Faksimile 0787 | Seite 1609
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wimmelhast wimmeln Wimmen Wimmer Wimmerer wimmerig Wimmerling wimmern
Wimm~elhast, a.:
wimmelnd: Die Schar .. bewegt sich durch einander schnell, | .. wie Leuchtameisen w. G. 12, 51.
~eln, intr. (haben):
I, mundartl. (s. Wein, Anm.): Weinlese halten. Maie 1, 444; Gartenl. 12, 332; Wimmen. 10, 446 etc., s. Schm. 4, 76; Stalder 2, 445, auch: wemmen; dazu: Der Wim- mer [Winzer]; Die Wemmi; der Wemmet, Wimmet (Kohl A. 1, 106) etc., die Weinlese. ebd.; Schm. etc. Zsstzg. z. B.: Dieweil die Trauben an einem Ort abgewimmelt, werden sie an einem andern Ort zeitig. Schaidenreißer 27b [7, 124]. II, wiebeln (s. d. 1):
1) (bei Hervorhebung der Ortsveränderung mit sein) sich in lebhaftem Gewühl regen:
a) Es wallt um ihn ein Feuermeer, | darinnen wimmelt Höllenbrut. B. 71b; Goldene Fische | w. im See. G. 1, 66; 5, 48; 10, 276; Das W. der kleinen Welt zwischen Halmen. 14, 7; In dem Vorsaale wimmelten 6 Kinder. 22; Über der Erde und unter dem Himmel w. die Geschlechter der mannigfaltigen Geschöpfe. 61; 153; Durch einander w. 26, 221; Die Menschen, die in geheimnisvoller Hast dazwischen wimmelten. Heine Reis. 3, 137; Nicolai 8, 54; Platen 4, 33; Die Gemeinde wimmelte zur Kirche. Sch. 707b etc.
b) bes. oft Part. Präs.: Das w–de Volk. Cham. 4, 237; Wenn .. das wurmhaft w–de Einzelleben immer beweglicher und bunter durch einander arbeitet. Droysen A. 1, 264; G. 1, 235; 10, 312; Mit einem sich w–d durchkreuzenden Ameisengeschlecht übergossen. 19, 95; Humboldt K. 1, 155; Das w–de Ameisengewühl. Schwegler (46) 60; Vischer Ästh. 2, 118; W. 12, 47; Zachariä 1, 276 etc.; Dicht-w–de Schwärme der Bienen. B. 195a; 200b; Der Fluth dichtw–de Robben. V. Od. 4, 448 etc.
2) von W–dem (s. 1) voll sein, z. B. (a—c) mit best. Subj. und (d) unpers.:
a) allein: Wie wimmelt der Parnaß! Rabner 4, 192; Auf den w–den Bauen [der Bienen]. Willkomm Wald 4.
b) mit von, z. B.: Der Strom soll von Fröschen w. 2. Mos. 8, 3; Sein Kopf wimmelte von großen Projekten. Bahrdt 3, 146; Forster It. 2, 245; Die Geschichte .. wimmelt von solchen Fällen. G. 4, 209; Schwimmet! .. tauchet! .. spähet! .. | Ufer wimmle, wie die Fluthen, | wimmle schnell von Thätigkeit. 10, 310; 5, 110; 19, 391; 20, 247; 27, 152; Platen 2, 154; Da w. die Märkte, der Krahn von fröhlichem Leben. Sch. 76a; 151a; 203a; 718b; 409b; Unschicklichkeiten, wovon diese wundervolle Republik wimmelte. W. 13, 16; 247; 16, 173; Luc. 5, 157 etc. b) mehr mundartl.: Mit Schafen wimmelt dort die Erde. Haller 137; [Hier] wimmelte die See mit Walfischen. Alfr. 232 etc.; ugw.: In welchem . .an Unmöglichkeiten w–den Zusammenhange. Oppenheim 13, 182.
c) im Partic. Präs. verschmelzend: Dem dohlen-w–den Gehölze. Sch. 569a [dohlenvoll. B. 300a]; Des Meeres fisch-w–de Fluthen. V. Il. 9, 4; Od. 4, 381; 9, 83 etc.; Den scheusal-w–den Neilos. Th. 17, 98 etc.; Die völker-w–de Erdoberfläche. Kohl Pet. 1, 225; Die Stadt, die völker-w–de. Sch. 498a etc.
d) Das wimmelt und kribbelt da zu Zeiten von Dingen [Wölfen] wie Ratten. Alexis H. 2, 1, 34 etc.; bes.: Es wimmelt von Etwas. G. 26, 206; Immermann M. 1, 132; Mendelssohn Ps. 12, 9; W. 1, 222; 5, 247; 33, 381; HB. 1, 52; 2, 184; Luc. 4, 92 etc., vgl.: Man sieht es rund umher von lauter Hütten und Kartoffeln und Menschen krümeln und w. Kohl Irl. 1, 24 etc.; Es krimmelt und wimmelt von geistlichen Leuten. Luther 5, 209b; SW. 23, 264 etc., auch: Es wimmelte voller Studenten. Moscherosch Gs. 1, 341 etc.
3) tr. bes. in Zsstzg.: Ihr Land wimmelte Kröten heraus. Ps. 105, 30 = Frösche wimmelte ihr Land heraus. Mendelssohn, es stieß die w–den heraus etc. Zsstzg. z. B.: [Sie] w. die Straßen auf und nieder [oder ab]. W. 11, 54. Da wimmelt es lustig aus und ein. Hungari 2, 72 etc. Von Wurm und Milbenfraß durchwimmelt. Rückert BE. 95; G. 2, 327; Vischer Ästh. 2, 128; V. Ov. 2, 337 etc., auch: Das fisch durchwimmelte Wasser. Kosegarten D. 1, 89; Die volkdurchwimmelten Städte. V. Il. 2, 648 etc. Alles, was ent wimmelt seinem Ruf. Baggesen 2, 9, was er hervor-w. macht; Seinen [des Maies] Tritten ent-w. | grüne, duftende Kräuter. Hölty 94; Ent-w. [enteilen w–d].. der Stube. Kosegarten Po. 2, 380 etc. Von Rittern .. | erwimmelt das Gefild. Reithard 80. Hin- und her- (G. 5, 111); um Einen her- (W. 7, 84), herum- (Luc. 1, 358); hervor- (3, 227; Hebel 8, 105; Uz 2, 170); heran- (Vischer Ästh. 3, 1218) w. etc., s. auch [3]. Von der Siegerschar umwimmelt. G. 12, 200; Kl. Od. 2, 187; Platen 2214; Rückert 1, 150; V. 4, 15; Des mondumwimmelten Sterns.Kl. M. Umher-w. Heine Sal. 1, 262; Stahr Par. 2, 147 etc. Alles wimmelt [strömt w–d] | der altbekannten Hoffnungsfahne zu. Sch. 380b etc.
~en: s. wimmeln 1. ~er: 1) m., –s:
uv.: Winzer (s. wimmeln 1). 2) m., –s; uv. (f.; –n. Adelung): harte Stelle in Etwas (s. Schm. 4, 76; Frisch 2, 449a; Benecke 3, 675b):
a) im Holz: Jahresring; Knorren, Knast, Maser, vgl. Wammer.
b) (s. a und Knast) grobe, ungehobelte Pers.
c) harter Fels.
d) Schwiele.
e) Warze.
f) verkl.: W–l, Hitzblätterchen. 3) n., –s; 0: in Zsstzg.: Ge-: das Wimmern (s. d. 2, vgl. Gestöhn etc.): Dein G. um ein Krüglein Bier. Beck (Nat.-Z. 17, 453); Quäle nun weiter nicht mich und dich mit deinem G. B. 250a; Göckingk 3, 138; Sturz 2, 107; 191 etc.; Mit Händeringen und Angst- G. Heine Lied 164; Matthisson A. 8, 158 etc.; Mit leisem Klag-G. Fouqué Gd. 1, 108 etc.; Pfaffen-G. Heine 6, 22; Das ewige Wehmuths-G. 255 etc.
~erer, m., –s; uv.:
Einer, der wimmert: Die W. und Winseler. Scherr Bl. 2, 302; 3, 65 etc., auch: Wimmerlinge. Hungari 1, 665.
~erig, a.:
1) voller Wimmer (s. d. 2, vgl. knorrig; wammerig etc.): [Der Maßholder] wächst langsam und ganz kröpfig in einander .. Indem er, wie oben gedacht, sehr w. und langsam erwächset etc. Döbel 3, 15; Auf ein w–s und ästigs Scheit gehört ein stählener Keil. Mathesius 37a etc., auch: Ganz wimret, knocket und ganz knorret, | sein Haut gefalten und verdorret. HSachs G. 2, 54 etc. (s. Schm.); Der Maßholder .. bleibt höckericht, wummerig und krumm. Jablonsky 645b. 2) in der Art eines Wimmerers (s. d.): Keine Spur von w–er .. Frömmelei. Arndt Ber. 152, vgl.: O wie sie that | so kümmerlich, | so wimmerlich. Musäus.
~erling, m., –(e)s; –e:
s. Wimmerer.
~ern: 1) intr. (sein):
wimmerig (s. d.), verhärtet werden (eig. und übertr.), auch:er-, ver-w. Schm.; Frisch. 2) intr. (haben) und zuw. tr.: ein schwaches Gelfern (s. d.) hören lassen, gw. als Ausdruck des Schmerzes, der stöhnenden Klage etc. (dichterisch auch von Leblosem), aber bei Hunden auch: liebkosender Freude etc., z. B.: Das Meer .. heult und wimmert mit den Stürmen. Bodenstedt Ausgw. 148; So springen ihn seine 2 Doggen schon an | 202 mit freudigem Heulen und W. B. 81a; Ein leises W. Cham. 6, 247; Gar wehlich zu w. Gotthelf U. 2, 148; W–d zu ihren Füßen | schmiegt sich des Vaters Dachs [-Hund]. Heine Reis. 1, 10; W. und winseln. 3, 408; Nur des Maulthiers Silberglöckchen | w. schmerzlich in der Stille. Rom. 64; 59; Er schwatzt, wo ich handle; wimmert, wo ich liebe. Leisewitz Jul. 20; Wenn sie über die nachtheiligen Eindrücke . so lustig [ergötzlich] w. L. 7, 428; Er hört . . den Zugwind w. [vgl. heulen] durch die Spalten. Lenau A. 93; Möser Ph. 2, 39; Wimmerte und erseufzte sie. Musäus M. 4, 30; Trotzt der Noth, | hört endlich auf, zu w.! Platen Pol. 30; Scherr Bl. 3, 75; W–d schnurrt das Todtenseil empor. Sch. 2a; 4a; Das Weltmeer wimmert unter ihr [der Flotte]. 20a; Einsam wimmerte .. die Eule | ihr todweissagendes Geheule. 43a; 78b; Alle . . wimmerten [riefen w–d]: Friede! 156b, s. 194a; Hört ihr’s [die Glocke] w. hoch vom Thurm? | Das ist Sturm! 78b (s. 174b); 193a; 202b; 873b etc.; „Der Eine ist entronnen,“ wimmerte der Knabe. Tieck (Wackern. 4, 1152²⁷); Waldau N. 2, 90; Wenn .. der West im Laube seufzt, die Felsenquelle wimmert. W. 11, 182; Mich wie einen armen Hund | .. vor eurer Thür vergebens w. zu lassen. 230; Als ich im Mutterarm zum ersten Mal gewimmert. 20, 200; Darüber w., daß etc. 33, 287; Luc. 3, 387; Zelter 1. 380 etc.; mundartl.: wemmern. HSachs G. 1, 134 (Wackern. 2, 1116¹⁰) etc., s. Schm. 4, 75, vgl. webern 2 etc. Zsstzg. wie bei ähnl. Tonw. (vgl. seufzen, stöhnen etc.): Einen an-w.; Aufwimmert laut das Weib und stöhnt. Reithard 217; Er wimmerte zu seinen Lehensleuten auf, ihn nicht zu verlassen. VWeber 2, 318; Unter Scharen nagender Nattern sein Leben aus-zu-w. 200; Ausgewimmert hat allhier der Kummer | und die Liebe seufzt und stöhnt nicht mehr. B. 100b etc.; Als Lerchen über Stoppeln strichen, | be-w–d Frühlingssonnenglück. Arndt 85; Geister wimmerten die Straßen durch. Schlegel Sh. 2, 2; Den Leib, | welchem Angst und Reu ent-w. Reithard 293; V. Ov. 2, 90; Als er ihr ganz vernehmlich, wie ein kleines Kind, entgegen- wimmerte. Arnim 35; Thümmel 5, 215; Gnade zu seinen Füßen zu er-w. Sch. 108b; Das wimmert her, Das wimmert hin: | o wehe doch, o wehe! Overbeck (Langbein L. 35); Alle Lust des Lebens | wimmert hin in ein verlornes Ach. Sch. 1a; Wenn der Gequälte sich aus der Wolke seines Schmerzes hervor gewimmert hat. H. R. 7, 162; Sterbelieder um-w. uns. Heine 6, 33; Tiedge 2, 79; Ep. 1, 52 etc.; Ihr Leid ver-w. Kladderadatsch 17, 227b; Bronner 1, 129 etc.; intr.: Euer .. Leben muß in puren Elegien verw. EWagner; Der ihnen Viel von seiner Liebe .. vor- wimmerte. Heine 5, 141; Gartenl. 12, 747b etc.