Wette
III. Wétte, f.; –n:
1) ein in Betreff eines zu entscheidenden Streits geschloßner Vertrag, wonach der im Streit Unterliegende ein Festgesetztes an den Siegenden verliert, — und: das Festgesetzte (das Pfand, der Preis etc.), worum es sich dabei handelt, eig. und übertr.: Es gilt eine W., hohe W. etc.; Worüber es zwischen ihr und einer Freundin eine große W. galt. 17, 121; Gilt es eine starke W. [es ist sehr fraglich], | ob etc. 2, 10, 35 etc.; Was gilt die W.? Jt. 1, 73 etc.); was soll die W. gelten? 262a), Ausruf Dessen, der bereit ist, über Das, was er sagt, jede W. einzugehn; Einem eine W. bieten; „Die W. biet’ ich.“ Topp! 11, 69 etc.; Wenn’s Prahlen gilt, | so steh’ ich alle W–n [nehm ich’s mit Allen auf]. Gd. 1, 198 etc.; Eine W. annehmen, eingehn, z. B.: Auf die Unfehlbarkeit seines Kalküls geht . . Kolumbus die bedenkliche W. mit einem unbefahrenen Meere ein, .. die . . Atlantis zu suchen. 757b; 172b; (47) 199 etc.; Eine W. schließen 1, 182 etc.), seltner: machen 15, 186), thun 3, 123), veralt.: anschlagen (s. d. 12) etc.; Die W. gewinnen, verlieren etc.; entscheiden etc.; Was wettet ihr? .. Mir ist für meine W. gar nicht bange. 11, 16; Zwei solche Feldherren .. hatten .. noch in keiner offenbaren Schlacht ihre Kräfte gemessen, eine so hohe W. noch nie die Kühnheit geschreckt, ein so hoher Preis noch nie die Hoffnung begeistert. 963a etc. —
2) (s. 1) adverbiell zur Bezeichnung des Eifers, womit Einer den Andern zu besiegen, es ihm zuvorzuthun, den Preis über ihn zu gewinnen strebt etc.:
a) In die W., vgl. (s. 1): Setze nun du ein gemästetes Lamm in die W. Th. 8, 20 etc., z. B.: In die W. — mit der Ewigkeit leben 2, 345⁰); mit Einem — singen 2, 60), arbeiten 28, 39; 144), ein Gemälde machen (26); Ein Fauler schaffet Nichts und frisst doch in die W. Dicht. Vers. 1, 52; Erhebt den theuren Mann .. in die W. 126; Mit Einem in die W. schwimmen. 3, 286; Tr. 30; Liebt, Treuvermählte, euch in die W. 2, 16; 49; Die Küsse regnen in die W. 1, 265; Wo wir uns in die W. bemühten hinüber zu springen. 107b; In die W. — schreien 8, 304), laufen. 1, 139; ihre Künste auslassen 34, 104); sich beeifern (7, 110; 13, 255; 17, 104 etc.); sich bestreben (7, 43 etc.); um Jemandes Gunst buhlen (10, 6; 25, 228); eifern (2, 90; 3, 66; 6, 220; 9, 304); eilen (262); sich entwaffnen und entkleiden (3, 104); mit Einem heulen (2, 10); plündern (9, 207); preisen (7, 128); sich herausputzen (13, 143; 15, 224); schimmern (8, 98); Jemandes Herz stehlen (10, 46); den Preis steigern (5, 136); streiten (12, 225) etc.; laufen (Luc. 6, 108); Durch einander gewachsen . ., als ob sie diesen Ort recht in die W. beschatten und verbergen wollten (4, 101) etc. —
b) Um die W., z. B. sich anbieten zu Etwas R. 1, 202); singen 1, 125); schneiden Wil. 1, 23; 26); rennen (313); schreien 3, 268); arbeiten 25, 247; 28, 64; 161); einander auf Etwas aufmerksam machen (19, 139); sich beeifern (4, 120; 34, 278); seinen Eifer beweisen (32, 276); sich bemühen (29, 86); Einen beschützen (12, 204); Etwas erzählen (26, 217), recitieren (20, 93); laufen (21, 197); sich plagen (7, 18); schießen (9, 235); singen (2, 21); springen (6, 53) etc.; Mit dem Kustode versteht sie’s um die W. 18, 77; Stürme brausen um die W. 11, 14 etc.; Als ging es um die W. R. 5, 326; 2, 12; 7, 478 etc.; Alle Violinen des Lobes fiedeln um die W. Lut. 1, 251 etc.; Sich um die W. bemühen 12, 306), bestreben (11, 25; Ph. 1, 200), beeifern (2, 127); In dessen Blute sich | die Mücken um die W. tränkten. 141; Da gingen weg mit einem Schlag | neun Töchter um die W. Morg. 1, 130; Durch der Hände lange Kette | um die W. | fliegt der Eimer. 78b; Um die W. eifern Georg. 4, 38; 35, 145), sich zu Etwas drängen (15, 29), ihre Kinder senden Eins. 51) etc. —
c) Zur W. setzen, den Andern .. übertreffen werde. 2, 22; Zur W. laufen Sh. 2, 12 etc.) — einem Rehbock Po. 2, 78), gw.: mit etc., vgl.: Mit den Teufeln zu Wett laufen. EfA. 1, 68 etc.; Freuet euch zur W. 1, 248; Ich bringe dich, zur W., | noch heut ins Hochzeitbette. 14b; Schulen der Fechter, zur W. von streitenden Meistern | gegen einander gestellt. 2, 1300²¹); Umtrinken | zur W. nach der Kunst mit jedem Sklaven. Ant. 1, 4; Zur W. spornt er einst den feurigen Polacken. 1, 143 etc.; minder gw.: Die Würfel fallen, treffend, irrend, | dem Alten stets zu guter Wett. Sav. 148, günstig für ihn. —
d) ohne Präpos., z. B.: Schneller als Krähn, die W. fliegen wollen. Ven. 25; Mit Einem W. streiten. 209a; 5, 26 etc.; zusammengeschoben: Da sie ums Jawort, hochgeschürzt, | mit ihren Freiern wetterannte. 19b; Ich kann wohl wettelaufen. 2, 259 etc.; und um das End-E verkürzt, s. Wett-laufen, -Lauf; -eifern, -Eifer; -singen, -Gesang; -streiten, -Streit etc., ferner: So lieben wir mit frohem Schritt | uns durch das Leben wett. 8, 386 etc. und I. wett. —
3) Bergb.: W. bauen; sich wette bauen (s. d. 8d). 2, 444c; 1385b, den Bergbau aus Mangel an Ausbeute aufgeben müssen, — eig. wohl (vgl. 1), aufs Ungewisse hin einen gewagten Bau unternehmen. —
4) veralt., mundartl. (s. Gewett 3 und 2089 ff.; 5, 208 ff.; 4, 196):
a) Pfand. —
b) gerichtliche Buße. 1385b. —
c) eine Bürgerbehörde, ,,Handwerksgericht.“ Deßhalb [ob Lessing Hamburger Bürger geworden] in den Protokollen der Hamburger „Wedde“ nachsehen. Less. 1, 284 etc.
Anm. Goth. vadi, ahd. wetti, mhd. wette, n., — aus dessen Mz. unser Fem. entstanden — nach 1, 739 zu lat. vad– in vas (vadis) Bürge etc., das aber nach Gl. 591 mit vitta (Binde) zu goth. vithan, jochen, binden gehört (s. Anm. zu I. Wand, Weide) mit Grundbed.: Pfand als Zeichen einer Rechtsverbindlichkeit, s. 3, 773 ff.; 158 ff.; 4, 195 und 2, 437; vgl. gattlich, Anm. und z. B. wie noch bair., schwzr.: Ochsen an- oder ein- Sünd. 18a), aus- SchwzrGsch. 1, 29), ab-, ent-wetten oder -jochen; Gewett, Gespann etc., s. auch Wetter II.
Zsstzg. z. B. (veralt.) Aber-, After-, über-W.: was bei einem Kompromiß als Pfand festgesetzt wird, das von Seite des im Vollzug fehlenden Theils dem Andern verfällt. Schm. etc.; ferner z. B.: Witz-W. Gervinus Sh. 1, 306, das Wetteifern, wobei Einer den Andern an Witz zu überbieten strebt u. ä. m.
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