Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Faksimile 0735 | Seite 1557
Wenden wikl
Wénden, wandte oder wendete, Konj.:
wendete; gewandt, gewendet (s. I Wand, Anm.), tr., refl. und zuw. (8) intr. (haben): eine Richtung, nam. eine andre, geben oder nehmen, vgl. in den versch. Nüancen als svrwdt: richten, kehren 2; drehen; lenken etc.:
1) Etwas oder sich w. mit Adv., nam.:
a) des Orts, z. B.: Hierher, dorthin, vorwärts, rückwärts, seitwärts, rechts, links, heim(wärts), empor, nieder, her- oder hin-auf, -unter, -ein etc., (hin)weg, fort etc. den Schritt, die Schritte; den Blick, das Auge; den Sinn; sich; den Wagen, die Pferde etc. w.; Wie er dorthin seine Schritte wendet. Cham. 4, 175; [Ich] wendete mich hier- und dorthin. G. 12, 207; Wendeten wir uns wieder links. 14, 187; Da wendete ich mich rückwärts. 19, 26; Der Mensch mag sich w., wohin er
wikl ..:
stets wird er auf jenen Weg wieder zurückkehren, den ihm die Natur einmal vorgezeichnet. 20, 153; Wohin wendet ihr die Flucht? Sch. 431a; Er schiffte .. von Tarent’s Gestaden | zum schönen Hellas heimgewandt. Schlegel Gd. 1, 171; Simrock N. 2238; Rechtshin weiß ich zu w. und links zu w. den Stierschild. V. Jl. 7, 238; Wir wissen ja nicht, wohin sich wende die Sache. Od. 17, 78 etc. b) mit Adv. der Art: Etwas oder sich so, anders (s. a) w.; Du magst Das oder dich w., wie du willst; Wie sich die Neigung anders wendet. Sch. 417b; Die Dingen wendeten sich anders. Vogt Köhl. 38, nahmen einen andern Ausgang, Verlauf etc.; [Vorher] muß ich die Frage etwas anders w. W. 34, 131 etc.; Günstiger .. hat sich .. der Dinge Lauf gewendet. Platen 4, 230 etc.; Das würd’ euch übel gewandt. Simrock N. 590, zum Übel ausschlagen; euch übel bekommen etc.
2) (s. 1) tr., refl. mit abhäng. Präpos. (alphab.), z. B.:
a) Sich an eine Pers. w., von der man Etwas will etc. (s. i: Lichtwer): Wandten sich die Lords an die Gemeinen mit der Botschaft etc. B. 401b; Man wendete sich an mächtige Gönner. G. 9, 262; Sie wendete sich in verdrießl. Fällen an mich. 22, 170; 29, 272; Ich wandte mich an einen andern Verleger. L. 12, 74; So musst du dich . . an meinen [Druckf.: meine m] Vater w. Platen 7, 185 etc., auch: Ich wandte mich daher an die Vergangenheit [mehr oder minder personif.]. Kohl Irl. 1, 104; Da die Schönheit .. sich nur an das sinnl. Erkenntnisvermögen wendet. Sch. 1111a; 1120b; Sie hat sich flehend an den Ort gewandt, | berühret den Altar, der etc. G. 6, 290, insofern der Ort als ein helfender, schirmender erscheint, vgl. (s. g) rein örtl.: nach dem Ort etc.; ferner tr.: Etwas an eine Pers. oder Sache w., es ihr zu Theil werden lassen, z. B.: Sie hatte ein gutes Wort an ihn gewendet. G. 15, 179; Die Gabe ward mit Ehren an den Recken gewandt [ihm gegeben]. Simrock N. 1639 etc., nam. mit einem gewissen Aufbieten seiner Kraft, seines Vermögens (vgl. b und auf-w.), z. B.: Daß ein so wohlthätiger Mensch auch Etwas an seinen Leib wende. Arnim 245; Er wendete sein Taschengeld an die Armen. G. 26, 218; An die Verstäubung .. wendete ich manche Betrachtung. 27, 333; 22, 129; Der einen Theil seines Lebens an diplomatische Geschäfte gewendet. 39, 119; Newton wendete ganz zweckmäßig seine mathematische Genauigkeit an diesen Punkt. 244; Derjenige, so den [heute gw.: die] Kosten daran gewendet. Zinkgräf 1, 263; Mein Vater, ein armer Bauer, konnte .. wenig an meine Erziehung w. Zschokke 1, 99 etc. Veralt.: Das Buch lesen und an einen Brauch w. [= an-w.]. Franck Arch. 180b.
b) mit auf zur Bez. des Ziels, wohin sich oder man Etwas richtet, z. B. refl.: Es wendete sich das Glück auf die Seite der Deutschen. G. 5, 54; Als du die Segel sich auf heimwärts (s. a) ließest w. Opitz 2, 116; Das Gespräch wandte sich auf den Vorfall. Prutz E. 2, 158 etc.; minder gw.: Doch lässt dies Gleichnis auch sich auf den Schöpfer w. [an-w.]. W. 25, 38 etc.; tr., z. B. rein örtl.: Etwas auf die andre (die Gegen-, Rück-) Seite w. etc., ferner: Wende dein Gespräch | auf Ggstde, diesem Ort gemäßer. G. 13, 230; Auf thätiges und geselliges Leben etc. . ., dahin (s. 1a) war von Jugend auf Voltaire’s Wunsch und Bemühung gewendet. 22, 46; Wendeten sie vorzüglich ihre Aufmerksamkeit auf die Verhandlungen der Religion. 39, 223; Indem sie ihre liebenswürdige Freundlichkeit von (s. h) dem Säugling ab auf den Fremdling wendete. 18, 5; Auf deinen Vater wende sie [die Blicke] zuerst. 13, 239; Gott hat’s auf den Mann .. Alles „gewand“, Alles gerichtet. Luther 8, 120b; Der seine Sinne wandte auf das schöne Weib. Simrock N. 326; Den Blick auf das .. Schiff .. gewendet. V. Od. 12, 247; Was doch w. wir lang auf werbsame Kunst und Erfindung | unseren Geist? Bion 5, 11 etc., ferner s. a, Schluß und auf-w.: Ich wendete viel Zeit darauf. G. 27, 332; Die wenigen Stunden .. redlich auf ihre Fortbildung zu w. Kinkel E. 318 etc. und bes. in Bezug auf Ausgaben (vgl. Aufwand etc.): Man könnte nachher auch wieder Etwas auf sich w. und brauchte nicht, immer so schlecht zu essen, zu trinken und einher zu gehen. G. 8, 205; Tieck DQ. 2, 375 etc.
c) Seine Schritte, sich aus dem Hause etc. w.; Wie aus den .. Hallen | in (s. f) Einsamkeit sich meine Schritte wandten. Cham. 4, 21; Er wandte, der Erste, sich [ging. B. 195a, vgl. engl. went] aus der Versammlung. V. Il. 2, 84 etc.
d) Das Schiff beidem oder durch, gegen den Wind, über Stag w., (auf-w.) stagen (s. d.), vor dem Winde w. oder halsen (s. d.), s. 6i.
e) mit gegen, theils bloß zur Bez. der Richtung: Stunden auf .. und wandten sich gegen [oder gen] Sodom. 1. Mos. 18, 16; Die Sonne wendete sich mehr gegen Abend. G. 14, 187; Der bei Basel gegen Norden sich w–de Rhein. 32, 129; Indem ich sie [die Methodik] gegen Natur, Kunst und Leben wendete. 27, 331; Wir w. uns nunmehr gegen das [zum] eig. Ziel unsrer Bemühung. 31, 53; Er wendet sich gegen die [zur] Natur. 39, 157; Jetzo wandte die Leier mit ihren lichtesten Sternen | gegen die lichtesten sich des Altars. Kl. M. 19, 954; Er wandte sich streng gegen den Pöbel und sprach. Platen 2, 311, wobei schon die folg. Bed. durchbricht; theils im Sinne des Angriffs etc.: Alsdann wendete er sich gegen die Andern mit solcher Gewalt. G. 28, 106; 70; Beide schon die Arm’ und die .. Lanzen | hielten sie gegen einander gewandt. V. Il. 5, 568; Dies Wort, das du für dich anführst, wende ich vielmehr gegen dich etc.
f) mit in, zur Bez. des Wohin (örtl. und übertr.): Damit ihre Zusammenkünfte nicht Aufsehen machen .. möchten, so wendeten sie sich [gingen sie] ins Freie. G. 24, 204; Indem sich einige Verwandten in die Stadt gewendet hatten [dorthin gezogen waren]. 17, 125; [Sie] ergäbe sich des biedern Gatten Schutz | und wendete von jenen Regionen [s. h] .. ins Häusliche den liebevollen Blick. 13, 305; Beide, in sich selbst gewendet [in sich gekehrt]. 15, 243; Daß der König zuletzt die Sache ins Lächerliche wendete [vgl. zog]. 28, 345 etc.; Die Lebensweise der Berliner Gesellschaft hat sich .. ins Feinere, Reichere, Vielgestaltigere gewendet. Scherr Bl. 1, 134; In blut’gen Haß gewendet wider sie | ist mir das Herz. Sch. 426b etc.; zuw. auch: Etwas in etwas Andres w., umwandeln, es darin übergehen machen: Daß ihnen bald in Sorge der Übermuth wird gewandt. Simrock N. 174 etc., s. i, Schluß. ff) mit mit, s. 4b.
g) mit nach, zur Angabe des Wohin, z. B.: Wie meine Sehnsucht den verklärten Blick | zurück nach dieser Erde wendete. MBeer Arr. 164; Wendete sie den Kopf nach der rechten Seite. G. 18, 180; Er könnte ja | nach Rom .. sich w. 13, 160 [um dort zu bleiben]; Ich wendete .. mein Gesicht .. nach der Festung. Thümmel 7, 68; Tieck N. 5, 8 etc.; aber auch zur Angabe Deß, wonach sich Etwas richtet, wodurch seine Veränderung bestimmt wird: Die Kirche ist über die Väter, regiert, wendt, kehrt, krümmt und zwingt sie nach ihrem Gutdünken. Fischart B. 38b; Sie wendet sich | mit leisen, klugen Tritten nach der Gunst. G. 13, 190; Vernehm ich dich, so wendet sich, o Theurer, | wie sich die Blume nach der Sonne wendet | die Seele. 66 = So wendet meine Seele, wie eine Blume der Sonne sich nachwendet, deinen .. Worten sich nach. 34, 195; Nach Andern | geschmeidig sich zu fügen und zu w. Sch. 335b.
h) mit von, z.B.: Die Augen, den Blick, das Gesicht, seine Gnade, das Herz, den Sinn, sich etc. von Etwas oder Einem (ab-), Ggstz. zu (s. i) Etwas oder Einem w.; Seinen Fuß (Spr. 4, 27) oder sich (1. Petr. 3, 11) vom Bösen w.; Sich vom Zorn w. [ablassen]. V. Il. 9, 157; Daß er den Menschen von seinem Vorhaben wende. Hiob 33, 17 etc.; Sein Vater wendete | .. den Untergang von ihm. B. 166a; Sich von Etwas zu (s. i) etwas Andrem w.; Er wendet die Sache so lange von einer Seite zur andern, bis etc. Rabner 3, 59; Sich von dem Individuum ab zur Idee des Ganzen w. Sch. G. 2, 81 etc.
i) mit zu (vgl. h): Hat sich die Rasende zur Flucht gewandt. Cham. 4, 70; Die zu dir gewandte Sehe, | unverwendet starrte sie. Daumer 1, 11; Warum ich wieder zum Papier mich wende [greife, zum Schreiben]. G. 2, 9; Dann wendete ich mein ganzes Herz zu Gott. 28, 265; Wendete ich mich zu Gott. 272; Laß deine Seele sich zum Frieden w. 13, 88; Welche sich zur Natur wendeten oder zu ihr hinwiesen. 39, 95; Es wendete sich der Geistliche gleich zur Gesellschaft. 5, 83; Sie wendete ihr Gesicht zu ihm. 17, 235; 19, 404; 408; 21, 204; 22, 390; 23, 195; 28, 243; 318 (überall: wendete) etc.; So wandt’ er sich zu dem [an den, s. a, Ramler Lichtw. 112] Merkur | und bat ihn. Lichtwer 130; Die Freier. zum Tanze gewandt und Freudengesange, | schwärmten. V. Od. 1, 422; 10, 37 etc.; ferner s. f, Schluß: Das Edelste und Beste wandte sich [wurde] ihm zur Qual. Ense T. 1, 31; Nun ich euch gesehen, ist’s mir zur Freude gewandt [bin ich froh]. Simrock N. 1752 etc.
3) mit Infin. und zu, z. B.: Den Fuß oder sich w., zu fliehn = (s. 2i) zur Flucht; Er wendete sich mit großer Heftigkeit, nach Hause zu gehen. G. 28, 74; Gewandt war die Seele mir, wiederzukehren | heimwärts. V. Od. 4, 260 etc. Ferner (4—7) mit bloßem Obj.:
4) Jemand (oder ein belebtes Wesen) wendet sich:
a) = sich anders (s. 1b) oder: sich hin und her (s. 1a) w., z. B.: Sich drehen (s. d. 1f, Schluß) und w.; Laß sie sich w., wie Äle in der Reuse. G. 9, 104 (vgl.: sich winden); Welchem Zufall ausgesetzt | ich .. statt dem Einen mit dem Andern | fort und fort mich w. soll. 19, 12, meinen Weg ändern etc.; Wendet [ändert etc.] euch, o ihr sorglos Wandelnden! Rückert Mak. 1, 82 etc., s. b.
b) = sich nach einer Seite hin, sich ab-, weg-, um-w., z. B.: Er wandte sich schnell und eilte, zur Kammer zu gehen. G. 5, 88; Sie sagten’s, | wendeten sich und wurden nicht mehr .. gesehen. Kl. M. 19, 1072; Der Hut flog mir vom Kopfe, | ich wendete mich nicht. WhMüller 1, 130; Hier wendet sich der Gast mit Grausen. Sch. 57b; Aufjagen ihn die flinken Hunde, | doch w. sie sich pfeilgeschwind [fliehnd], | als etc. 66b; Wir wendeten uns mit Verachtung. V. Il. 2, 81 (vgl.: Wir kehrten dem Manne den Rücken. B. 195a) etc.; ähnlich (s. 6d): Du wendest dein Gesicht. G. 7, 50; 13, 18 (s. weg-w.); O wende deine Augen, | ihr Feuer blendet mich. W. 25, 368 etc., vgl.: Sich mit dem Gesicht etc. w., z. B.: Ein stattlicher wohlbeleibter Herr, der mit der Zunge sich leicht wandte (s. a), aber mit dem Körper ward’s ihm schwer. Alexis H. 2, 2, 83.
5) Etwas wendet sich:
a) es nimmt eine andre Richtung, z. B.: Der Wind wendet sich etc.; Auf einmal wendet sich der Gang und nun | steht offen eine Höhle vov mir da. W. 11, 122; Froh, daß das Gespräch sich wendete. G. 15, 89; Vergiß der Qual, | nun muß sich Alles, Alles w. Uhland 49 etc., s. c; 6d; 8b.
b) sich umdrehen (um-w.): Das Herz im tiefsten Busen wendet sich. Sch. 599a; So weit hat sich des Glücks rollende Nabe gewandt. Schlegel (Wackern. 2, 1301³³); Eh eine Hand sich w. mag. W. 11, 253 etc.; Das Blatt (s. d. 4c) hat sich gewendet. G. 25, 103; Cham. 3, 32; Gutzkow R. 2, 393 etc.; Hat sich das Spiel gewandt. Luther 1, VII etc., s. c.
c) (s. a; b; 6b; 8c) aufhören, in der bisherigen Weise zu sein, nachlassen oder endigen: Bleib eine Weile bei ihm, bis sich der Grimm deines Bruders wende. 1. Mos. 27, 44; Wenn sich der Schmerz(en) was gewandt. Mühlpforth Leich. 188 etc.
6) tr., mit bloßem Obj. (vgl. 7):
a) selten mit persönl.: Einen w., machen, daß er sich wendet, umkehrt: Ich flieg’ hin auf meinem Rosse, | daß ich jenen Aftertürken wende [in die Flucht jage]. .. Mit dem Säbel er zurück ihn wendet. Talvj 2, 286 etc., gw. mit sachl. Obj., in versch. (theilw. ineinandergreifenden) Nüancen, so:
b) faktit. zu 5c (vgl. ab-w.), gw.: Ein übel etc. w., z. B.: Wende Schaden und Verdruß. Canitz; Ich hoffte .., mein Unglück | wieder zu w. G. 5, 171; O wende, Liebe, diese Schmerzen! 8, 118; Wär’s eines Mannes tapfre Hand, | die Troja’s letztes Schicksal wendet, | so etc. Sch. 32a; Warum gabst du mir, zu sehen, | was ich doch nicht w. kann? 61b; Niemand entfloh dem verhängten Geschick | und, wer sich vermisst, es klüglich zu w., | Der muß es selber erbauend vollenden. 512b; Für junger Herzen Noth an Mitleid selten leer | und willig, sie zu enden und zu w. W. 11, 168; Wie war der Streit zu w.? Simrock Gudr. 783; Den Schaden w. 861; Was nicht mehr zu w. . . | getrost soll man Das enden. 990; 997; Dein Leid und deine Pein | wird König Etzel w. Nib. 1183; 2090; 155; 1214; 1766 etc.; seltner: Ich will die Reise w. [aufgeben], wir wollen reiten, jagen. 848b, vgl. [Ein Unsterblicher] hab also gewendet ihre Flucht (s. d) B., s. auch c.
c) Gott wende Das! gw. (s. b), er verhüte es; ugw.: Gott wende, spende eine solche Übereilung! Alexis H. 2, 2, 29, er lasse durch eine Schicksals-Wendung oder -Anderung sie eintreten.
d) faktit. zu 5a: Etwas w., ihm eine andre Richtung geben, die in einzelnen Fällen auch die grade entgegengesetzte sein kann (um-w.), körperlich so daß, was rechts war, nach links, oder, was vorn, nach hinten, oder, was oben, nach unten kommt etc. (s. e—l) und übertr., z. B.: Nun wandt’ ein Jeglicher [der Fliehnden] den Schritt | und widerstand. B. 164a = Jene nun wandten die Stirn’ und begegneten kühn den Achaiern. V. Il. 5, 497; Etwas drehen (s. d. 1f) und w.; Klug das Gespräch zu lenken und w. verstehend. G. 5, 63; Sie wendete selbst das Gespräch. 19, 68 etc.; Das Blatt (s. d. 4c) w. oder um-w.; Des Schicksals fliegende Wage, | wo der leiseste Hauch wendet der Sterblichen Los. Knebel 1, 27 etc.; Jemandes Herz, Sinn etc. w. (oder um-w.), ihn anders stimmen, gesinnt machen: O, wenn euch Gott das Herz | gewendet hat, so eilt, so rettet sie! Sch. 483a; Wendet auch dir nicht | mildes Erbarmen das Herz? V. Od. 1, 63; Daß Niemand doch euch, Recken, w. mag den Muth. Simrock N. 1458 etc.; [Die Lüge] kehrt, | ein losgedruckter Pfeil, von einem Gotte | gewendet und versagend, sich zurück | und trifft den Schützen. G. 13, 57 etc., auch: Das Gesicht, die Augen w. (oder ab-w.), s. 4b; Den Rücken (s. d. I 1a) w. (mit und ohne Dat.), sich wegbegeben (von Einem oder Etwas) etc. Dazu (s. nam. d) techn. Anwend., nam.:
e) Arzn.: Bei der Entbindung das Kind w. (die Wendung vornehmen), die der Geburt hinderliche Lage ändern.
f) Fuhrw.: Den oder intr.: mit dem Wagen, Schlitten, Pflug etc., w. (um-w.), auch refl.: Der Wagen etc. wendet sich leicht (um), s. i.
g) Kochk.: Den Braten w. (seltner um-w.), ihn in Drehung erhalten, so daß seine Seiten der Einwirkung des Feuers gleichmäßig ausgesetzt sind.
h) Landw.: c) Das Heu w., weil es so lange geregnet. Auerbach D. 2, 505; Die Mähder wandten | das frische duft’ge Heu. Mager 1, 107²³; Als hätt’ er des Grases gemähete Schwade gewendet. V. Ov. 2, 359 etc., ebenso um-w. 8) Die Dresche (s. d. und Anlage 6) w., um-w. γ) Das [ausgedroschne] Getreide w., um-w., umstechen. Adelung. d) Den Acker w., um-w. (s. brachen 2 und Wendepflug), z. B. V. Ländl. 3, 64; In 3mal gewendetes Brachfeld | jetzo streuend die Saat. Th. 25, 25, s. m.
i) Schiff.: Ein Schiff (oder mit dem Schiff) w., um-w. (vgl. f), s. überlegen I 1b; vgl. 2d, und Re I. k) Schneid.: Kleidungsstücke w. (seltner um-w.) oder kehren (s. d. 2), renovieren, indem die inwendige Seite nach außen kommt; Meinen neugewandten schwarzen Rock. Cham. 4, 237; Seine alte Uniform w. zu lassen. . . Eine gewendete Uniform tragen. Eckermann G. 2, 183 etc.; bildl.: Nichts als der links gewendete Uniformrock der Büreaukratie. Auerbach SchV. 300, im Grund die alte.
1) Walk.: Das Tuch wendet, kehrt sich unter den Walkhämmern regelmäßig um, s. Karmarsch M. 2, 713. m) (s. ho) Weinb.: Einen Weinberg w., anrotten (s. d.). 7) pass. Partic.:
a) s. 2—6 und z. B.: Der sonn- [zur Sonne| gewandte Blick. Schubart 2, 332 etc.
b) = sich w–d, z. B.: Sie, gewandt im Gehn, | darzeigte vorgehoben nochmals mir das Kind. G. 10, 301, sich umdrehend; Wie edel gewendet die Glieder [der schlafend Liegenden]! 1, 235; Dich leicht gewendeten Tänzer. V. Il. 16, 615; Wenn gewendet das Jahr von des Wässerers Urne getrübt wird. H. 2, 10 (Ländl. 4, 813, und Wende 2b); Gehn zurück dann, | ungewandt. Th. 24, 94, ohne sich umzudrehn etc.
c) Gewandt als Ew., s. wandt, Zsstzg. 8) intr.:
a) s. 6f; i; l. Ferner zuw. st. des Refl., z. B.:
b) = 5a, bes. mit abhäng. Präpos. etc. (s. 2; 1a), noch hin und wieder im gehobnen Stil (s. um-w. 3b; zurück-w.): Ins dunkle Land, | von wannen nimmer Wandrer w. [wiederkehren]. Arndt Gd. 96; Der Ellenbogen wendet in der Mitte des Arms in dem Gleich [Gelenk]. Garzoni 355a; Viel Böses wendet zum Guten. Görres H. 1, 100; Als der Wagen aus der Thiermarktgasse auf die große Bleich wendete. König Kl. 1, 24; Den Frieden zu finden, | wohin soll ich w. | am elenden Stab? Sch. 9a; Simrock Gudr. 45; [Er] sieht ihn staunend an | und wendet nach dem Zelt [reitend]. W. 11, 113 etc., s. 9.
c) (s. b und 5c) sich nicht weiter erstrecken; seine Grenze, ein Ende haben, aufhören (veralt.) Gottes Zorn wird an mir und meinen Brüdern w. 2. Macc. 7, 38; Dieser Flammenstrom, einmal über die Pyrenäen herausgebrochen, würde nicht w., bis er ganz Europa durchgebrannt. Görres V. 122; Wo die Theologen w., da wendet Gottes Wort ..; wo die Juristen w., da wendet das Recht sammt dem Friede[n]. . . Was aber der Kaufmann .. gewinnen wird, wo Friede wendet, Das etc. Luther 5, 184a; Zinkgräf 1, 274 etc.
d) kaufm.: Mit w–der [umgehnder] Post etc. 9) substant. Infin., entsprechend dem Transit., z. B. auch weidm.: Das W., die Himmelsspur (s. d.) oder das Himmelszeichen. Fleming J. 95b, vgl. Gewend 5 etc.; auch Zsstzg.: Mit süßem Rede-W. G. 2, 11, vgl. Redewendung etc.; dann auch mit Wegfall des Sich (s. d. und 8b): Mit dem ich trotz manchem Wechseln und W. immer treu verbunden geblieben. G. 25, 149, trotzdem wir uns mannigfach gewechselt und gewendet (geändert); Eine gewisse Vorsicht, ein Drehen und W. Sch. 2, 46 etc. 10) imperativ. Bildung von Hw.: Ein Wend-den- Mantel etc. (s. Mantel 1c) etc.; veralt.: Ein rechter Wen(d)denschimpf. HSachs 1, 106; G. 2, 39 (s. Schimpf 1); Wendunmuth von HWKirchhof, der dem Schimpf (Scherz), dem Unmuth ein Ende macht (vgl. 8c), so auch: wendunmuthig etc. 11) Wender:
a) Jemand, der und insofern er Etwas wendet, gw. nur in Zsstzg., z. B. (s. b und 6g) Achates machte Feuer an, | der Bratenwender war Askan. Michaelis 99; Fischart Garg. 151a; Schöne Bratenwenderin. 47a etc.; Es fehlt mir auf der Pfaffenwiese anGrummet wenderinnen(s. Ghe). Immermann M. 4, 125 etc.; Gutesbringer und Übel wender (s. 6b). V. Ant. 1, 192; Achillens Wagen-Wender [oder -Lenker, s. d. und 6f]. Sch. 34a etc.
b) sachl. (s. a): o) Bratenwender, eine den Braten drehnde Maschine (s. Bräter). Göckingk 1, 201; L. 13, 70 etc.; auch bildl. G. 3, 79; IP. 28, 5 etc.; selten ohne Bstw.; Tüchtig den Braten gedreht! .. Hastiger dreht’ er den Wender. V. 1, 128 etc. 8) Wollmanufakt.: in der Schrubbelmaschine die Schnellwalze, welche die Wolle aus der Arbeitswalze herauskämmt und, umgewendet, wieder der Trommel überlässt. Karmarsch M. 2, 687. 12) Wendung, s. u.
Zsstzg. z. B.: Áb-, tr., refl.: wendend entfernen, s. [1a; 2h; 6b], z. B.:
1) [6b] Ein übel; etwas Böses, Schlimmes, Drohendes, Unangenehmes; eine Gefahr, ein Unglück etc. (Einem oder von Einem) a.; Jemand wendet die Gefahr durch (oder mit) Klugheit ab oder: Die Klugheit wendet die Gefahr (von ihm) ab etc.; Die glückliche Rettung eines Hauptplatzes .. wendete wenigstens den gänzlichen Untergang ab. B. 406b; G. 13, 265; Ihn in ihre Dienste zu nehmen; er hatte es aber immer unter allerlei Entschuldigungen ab-zu-w. [abzulehnen] gesucht. 30, 151; Luther 1, 136a; Wenn es | mit Unterwerfung, mit Nachgiebigkeit | kann abgewendet werden. Sch. 338b; Macht mit Macht (414a), Gewalt durch Gewalt (883b) a. (s. 2); Simrock N. 21, 87; Fluch-a–den Schwefel. V. Od. 22, 481; Die unabsehbaren Übel, die er dadurch von dem gemeinen Wesen abwendete. W. 13, 161 etc.
2) (s. 1) ohne daß das Obj. als etwas Schlimmes, das man fernhalten möchte, erscheint:
a) refl.: Ich habe . . nicht vom Würdigen mich abgewendet. Cham. 4, 12; Ekelnd abgewendet | haben schnell sich, die an ihm gehangen. 6, 246; Heine 11, 284; Rückert W. 4, 235; Die Bundesgenossen wandten sich von Sparta ab, der Führerschaft Athen’s zu. Rüstow gK. 70; Dein Herz wird sich dem meinigen gewiß nicht a. Wackenroder Kl. 192 etc.; ferner tr.:
b) mit von, s. [2h] und z. B.: Dieselben Leidenschaften, welche mich von den s. g. gebildeten Leuten abgewendet. Ense D. 5, 440; Ihr Antlitz wenden | Verklärte von dir ab. G. 11, 168; 18, 5, s. [2b]; Niemals hatte ich mein Gemüth so ganz von der Bühne abgewendet. 17, 250; Doch wenden wir unsere Ohren ab von diesem Larifari. Heinse A. 1, 240; Ihr habt das Land von Östreich abgewendet. Sch. 524a etc., s. e.
c) mit Dat., z. B.: Ich suchte nun, meinem Freunde die Erinnerung der vorigen Sachen [vgl.: ihn davon] ab-zu-w. und seinen Sinn auf gründliche und nützliche Dinge zu lenken. Ense D. 5, 465; Wie Stolz, Hochmuth oder Härte ihn früh dem mütterl. Hause abgewandt. Tieck A. 2, 189; 1, 346 etc.
d) (s. b) mit bloßem Obj.: Den Blick, das Auge a. etc., s. e.
e) passives Partic., z. B.: Der Derwisch, abgewendet (s. d), bleibt seinen Klagen taub. Cham. 3, 319; Abgewendeter von Gott und dem Heiland (s. b) als die armen Neger. Forster R. 1, 286; Sie flohn! der Blitz des Rohres fuhr | in abgewandte (s. d) schon geworfne Reihen. Freiligrath SW. 6, 206; Ihnen die abgewendeten (s. d) Menschen, ja sogar einen abgefallenen Geist wieder zuführen. G. 21, 227; 31, 44; Fliehe mit abegewendetem Blick. 10, 302 etc., auch: Ihr Auge hing darauf fest und unabgewandt. Bodmer 45 (s. verwandt 1d); Alles Gespenstische, Schattenartige, Sonnenabgewandte der Religion. Immermann M. 3, 395, das der Sonne (s. c) Abgewandte etc. Dazu:
3) Ein Abwender (s. 1) alles Unglücks. Garzoni 59a etc.; 1559 Der seines Volks Abwender (s. 2) ist. HSachs 2, 1, 58a, der sie von dem Rechten abwendet etc.
4) Abwendung (s. u.). An-:
1) Etwas a., davon zum Zweck Gebrauch machen (vgl. auf-w. 3; ver-w. 4):
a) mit Absichtssatz: Mittel, Mühe, Fleiß, Alles, alles Mögliche etc. a., (um) Etwas zu erreichen, zu Etwas zu gelangen etc.; Einen rühmlichen Fleiß a., durch Talente den Mangel der Geburt zu ersetzen. G. 9, 29; Das Heer, das alle Gewalt anwendete, grade an diesem Fleck in die Stadt zu dringen. 28, 74; Daß er nicht das erste Ersparnis anwendete, sich eine Bibel zu kaufen. Gutzkow R. 5, 441; W. Luc. 5, 118; 311 etc. Ferner (b—d) mit Präpos., z. B.:
b) Der seine große Gaben nur als Dilettant zum Vergnügen seiner Zeitgenossen und zum eigenen Behagen anwendete. G. 29, 319; Jetzt wende deinen Witz, Erfindung, Geist und Kräfte| zu klugen Mitteln an. Günther; Möser Osn. 1, 104 etc.; Etwas im praktischen Leben etc.; ein Heilmittel in, bei einer Krankheit, bei einem Kranken a.; Daraus [aus dem Buch] sind im obigen Testament mehrere Stellen angewandt oder u mgewandt. Rückert Mak. 2, 231; In meiner einfältigen Gutherzigkeit, die bei den Menschen .. übel angewendet war. W. Luc. 6, 308 etc.
c) selten st. des Grundw. mit an [2a, Schluß] z. B.: Hat eine große Summe Geldes an die Ärzte angewendet. SClara Gemisch 497; Man hat an die französische Sprache soviel Politur angewandt. H. etc. oder mit auf [2b, Schluß]: Knospus hat 2000 Gulden auf sein Lernen angewandt. Logau 3, 2, 6 etc. (vgl. d).
d) Etwas auf eine Person oder Sache a., es darauf beziehend und übertragend: Den allgemeinen Satz auf den besondern, auf den vorliegenden Fall; die Theorie auf die Praxis a.; Diesen Ggstz. .. wendete ich auf mein eigenes Wesen sehr wunderlich an. G. 22, 278; 21, 173; Dieser Fall kann auf den Marquis nicht angewandt werden. Sch. 764b etc.
e) mit bloßem Obj.: Mittel, Mühe, Fleiß etc. a.; Etwas richtig, falsch, gut, wohl, schlecht, übel a.; Man glaubt sich nunmehr berechtigt, das Wort Wahlverwandtschaft an-zu-w. G. 15, 43; Herder wird nicht leicht eine Mühe besser angewendet haben. 23, 214; Die Resultate .. zeigen .., wie wohl sie ihre Zeit angewendet. 27, 144; Bei der angewandten Mathematik. .. Wie er jene anwendete, wo sie nicht hingehörte. 39, 82; So freigebig wirkt sie da, wo es angewandt [angebracht, am Orte etc.] ist. Stilling 4, 265; Die Ewigkeit, die selbst bereit, sich an-zu-w., | schlägt meiner Poesie die Feder aus den Händen. Weichmann 1, 30 etc.
2) (veralt.) Einen a., anfassen. HSachs 1, 20c etc., bes. feindlich = angreifen. Fischart Garg. 201a; 216a; Franck Weltb. 46b; 189b; Simplicissimus 1, 571; 2, 467 etc.
3) adjekt. Partic.: Angewandt, s. 1e und Wandt, Zsstzg.
4) An- wender (s. 1) und Erneuerer seines Gesetzes. H. etc.
5) Anwendung, s. u. Āūf-:
1) [1a] aufwärts wenden (empor-, hinauf-w.), selten: Er wendet sein Auge zum Vater auf. G. 9, 231; Ich bin ein zusammengedrückter, gewürgter Wurm, der sich kaum a. kann. Klinger Zw. 9.
2) Ein Schiff oder mit dem Schiff a., s. [2d].
3) [2b, Schluß, vgl. Aufwand]: an-w–d (s. d. 1) aufbieten und hingeben (vgl. ver-w.) Die Schätze a., um sich ausländischen Luxus .. zu verschaffen. G. 30, 126; Wurde manche Zeit und Mühe auf den Vorsatz .. aufgewendet. 27, 6; 15, 28; 19, 296 etc.; Er hielt sich glücklich im Verschwenden, | für Sylvien auch Alles auf-zu-w. Hagedorn 2, 295; Denkt ihr, er habe sein bedeutend Leben | in kriegerischer Arbeit aufgewendet | .. nur, um ein glücklich Paar aus euch zu machen? Sch. 349b; 364a; Der aufgewandte Farbenzauber. Schlegel Dr. 2, 2, 410; Den Rest eines im Dienst des neuen Königs aufgewandten Vermögens. W. 1, 5; Da kann Einer viele Jahre aufgewandt haben und dennoch nicht weit gekommen sein. .. Zeit, die du schon auf die Philosophie verwendet hast. Luc. 5, 5; Es wäre übel aufgewandte Zeit, wenn etc. Att. 1, 35 etc.; Aufwendung, s. u. Āūs-: (selten) auf-w–d (s. d. 2) ausgeben: [Das soll] für die Armen ausgewandt werden. Luther 2, 264a. Be-:
1) (veralt.) tr.: st. an-w. 1, z. B.: Er sollt es b. in den Nutz des Herrn. Keisersberg Post. 2, 115; Mathesius Sar. 26a etc.
2) [8c] als Etwas, womit man sich zufrieden giebt, sich beruhigt, in statu quo bleiben:
a) mit lassen: Es (s. d. 7) bei Etwas b. lassen. Börne Frz. 113; G. 39, 77; FHJacobi 5, 218; Sch. 122b; W. 5, 244 etc.; Ließ Alles gutmüthig beim Gleichen b. Musäus M. 1, 55 etc.; Er war nicht der Mann, es mit bloßen Entwürfen b. zu lassen. Scherr Bl. 1, 22 etc.; auch zuw. ohne Präpos.: Ich könnte ferner erzählen, | wer .. etc.; | aber es währte zu lang’, ich laß es lieber b. G. 5, 133; Man versuchte .. und ließ b., was man nicht hätte beabsichtigen sollen. 27, 299 etc.
b) (s. a) Es hat bei Etwas sein B. (Kl. 12, 332; Tieck DQ. 2, 510), sein zeitliches B. (Erbvergl. 84) etc.; Es mag also mit euren Juristen sein B. haben. G. Merck 1, 344 etc.
c) (s. a; b) außerdem selten, z. B.: Es bewendete nicht bei den künftigen Strafen. . . Wehe dem Laien schon hier, wenn etc. Bucher (Nat.-Z. 15, 93); Mag es für heute b.! G. 5, 216; Es mag bei diesem einen Versuche b. Houwald 4, 356 etc.
3) im pass. Partic. = beschaffen: So ist’s bewendet [verhält sichs]: | nur mein Schwert hab ich gesendet | und nicht meinen Arm dazu. Rückert Morg. 2, 19, gw.: bewandt (s. wandt Zsstzg.). Dazu subst. Infin.: Es hat damit sein eigenes B. Sch. 340b, gw.: Bewandtnis (s. d.).
4) Bewandt, s. d. Eīn-:
1) Gegengründe vorbringen (s. einwerfen 4): Etwas, Nichts (Sch. 351b; 187b) e.; Nichts etc. ein-zu-w. haben gegen Einen (L. 12, 74), wider Etwas (Gotthelf G. 42); Man kann hierauf [hiergegen] e. etc. Börne 5, 51; Dem [dagegen] kann ich selbst | e. Manches. V. Sh. 2, 183; E–s ungeachtet. W. 19, 153 etc. Dazu:
a) Sein Gewissen, nicht sein Eigennutz war sein Einwender gegen die Größe seiner Gabe. IP. 7, 170 etc. (selten).
b) Einwendung, s. u.
2) (veralt.) Ein gutes Wort bei ihrem Herrn e. [einlegen]. Grimmelshausen Vogelnest 321 etc. Empōr-: (s. auf-w. 1) Die niedre Sonne wendet | zu längrem Licht empor den Lauf. V. 4, 19. Ent-: fort-, weg-w. etc.:
1) (veralt.) allgem.: Daher scheut ihn Jung und Alt | mit entwandten Herzen. PGerhard 14; Jetzund hat Delia die beiden Silberpferde | gleich 60mal entwandt. JRiemer Reim. 1; Sie sich entwendet | zum Felsen. Spee 66.
2) fort-w–d entziehn (vgl. 1; 3), noch üblich im gehobnen Stil:
a) tr.: 1. Mos. 31, 9; Darum hat Gott unserm Vater entwandt seinen Reichthum zu uns [von Jenem weg, uns zugewendet]. 16; 49, 10; 2. Sam. 7, 15; Hos. 2, 9 etc.; Götter, ob ihr gleich mir Ruh und Glück entwandt, | euch dank’ ich. Cronegk 1, 172; Jch bin mir selbst entwandt, sie ist es mir. G. 13, 225; Als wenn ich dem Beutel durch mein .. Zählen die Tugend, unzählbar zu sein entwendet hätte. 19, 62; Hagedorn 3, 36; Wer ist der Wurm, der mir dein Herz entwendet? Sch. 17b (s. 3: G. 21); Unsauberen Reden entwendet er jetzo das Ohr schon. V. H. 2, 319; Als .. ihm dies .. Gesicht | Besonnenheit und Selbstgefühl entwendet. W. 11, 162 etc.
b) refl.: Den Knecht .., der von ihm zu dir sich entwandt hat. 5. Mos. 23, 15; Man übersieht den See beinahe in seiner ganzen Länge, nur am Ende links entwendet er sich unsern Augen. G. 23, 27; Daß er sich verjährtem Recht entwandt. Schlegel Gd. 1, 100; Wenn sich Helene nicht schnell seinen Armen entwandt [entwunden] hätte. Spielhagen Ver. 120 etc.
3) gw.: durch E. (2) Etwas sich heimlich aneignen, es für sich nehmen (vgl. als svrwdt stehlen). 2. Mos. 3, 22; 12, 36; Ap. 5, 2; Sir. 41, 26 etc.; Die entwendete Summe. G. 19, 298; 28, 232; Von diesem Wachs entwandte mir der Mönch ein Stück. 240; Es ist nicht das erste Herz, das sich zu mir neigt und das du mir entwendest (vgl. 2. Sch.). 21, 223; Nur daß mir .. | der kluge Medicis ihn [Tasso] nicht entwende (s. 2). 13, 203; Als Beute wird es [das Glück] nur erhascht, | e. musst du’s oder rauben. Sch. 47a; V. Ar. 3, 345; W. 33, 34; Ein leiser Kuß, der Rosenwang’ entwandt. 20, 144; Er verabscheut den bloßen Gedanken, dir die schöne Aruja mit Gewalt zu e. 9, 246; Von jenem dem Himmel entwendeten Feuer. Luc. 6, 224 etc. Dazu:
a) Der Entwen- der. Platen 4, 10 (vgl. das härtre Dieb); Fortbild.: Entwenderisch [diebisch] etc.
b) Entwendung, s. u. Den Ersten, dem aus tiefer Noth| ich Blick und Wort e. mag. G. 13, 308; [Wo] ein tempel- artiger Bau seine Giebelfront .. der Allee von Belvedere entgegenwendet. Stahr Weim. 32 etc. Er-: (selten, s. Benecke 3, 692 ff.):
Entgêgen-:
1) Was ich aber . . mit Schreiben etc. thun mochte, ließ ich an mir nicht e. [fehlen, s. erwinden]. Schweinichen 1, 284.
2) Du magst es nicht e. [ab-w., hindern]. Hungari 1, 193 etc., auch: Dessen mag mich Riemand e. Tieck 13, 186.
3) (vgl. 2) Gott wird mir gute Sterne geben, ich mag es wohl e. [durchsetzen, zu Ende führen]. Görres H. 1, 181; 164 etc.
4) Übel erwandte [angewandte] Güter. Luther 3, 93a etc. Fórt-: weg-w.: Sich von Jemand oder Etwas f.; Er sprach’s und wendete vom Platz des Kampfes fort | den Blick, zum Berg hinauf. Rückert Rost 27b. Hin- etc. [1a]: Wandte sich der .. Pelide | gegen Antilochos hin. G. 5, 95; Wo ich mich hinwendete. 20, 71; Daß er eine gewisse .. Sorgfalt auch auf die neue Anordnung .. hinwendete. 27, 343; 13, 232; Zum Greise zuerst das Wort h–d begann er. V. Od. 2, 39; W. 12, 163; Platen 2, 239 etc.; Ihre Blicke, | nach der Stadt hinabgewandt. 4, 378 etc.; Wenn ich von seinen Küssen meine Augen zu dir hinaufwendete. G. 9, 323 etc.; Die rauhe Seite heraus- w. oder -kehren (s. d.); Sie lassen ihr Volksthümliches bei Seite und wenden das Freisinnige heraus. Ense T. 4, 66; Der gelegentlich auch gern den Philosophen herauswendete. König Saalf. 2, 44 etc.; Sie hatten sich in die benachbarten Berge hineingewendet. Tieck 16, 356 (mundartl.: Nie wieder einen Heller hinein-zu-w. AKretschmer Tiefes Geheimnis 1, 92 auf-w–d hineinzustecken); Des . . Lichts . .,| das später [von den Berggipfeln] sich zu uns hernieder- wendet. G. 12, 6 etc.; Inwiefern von dem Überfluß .. ein Theil zur wissenschaftlichen Anstalt herübergewendet werden könnte. 26, 293; Wie sich . . | mein treues Herz zu dir hinüberwendet. 2, 9; Goethe hat sich als Greis noch .. zu dieser Freiheit des Gefühls hinübergewendet. Hegel Ästh. 1, 475 etc.; Sich herum-w. G. 19, 26; Ich wandte mein Antlitz | einmal bebend herum. Kl. M. 5, 619; Hinunter soll kein Mann die Blicke wenden, | hinauf zur höchsten Frauen kehr’ er sich. G. 13, 326 etc.; Indem er auszuweichen schien, wendete er auf einmal eine große Ansicht .. hervor. 22, 201; Von Athen hinweggewandt. Schlegel Somm. 1, 1 etc. Lōs-: (s. los III 3) Dann wendete sie .. ihre großen Augen auf ihn los. G. 29, 315. Míß-: Etwas hin-w., wo es nicht hin sollte (selten): So erstickt er .. an dem Übermaß mißgewandter Säfte. Immermann M. 2, 88; Einer misgewandten Neigung. 3, 110. Nāch-: s. [2g] und nach 2a. Rück-: s. zurück-w. Um-: auf die entgegengesetzte Seite, in die entgegengesetzte Richtung wenden etc., vgl. umdrehen, umkehren:
1) tr., sehr gw., z. B.:
a) s. die techn. Anwendungen [6f—k], selten zu [6k], z. B.: Eines umgewandten Kleides, für welches ich noch immer lieber das abgetragene wähle. H. Merck 2, 12 etc., da um-w. hier auch ohne den Begriff des Renovierens gilt, z. B.: Den alten Zeug nach innen umgewandt | und ’s Rauche ’rausgekehrt. Eichendorff Phil. 99; Im umgewandten Schlafrock. G. 20, 9 etc., vgl.: Seine Taschen (Thümmel 5, 45), Schubsäcke (L. 1, 330) um-w. etc. und (Schuhmach.): Umgewandte Schuhe, deren rechte Seite bei der Anfertigung zuerst nach innen gekehrt ist etc.
b) Jeder Lauf [auf dem Eis] gegen das erleuchtete Schloß ward plötzlich umgewendet und eine Rückkehr ins Weite beliebt. G. 18, 258; Da mein Pferd sehr scheu war, so wendete ich es um. 29, 6 etc.
c) Wie man eine Hand [s. d. 5] umwendet (G. 14, 92) oder umdreht, im Nu etc.; Lesend das Blatt um-w. [umschlagen], s. ferner Blatt 4c.
d) [Der Jammer] wird mir das Herz (s. d. 8) im Leib um-w. (vgl. 2a), versch. e.
e) Jemandes Herz (versch. d), Sinn, Gemüth, Wesen etc., ihn um-w., umwandeln, z. B.: Von dieses Mannes Rede fühl ich mir| das Herz im Busen | auf einmal umgewendet. G. 13, 62 etc.; Wie fein ich den König | umgewendet [umgestimmt] 5, 197, häufiger: Jemand ist umgewendet (8, 152) oder: wie umgewendet; Daß er ein ganz umgewandter und fleißiger Bursche geworden wäre. L. 13, 335 etc.; Von diesem Augenblick an war die Welt für Eduarden umgewendet [eine ganz andre]. G. 15, 104; Wie ein Franzos: gewandt und umgewandt. Schlegel Sh. 7, 286; Als dann diese Mirabeau- Gegner . . zu s. g. Umgewandten (Convertis) wurden. Scherr Bl. 1, 300 etc., s. f.
f) (s. e) mit in, zu, z. B. [In den Wolken] Kameles Hals zum Drachen umgewandt. G. 40, 338; Das vorhin bereifte Land | wird in Blumen umgewandt. Opitz 2, 9 etc., vgl. refl.: Einen gelben, nicht aber ins Blaue sich u–den Aufguß. G. 40, 27 etc.
g) Auch könnte man überhaupt jenen Satz grade um-w. G. 29, 416, ins Gegentheil, aber auch: Daraus sind im obigen Testament mehrere Stellen angewandt oder umgewandt. Rückert Mak. 2, 231, anders gewendet, umgedeutet etc.
h) dichterisch: Eine Stadt, ihre Mauern um-w., zerstören (gr. ꝛαταoτρéφ, lat. verto): Vom Felde der umgewandten Troja. G. 34, 156; Von Troja’s umgewandten Mauern. 13, 4; Ein befestigtes Schloß, das nicht wird umgewandt. Mühlpforth Hochz. 7; Opitz 2, 116 etc., s. 3.
2) refl. (s. 1), z. B.:
a) Jemand wendet sich um, auf die andre Seite, ohne seine Stelle zu verlassen (vgl. b), z. B.: Sich mit dem Kopf nach Einem oder Etwas um-w.; Ich dächt’, ich wendete mich um und spräch’ ihn an (Sie kehrt sich um). G. 6, 293; 19, 57 etc.; Sich im Bett, im Grabe um-w.; Jch will euch ein Hymen posaunen, daß Todte sich um-w. Klinger Zw. 53 etc.; auch (vgl. 1d): Wie dieser Pfaffe .. sprach, wendete sein Eingeweide sich um. Bahrdt 3, 131 etc.
b) (vgl.
a) Sich zur Flucht um-w. Sch. 458a etc. und bildl.: Warum wendet ihr euch denn um wieder zu den .. dürftigen Satzungen? Gal. 4, 9 [zurückkehren. Eß]; Wenn ihr euch aber umwendet [abwendet. Zunz]. Jos. 23, 12 etc. c) Das Blatt (s. d. 4c), das Rädlein (s. d. 1g) wendet sich um etc.: In wiefern das Gesetz sich durch falsche Auslegung .. umgewendet. G. 21, 179 etc., s. auch 1f.
3) intr., eig. mit leicht ergänzbarem Obj. —, wobei (s. flattern, Anm. und umkehren 1), wenn eine Orsveränderung hervorgehoben wird (s. b; c), sein gilt, z. B.:
a) Damit er nur nicht eher umwendete [das Blatt], bis auch sie zu Ende der Seite gekommen. G. 15, 71 etc.
b) [Das oder] mit dem Fuhrwerk, Pferd, Schiff um-w.; Der Wandrer wendet [sich] um (kehrt um), z. B.: Deine Schwägerin ist umge- *wandt zu ihrem Volk .., kehre du auch um. Ruth 1, 15; 1. Mos. 14, 7; Musst’ ich schon um-w. und hierher machen. Gutzkow R. 5, 329; Lewald W. 1, 23; Sch. 33a; 37a; Wendet mit seinen 4 Schimmeln im Trabe um. Thümmel 7, 172; V. Il. 5, 505; Ohne Verzug die . . Böcke | trieben wir, viel u–d in Krümmungen, bis etc. Od. 9, 464; W. 12, 102 etc.
c) (s. b) übertr.: Es sind schon Etliche umgewandt, dem Satan nach. 1. Tim. 5, 15; 1, 6; Daß Hilariens Neigung im Um-w. begriffen sei. G. 18, 261; Würden Sie mir um-w. [abtrünnig werden]? Gotter Sch. 237 etc.
4) Umwendung, s. u. Umhêr-: z. B.: Den Blick u. G. 39, 225. Ver-:
1) fort-w., nam.:
a) Das Auge, den Blick, das Gesicht, Antlitz, den Kopf etc. ver-w. (von Einem oder Etwas), z. B.: Den Strahl von seinem Angesichte | verwandte Gott auf stets von ihr. G. 2, 134; Joel .. verwandte sein thränendes Antlitz | von dem Vater. Kl. M. 2, 129; Mir war’s, als ob die Heil’ge | plötzlich das Gesicht verwandte. PAWolff 1, 93 etc., zumal verneint: Die Augen nicht (W. 12, 196; Luc. 6, 202 etc.), kein Auge (212; Fouqué 8, 76; Lewald V. 3, 67); keinen Blick (Eichendorff 3, 289; Platen 4, 288) von Einem oder Etwas ver-w., aUch refl.: Kein Auge verwandte sich. Bahrdt 2, 147; Kein Auge verwendete sich von ihnen. Heinse A. 1, 311 etc.; verneintes Partic.: Die zu dir gewandte Sehe | unverwendet starrte sie. Daumer 1, 11, vgl. (veralt.): Stehet steif mit unverwendten Füßen. Zinkgräf (Wackern. 2, 303³) = unverrückt etc.; Unverwandt, s. ver-wandt 1d.
b) (veralt.) Wie das Reich nicht bei den Galliern [ge]blieben, sondern auf die Deutschen verwendt [übergegangen] sei. Stumpf 245a; Hängte er sich viel an die Mönche zu S. Gallen, verwendet sein Gut dahin, daß doch die Tochtermänner Bedauerns hatten, daß sein Gut also sollte verwendt werden. 395a etc.
c) (veralt.) Verwendt = tropisch, übertragen. Zwingli 3, 4 (Verwendung = Tropus. ebd.) etc.
2) auf die Gegen-, Rückseite wenden, z. B.:
a) Wonach .. der ganze Arm weit mehr verwendet .. werden müssen. L. 8, 136; Mit der verwendeten Hand. Ense T. 2, 343, s. ver-wandt 1a.
b) (Kochk.): Verwandte Schnitte, Art arme Ritter (s. d. 2), niedrd. verwend Brod, Brem. W. 5, 229 (verwend, links. ebd.).
c) (veralt.) übertr.: Sich v., andrer Meinung werden. Ap. 28, 6.
3) zuw. im gehobnen Stil: Etwas oder sich in Etwas v., verwandeln, z. B.: In Schutt und Trümmer verwandt. G. 1, 75; Der Mensch wird in ein Vieh .. verwandt. Rachel 7, 352; Ammons böse Lust ward in .. bittern Haß verwandt. 491; In lauter Wachs und Hönig | verwendt sich alle Beut. Wackern. 2, 287⁶ (Spee), vgl.: So tief hat sich das Spiel verwandt. 494¹*(Lohenstein). 4) (s. an-w. 1; auf-w. 3) zu best. Zweck und es dafür hingebend, Gebrauch von dem Obj. machen, z. B.: Etwas zu seinen Nutzen (Oken 7, 1333), in seinen (eignen) Nutzen (Garve Pfl. 1, 29; G. 23, 89; 25, 158) ver-w.; Daß wir .. ein solches Präparat . . geradezu in den philosophischen Nutzen ver-w. können. 40, 47 (Hegel), Indem ich den Unterricht, den man uns in der Geometrie ertheilte, sogleich in das Thätige verwandte. 20, 55 etc.; Welcher seine Mittel zur Gründung eines Konversatoriums verwandte. 32, 405; Wurden alle Kräfte des Landes zu häuslichen Kriegen .. oder zu wüthenden Kämpfen verwendet. 39, 222; So verwendeten wir viele Zeit an diese Seltsamkeiten. 21, 156; Sie verwendete schnell, fürwahr, und gut die Geschenke. 5, 58 etc.; Das in die Anstalt verwendete Kapital. Arnim 293; Die schöne Natur, wie sie in harmonischer Unordnung ihre unendlich mannigfaltigen Schönheiten verwendet. Geßner 3, 159; Holzwerk .., | das nutzbar könnte sein zum Leiterbau verwandt. Rückert Rost. 35a; Daß er .. | seine Zucht an ihn verwende. Morg. 1, 203; Sein Blut, | sein Leben wird er für den Vater freudig | ver-w. Sch. 374b; Auf deren Dienst sie allen Fleiß verwandt. Schlegel Gd. 1, 85; W. Luc. 5, 5 etc. 5) (s. 4) Sich ver-w. bei Jemand für Einen oder Etwas, fürbittend, zu Dessen Gunsten seine Macht, seinen Einfluß an-w.: Umsonst verwendeten sich eifrigst die Mächte Frankreich und England. B. 401a; Er verwendete | sich selbst für mich mit edler Freundeswärme. Sch. 372a; 1091a etc. 6) (s. 4) selten: Seine Tochter gut ver-w., verheirathen. Simrock Gudr. 560; 2098. 7) adjekt. Part.: Verwandt, s. wandt Zsstzg. 8) Verwendung, s. u. Vōr-:
1) (vgl. vorgeben 3; vorschützen; Vorwand) Etwas, das nicht der wirkl. oder eig. Grund ist, dafür angeben: Er wendetle] fur, er müste etc. Seine Meinung aber war, daß etc. 2. Macc. 3, 8; Joh. 15, 22; Gellert 4, 284; V. 1, 66; Ich wandte des Tages | Gluthen vor. 3, 19; Sie wandte vor, verirrt zu sein. W. 25, 365; Zimmermann Eins. 46; Bat um eine Almosen, mit diesem V., sein Handwerk gelte Nichts mehr. Zinkgräf 1, 276 etc.; Vorwendung, s. u.
2) veralt., mundartl. Bedd.:
a) (s. 1) Etwas hervorkehren, äußerlich zeigen, nam. als Deckmantel: Ihr Heuchler, die ihr der Wittwen Häuser fresset und wendet lange Gebete fur. Matth. 23, 14 (Mark. 12, 40 etc.); Der König wendet itzt die höchste Sanfmuth vor. Gryphius Fr. 371 etc.
b) Etwas bei Jemand vorbringen, z. B. (vgl.
1) als gegründeten Einwand: Ich „wand“ mein’ Unschuld vor. 275; ferner z. B.: Daß Päpstl. Heiligkeit solche Suchung [Gesuch] bei Seiner Kurfürstl. Gnaden sollt haben lassen für-w. Luther 1, 317b etc. c) Fleiß für-w., an-w. Schm. 4, 105 etc. Wég-: fort-, ab-w., z. B.: Du wendest [4b] schauernd dein Gesicht, o König; | so wendete die Sonn’ ihr Antlitz weg | und ihren Wagen aus dem ew’gen Gleise. G. 13, 18 (34, 164) etc. und refl.: Ich wendete mich immer davon weg, wie man sich von der blendenden Sonne wegwendet. 24, 199; 13, 312; Heinse A. 1, 82; Sch. 55b etc., auch ohne sich (s. d. †), z. B. [7a]: Sie sinkt auf die Breite des Lagers, | weggewendet. G. 1, 233 etc.; ferner: [Sie spricht] w–d, für sich. FLSchröder Beitr. 3, 1, 13 etc.; Laß [s. d. 8] weg mich wenden von diesen Bildern. Cham. 5, 178 etc.; Wegwendung, s. u. Zū-: wohin wenden, z. B.:
1) Den Schritt oder sich nach einem Ort z. (oder zu wenden); Er wendete langsam| nach dem Dorfe sich zu. G. 5, 66; Wo wendest du die Schritte zu? Platen 2, 20 = wohinwärts etc.; Wissenschaft ..ist der Geist, zugewandt zu der Natur. Humboldt K. 1, 69 etc. Bes. aber: 2) mit Dat., z. B.:
a) Das Gesicht etc., den Rücken etc. Einem oder einem Ggstd. z.; Wie Janus, ein Antlitz der vergangnen, das andre der kommenden Zeit z.; Die, ohne sich vom alten Bewährten abzukehren, dem Neuen zugewendet waren (s. c). Börne 2, 13; Zum andern Felsenhaupte, | das zugewendet liegt den Morgenstrahlen. Cham. 4, 154; Der Mark von Turan zu wandt’ er sein lockig Haupt. Rückert Rost. 1a; Die Bundesgenossen wandten sich . . von Sparta ab, der Führerschaft Athen’s zu (s. c). Rüstow gK. 70; Daß Alles sich der neu aufgehnden Sonne | zuwendete (s. c). Sch. 428a etc.
b) Den Schritt sich schreitend, bewegend etc. einem Ort z., z. B.: Ich wendete mich dem Pfade zu. G. 22, 367; 6, 38; Daß ich mich sogleich der Stelle zuwandte [die Stelle im Buch aufschlug], die etc. 33, 331; Höfer VrgT. 153; Sanders, deutsches Wörterb. II. Kohl A. 1, 384 etc.
c) Das eigne oder Jemandes Hecz etc. einem Ggstd. oder einer Pers. z.; Seine Freundlichkeit wandte ihm oder: er wandte durch seine Freundlichkeit sich alle Herzen zu; Der Dichter, der sich durch die Herausgabe seiner Oden die Herzen, Geister und Gemüther vieler Menschen zugewendet. G. 22, 85; 211; Ernste der Philosophie und der Beobachtung gleichzeitig zugewandte Geister. Humboldt K. 1, 69; Der eignen Kraft nicht fröhlich mehr vertrauend, | wandt’ er das Herz [oder sich, s. a] den dunkeln Künsten zu. Sch. 375b; Sein Herz ist noch | den ird’schen Dingen zugewendet. 402b etc.
d) Einem Etwas z., zufließen, zukommen, zu Theil werden lassen: Einem Handwerker einen Verdienst, unsre Kundschaft z.; Du hast ihm [dem Charon] so viel Fährlohn zugewendet. G. 8, 261; Der Güter kleinen Theil, den ich bisher | dir schuldig zugewandt, mißgönnt er. 13, 253; Wir haben ihm alle Gerechtigkeit, Billigkeit und Schonung reichlich zugewendet. 22, 54; 128; Eine Folge des höchst aufmerksamen Lesens, das ich diesem Denkmal zuwendete. 27, 333; Hagedorn 2, 54; Er hat dir seine Neigung zugewendet (vgl. c). Sch. 449a; 918b; Simrock Gudr. 819; Das Vergnügen der Überraschung, welches andre Vf. ihren Lesern mit sovieler Mühe und Kunst zu-zu-w. pflegen. W. 6, 159 etc.
e) Zugewandt, s. wandt Zsstzg. e) Zuwendung, s. u. z. B.: Du, o Heilige, wendest durch deine unbescholtne Gegenwart den Segen auf Atreus’ Haus zurück. G. 34, 195 (vgl. zurückführen, -bringen etc.); Nach Etwas den Blick [s. 2g], den Schritt, Fuß, sich z.; O hätt ich nicht .. mich zurück | zu dieser Wildnis etc. .. gewendet! G. 13, 347; Fliehn wir noch weiter oder wenden uns | zurück? Sch. 463a etc.; zuw. ohne sich, s. [8b]: Ich .. wende .. zur Stadt zurück. 36b etc.; (ugw.) Sein [des Todes] Gesicht, | zurückgewandt von Thränen. Matthisson A. 7, 23, ihnen entfremdet etc.; zuw. auch (s. zurück 2) in ungetrennten Formen zuw.: Rückgewendet. Cham. 4, 184 etc.
Zurück-: