Faksimile 0776 | Seite 1598
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Widerig Widerkeit widerlich widern Widewohl
Wīd~erig: s. Widrig. ~erkeit, f.; –en:
(ver- alt.) Widerwärtigkeit: Von seinen erlittenen und vergangenen W–en zu reden. Schaidenreißer 65b [15, 399].
~erlich, a. (vgl. widrig):
1) gw. = widerwärtig 2 (s. d.), ekelhaft-unangenehm, fatal (vgl. zuwider 2): Der Schaum der Überschätzung, der .. dem Kenner .. w. ist. G. 26, 339; Der wüsten Strecke w. Gebiet. 12, 233; Wie kommt ihr schon so früh in diesen w–en Zustand [der Trunkenheit]? Schlegel Sh. 2, 182; Das Alles wird durch Wiederholung etwas abschmeckend und durch Übertreibung w. DViertelj. 1, 1, 183; W. ist mir’s [„Mir ist Solches zuwider“. Wiedasch], | noch einmal, was genau verkündiget ward, zu erzählen. V. Od. 12, 452; Welchem der Unfug w. war. 21, 147; Seine Sprache w. süß. Zschokke 1, 330 etc.; Die W–keit des Geschmacks, Geruchs etc. 2) seltnere Anwendungen (wegen Zweideutigkeit, s. 1):
a) = widerwärtig 1 (s. d.), feindlich etc., z. B.: W. war er vor Allen des Peleus’ Sohn und Odysseus. V. Il. 2, 220, vgl. die Zweideutigkeit meidend —: Am verhaßtesten waren Achilleus ihm und Odysseus. B. 197a.
b) „Widerwillen verrathend, mürrisch, verdrießlich“. Adelung als niedersächs. (?), z. B.: Nicht Gruß und Dank, | als brächten wir dem Herrn Gestank. | Er macht ein w. Gesicht. G. 12, 274.
c) Ein weiser Mensch . .; ein wiederlicher“ Mensch aber etc. Olearius B. 65a, wohl: ein dem vorhergenannten entgegengesetzter, hier: ein unweiser, unvorsichtiger (?).
~ern: 1) intr. (haben):
widerlich (s. d. 1) oder zuwider (s. d. 2 und wider 2b) sein, vgl. ekeln:
a) ohne Pers.: So sehr es auch widert, so sehr es auch stinkt. G. 3, 104; Ein Zustand, der selbst in der Beschreibung widert. H. 11, 313; Die Süßigkeit | des Honigs widert durch ihr Übermaß. Schlegel Sh. 1, 79 etc. und Partic.: Daß kein w–des Polstergedeck, kein schmutziges Handtuch | rümpfe die Nase. V. H. 2, 234 etc., vgl. 2.
b) selten mit persönl. Acc. den Adelung allein gelten lassen will —: Wie auch sonst die Welt ihn widre. Freiligrath 2, 175; Mich w. schon antikische Genossen. G. 12, 99 etc.
c) gw. mit persönl. Dat.: Was meiner Seele widerte, anzurühren, Das ist meine Speise. Hiob 6, 7; Baggesen 4, 39; Was widert dir der Trank so schal? G. 2, 247; Das leicht Errungene, | das widert mir. 12, 215; 19, 84 etc.; H. R. 9, 210; Mir widert, zu nennen, was sie schrein. Kl. Od. 2, 16; Kosegarten Po. 2, 128; Rahel 1, 458; Sch. 393b; Schlegel Sh. 7, 167 etc., auch: Daß ihm bei seinem Freund Horaz | vor deutschen Odensängern widert. V. 4, 175; Nbnf.: Was Keinem gewiß wird widrigen. Baggesen 2, 359 etc.
d) hierzu (od. zu 2): Widerung, z. B.: Deren Lieb .. leidet Sattheit, Ekel, Widerung. V. Sh. 2, 323. 2) (s. 1) tr.: Ich widre Etwas, empfinde Widerwillen, Ekel davor (selten); Den Gestank w. Adelung; im Partic. Präs.: Ohne daß die Gesellschaft w–d daran Theil nahm. H. Ph. 10, 240. 3) refl. (veralt.): sich weigern (s. d. II und Zsstzg.). 4) selten statt er-w. (s. d. und wider 4c), dazu: Keine Vergeltung und „wiederung“ ihrer angewendeten Mühe .. bekommen. Weidner 235. Zsstzg. z. B.: Ān- [1]: s. anekeln, z. B.:
1) Etwas widert mich an (tr.), z. B.: Nichts .. widert die Leute so an als dgl. Ernennungen, die auf Dunkel und Rückwärts deuten. Ense T. 1, 291; Weil ihn jede andre Art zu rauchen anwiderte. G. 27, 197; Dichterwerke . ., die mich äußerst anwiderten. 34; 33, 103 etc.
2) vereinzelt mit persönl. Dat. statt Acc., z. B. bei KSchmidt. s. Campe, vgl. 3.
3) ohne Pers., bes. im Partic. Präs.: Etwas ist a–d, z. B. Auerbach Tag. 111; Schwegler (47) 913 etc., wozu dann ganz korrekt (s. decken, Anm.) ein pers. Dat. treten kann.
4) [2] Ich widre Etwas an (selten). Er-:
1) [4] auf Etwas, das von Jemand ausgeht, Diesem Etwas als Entsprechendes zurückgeben, oft (vgl. wider 4c) in der nicht ganz folgerechten Schreibw.: erwiedern, z. B.:
a) Jemandes Grüße (mit Gegengrüßen); Liebe (mit Gegenliebe) e. etc.; aber auch: Liebe mit Haß; Gutes mit Bösem; Willst du mein Zutraun so e.? G. 13, 21; Späße, die ihm Jarno erwiderte. 17, 339; Man macht sich den Undank unmöglich und ein gelegentliches E. leicht. 21, 244 etc.; Die Männer lieben die Zartheit, ohne sie zu e. IP. Herbstbl. 1, 28; Die Probe | war fast zu kühn für die romant’sche Treue, | die nicht erwidert werden sollte. Sch. 264b; Mir Liebe zu e. 269a; Die Tochter seh ich . ., | sie aber sieht nicht mich .., | sie kann der Mutter Freude nicht e. 509b; Höflichkeitsbezeigungen, die von beiden Seiten gethan und erwidert wurden. Tieck DQ. 2, 458; Vom erwiderten Wurfe des röthlichen Sandes ergilbt er. V. Ov. 2, 111; Der Thiere Fürst, den solch ein Gruß verdroß, | erwidert ihn mit einer langen Schramme. W. 20, 91 etc., s. das Folg.
b) (s. a) in minder gw. Anwendung oder Fügung: Du hast . . | dem letzten Seufzer Mitgefühl erwidert [gezollt etc.]. G. 13, 291; Nichts haben sie Gesundes zu e. [dem sie Anfassenden darzubieten], | woman sie anfasst, morsch in allen Gliedern. 12, 131; Ein auf dem théâtre francais .. vorgestelltes, mit Beifall erwidertes [vom Publikum entgegengenommnes] .. Stück. 33, 94; E. Böses nur um Gutes, | um Liebe Feindeshaß. Mendelssohn Ps. 109, 5; Die Priester des Budso e. den Lehrern des Sinto dieselbe [gw.: ihre etc.] Verachtung. Zimmermann Nat. 95 etc.
c) (s. a) sehr gw. in abgeschliffnerm Sinn, wie entgegnen (s. d. 1), antworten, versetzen etc.: Es sei drum, erwiderte Wilhelm. G. 17, 230; Da Niemand in dieser Art ihm e. konnte, so behielt er das Wort ziemlich allein. 338; Ich erwiderte Nichts dagegen. 19, 61; Haben Sie auch nur ein einziges Mal Etwas erwidert, worauf man wieder hätte e. können? 14; Er antwortete dilatorisch; dann setzte er aus, diesen Punkt zu e. [gw.: auf diesen Punkt]. 18, 159; Ich erwidre [auf] deine Frage. 4, 18 etc.; Sch. 95a; 495a etc.; B. 1, 14; Eurylochos rief das gehässige Wort mir e–d: | Grausamer etc. Ov. 12, 278; Antwortete Solches e–d. 11, 347 (362; 404; 435 etc.); Auf Ihr Geehrtes vom 7. d. M. erwidre ich etc.
d) Erwid(e)rung: α) zu a, z. B.: In Erwiderung dagegen wuchs die Dienstbeflissenheit Ottiliens. G. 15, 54; Kränkt’s dich hart, | daß Freundschaft nicht Erwidrung fand? Herrig 17, 325; Immermann M. 4, 54 etc.; Liebes erwiderung. IP. (Wackern. 4, 915²⁷) etc. 8) zu c: Problem und Erwiderung. G. 40, 429; Da die Gegenpartei es an Erwiderungen und Aufhetzungen nicht fehlen ließ. Prutz Mus. 1, 40 etc.
e) Veralt. Nbnf. in Bed. a: Erwidrigen. Scriver 1, 211; 393; 2, 180; Erwidrigung. 240.
2) [3] refl.: sich weigern. Gryphius 1, 942. Ver- [3].
~ewohl etc.:
s. Pirol.