etc. und tr.: Des musik- a–den Reigens. Platen 4, 91.
3) [3] durch Aufdrehn des Wirbels öffnen (Ggstz. zu-w.): Sie wirbelte ein Fenster auf. Musäus M. 3, 111. Aūs-: z. B. [2a]: Die Trommel hat ausgewirbelt. Börne 5, 327 etc. Be-, tr.: mit einem oder mehrern Wirbeln (s. d. 4) versehn, Ggstz.: ent-w. Durch-, tr.: wirbelnd durchfliegen etc., z. B.:
1) [1a] Den tanzenden Himmel durchwirbl’ ich mit dir. Baggesen 2, 178; Matthisson A. 8, 132 etc.
2) [2a] Sie [die Töne] soll hell den Himmel Ausoniens | d. Ramler; Die großen Worte .. durchwirbelten die Luft. Thümmel 7, 5 etc. Eīn-:
1) [1c] wirbelnd einströmen: Das in die Bucht e–de Wasser. König 15, 313 etc.
2) [1aγ] s. Wirbelsaum. 3) [3] Ein Fenster e. Grimm. Empōr-:
1) [1] auf-w. (s. d. 1), z. B. intr.: Emporwirbelt Rauch (Lewald W. 1, 161; Tieck Cymb. 5, 5 etc.), Dampf (Gartenl. 13, 302a), Sand (Ausland 37, 259a), eine Staubwolke (Volger EE. 250) etc.; tr.: In Rom wirbelte inzwischen der kreisende Vulkan der Revolution seine Rauchwolken sinnbetäubend empor. Mommsen 3, 322 etc., vgl.: Daß empor vom Boden | gewirbelt der Staub sie verschlang. Rückert Morg. 1, 115.
2) [2] auf-w., z. B. intr.: E–de Lerchen etc.; refl.: Der Lerche, die sich mit ihrem Gesange in die reine Bläue froh emporwirbelte. Gutzkow R. 7, 478 und tr.: Ein Lied e.; Heißen Dank .. | wirbelt zum Olymp empor—meine Muse. Platen 1, 321 etc. Ent-:
1) [3] s. be-w.
2) [1] z. B. intr.: wirbelnd entfliegen und tr. oder faktit.: Der Wind entwirbelt von den Feldern | die Eiche, die dem Ast entfiel. Freiligrath SW. 5, 7 etc. Fórt-: z. B.:
1) [1] wirbelnd forttreiben (weg-w.), z. B. tr.: Wo der .. Wind die leichten Halme nicht so leicht mit sich f. kann. Gartenl. 10, 374a etc.
2) [2] fortfahren zu wirbeln: Wirble fort, Tambour! Beck Arm. 73; Den Lärm f–der Trommeln. Pyrker 327 etc. Hêr- etc.: z. B.: Alles wirbelte um ihn her [1c]. Auerbach Dicht. 2, 38; Gartenl. 13, 46a; Wenn.. der sausende West herwirbelte. V. Od. 12, 289 etc.; Die reizende Art, womit sie ihre runden Hüften .. hin- und herwirbelten [1a]. W. Luc. 4, 235 etc.; Noch immer wirbelt der Schneestaub .. dicht herab [1c]. Spielhagen Pr. 7, 211; Musäus M. 3, 112; Als die Seele, aus ihrer Höhe herabgewirbelt [1e], wieder auf den Standpunkt kam. Thümmel 4, 156 etc.; Da wirbelte die .. Faust zwei Stiegen mich hinab [1a]. 7, 8; So schnell, wie der Nebel sich herangewirbelt [1b]. vHorn Gemsj. 59; Die Biegsamkeit ihrer Stimme, die von den tiefsten Tönen zu den höchsten hinauf wirbelte [2a]. Seals- field Leg. 1, 79; Zur Thür heraus gewirbelt [1a, geworfen]. Waldau N. 3, 231; Gab ihm eine Ohrfeige, so daß Dieser sich zur Thür hinauswirbelte [1b]. G. 21, 64; Daß der Strudel .. ihn erfassen und hinein-w. [1a] würde in schaurige Tiefen. Spielhagen Hoh. 1, 261; Ritzen . ., durch welche uns der feine Schneestaub herein gewirbelt wird. Vogt Oc. 1, 213; Der Wind wirbelte einzelne Schneeflocken hernieder. Prutz Ob. 2, 225, s. hin- unter-w. [1a]; Herum-w. [1c]. Hebel 3, 39; Spiel- hagen Rösch. 196; Zimmermann Eins. 24 etc., auch tr. [1a]; Hervor-w–des [1c] Dampfgewölk. Matthisson E. 1, 168; LSchefer Rom. 5, 65 etc., auch [2a]: Da wirbelt aus dem Laub hervor | ein Liedchen in sein dickes Ohr. W. 11, 72 etc. Krēīs-: im Kreise wirbeln (selten): Daß der Kahn .. kreiswirbelte. Baggesen 1, 70. Nāch-: z. B. [2a]: Dann wirbelt heller Siegsgesang ihm nach, | gestürmt in deutsche Saiten. Denis. Nīēder-: herabw., z. B. [1a]: Der Fluß .. n–d grimm und stolz | Bohle, Zinne, Pfeilerholz. Freiligrath SW. 4, 135; Gotthelf U. 2, 319 etc. I. Um-, tr.: um das Obj. herum wirbeln, z. B. [1c]: Wolken von Staub umwirbelten mich. Bronner 1, 201; Daumer 1, 8; Selten heiter, wiewohl mich ein Knabe umwirbelt. Ense Gal. 2, 129; Von Rauch umwirbelt. G. 6, 180; Flammen umwirbelten ihn. Goldammer Litth. 224; Kohl A. 1, 170; Während das bunte Getreibe .. sie umwirbelte. Lewald W. 2, 58; Ramler 22; Schneegestöber umwirbelte uns. Scherr Gr. 1, 29; V. Ov. 1, 84 etc. II.
Um-: wirbelnd úmdrehn etc., z. B. tr.:
Tambourmajore, die ihren .. Stab .. zw. den Fingern umwirbelten. DMus. 1, 2, 18 etc. und (vgl. I) refl. oder ohne sich: Diese u–den Weltgebäude. Volger EE. 49; Der u–de Sturm. V. Ländl. 4, 895 etc. Umhêr- [1]: z. B.: U–der Staub etc. und tr.: Der Sturm wirbelte die Flammen beständig umher. Forster R. 1, 139 etc. Vorüber-: z. B. [1c]: Zornig wirbelten die empörten Wogen vorüber. Bronner 1, 35. Zū-: z. B. s. Ggstz. auf-w. 3: Die Thür (Stilling 2, 52), Fenster (eta 2, 197) z. Zurück-: z. B. [1d]: Von der 204 z–den Flucht mit fortgerissen. Volksz. 10, 73. Zusámmen-:
1) (1 z. B. intr.: nebe.. wrbelte über die Klippen zusammen. Mügge Norw. 1, 70 etc.; refl.: Luftströme . . wirbelten sich zu einer Windhose zusammen. IP. 7, 239 etc.
2) [2] Jeden Frühling wirbelt [ruft wirbelnd] die Lerche die alten Gesellen zusammen. Eichendorff Lärm 13 etc.
Wirbig, a.:
s. wirbelig 1b; Ge-w.: s. gewerbig.
Wird etc.:
s. Würd etc.
Wīrheit, f.:
s. Jchheit.