Wind
I. Wínd, m., –(e)s; –e; –chen, lein; -:
(s. wehen, Anm.)
1) atmosphärische Luft-Bewegung, -Strömung (vgl. Luft 2 und Oberluft; Brise; Kühle 2; Sturm 2a). Die zu besprechenden Anwendungen des (nam. in der Schiff.) sehr häufigen, auch mannigfach übertr. Worts ordnen wir (s. auch 2) der Ubersichtlichkeit halb nach grammat. Beziehungen, wobei man die verbundnen Wörter zu vgl. hat, z. B. auch die Verbind.: W. und Wetter (s. d. 2b):
a) mit attribut. Best., z. B.: Beständiger; breiter (s. offen 1b); feuchter; flauer; giftiger; günstiger; guter; halber (s. d. I 1); heftiger; heißer; kalter; knapper; kühler; lauer; nasser; offner (s. d. 1b) oder breiter; raumer; rauher; sanfter; saurer (s. d. 4); scharfer; schiefer; schraler; schrecklicher; schwacher; schwerer [s. Kühle 2]; spröder (s. d. 3); starker; stechender (s. d. 11f); steifer (s. d. 1g); trockner; unangenehmer; unbeständiger; unfreundlicher; ungestümer; widriger W. etc.; auch mit Zahlw.: Die — oder alle — vier W–e (s. Haupt-W.), z. B.: Man wird von allen vier W–en durchweht. 3, 371; Wer weiß, wo nun es die vier W–e haben. 11, 128 (s. f; l), vgl.: Waren schon im Hafen, wo die Jungen noch mit allen 32 [Haupt- und Neben-] W–en kämpften. Ph. 3, 240. —
b) als Subj., zunächst (s. a): Der W. ist (oder wird) beständig; ist feucht, flau etc., auch: ist auf und nieder [nicht zu spüren], ist wau, todt, still etc.; ist nordost Y. 1, 33) oder nordöstlich etc.; Das ist ein giftiger W. (s. a); bildl.: Das ist der W. der Reaktion, | mit Mehlthau, Reif und alledem. SW. 6, 251 etc.; ferner z. B.: Der W. weht; weht oder bläst aus der und der Himmelsgegend; Ein sanfter W. vom blauen Himmel weht. 1, 137; Ein kalter, feuchter W. blies streng und widerwärtig. 19, 105; Es ist kalt, es geht ein unfreundlicher W. 10, 13; Die linde[n] W–chen wehen. 2, 366²³ etc.: oft übertr.: Hier wehte ein andrer W., hier klang ein andrer Ton als zu Hause. 20, 52; Der Esel merkte, daß hier kein guter W. wehte, lief fort. M. 120; Was hatte sich während seiner Abwesenheit ereignet? und welch anderer W. blies jetzt in die Segel? Mus. 3, 30 etc.; Merken, wo der W. her weht, bläst Dicht. 1, 185); Was den Herrn v. Schenk betrifft, so kann ich mir denken, woher der W. pfeift. 7, 56 etc.; Bläst der W. aus — der Ecke Sh. 1, 401), diesem Herzenswinkel SchM. 184)? etc.; Es weht Einen ein saurer, böser W. an etc., auch: Man sollte denken, ein böser W. habe uns alle angeblasen. 14, 112; Die Krankheit kam so plötzlich, als hätte sie der W. mir angeweht, angeblasen etc. (vgl. 4); ferner: Der W. dreht die Wetterfahne (s. d.), weht, wirft, reißt Etwas um; bildl.: Eines Pöbels, der von jedem W. auf eine andre Seite geworfen wird [wie eine Wetterfahne]. 14, 53 etc.; Wer durch Verdienst sich auf den Thron geschwungen, | Den stürzt der W. der Meinung nicht so schnell. 666b etc.; Der W. facht den Funken zur Flamme an, bläst in die Flamme etc.; weht, jagt Gewölk, ein Gewitter zusammen etc.; verjagt, verweht, zerstreut es etc., bildl.: Der W. zerstreuet seine Lehren. 2, 92; Daß sie [die Klagen] ein W. zerstiebet. 201 etc. (vgl. f; l); Der W. rauscht, braust, saust, heult, tobt, wüthet, stürmt etc.; Es steigt ein W. auf, erhebt sich; Der W. dreht sich, springt um oder kentert, kehrt sich völlig um 23, 29), legt sich etc.; kriecht aus und ein; krimpt auf; krimpt ein; läuft schulen (s. d. 1); läuft um; mallt; räumt (s. d. 2a); schießt aus; schießt um; schralt etc. —
c) mit abhäng. Präpos.: Der W. aus (oder von) Osten = Ost-W. (s. Zsstzg.); Der W. von Mitternacht macht den Leib hart, stark etc. Sp. 14a. —
d) im Vergleich, nam. in Bezug auf die Schnelle (vgl. 6): Wie der (oder ein) W. = im Nu; Seine [des Singenden] Stimme ging wie der W. 29, 232, von der Höhe zur Tiefe etc.; Ich kam als wie ein Blitz und ging als wie ein W. Rost. 109b; Jetzt nutz ich den Augenblick und, frisch wie der W.! ich war losgebunden. 120a; Dem W–e gleich lief Hann davon. 12, 88 etc.; Da saust es und fliegt es wie wirbelnder W. 69 etc.; ferner: Veränderlich, unbeständig wie dēr W. etc.; seltner: Er zog den Degen aus, er strahlte fürchterlich | und war scharf wie der W. 1, 84 etc. —
e) im Genit.: Die Richtung, der Weg, der Strom etc.; das Toben, Brausen etc.; die Geschwindigkeit des W–es etc.; Die wallende See der Saat im Spiel der W–e. K. 1, 425; Flieg ich des W–es Flug (s. d). 6a etc. —
f) im Dat.: Etwas den W–en geben, damit sie es forttragen (s. l), z. B. zur Verbreitung: Gieb den W–en | ein frisch, ein fliegend Blatt! SW. 1, 383 etc., bes. aber, zum Verwehn, so daß und damit es verschwinde; Gebt denn Harm und Grillenfang, | gebet ihn den W–en. 176; Ich gebe, was da ledert, | schulmeistert und kathedert, |. dem W–e. H. 2, 91 etc.; ferner: Etwas dem [es verwehnden] W–e sagen etc., z. B.: Ich erzähle nur dem W–e, | weil das Reden mich erfreut. 1, 134; Was ihr Frau Klar’ dagegen sagen kann, | ist just soviel als es dem W–e vorzusagen. 11, 275 etc.; ferner: Mit meinen Armen, die den leeren W–en | nur ausgebreitet waren, dich zu fassen! 13, 49 etc.; Ungewiß mit sich selbst, jedem W–e auf ihn stoßender Meinungen und Rathschläge nach allen Seiten .. beweglich und richtbar. 8, 374 etc. —
g) als Obj., z. B.: Der Erdumstürmer . ., | schreckliche W.’ aufregend zum Ungestüm des Orkanes. Od. 11, 400; 29, 110; Nach dem Volksglauben konnten die Hexen W. und Wetter machen etc. und im Kleinen: Mit dem Blasbalg, mit dem Fächer W. machen etc., versch. 2; W. und Sonne (s. d. 1l) theilen, gleich theilen etc.; Ein Schiff hat guten, günstigen, widrigen W. (s. a); Den (guten) W. benutzen; Von einem guten W–e einen schlechten machen, den der Richtung günstigen, aber durch seine Heftigkeit für das Wenden gefährlichen nicht benutzend, vielmehr beim W–e (s. k) laufen etc.; Den W. kneifen (s. d. 3) oder abkneifen; Einem andern Schiff den W. abgewinnen oder abkneifen (s. d. 2); Einem Schiff, dem Wild (s. 3) etc. den W. ablaufen (s. d. 1c), auch übertr.; W. säen (s. d. 2) und Ungewitter ernten etc.; Einem bösen W. unter die Augen (s. d. 11m) blasen (s. d. 2d) etc.; Viel W–s in der Nase (s. d. 1r) haben u. ä. m., s. nam. 2. — Ferner (h—r) abhäng. von Präpos. (alphab.):
h) Das Schiff geht, steuert an den Wind, luvt (s. d.) an. —
i) Das Schiff geht auf dem W–e = in den W., grade gegen, wider den W., in einer ihm grade entgegengesetzten Richtung. — k) Das Schiff segelt, hält beim W–e, dicht beim W–e; sticht (s. d. 13b) bei dem W–e oder in den W. (auf, bei), so daß es den W. in schiefer Richtung von vorn hat; Das Schiff bei dem W–e schmeißen, in den W. legen (s. d. 7), es beidrehen (s. d.); Das Schiff bei dem W–e oder durch, gegen den Wind, über Stag wenden (. d. 2d), stagen, Ggstz.: es vor dem W–e wenden, halsen (s. d. 4). — l) Halb im W. sein, von Schiffen (s. Backstags-W.); scherzh. von Pers. = besoffen, z. B. Äq. 1, 25 etc.; In den W., s. i; k; ferner (s. f) insofern die W–e Etwas forttragen: Sinnschwere Worte werfend in die W–e, | daß einst der Sohn, der Enkel einst sie finde. 1, 310 etc.; bes. aber, insofern sie Etwas verwehn, z. B.: Die Perser sind vor mir wie Spreu im W. Rost. 22b etc.; Etwas wie Spreu in alle W–e blasen Bl. 1, 308); Etwas in (den) W. schlagen (s. d. 2e), es ganz unbeachtet lassen etc. 1, 13; 4, 12; 80; 1, 72b; 5, 8b; 42b; 318b; 530a; 446b; 6, 226a; 252b; Gs. 2, 718; Rost. 96b; Gd. 12 u. o.; ferner (vgl. 2): In den W. [= nutz-, erfolglos, nichtig etc.] reden (s. d. 4g, z. B. 1. 14, 9; N. 1, 150; 589a etc.), sprechen (ebd.; 29, 192; 4, 124; Luc. 6, 62), Etwas sagen M. 239) etc.; In den W. arbeiten. 5, 15; Sie wollten durchaus sich nicht zureden lassen, | es war Alles in den W. geblasen. 65; Das hofften wir und griffen — in W. 32, 32 [wo Nichts ist etc.]; Alle Einreden .. gingen in den W. G. 33; Alle meine Einwendungen sind bisher in den W. gewesen. 1, 4, 8; So ist der Eid in den W. und dem Niemand geschworen. 8, 7b; Wurde Derjenige, gegen den zu protestieren war, überall nicht gefunden oder existiert die im Wechsel genannte Pers. nicht, so tritt der sog. Protest in den W. ein. Wechs. 501; Der Graf schoß aus dem Wagen in den W. [ohne Einen zu treffen]. 119a; Man fleht, beschwört, doch Alles in den W. Rol. 9, 34; Meine .. philosophische Betrachtung wäre gewiß in den W. gewesen. 3, 18; Lang in den W. schien Solches geweissagt; endlich bewährt es | That und Erfolg. Ov. 1, 169; So in den W. [ins Gelag. zu lügen! Od. 14, 365, Etwas zu sagen, woran Nichts ist etc. — m) Mit halbem (s. d. 1) oder seitlichem; mit günstigem; mit vollem [die Segel füllenden] W. segeln, schiffen etc.; Mit vollen Segeln lenkt | es [das Schiff] herwärts seinen Lauf, mit vollem Winde. 4, 158 etc.; Mit jedem W. zu segeln (s. d. 1a) wissen; mit allen W–en gesegelt sein etc. — n) Den Mantel (s. d. 1c) nach dem W–e hängen; Sich nach dem W–e richten etc.; übertr.: Den armen Sprößling zu bilden, | dahin, dorthin, nach dem W. ihrer Grillen. 7, 232, wie diese wechselten etc. — o) Über dem W–e (oben W.), luvwärts, Ggstz.: Unter dem W–e, leewärts, s. Lee, z. B.: Wo unterm W. das Ufer Schutz uns gab, | ward angelegt. 4, 153; 159; Das Schiff feuerte eine Kanone unter dem W–e ab. R. 1, 9 etc. — p) Von dem W–e halten, abhalten (s. d. 3). — q) Vor dem W–e segeln, so daß man ihn grade hinter sich hat, Ggstz.: gegen, wider den W.; Mit dem Strom und vor dem W–e! 3, 300 etc., s. ferner k. — r) Das Schiff giert [s. d. I] zwischen W. und Strom [die einander entgegengesetzt sind] vor seinem Anker; Zwischen W. und Wasser, in der Ebne des Wasserspiegels, s. Grundschuß. — Ferner sich an 1 anschließend:
2) (s. 1g, vgl. windig II 2b; Luft 1d) W. als Bez. des Leeren, Nichtigen und — nach dem Bilde von Aufgeblasenem — von Etwas, woran oder wohinter Nichts ist, ob es gleich den Schein von Etwas hat etc., z. B.: Gedenke, daß mein Leben ein W. ist. 7, 7 etc.; Alles Das ist W. 2, 110; Mit einem deutschen Nationaltheater ist es lauter W. 12, 488; 321; Lauter W., wenn Herr Klotz versichert etc. 8, 33; Und was dgl. dünnen W–s mehr ist. N. 31; 12, 10 etc., auch (veralt.): Der Andern Werben alle war wider seins ein W. [Nichts im Vergleich dagegen]. N. 48; Wie herrlich sie auch stritten, Das war doch nur ein W. | allein gegen Siegfried. 227; 779; 1312 etc.; O Simrock, o Verräther! | Das nenn’ ich bönn’schen W. [Flunkerei, Aufschneiderei]. SW. 1, 425 etc.; Wer der Welt W. zu verkaufen weiß. 1, 153, sie durch Schein zu täuschen weiß etc.; W. machen (versch. 1g), z. B.: Der Blocksberg ist der lange Herr Philister, | er macht nur W. wie der. 3, 117 (wortspielend mit 1g); Er mag seine Ursache gehabt haben, seinem Bruder solchen W. vorzumachen. 12, 17 [flunkernd vorzuprahlen]; Macht reich- und klugen W.! 526; Wenn .. die Herren Allerlei daraus lernen können . ., womit sie bei Gelegenheit wieder W. machen [aufschneiden, großthun] können. Merck 2, 103; Sein [des frz. Grafen] W. [gewandtes, aber im Grunde gehaltloses Reden], seine geläufige Zunge, sein Witz etc. Br. 1, 486; Bist du nicht schon .. getäuscht worden und kannst dennoch deine Wetterfahne aufs Neue dem W–e eines Großsprechers preisgeben? 7, 4; Den Kopf voll W., doch das Herz mehr gut als böse. 7, 149 etc.; ferner: Den W. haschen 34, 2); nach W. und Rauch schnappen 421) etc., Vergebliches thun etc.; Mit dem W–e fechten 12, 320), ins Leere hinein, wo man keinen Gegner vor sich hat; bibl.: Sich vom W–e weiden (s. d. II 3a) etc.; W. zum Erbtheil haben 11, 29) etc. —
3) zunächst weidm., insofern der W. die durch den Geruch wahrnehmbare Spur (die Wittrung) dem Spürenden zuträgt, s. nam. Br. 302 (vgl. winden I 1b), z. B.:
a) Der Hund sucht im W–e, die Nase hoch tragend, statt die Fährte (s. d.) zu verfolgen; Der Hühnerhund holt W., läuft ein Stück vor- aus, um mit gutem (vom Wilde herkommenden) W. auf den Jäger zu zu suchen etc. —
b) Ein Thier hat einen so und so beschaffnen W., Geruchssinn, Witterung: Sie haben ein scharfes Gesicht und starken W. 1, 33b; Da alle wilde Thiere .. durch ihren subtilen W. (starken Geruch) die Menschen, Hunde und dgl. .. leicht merken. 2, 10a; J. 153 etc. —
c) Das Wild bekommt W. von dem Jäger etc., wittert ihn, so daß es sich vor ihm hütet etc.; danach übertr.: Kunde von Etwas, das Einem verborgen bleiben sollte, erhalten, z. B.: Der Großherzog mochte W. bekommen haben, wie etc. A. 1, 114; Ob er W. bekommen haben mußte, was mein gegenwärtiger Plan sei. 12, 392; 181a; Wenn sie von unserm Vorhaben W. bekommt. 1, 164; 11, 123; 36, 308; Luc. 1, 93; 4, 21 etc.; (Von Etwas) W. kriegen. 9, 292; M. 1, 320; 120a etc.; Wird er nicht auf der Stelle W. davon haben? 195b; Er muß W. gehabt haben, er war gar nicht unbereitet. Gal. 3, 2; G. 309 etc.; Einem W., — einen guten W. 2, 171) geben, Wink etc.; vgl. auch: Wenn ich die Klatsche wüßte, die’s verrathen hat, — ich wollt’ ihr den W. abschneiden (s. d. 1c). Sch. 289 etc. —
4) (Volksspr.) Bez. einer Krankheit, die Einem gleichsam der W. angeweht (s. d. 3 und anblasen 1b), s. bes. 2, 452 und z. B.: Meine Mutter liegt am bösen Keuch, | mein Kind am W. und schwerer Seuch. 2, 215; Pflaster kneten für den bösen W. 3, 28; Böse W.-Salben [d. h. Salben gegen den bösen W.]. ebd. etc.; dazu: Verwindet werden. plötzlich und unbegreiflich erkranken, s. auch Winde II 3. —
5) die in den Därmen eingeschloßne Luft (s. Blähung, Furz): Einen W. (streichen) lassen; Ein W. ist besser in der weiten Welt als in den engen Bauch. Ros. 37b etc.; Von W–en belästigt sein etc.; best.: Bauch-, Darm-, Magen-W. etc. —
6) (s. 1d) Bez. für etwas W.-Schnelles, z. B. dichterisch: Hengste ., W–e in Fesseln, | standen. Fr. 13, vgl.: Des W–es und des Feuers Sohn, | sein Rappe. 6, 41 und Ländl. 4, 590 ff.; nam. aber (ahd., mhd. wint) — als zweideutig veraltend — = W.-Hund, -Spiel (vgl. auch 3b): Ein W. von guten Lenden. 30, 31; 19; Die Pferchhunde einem W–e nicht gleich laufen. 12a; 2, 49; 1, 109; 1, 251; 3, 310; Nur seine schnellen W–e | geleiteten den Herrn. 79); 1, 125 etc.
Zsstzg. z. B. (s. Spate 2464) nach dem Ort, woher — (s. bes. Ost 1; 3); der Zeit, wann — der Wind weht etc., leicht zu mehren nach folg. Bsp.: Ābend-: doppeldeutig: aus Abend (s. West-W.) — oder um die Abendzeit wehnder: Beim Erwachen der A–e. Gutzkow R. 9, 11; Hölty 18; Pyrker 88; Tiedge 2, 3; W. Luc. 6, 156. —
Angel-: aus den vier Angel- oder Hauptpunkten der Windrose wehnd. HSachs 1, 149d; Schaidenreißer 22a (Eck-, Haupt-, Kardinal-W.). —
Apríl-: entsprechend mit den versch. Monatsnamen. —
Báckstags-: s. Kühle 2, Schluß. — Bāūch- [5]. —
Bēīß-: Bise (s. d. I und Bis-W.): Nord- oder B. Fischart Garg. 242a; Der „Beis-W.“, anderswo der Gregori-W. Kohl A. 3, 172 etc.; bildl.: Vom B. der Südsucht angeweht. Jahn M. 13. —
Bérg-: vom Berg herwehnd (s. Ober-, Ggstz.: Thal-, Nieder-W.): Ein frischer B. trieb mich aus dem Hafen. Hölderlin H. 1, 65 (vgl. Land-W.) etc.; Frei wie der Berges-W. Mohnike Fr. 39, der auf Bergen weht, Gebirgs-W. —
Bīs-: s. Beiß-W.: Des von dem Fön überwundenen Nord- oder B–es. Tschudi Th. 22. —
Brāūse-: s. Sause-W.: 1) brausender Wind (vgl. Heul-W.): Was fragen die B–e [Stürme] nach dem Namen König? In die Kajüte! Schlegel Sh. 3, 8. — 2) Jemand, der wie ein B. (1) leicht über Etwas hin saust etc.: Den schönsten Entwurf in den Händen eines B–es scheitern zu sehen. Meyern Dy. 3, 78. — Dárm- [5]. —
Dónner-: Des Caurus [= Nordwests] D. Scultetus (L. 8, 286), vgl. Gewitter-W. —
Drūden-: plötzlich entstehnder Wirbel-W., — als von Druden (oder Heren) erregt. Panzer Bair. Sag. 2, 164, „Hexen-W.“ —
Dwárrel-: Wirbel-W. Bobrik 247. —
Eck-: (ver- alt.) Angel-W. Fischart Garg. 45b. —
Erd-: von der Erde aufsteigend. —
Fāhr-: den Schiffahrenden günstig (vgl. Segel-W.). V. Od. 4, 357; 585; 11, 6; 640 etc.; bildl.: Lob ist zwar freilich ein herrlicher F. in die Segel eines jeden Biedermanns, aber! etc. B. 175b; Frese G. 1, 85 etc. —
Fáll-: ein zw. den Bergen einer Küste plötzlich aus den Thälern derselben hervorbrechender Wind. Bobrik 739. —
Flámmen-: Des Athems F. [Flammen-, feuriger Hauch]. Sch. Anth. (1782) 35. —
Fȫhn-: s. Föhn. —
Frǖh-: des Morgens wehnd. Geibel Rod. 45; Des Morgenglöckleins schwach Geläute | trägt der F. geschäftig hinaus. Hungari 2, 318; Pyrker 7; 94 etc. (Morgen-W.). —
Frühlings-: W. 2, 121 etc., Frühjahrs-, Lenz(es)-W.; entsprechend: Herbst- (oder Spätjahrs-), Sommer-, Winter-W. —
Gebírgs-: s. Berg(es)-W. —
Gêgen-: in entgegengesetzter Richtung wehnder, z. B.: Bald kam uns ein G. vom Berge selbst zu Hilfe, der .. den Nebel wieder ins Thal zurücktrieb. G. 14, 20; Deutlich vernehmbar trotz des sehr heftigen G–s. Hesekiel Jen. 1, 46 etc.; bes. aber: dem Kurs des Schiffs grade entgegengesetzt. Bobrik 739; G. 23, 29; 394; 25, 141; 26, 160; 181; Platen 4, 337; W. 11, 272; HB. 1, 263 etc. —
Gewítter-: ein Gewitter herauf wehend oder begleitend: Der heftige G. Eichendorff Lärm 50 etc., vgl. Donner-, Hagel-, Nebel-W. etc. —
Gíft-: Jener afrikanische G. [Samum]. Heine Sal. 1, 229; Freiligrath SW. 1, 333 (vgl. Scirocco; Gluth-, Wüsten-W.). —
Glücks-: Glück (bildl.): Welcher G. führt dich her? etc., vgl. (bei Spate) Ggstz.: Unglücks-W. —
Glūth-: Mit dem Alles versengenden G. Schelling 2, 2, 366; Natur 13, 141b etc.; Im Wüsten-G. Wackern. 2, 1555²³ etc., vgl. Gift-W. —
Götter-: der von den Götternkommt (s. Himmels-W.): Ein nördlicher G. 202* führt den Odysseus zum Gestade. V. Od. 11 ’(Inhalt). —
Grēēptaus-: Backstags-W. —
Gregōri-: s. Beiß-W. —
Hāgel-: Ein rother Morgen .. bedeutet .. H. und Schnee. Freiligrath V. 32 etc., vgl. Gewitter-W. etc. —
Hāūpt-: s. Angel-W.; Ggstz.: Neben-, Zwischen- W. —
Hēīm-: Vom Norden und Westen kam die Einwanderung der wilden Stämme. .. Darum nennen diese Rothhäute den Nordwest-W. den H. Freiligrath H. 314; 61 etc. —
Hēīter-: Heiterluft (m.), H.: Nordwest-W., vorzüglich aber ein bei heitrem Wetter vor Sonnenaufgang und sogleich nach Sonnenuntergang sich zeigender, den Gebirgsgegenden vielleicht eigener kalter und frischer Wind, der grade von der Höhe herabfällt etc. Stalder 2, 36, vgl. Heiterföhn und Jaufen-W. —
Hérbst-: Braust der H. dumpf und schrill. Hartmann Pet. 152 etc., vgl. Frühlings-W. etc. —
Hérren-: „H–li: ein mäßiger Wind, der stets in seiner Richtung bleibt und, ohne hohe Wellen zu treiben, und Gefahr zu erregen, den Segel treibt.“ Stalder 2, 452. —
Hēūl-: (vgl. Brause-W. 1) Während die H–e sie beständig hin- und herschleudern. Heine 11, 277. —
Héren-: s. Druden-W. —
Hímmels-: (s. Götter-W.) Der H–e Vater. Freiligrath H. 24. — Hōsen- [5]: Furz. Spate. —
Jāūfen-: Der J. hatte im Umsehen die Luft gereinigt. PHeyse Mer. 53. —
Kardināl-: s. Angel-W. —
Késsel-: (weidm.) K. schwankt, bald von dieser, bald von jener Seite kommend. Laube Br. 302, s. kesseln 2b; Ruck-W. —
Klēīn-: Der unaufhörlich wehende feuchtkalte K., welcher die Gesundheit weit mehr angreift als der glühende Samum der Wüste. Heine Lut. 1, 288. —
Kūsel-: (niederd.) Wirbel-W. Bobrik 739b, auch: Küsel-W. 445; 447. —
Láchs-: Der Lachs geht gw. mit der Fluth und dem Wind, welchen die Fischer deßhalb den L. nennen. Oken 6, 333. —
Lánd-: vom Lande her wehend (s. Ufer-W.), Ggstz.: See-W. Bobrik 740a; Cham. 3, 272; Die Schiffe gehen Nachts zur See, weil dann L–e — und kommen am Tage an, weil dann See-W–e blasen. IP. Fat. 2, 231; Pouillet 2, 520; W. Luc. 4, 152 etc. —
Lêbens-: lebendiger Hauch: L. mußte die Formen beleben. H. 11, 320. —
Lénz(es)-: Frühlings- W. —
Líspel-: (vgl. Wisper-, Brause-W. etc.) Da erpfiff ein L. Arndt 449. —
Māī-: (vgl. April-, Frühlings-W.) Blüthen streuet roth und weiß der M. in den Kahn. Münchn. Dicht. 193 etc.; Linde Maien-W–e. Platen 1, 85 etc., vgl.: Märzen-W–e, Aprillenregen | verheißen im Mai großen Segen etc. —
Míttags-: s. Abend- und Süd-W. —
Mítternachts-: s. Abend- und Nord-W. —
Mórgen-: s. Abend-, Früh- und Ost-W., z. B.: Weil die Sonne untergegangen war und ihnen [den Wolken] nunmehr ein packender M. entgegenkam. G. 14, 21.8 etc.; Morgenlied. .. Der junge M. ist hier | und will sich lustig zeigen. WhMüller 1, 242, so wohl auch G. 13, 94; 14, 213. —
Nāch-: ein von hinten her wehender Wind, — den Schiffenden günstig, vgl.: Verkehrter, Rücken-W., schlechter Wind kommt hinter dem Jäger her, dem Wild entgegen. Laube Br. 302. —
Nácht-: In der nordöstlichen Schweiz heißt der Tag-W.: „Rhein- W.“, der N. dagegen Schön-W. Kohl A. 3, 149. —
Nêbel-: (s. Gewitter-W.) Der N. | durchwühlet kalt mein fahles Laub. Cham. 3, 77; 4, 215; Unerquicklich, wie der N., | der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt. G. 11, 26 etc. —
Nêben-: s. Ggstz. Haupt-W. —
Nīēder-: (s. Thal-W.) Der Ober- und N., die das ganze Jahr hindurch über den See hinstreichen. Meißner Stein 130; FvH. 1, 75. —
Nórd-: Wind von Norden (s. Nord 1 und i): Hier, wo kein N. tobt noch Süd und Hundsstern rasen. Alxinger D. 186; N., .. Mistral genannt. Kohl A. 3, 163 etc.; ähnlich nach den versch. Punkten der Windrose (s. d. und Ost
1) Nordost-, Nordnordost-, Ost-W. etc., vergl. die zweideutigen Benennungen: Mitternachts-, Morgen-, Mittag-, Abend-W. (s. o.). — Öber-: (s. Ggstz.: Nieder-, Unter-W.) Stein 99 (vgl. Oberluft), auch: der Wind in den obern Luftschichten. — Öst-: s. Nord-W.; selten: Durch des O[–s] mächtigen Athem. D. 2, 213, vgl.: Vom Athem des Südwind[es]. 213 etc.; auch: Im O ster-W. 613b. — Passāt-: Dieser in den Tropen beständig von Osten nach Westen wehende Wind .. ist der P. etc. 2, 522, auch bloß: Passat und z. B.: Nordost-, Südostpassat. ebd.; auch (s. 524): P–e, Mussons [s. Monsoon]: Winde, welche eine Zeit des Jahrs hindurch nach einer gewissen Richtung, die andre Zeit nach der grade entgegengesetzten wehen. 3, 413. — Rāūmschoots-: Backstags-W. (vgl. raum II 2b). — Rêgen-: (vgl. Gewitter-W.) Dennoch tanzen sie [die Wolken] mit Liebe | nach der R–e Singen. — Rhēīn-: s. Nacht-W. — Rúck-: sich ruckweise bald hier-, bald dorthin drehnd (Ggstz. stehender Wind). 740a, vgl. Kessel-W. — Rücken-: (s. Nach-W.) Als blase ihn der R. über die Fluren weg. 54, 59. — Sāūse-: Brause-W., s. d., nam. 2: Man kann ihm nicht gram sein, dem Herrn S. 3, 238; Ein junger S. 5, 237; 2, 77; Lied. 446; Ein Tollkopf, ein S. Jes. 1, 38 etc. — Schāūer-: (s. Schauer 5) Das Feuer sinkt . ., | ein Sch–chen fächelts an. 12, 281. — Schlácker-: s. schlacken 1. — Schnēīde-:
1) Schneid-W. kommt schräg von der Seite, Seiten-W. grad von der Seite. Br. 302. —
2) veralt. als Schimpfw. für eine Pers.: 7, 518, vgl. ebenso: Schneideluft. 1, 149, s. Brause-W. 2 etc. — Schȫn-: s. Nacht-W. — Schrōten-: In Unterwalden hießen diese lokalen Luftzüge Schroten- oder Winkel- W–e, die dann im Hauptthal zu „verloffnen Winden“ werden. Th. 19. — S(c)irócco-: s. Scirocco. — Sēē-: (s. Ggstz. Land-W.) Wind von der See oder (z. B. 3, 38) vom See her. — Sêgel-: (vergl. Fahr-W.) NB. 19; „Jst heut guter S.?“ . . Wenn er nicht kentert. W. 90 etc., vergl. Bram-, Mars-S., s. Kühle 2. — Sēīten-: von der Seite wehnd. 18, 298 etc., vgl. Rücken-W. — Sēūfzer-: (bildl.) S–e, scheucht die Wolke weg! | thränt nieder, sie in Regen aufzulösen! 2, 87. — Stánd-: beständiger. — Stóppel-: über die Stoppeln wehnd (Herbst-W.). — Stōß-: (vgl. Windstoß) Wir hatten .. mit heftigen St–en zu kämpfen. R. 1, 65; Eine solche Bui [s. Bö] oder gewaltiger St. Reis. 33a. — Stúrm-: (vgl. Sturm 2a; Windsturm) Als wenn ein St. vor ihrem Munde rauschte, der die Worte willkürlich verschlüge. 199; 4, 109; Gedicht, das auf einem St. von Rhythmus einhergeht. 7, 58; Bis .. Gottes St. diese Leichen in Bewegung schwingt. 6b; Der mich wie ein St. davonführte. 660a; St–e des Boreas. 3, 3; Od. 3, 283; Ein St. oder Windsbraut. 2, 269² etc. — Sǖd-: (s. Nord-W.) Od. 12, 288; Il. 2, 145 etc.; In einer Stunde haben wir Süden-W. 4, 1299²5) etc. — Tāg-: s. Nacht-W. — Tāūern-: Heftige T–e, wie Nord-W–e hier genannt werden. (64) 325b, von den Tauern (s. d.) herwehnd. — Thāl-: (s. Ggstz. Berg-W.) Die aufsteigenden Th–e. 204a, vergl. Wisper-W. — Thāū-: der Thauwetter bringt: Der Th. kam vom Mittagsmeer | und schnob durch Wälschland, trüb und feucht. 36a; Th. 23, 31. — Āfer-: s Land-W. SW. 3, 248; 250. — Unglücks-: s. Glücks-W. — Unter-: (s. Nieder-W.) Den Wind, der vom Bodensee herkommt, nennen sie [in Chur] den U. oder auch Heiterföhn. A. 2, 101. — Vōr-: nach in der Schiff. = Rücken-W. (?), vgl. [1]. — Wáll-: Land-W. (s. Wall 2e). — Wéchsel-:
1) unbeständiger, die Richtung wechselnder etc.: Gottgesandte W–e treiben | seitwärts ihn der vorgesteckten Fahrt ab. 2, 59; Laß den W. der Meinung | nie dich hin und wider schaukeln. 1, 169 etc. —
2) periodischer: Daß alle Küsten des heißen Welttheils diesen W. [Land- und See-W.] genießen. SW. 1, 204; 1, 68a etc. — Wést-: s. Nord-W.: Da der W. sich in einen Weststurm verwandelt hatte. A. 1, 262; Od. 5, 296 etc., auch: Westen-W. (s. West 2). — Wīder-: Gegen-W.: Der W. schob uns nach dem Posilippo. 23, 278. — Wínter-: s. Frühlings-W. — Wírbel-: wirbelnder (s. d.) Wind: Wie W. schüttelt das Röhrig im Moor, | so etc. 60a; Die W–e (turbines) bestehen aus einer größern oder kleinern mit Heftigkeit um ihre Achse gedrehten Luftsäule, welche zugleich eine fortgehende Bewegung zeigt. 4, 765; Sah ich den Engel des Todes wie einen W. über mich kommen. SchE. 6; Alp. 2, 125; Nord- und Ost- und W. 17b; V. 4, 297; 20, 76 etc., s. Dwarrel-, Küsel-, Zwirbel-W. und Hose 8 (vgl.: Hase: die plötzlich hereinbrechenden sehr gefährlichen W–e. Leb. 8); auch übertr.: Wen aber Jdeengang und W. des Occidents erschreckt. Or. 2, 46; Dem jungen W. [wilden Menschen, vgl. Brause- W. 2]. Haus 93 etc. — Wísper-: Den W., den W., | den kennt bis Östrich jedes Kind. | .. Stromauf aus Wald und Wiesengrund | haucht ihn der Wisper kühler Mund etc. SW. 6, 156 ff., vgl.: Der Wisper- und Bodenthal-Wind. .. Im Wisperthal und den anstoßenden Theilen des Rheinthals, wo „die Wisper“ häufig im Frühjahr den Blüthen schadet. (64) 201 etc. — Wúnsch-: erwünschter (Fahr-) Wind, s. Myth. 136. — Wǖsten-: in der Wüste und von ihr her wehnd (vgl. Gift-, Gluth-W.). 13, 148b. — Wǖthe-: wüthender (vgl. Brause-W. 1): W., | kommst du, zu verwüsten diese Blüthenflur. 1, 77. — Zúck-: In raffenden Z–en. Ant. 1, 261, s. Zug-W. — Zūg-: starke Zugluft (s. d.): Der Z. strich durch alle Zimmer. 3, 333; Der Brand lief | eilig die Straßen hindurch, erzeugend sich selber den Z. 5, 18; Aus jeder solchen Öffnung streicht ein Z., der sich in den innern Thälern und Krümmungen erzeugt. 14, 218; Er hört .. den Z. wimmern durch die Spalten. A. 93; NLeb. 3, 178 etc. — Zwírbel-: Wirbel-W., z. B. bildl.: Das in sich selbst schon zwistige Rom .. ward lüstern, die Z–e seiner Ehrsucht über den luftigen Alpen auszuwehen. A. 1, 895. — Zwíschen-: im Ggstz. zum Haupt-W. etc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.