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Werth Etwas Schöpfer Die verwerthbar werthen Jedem Werther werthhaft werthig werthlich Werz
II. Wêrth, m., –(e)s; –e; - (s. I. Anm.):
1) (ohne Mz.) das Werthsein; Das, was oder wie viel
Etwas werth ist, z. B.:
a) Etwas hat an und für sich; in sich etc. oder: für Jemand einen hohen, großen etc.; geringen, verächtlichen W. etc.; prägn.: Es hat W., Ggstz.: keinen W.; Eine Sache von W., ohne W. (s. w.-voll, -los); Auf Etwas W.; hohen, großen, keinen W. legen; Einer Sache W: beilegen; Etwas hat, bekommt, ge- winnt, erlangt etc. den doppelten, den dreifachen W.; Im dekadischen Zahlensystem erhält jede Zahl durch das Fortrücken um eine Stelle nach links einen zehnfach höhern W.; Der innre W. einer Sache, Person, Handlung etc.: Eine sittliche Bedeutung [s. d. 1] . ., nicht einen sittlichen W. Börne 3, 125; Waaren um einen geringen und spöttlichen W. [Preis, vgl. b]. SClara EfA. 1, 101; Sie haben, die Wortgelehrten, | den W. des Worts nicht erkannt. G. 4, 24; 6, 93; 13, 186; Nur eigner innrer W. und nicht der Schein. 275; 300; Es nach seinem W–e zu würdigen. 22, 19; 30, 11; Was bisher so großen W–es geachtet wurde. 39, 70; Gotter 3, 309; Der Dinge wahren W. und nicht den Wahn. Haller 160; Mendelssohn Morg. 134; Doch hält man euch in W. Opitz (Wackern. 2, 316²⁴); Sie unter ihrem W–e loszuschlagen. Sch. 263a; 752b; Das lassen wir nun in seinem W. ruhen [auf sich beruhn]. Stumpf 395a; Thümmel 4, 157; Tieck Cymb. 1, 1; Der
Schöpfer heißet uns ein sinnliches Ergetzen, | nicht über sei- nen W., nicht unterm W–e schätzen. Uz 1, 30; W. 11, 197; Bei einem Landwirth gelten alle witzigen Köpfe nicht den W. eines Bauern. Zimmermann Nat. 25 etc. (s. auch I 2 Schluß). b) (s. a) in prägn. Gegenüberstellung:
W. und Preis (s. d. 2h); ferner: Ein Mann, wie Jean Paul, als Talent von W., als Mensch von Würde (s. d.). G. 4, 235; Unsrer Kunst so gleichen W. als Würde | mit andern Musenschwestern zugestehen. 6, 379; Was dieser Dichtung | den innernW. und ihre Würde giebt. 13, 108; Was du bei diesem wicht’gen Schritt verlierst, | erschelnt dir ohne W. und Würde. 251; 16, 245; 2 188;
Die Anmuth und Liebenswürdigkeit der Sächsinnen überwindet [in Lessing’s Minna von Barnhelm] den W., die Würde, den Starrsinn der Preußen. 21, 81; 25, 47; 26, 204; 27, 68; 436; 32, 332; 38, 10; Das glänzt in seinem ganzen W–e, in seiner vollen Würde. 39, 129; 309; 40, 459; Zelt. 1, 443 etc.; König Jer. 2, 117; Zwischen Würd’ [des Amts] und W. [der Person] ist eine große Kluft. V. 4, 195 etc. c) Leicht zu mehrende und zu verstehnde Zsstzgn, z. B.:
Der Ab-W. [verminderte W.]. Wurm (selten); Dem Vortrefflichen noch einen Bei-W. zu verleihen. G. 25, 207, einen zu dem innern, eignen W. hinzutretenden (vgl. Neben-W.); Der Dünger-W. des Guano; Weit über den Durchschnitts-W. Nat.–B. 17, 613; Napoleon’s Armee war eine Hierarchie, deren Ehren- stufen nur durch Eigen-W. und Fähigkeit erstiegen wurden. Heine 8, 360; Amenaīdens hohen Frauen-W. | darf jeder Rltter zu besitzen wünschen. G. 35, 255; Den Futter-W. ihres Samens, der Pahlen und des Strohs. Landw. Z. (55) 977b [wie viel sie als Viehfutter werth sind]; Nach dem jährlichen Ertrage den Gesammt-W. der Besitzung berechnen; Der Gold- (oder Silber-) W. einer Münze etc.; Der innerliche, eig. Ur- und Grund-W. G. 4, 284 (s. Kern-W.); Der Handels-W. der Perlen. Natur 13, 49b; Diese Vereine tragen ihren Haupt-W. im richtigen Verständnis des Prinzips der Selbsthilfe. Volksz. 12, 206; Ansicht vom praktischen Hoch-W. [hohen W.] der Pestalozzi’schen Unterrichtsmethode. Scherr Bl. 2, 330; Hungari 1, 649; Dreißig Sou’s im Kauf-W–e. Börne Par. 6, 101; Den ganzen innern menschlichen Kern-W. Rahel 2, 181; Den eig. Kunst-W. seines Romans. Heine 14, 136; G. 31, 48; Pfänder, bei deren Einforderung die Küsse keinen unbedeutenden Lōse-W. haben. 22, 8; Männer-W. und Männerruhm. Sch. 261b; Der Mehr-W. Gotthelf Sch. 20, vgl. Ggstz.: Der Minder-W. Gutzkow 11, 375 [der größre; geringre]; Unsern Menschen-W. nicht in Sanders, deutsches Wörterb. II. allzuträger Sicherheit zu verschlummern. Klinger F. 247; G. 35, 337; Das Sinken derMetall-W–e seit der Entdeckung von Amerika. Freytag NB. 29, vgl. Gold-, Papier- W.; Diese Vhe können .. als Mittel-W–e angesehen werden. Karmarsch 3, 30; Petermann (64) 384a etc. (vgl. Mittel III 1c); Der Nahrungs-W. der Milch. Ergänz. Nat. 5, 9; Neben-W., s. Bei-, Haupt-W.; Der Nenn- (oder Nominal-) W. dieses Staatspapiers ist 100 Thaler, aber nach dem Kurszettel ist der jetzige Real- (der Tausch-, Kauf-) W. nur 92 etc.; Die Verkäufer und Empfänger konnten dem sinkenden Papier-W. nicht genug nachrücken. G. 27, 286 (s. Papier 1d; Metall-W.); Nun nahm man auf einmal den Reim weg, ohne zu bedenken, daß über den Silben-W. [s. Prosodie] noch nicht entschieden .. war. 22, 330; Münzen von gleichem Silber-W.; Der Tausch-W., s. o.: Nenn-W., vgl. 2; Der W. und der Un-W. der menschlichen Natur. G. 17, 272; Sie schätzen wechselseitig ihren W. und lassen den Un-W. still auf sich beruhen. 19, 355; Betrachtung der Vergänglichkeit und des Un-W–s aller irdischen Dinge. 22, 162; 23, 302; Sch. 590a; 627a etc.; Ur-W., s. Grund-W.; Seinen Voll- W. nicht mehr haben. Keler gH. 2, 8; Wurzel-W–e (s. Wurzelzahl). Ohm 2, 189; Absolute durch Zahlen- W–e angebbare Unterschiede. Burmeister Gsch. 333; Verse, in denen die Zahlen-W–e der Buchstaben [s. Zahlbuchstabe] die. Jahreszahl geben etc.; Für jedes geringhaltige Stück ein vollhaltiges von gleichem Zahlungs-W. .. geben. W. 32, 12 etc.; Wenn er ihm bloß einen Zeit-W. [einen zeitweiligen] zugesteht. Sch. G. 3, 152; Der Zeit- W. [die Geltung, Dauer] einer Note wird durch einen Punkt dahinter um die Hälfte verlängert etc. 2) zuw.: Etwas, das und insofern es einen best. W. (s. 1) hat (vgl. W.-Sache etc.): W. erhalten oder in Rechnung [auf Wechseln]; Daß man uns nicht eines Thalers W. ohne Geld vertraute. Devrient 2, 17; Aller mindere W. ist schon zerstoben. G. 27, 306 (vgl. s. 1 —: Alles von mindrem W.); Wenn Alle Buch führen wollen, wer wird die W–e erzeugen, die die Feder verrechnet? Gutzkow R. 5, 131; Veruntreuung öffentlicher W–e [Gelder]. König Selts. Gsch. 25, Ich habe Niemand .. um des Hellers W. im Leben vervortheilt. Sch. 130a etc.; Zsstzg. (s. Schm. 4, 148 etc.): Der Haller-W., was einen Heller kostet, verkl.: Das Haller-W–el, z. B. ein Brötchen; Pfennig-, verkürzt: Pfenn-W., was einen Pfennig, dann auch: was Pfennige, d. h. Geld werth ist, Waare (s. d., vgl. frz. denréo aus dcnariata), s. Belege Zarncke Br. 380b; 476u; Schm. 1, 316 (auch Fortbild. z. B. pfennwerthen = verpfennigen, s. d.); ferner: Der Wohlstand eines Volkes richtet sich nach der Menge der durch Arbeit hervorgebrachten Tausch-W–e. MWiggers Volksw. 1, 10, Werthartikel, s. 1cetc.
Verwêrthbar, a.:
sich verwerthen lassend: Mit dem Maßstabe des klingend V–en. Hopfen Per. 124; Eine im Kommunaldienst vielfache v–e und bei mannigfachen Gelegenheiten bereits verwerthete Erfahrung. Volksz. 13, 13 etc., auch: Ergeben sich nun die Zahlen .. nicht bloß als unsicher, sondern als wissenschaftlich un-v. 11, 233.
Wêrthen, tr.:
1) Etwas nach seinem Werthe schätzen (vgl. würdern, wardieren, taxieren): Die vortrefflichen politischen Handhaben, welche das röm.christl. Wesen dem Königthum darbot, erkennend und w–d. Gartenl. 11, 246a; Er werthet die versch. Faktoren anders. ..
Jedem Faktor den wahren und echten Werth beizulegen. Gotthelf U. 2, 41; 303; G. 217; Jahn (M. 14; Herrig 24, 445; Pröhle J. 261); Ein gerechtes Todtengericht, wo die Großgehaltenen jeder Zeit gewerthet würden. JvMüler 6, 457; Scherr Bl. 1, 174; 205; Die Zarin Katharina darf man freilich nicht einzig .. nach der boshaften Schilderung w., welche etc. 417; 2, 96 etc. 2) (s. 1) mit Genit.:
des Genannten werth erklären: Zwölf Richter .. | Die w. nicht des Heldenmahles mich. Uhland 238; Der Ritter, dessen Seele solcher That | sich w. dürfte. W. 11, 135 etc. 3) Eine unbefangene Zusammenstellung und Werthung der Thatsachen. Gartenl. 13, 217b. Zsstzg. z. B.: Áb-: s. abwürdigen. Ent-: des Werths berauben; werthlos machen: Ein Fideīkommiß .., einen Besitz, der wohl entwerthet, aber nicht ganz veräußert werden kann. Gutzkow R. 2, 113; Die alte, entwerthete Weisheit. König 15, X etc.; Die Entwerthung. Natur 13, 186b; Scherr Bl. 1, 302; Stahr Par. 2, 14 etc. Ver-: Etwas so umsetzen oder verwenden, daß man den Werth dafür empfängt, Einem ein Aquivalent dafür zu Gute kommt etc. (vgl. versilbern 2): Er mußte seinen Einfluß auf Alban ver-w. Auerbach D. 4, 161; Trotz der Gewerbeordnung seine Fertigkeit verwerthet zu haben. Natur 13, 193b; Sie verwerthete als Lehrerin das Wenige, was sie gelernt. Spielhagen Hoh. 3, 21 etc.; Ihr Wissen .. unverwerthet liegen zu lassen. Hartmann E. 312 etc.; Verwerthung. Gutzkow R. 9, 322; Scherzer 1, 17 etc.
Wêrther, m., –s; uv.:
Name des Helden in Goethe’s bekanntem Roman (Leiden des jungen W.) und danach auch als Gattungsname: Nun sucht er, ein bleicher, hohlwangiger W., | .. die einsamsten Orter. B. 66b etc.; auch Fortbild.: Goethe konnte den W. nicht schreiben, ehe er die Wertherei überlebt. Frese G. 1, 268 etc.
Wêrth~haft, a.:
Werth habend, werthvoll: Bei größern (w–eren) Münzsorten. Karmarsch 2, 719; W–e Waare. M. 2, 715 etc.
~ig, a.:
in Zsstzg.: Glēīch-: gleichen Werth habend: Art Hanf, welche fast g. mit dem ausgezeichneten Chinagras sein soll. Ausland 37, 222a; Burmeister gB. 1, 253; G–e Noten etc.; Un-g. Schacht B. 291 etc. Vóll-: den vollen Werth habend: V–e Dukaten etc.
~lich, a.:
selten auch in Zsstzg.: Wenn sie nicht selbst kunst-w–er Art ist. Heine Reis. 2, 23, von Kunstwerth etc.
Wérz: s. Würze.