Faksimile 0768 | Seite 1590
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Wette
III. Wétte, f.; –n:
1) ein in Betreff eines zu entscheidenden Streits geschloßner Vertrag, wonach der im Streit Unterliegende ein Festgesetztes an den Siegenden verliert, und: das Festgesetzte (das Pfand, der Preis etc.), worum es sich dabei handelt, eig. und übertr.: Es gilt eine W., hohe W. etc.; Worüber es zwischen ihr und einer Freundin eine große W. galt. W. 17, 121; Gilt es eine starke W. [es ist sehr fraglich], | ob etc. Logau 2, 10, 35 etc.; Was gilt die W.? (Forster Jt. 1, 73 etc.); was soll die W. gelten? (Sch. 262a), Ausruf Dessen, der bereit ist, über Das, was er sagt, jede W. einzugehn; Einem eine W. bieten; „Die W. biet’ ich.“ Topp! G. 11, 69 etc.; Wenn’s Prahlen gilt, | so steh’ ich alle W–n [nehm ich’s mit Allen auf]. Schlegel Gd. 1, 198 etc.; Eine W. annehmen, eingehn, z. B.: Auf die Unfehlbarkeit seines Kalküls geht . . Kolumbus die bedenkliche W. mit einem unbefahrenen Meere ein, .. die . . Atlantis zu suchen. Sch. 757b; 172b; Schwegler (47) 199 etc.; Eine W. schließen (G. 1, 182 etc.), seltner: machen (H. 15, 186), thun (Hebel 3, 123), veralt.: anschlagen (s. d. 12) etc.; Die W. gewinnen, verlieren etc.; entscheiden etc.; Was wettet ihr? .. Mir ist für meine W. gar nicht bange. G. 11, 16; Zwei solche Feldherren .. hatten .. noch in keiner offenbaren Schlacht ihre Kräfte gemessen, eine so hohe W. noch nie die Kühnheit geschreckt, ein so hoher Preis noch nie die Hoffnung begeistert. Sch. 963a etc.
2) (s. 1) adverbiell zur Bezeichnung des Eifers, womit Einer den Andern zu besiegen, es ihm zuvorzuthun, den Preis über ihn zu gewinnen strebt etc.:
a) In die W., vgl. (s. 1): Setze nun du ein gemästetes Lamm in die W. V. Th. 8, 20 etc., z. B.: In die W. mit der Ewigkeit leben (Fleming, Wackern. 2, 345⁰); mit Einem singen (Geßner 2, 60), arbeiten (G. 28, 39; 144), ein Gemälde machen (26); Ein Fauler schaffet Nichts und frisst doch in die W. JGrob Dicht. Vers. 1, 52; Erhebt den theuren Mann .. in die W. Haller 126; Mit Einem in die W. schwimmen. Hebel 3, 286; Jselin Tr. 30; Liebt, Treuvermählte, euch in die W. Mühlpforth 2, 16; 49; Die Küsse regnen in die W. Nicolai 1, 265; Wo wir uns in die W. bemühten hinüber zu springen. Sch. 107b; In die W. schreien (Scultetus, L. 8, 304), laufen. Stilling 1, 139; ihre Künste auslassen (W. 34, 104); sich beeifern (7, 110; 13, 255; 17, 104 etc.); sich bestreben (7, 43 etc.); um Jemandes Gunst buhlen (10, 6; 25, 228); eifern (2, 90; 3, 66; 6, 220; 9, 304); eilen (262); sich entwaffnen und entkleiden (3, 104); mit Einem heulen (2, 10); plündern (9, 207); preisen (7, 128); sich herausputzen (13, 143; 15, 224); schimmern (8, 98); Jemandes Herz stehlen (10, 46); den Preis steigern (5, 136); streiten (12, 225) etc.; laufen (Luc. 6, 108); Durch einander gewachsen . ., als ob sie diesen Ort recht in die W. beschatten und verbergen wollten (4, 101) etc.
b) Um die W., z. B. sich anbieten zu Etwas (Forster R. 1, 202); singen (Gellert 1, 125); schneiden (WGerhard Wil. 1, 23; 26); rennen (313); schreien (Gleim 3, 268); arbeiten (G. 25, 247; 28, 64; 161); einander auf Etwas aufmerksam machen (19, 139); sich beeifern (4, 120; 34, 278); seinen Eifer beweisen (32, 276); sich bemühen (29, 86); Einen beschützen (12, 204); Etwas erzählen (26, 217), recitieren (20, 93); laufen (21, 197); sich plagen (7, 18); schießen (9, 235); singen (2, 21); springen (6, 53) etc.; Mit dem Kustode versteht sie’s um die W. 18, 77; Stürme brausen um die W. 11, 14 etc.; Als ging es um die W. Gutzkow R. 5, 326; 2, 12; 7, 478 etc.; Alle Violinen des Lobes fiedeln um die W. Heine Lut. 1, 251 etc.; Sich um die W. bemühen (L. 12, 306), bestreben (11, 25; Möser Ph. 1, 200), beeifern (2, 127); In dessen Blute sich | die Mücken um die W. tränkten. Lichtwer 141; Da gingen weg mit einem Schlag | neun Töchter um die W. Rückert Morg. 1, 130; Durch der Hände lange Kette | um die W. | fliegt der Eimer. Sch. 78b; Um die W. eifern (V. Georg. 4, 38; W. 35, 145), sich zu Etwas drängen (15, 29), ihre Kinder senden (Zimmermann Eins. 51) etc.
c) Zur W. setzen, welcher den Andern .. übertreffen werde. Kretschmann 2, 22; Zur W. laufen (Schlegel Sh. 2, 12 etc.) einem Rehbock (Pfeffel Po. 2, 78), gw.: mit etc., vgl.: Mit den Teufeln zu Wett laufen. SClara EfA. 1, 68 etc.; Freuet euch zur W. Blumauer 1, 248; Ich bringe dich, zur W., | noch heut ins Hochzeitbette. B. 14b; Schulen der Fechter, zur W. von streitenden Meistern | gegen einander gestellt. Schlegel (Wackern. 2, 1300²¹); Umtrinken | zur W. nach der Kunst mit jedem Sklaven. Tieck Ant. 1, 4; Zur W. spornt er einst den feurigen Polacken. V. 1, 143 etc.; minder gw.: Die Würfel fallen, treffend, irrend, | dem Alten stets zu guter Wett. Lenau Sav. 148, günstig für ihn.
d) ohne Präpos., z. B.: Schneller als Krähn, die W. fliegen wollen. Freiligrath Ven. 25; Mit Einem W. streiten. B. 209a; Müllner 5, 26 etc.; zusammengeschoben: Da sie ums Jawort, hochgeschürzt, | mit ihren Freiern wetterannte. B. 19b; Ich kann wohl wettelaufen. Opitz 2, 259 etc.; und um das End-E verkürzt, s. Wett-laufen, -Lauf; -eifern, -Eifer; -singen, -Gesang; -streiten, -Streit etc., ferner: So lieben wir mit frohem Schritt | uns durch das Leben wett. H. 8, 386 etc. und I. wett.
3) Bergb.: W. bauen; sich wette bauen (s. d. 8d). Frisch 2, 444c; Jablonsky 1385b, den Bergbau aus Mangel an Ausbeute aufgeben müssen, eig. wohl (vgl. 1), aufs Ungewisse hin einen gewagten Bau unternehmen.
4) veralt., mundartl. (s. Gewett 3 und Haltaus 2089 ff.; Brem. W. 5, 208 ff.; Schm. 4, 196):
a) Pfand.
b) gerichtliche Buße. Jablonsky 1385b.
c) eine Bürgerbehörde, ,,Handwerksgericht.“ ebd.; Deßhalb [ob Lessing Hamburger Bürger geworden] in den Protokollen der Hamburger „Wedde“ nachsehen. Guhrauer Less. 1, 284 etc.
Anm. Goth. vadi, ahd. wetti, mhd. wette, n., aus dessen Mz. unser Fem. entstanden nach Graff 1, 739 zu lat. vad– in vas (vadis) Bürge etc., das aber nach Wackern. Gl. 591 mit vitta (Binde) zu goth. vithan, jochen, binden gehört (s. Anm. zu I. Wand, Weide) mit Grundbed.: Pfand als Zeichen einer Rechtsverbindlichkeit, s. Benecke 3, 773 ff.; Diez 158 ff.; Schm. 4, 195 und Stalder 2, 437; vgl. gattlich, Anm. und z. B. wie noch bair., schwzr.: Ochsen an- oder ein- (Keisersberg Sünd. 18a), aus- (Stettler SchwzrGsch. 1, 29), ab-, ent-wetten oder -jochen; Gewett, Gespann etc., s. auch Wetter II.
Zsstzg. z. B. (veralt.) Aber-, After-, über-W.: was bei einem Kompromiß als Pfand festgesetzt wird, das von Seite des im Vollzug fehlenden Theils dem Andern verfällt. Schm. etc.; ferner z. B.: Witz-W. Gervinus Sh. 1, 306, das Wetteifern, wobei Einer den Andern an Witz zu überbieten strebt u. ä. m.