Faksimile 0779 | Seite 1601
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Gewieher wiehern
Gewīēher, n., –s; 0:
das Wiehern: Rosinantes begeistertes G. Heine 14, 116; Reithard 304; V. 2, 70; Ov. 1, 77 etc.
Wīēhern, intr. (haben) und zuw. tr. (mhd. wihelen, wihenen):
1) von der eigth. Stimme des Pferds (s. d. 1, vgl. nam. Falke Th. 2, 438a und brenschen): Ihr löcket wie die geilen Kälber und wiehert wie die starken Gäule. Jer. 50, 11; Falk Mensch. 4; Hoch-w–de Rosse. V. Il. 10, 305 etc.; [Das Pferd] schäumt, „wigert“. Opitz 2, 252 etc.
a) im gehobnen Stil mit Obj. (vgl. blicken 2a): Das wilde Streitroß .. wiehert Kampf. Gleim 4, 98; Ihre muthigen Rosse scheinen Triumph zu w. W. 27, 44; Wiehert Lust zum Kampf. Zachariä 1, 86; Das muntre Roß .. wiehert Überfluß. Hint. 4 etc., auch verschmelzend: Lust wieherten sie der lauten Fahrt. Rückert N. 248; Des streit-w–den Pferdes. G. 22, 382 etc.
b) Den ros gewieherten König [Darius]. Jahn M. 172, der durch das W. des Rosses König geworden.
c) dichter.: Der Wieherer [Roß]. Kosegarten Po. 1, 309; Stolberg Gd. 269, vgl. (von Centauren): Mehr von der w–den als menschl. Natur. 12, 205. 2) (s. 1) übertr.:
a) von einem dem W. ähnl. Gelächter: Der Herr lacht laut, der Diener wiehert recht. Hagedorn 1, 137; W. 22, 343; 28, 392 etc.; W–des Gelächter (22, 74; Prutz GschTh. 244 etc.), Lachen (Gutzkow R. 4, 121 etc.).
b) Das Rauhe, W–de und Unsingbare unsrer [deutschen] Sprache.. W. 33, 301; Merck 2, 230 etc.
c) Der Pöbel .. forderte w–d [laut schreiend] den Purpur [für Fiesko]. Sch. 178b; Er wiehert keine Zoten mehr. Schubert 2, 68; [Die Bacchanten] w. laut ihr Evoe. W. 10, 22 etc.
d) insofern im W. sich die Brunst, das giere Verlangen des Hengstes kundgiebt etc.: Ein Jeglicher wiehert nach seines Nächsten Weibe, wie die vollen müßigen Hengste. Ier. 5, 8; Wenn die Rosse der Schlacht gezähmter wüthen | als der schäumende Held nach Lorbeeren wiehert. Kl. Od. 1, 129; Mein unbarmherziger Ankläger .. wiehert (s. c, fordert schreiend] Blut und Verdammung. L. 10, 176; Ein Köder lüsterner nach Wollust w–der Blicke. W. 29, 22 etc. Zsstzg. wie bei ähnl. Tonw. (s. bellen), z. B.: Da wieherten sich laut die beiden Kampfross’ an. Rückert Rost. 85a; Aufwieherte helle | der Braune. Daumer 1, 240; Daß vor Beifall rings aufwieherten [2a] laut die Athener und hielten die Seiten. Prutz W. 55; Statt ähnlicher endlos bewieherten [2a] Nuditäten. Beck (Nat.-Z. 17, 165) etc.; Entfernt der durch wieherten Argos. V. Il. 9, 246; Empor-w. Kl. M. 4, 183; V. Ov. 1, 119 etc.; Entgegen-w. den Geharnischten (Hagedorn 2, 251), der Morgenluft (W. 20, 89) etc.; Ein lautes Gelächter .. wieherte dem Philosophen entgegen [2a]. 13, 39; HB. 2, 60 etc.; Dein Roß wird . . mit schnaufender, aufgeblasener Nase herüber-w. Klinger Gris. 16; Das Ungeheuer. | .. Bald wiehert es hervor aus schwefelgelbem Feuer. Freiligrath SW. 5, 73 etc.; Sie überwieherten [2a] den Beifall. Spindler V. 2, 108, lachten lauter; Schon w. uns die Pferde | den guten Morgen zu. Schenkendorf (Wackern. 2, 1499); Hagedorn 2, 38 etc.; Der Fichtenwald wiehert zurück. EKleist 2, 11, giebt einen Widerhall des W–s u. ä. m.