Faksimile 0788 | Seite 1610
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Wimpel ~lig ~elig wimpeln Wimper wimperig wimpern Wimperg
Wimp~el, I, m. (n.), –s; uv.; –chen, ein; -; (f.; –n):
1) (ahd. wimpal, mhd. wimpel, engl. wimple, vgl. frz. guimp(l)e, s. Diez 654, vgl. Gimpel. Anm.) veralt.: schmale Binde, Schleier, Tuch etc., s. Brem. W. 5, 260; Quickborn 331; Schm. 4, 78 etc. und z. B.: W., das Vortuch auf der Brust der Nonnen. Düringer 818.
2) (s. 1) eine lange, schmale, am vordern Ende schwalbenschwanzartig ausgeschnittne Fahne oder Flagge (s. d.), nam. auf Schiffen, gew. m.: Dort hing an dem Mast | der W. Blumauer 2, 74; Bobrik 738; Ense D. 2, 497; Übern Strom der schwarze W. wallt. Freiligrath SW. 1, 363; 6, 137; Göckingk 1, 210; Aufgefordert durch den rothen W. auf dem Fockmast. G. 30, 242; Kosegarten Po. 1, 139; D. 2, 15; Meißner FvH. 1, 50; DMus. 1, 1, 68; Platen 4, 318; Preuß. Gesetzs. (59) 464; Stolberg 228; W. 20, 5 etc., vgl. ohne sicher erkennbares Geschlecht: Beide halten die Fahne am W. fest. Heinse K. 1 341; G. 34, 326; Ich bin kein W. auf dem Dache [Windfahne], mein Wille ist wie ein Eichbaum. Kinkel E. 129 etc., doch findet sich auch das neutr.: Daß dem Muthe sein Wahrzeichen nicht, | der Ehre nicht ihr freudig W. fehle. Uhland Ludw. 153 etc.; Mz.: Die W. Bahrdt 3, 302; Tausend W., scharlachrothe | Mastzungen leckten hoch im Blau. Freiligrath SW. 1, 436; G. 13, 341; Schon flattern die Flaggen und W. um den wankenden Mast. Zachariä bei Adelung, der W. nur (?) als f., Mz.: W–n aufführt, vgl.: Zahlreiche Fähnchen und Wimpeln wehen. König 15, 313 etc.; vereinzelt: Von wehenden Wimpfeln. Forster Jt. 2, 245.
3) Botan. (s. 2) = Fahne 9.
4) s. Wimbel. II, a.: (veralt.) Da war Denen, die sich selbst übel bewusst waren, „wimppel“ und bang bei der Sache. Moscherosch Gs. 2, 559 (vgl. etwa wabbeln 2).
~(e)lig~(e)lig, a.:
in Zsstzg.: mit so und so beschaffnem Wimpel versehn, ge-, bewimpelt: Roth-, schwarz-w. etc.
~eln: 1) intr. (haben):
als oder wie ein Wimpel flattern: Da wimpelte das Siegspanier. Hölty 169 etc. 2) tr. (s. Quickborn etc.) = be-w. (s. d. 2). Zsstzg.: Be-, tr.:
1) als flatterndes Wimpel bedecken etc.: Welche Flagge dereinst diese Bäume b. wird. Kohl Pet. 2, 10.
2) mit Wimpeln versehn: Die Barke .. vergülden, b., verzieren. W. 33, 395 etc.; bes. pass. Partic.: Im hohen Zelt, | das bewimpelt und beflittert. Heine Verm. 1, 188; Ein Schifflein. . . Es ist bewimpelt von buntem Taft (vgl. 1). Rom. 40; Schwarz bewimpelt. Herwegh 1, 28; HKleist E. 1, 162; Mit preußischen Fahnen bewimpelte Flaggenbäume. Nat.–Z. 12, 526; Bewimpeltes Schiffchen. Overbeck (Kurz 3, 82b); Rückert 1, 320; Ein flottes frohbewimpeltes Schiff. Saphir DBr. 197; Das bewimpelte Meer etc.; Roth-, stolz-bewimpelt oder -gewimpelt (s. wimpelig). Um-, tr.: rings be-w.: Der schwarzrothgold-umwimpelte Fürstenkongreß zu Frankfurt. Nat.–Z. 18, 67.
~er, f.; –n; chen, lein; -:
(ahd. wintprâwa, mhd. wintbrâ, s. I. Brau, Anm. und Schm. 4, 108):
1) die Haarreihe, womit der Rand des Augenlieds besetzt ist, und zuw. (s. Adelung) dies selbst (als Theil fürs Ganze): Die Palpebrae oder „Windpern“, dardurch die Augen bedecket. Garzoni 351a etc.; Laß der feuchten Perlen | ungewohnte Zier | freudenhell erzittern | in den W–n mir. Cham. 3, 14; Wo . . die müde W. ihr zusank. Kosegarten D. 2, 189; Lange W–n. Lewald Ferd. 2, 198; Die Thrän’ an den grauen W–n. V. 1, 162; Th. 21, 20; Ich gönne meinen W–n nicht Schlummer. Zunz (Ps. 132, 4) = Augenliedern. Luther; Mendelssohn etc.; Die Augen-W–n. Bock An. 709; G. 18, 22; Gutzkow R. 5, 37; König Kl. 3, 137; Mit gezuckter Augen-W. Sch. 505a; Eine zurückgehaltene Thräne an der Augen-W. Musäus Ph. 3, 155; W. 11, 125 etc.; (Seine grauen Augenwimmern. FNicolai Nothank. 1, 150; Die Augenwipp ern. Frisch 2, 451c) etc.; Das Auge mit der Schatten-W. Lenau Faust 103 etc.; In den langen Seiden- W–n. Klencke Gsp. 1, 238 etc.
2) nach 1:
a) bildl.: Die Häuser schliefen mit geschlossenen Fensteraugen, nur hie und da durch die hölzernen W–n blinzelte ein Lichtchen. Heine Reis. 4, 48; In den unter W–n von Eichen und Buchen umschauenden Hünenringen. Grabbe Herm. 5; Die W–n der Natur sind zugesunken. Kosegarten Rh. 2, 234; Sie schaue nicht des Frühroths W–n. Zunz (Hiob 3, 9, die „Augenbrün“. Luther) und danach: [Sie hätte] die Augen- W–n der Morgenröthe nicht erblickt. Hebel 4, 370 etc.
b) verallgemeint: eine w.-ähnliche Haar- oder Fädchen- Reihe, womit Etwas besetzt ist, z. B. im thierischen Körper. Bock An. 651; an Pflanzen. Oken 2, 87 etc., vgl. wimperig.
~erig, a.:
mit Wimpern versehn (ge-, bewimpert, ciliatus).
~ern: 1) intr. (haben) die Wimper zucken, flimmernd bewegen, zwitzern (s. d.):
Der Ritter .. muß w. mit dem Aug und ’nauf die Stirnen ziehen. Werder Tass. 10, 17; Die räubrischen Augen .., den w–den Strahl. H. 8, 236 (= Sch. Mus. 103). 2) tr.: mit Wimpern (s. d. 1; 2b) versehn, gw. im Partic.: Die schöngewimperte [schönwimprigel, schöngehaarte [Damajanti]. Rückert N. 123 etc.; Ähre, wovon die tauben Seitenbälge gegrannt, die fruchtbaren gewimpert sind. Oken 3, 188; 1512 etc.; Ihre [der Moorheide] fein- gewimperten Blättchen. Körner Sch. 3, 322 etc.; auch: Mit den bewegten langbe wimperten Gazellenaugen. Gutzkow R. 6, 24 etc.; Die bewimperte Gentiane. Tschudi Th. 42 etc.
~erg, m., –es; –e:
Bauk.: Zinne (s. Wintberge): Die Gallerie .. mit .. W–en geschmückt. . . Im obersten W. Nat.–Z. 14, 467 etc.