Faksimile 0775 | Seite 1597
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Wider
Wīder: 1) präp. mit Acc.:
gegen, z. B. (nur noch selten) bloß die Richtung bezeichnend: Setzte sich auf einen Armstuhl, der w. den Verschlag des Eingangs stand. G. 17, 262; Hes. 21, 2 etc.; häufiger indem der Begriff des Gegenstemmens, des gegen Etwas gerichteten Drucks hinzutritt: Ein Knabe .. hielt ein .. vor ihm zw. seinen Füßen sitzendes Kind mit beiden Armen w. seine Brust. G. 14, 15; Sie drückte seine Hand w. ihre Lippen. Klinger Giaf. 514 etc.; bes. aber mit dem Begriff der feindlichen, entgegenstrebenden Richtung, z. B.: „Sie haben einen alten Groll gegen Euch“. Und ich w. sie. G. 9, 47; W. den Menschen zu arbeiten, der etc. 61 u. . auch in der Gegenüberstellung: Gründe für (s. d.) und w. den Selbstmord. Engel 7, 140; Daß ich allemal lieber für als w. die Jakobiner bin. Forster Br. 2, 175 etc., s. b; c.
a) nur noch vereinzelt mit Dat.: Gewand, das w. dem Leib e ruht. G. 31, 46; Luther 8, 249a etc.; W. meinem klaren von ihm selbst angeführten Worte. Mendelssohn 4, 2, 393 (Reimarus) etc.
b) bes. in der Verbind. mit für auch ohne Nennung des Abhängigen (vgl. da-w. und da, Anm., Schluß): Deßhalb rührte er sich nicht für, nicht w. Laube Kön. 1, 208; DMus. 1, 2, 255; Schlegel Sh. 7, 13; Kurz, w. oder für, am Ende bin ich immer | Freund der Person, der Sache Feind. W. 3, 164, handle es sich w. oder für [Etwas] etc., s. c.
c) substantiviert, nam. (s. b): Das Für (s. d. 3) und W.; ferner z. B.: Daß wir Alles, was nicht ein Mit-Uns ist, auch als ein Fürsten-W. darstellen, d. h. eine Förderung der Revolution nennen. Gutzkow Z. 2, 198, etwas Fürsten-Feindliches, Fürstenfeinde, vgl.: Die Jesu-W. statt Jesuiter (s. d. und 2a). 2) prädikativ neben sein mit Dat. (veralt.):
a) widerstrebend, feind, konträr etc.: So ihr kommet in Friede zu mir und mir zu helfen ..; so ihr aber kommet .., mir w. [in neuernden Ausg. zu-w.] zu sein. 1. Chr. 13, 17; Der Wind war ihnen w. [zu-w.]. Matth. 14, 24; Weil ich weiß, daß Gotts Weisheit nichtls] so w. ist als menschlich Witz und Spitz. Franck (Wackern. 3, 380³³); Daß alle Päpste den Kaisern allezeit feind und w. sind. Luther 6, 332b etc. (vgl. 1c).
b) Widerwillen erregend, widerwärtig, verhasst etc. (heute gw. zu-w.): Wie hoch auch Solches andern Fürsten . . w. war und sie bitterlich verdroß. 5, 280b; Wohlan, sie schreiben! ist mir nicht w. 1, 147b; Er wollt noch über Meer fahren, wenn es gleich allen Göttern w. und leid wäre. Schaidenreißer 17a; Jch weiß wohl, daß meines Herren Wiederkunft allen Göttern w. ist. 61a etc., s. 3. 3) (s. 2b) selten als attribut. Ew. (wie mundartl. zu-w.): Immer urtheilst du, wie ich. | Wid’res [Drckf.: Widr’ es] Einerlei! | Laß dich bitten: widersprich! | dann erst sind wir Zwei. Haug EpSp. 66. 4) adverbiell:
a) s. 1b.
b) in der Verbind.: hin (s. d. 7 und her 2a) und w., wo w. (wie her) zunächst die dem hin entgegengesetzte Richtung bez., vgl. c oft, minder folgerecht, in der Schreibw.: hin und wieder (s. Sanders Orth. 46), vgl. seltner: Mein Sinn, sich her und wieder wugend. HSachs G. 2, 1.
c) (vgl. b) nicht bloß (s. 1) im Sinne des Feindlichen, des Entgegenstrebens, sondern auch in dem mildern des Entgegen, Zurück, Vergeltens etc., z. B. mit pleonastischen Zusätzen: Daß ihr mich zum Vergelt mit Vorsatz w. beleidigt. V. Od. 2, 73 etc.; Wie ich wirkte, wirkte die Menge w. auf mich zurück. G. 16, 311; Musäus M. 3, 119 etc.; ferner z. B.: Moses rächet den hebräischen Mann und schlägt den Ägypter w. todt. Luther SW. 35, 45; Ich theilte den Flachs .. unter sie aus. .. Die guten Weibsen bringen mir das Garn dafür w. Möser Ph. 2, 40 etc. In den angeführten Stellen findet sich die minder folgerechte Schreibw. wieder, vgl. b; Sanders Orth. 46; wiedergeben, Anm. etc., vgl. auch: Der Mutter trau ich | und trau ihr „wieder“ [andrerseits, dagegen] nicht. Sch. 238a etc., s. Anm.
Anm. Goth. vithra, ahd. widar, mhd. wider. Die Scheidung von w. und wieder (s. d.) stammt aus dem 17. Jahrh., ist aber für das Adv. (s. 4b; c und hin-w.) noch nicht folgerecht durchgeführt, vgl. Sanders Orth. 46; Teller 211 (Richt. 11, 8) und Fälle, wo die Schreibw. mit oder ohne e einen ganz versch. Sinn giebt, z. B.: Der Erzbischof von York, Douglas, Mortimer | sind w. uns verbündet. Schlegel Sh. 6, 113 etc., s. auch: erwidern.
Zsstzg. z. B.: Da-: dagegen (s. d. und da, Anm.). Richt. 9, 52; 4. Mos. 14, 36 etc.; Die d. Handelnden. Ense T. 5, 109; D. regten sich Männer. G. 31, 64; D. sprach [entgegnete] der Markgraf. Simrock N. 1194 etc.; auch: Dar-w. Fischart B. 48a; Kant 8, 183; JvMüller 6, 169; Zinkgräf 2, 55 etc.; auch relat.: D. Nichts dich schützen kann. Haller 19 (auch Matthisson A. 1, 259), vgl. wo-w. Her- [4c]: veralt. statt des Grundw., z. B. (s. her 1f): Judas bracht „er-w.“ [,,wieder“. Eß] die 30 Silberling den hohen Priestern. Matth. 27, 3 (= zurück); Bar. 5, 9; Bis auf die Zeit, da er-w. bracht [erfüllt etc.] werde Alles, was Gott geredt. Ap. 3, 21; Wie sie nimmer er-w. [w. oder zurück erlangen] mögen, was sie verloren. Luther 1, 399b etc.; Auf morndrigen Tag sollen ihr h. kommen. Stumpf 705b etc., auch [4b]: Torkelt er hin und h. HSachs G. 1, 158 etc.; ferner = da-, hier-w., z. B.: Ich kann mir leicht einbilden, was man h. sagen wird. L. 4, 148 etc.
Hier-: s. da-w. und hier3, auch: Mehreres hatte ich schon hie-w. bemerkt. JvMüller 7, 86.
Hin-: s. Joh. 10, 40 etc.; bes. [4c], meist in der Schreibw. hinwie der, z. B.: Die Eule sprach | zu ihnen h. G. 8, 224 (H. 8, 139), entgegnete, erwiderte ihnen; Reinhold ihm h. [sagt; erwidert ihm]. Nicolai 6, 157; Von meiner Seite wich sie nie; | gleich heftig liebt’ ich sie h. [meinerseits]. 2, 94; Daß ich Den, der mich zuvor .. hatte ausgewogen, h. .. vertrieb. Schweinichen 3, 39; Ein Freund, für den man Alles thut, weil er h. Alles für uns zu thun bereit ist. W. 9, 247; 17, 76; 23, 273; 27, 256 etc., s. wi(e)derum.
Wo-: fragend und relativ entsprechend dem da-w. (s. da, Anm. und vgl. das häufigere wogegen), z. B. relat.: W. der Statthalter Nichts einzuwenden hatte. B. 266b; Alle Diejenigen, w. Jhre Satire gerichtet ist. Möser Ph. 2, 254 [wider die]; W. alle Rettungsmittel so wenig als Wasser gegen das griech. Feuer vermocht. JvMüller 1, 4 etc.; seltner fragend: W. streiten Sie? etc.
Zu-: (s. widerwärtig) 1) feindlich-entgegen, konträr, z. B.: a) [2] mit sein: So werde ich deiner Feinde Feind und deinen Widersachern z. sein. Mendelssohn (2. Mos. 23, 22) = deiner Widerwärtigen Widerwärtiger. Luther; Wir haben eine Schlacht verloren, Feldherrn; | das Glück war uns z. Sch. 462a; Sein alle Glücksplaneten meinem Thun | z., wo ich nicht etc. Schlegel Sh. 9, 175; Wünsche, die ihrer Pflicht z. wären. W. 9, 240; Dem Jägermeister, der Denen von der Feder stets „zu wieder“ war. Zinkgräf 1, 79 etc.; auch mit zu ergänzendem Dat.: Aber in Einem sind wir [einander] z.: | wenn sie aufstehn, leg’ ich mich erst nieder, s. L. 12, 491 etc. b) adverb. neben Zeitw. und ohne solche in Art einer nachstehnden Präpos., Ggstz.: gemäß, z. B.: Einem Befehl, einer Anordnung z. handeln; Etwas läuft dem Befehl, Gesetz, der Ordnung z.; Etwas, der Vorschrift z., thun etc. 2) [2b] nam. mit sein, z. B.: Das rauschende Vergnügen lieb ich nicht, | die rauschende Musik ist mir z. G. 8, 45; Wie gewisse Menschen die Katzen nicht leiden können, Andern Dieses oder Jenes in der Seele z. ist. 22, 129; 25, 197; 34, 327; 4, 144 etc.; Heine Reis. 4, 70; Kinkel E. 148; Sch. 117b; Der Käfig ist mir stark z. W. 12, 76; 34, 259; Luc. 3, 132 etc., auch (mundartl.) gesteigert: Mir ist Nichts z–er als das Kindergethue. Auerbach Leb. 1, 111 etc. und als attribut. Ew.: Ein z–er Mensch: ein unausstehlicher. Spindler V. 4, 370; Laß sie gehen, das z–e Weibsbild! 12; Er „zwidrer“ Imster, Er! 90 etc., s. Schm. 4, 33; ferner: Etwas wird Einem z. (s. Brem. W. 5, 213) und z. B.: Den süßen Wein trinkt man sich z. Bodenstedt 2, 305, er wird Einem durch das Trinken z.; man trinkt ihn sich überdrüssig etc.