Faksimile 0735 | Seite 1557
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wendbar Wende Sprache. Wendel
Wénd~bar, a.:
sich wenden (s. d. und Zsstzg.) lassend: Er muß die Idee .. in einer großen Lebendigkeit, Beweglichkeit und inneren W–keit und Gewandtheit besitzen. Fichte 6, 435 etc. Zsstzg., z. B.: Áb-: Solange die Gefahr a. schien etc.; Ein Geschick, das un-a. ist. Platen 3, 295; Seine Herrschaft war vergänglich. | . . Un-a. .. | wird des Moguls seine sein. 6, 11; Schlegel Gd. 1, 304; Den un-a–en Rathschluß. V. Od. 1, 86 etc.; Den unabwendlichen Rathschluß. Wiedasch; Jst ihr Untergang unabwendlich. Heine 5, 153. Án-: Platon’s Bücher vom Staate. .. A. ist davon Nichts, aber brauchbar Alles. Ense T. 1, 34; G. 22, 76; 40, 106; Prechtl 11, 379; Die größeren Theilscheiben sind .. auch zu großer Arbeit a. 332; Die hier a–sten Fäden. 614; Thümmel 3, 16 etc.; Die A–keit solcher Grundsätze. B. 403a; Burmeister Gsch. 411; G. 22, 145; A–keit auf unsre Zeiten. W. Luc. 5, 4 etc., vgl.: Der Niederrichter findet die Appellation nicht an- wendlich. Trotsche 1, 237; 239 etc.; Un-a., vgl.: Auf Das, was von Meklenburgern .. geschehen .., sind preußische Staatsgesetze unanwendlich. IWiggers Unt. 257 etc. Ver-: Als die stets bereiten Mittel für die jeweiligen Zwecke des Staats ver-w. wurden. Droysen Y. 1, 224; Die zu einem Angriff gegen Preußen .. v–en Menschen, Waffen und Mittel. Gneist Pol. 12; Guhl 1, 30; Gutzkow R. 8, 194; Roquette Hün. 57 etc.; Die praktische V–keit. Herrig 30, 2; Linck Schl. 9 etc.
~e: I. m., –n; –n:
Name eines Volksstamms, s. Volkslieder der W–n v. Haupt und Schmaler (bes. 1, 19 ff.); Monatbl. 1, 440 ff., nam. früher als Schimpfwort dienend, s. Arnim 238; = Barbar. Hagedorn 3, 143 etc., auch in Bezug auf die Sprache. Weichmann 1, 247 etc.; dazu: wendisch; Es klingt im Deutschen Alles so hölzern . ., in dieser w–en
Sprache. Gellert 3, 280; L. 5, 54; Monatbl. l. l.; Luthe 8, 114b etc. II. f.; –n:
1) das Wenden, die Wendung, z. B.:
a) (selten) Bei des Segels W. | klatscht sie in kleine, weiße Hände. Mohnike Fr. 4 etc.
b) Turnk.: eine Übung am Schwingpferd, wobei der Körper gewendet wird, s. Jahn 74 (vgl. Kehre); auch eine Stab- Übung; vgl.: Hand-, Kopf-W., Übung im Wenden der Hand, des Kopfs etc.
c) veralt. Zsstzg.: Misse-W., Wendung ins Schlimmre, Unglück. VWeber 2, 442.
d) s. W.-fahrt.
2) der Punkt, die Stelle, wo Etwas (sich) wendet, z. B.:
a) die Biegung, Ecke etc.; Im Winkel der Enns, wo sie von Westen nach Osten sich wendet; solche Fluß-W–n setzen fast überall Industrie ab. Kürnberger N. 2, 181; Ein .. an jeder Straßen-W. neu aufwogendes Vivat. König (DMus. 1, 1, 119) etc.
b) bei Kl. = Pol (s. d.): Uriel stand auf der W. des Sterns. M. 8, 390 etc.
c) Anderung etc.: Dem gnadenreichen Christ, | deß Verheißung sonder W., | dessen Liebe sonder Ende, | deß Erbarmen ewig ist. Hungari 2, 69; Dabei ist kein End’ und kein’ Wend’. Spind- ler V. 1, 105 etc.
d) die Grenze, der Punkt, wo eine neue Zeit eintritt, und die durch diesen Wendepunkt bez. Zeit (vgl. Epoche, Periode): Den Umschwung der Zeit. .. Die W. der Zeit wurde im Innersten der Kirche von ihren Häuptern zuerst empfunden. Görres V. 23; Auf der Scheide und W. verschiedener Zeiträume. Jahn M. 338; Lange vor der W. dieses Jahrhunderts. Keller gH. 1, 208; Schon bin ich an der W. | und näher schon dem Ende. Rückert 6, 21 etc.; Bei jeder großen Welt- W. Demokr. Stud. 80; Zeit-W. etc. d) die Solstitialpunkte (s. d.), bei denen die Sonne auf ihrer Bahn sich wendet, und: die Zeit, wo sie sich in diesen Punkten befindet: Die Solstitial- oder W.-Punkte und zwar den höchsten .. die Sommer-W. und den tiefsten .. die Winter-W. Littrow 63; Solstitium oder Sonnen - W. 801 (versch. 5a), z. B. zeitlich Simrock N. 32; 678; 1352 u. o.; Genaht der W. des Krebses (s. d. 2). Baggesen 2, 325; Hier ist auch die W. des Sommers. V. Arat. 91; Die Sonnen-W. Od. 15, 403; Nach der Sommer-W. Ant. 1, 141; Nach der letzten Sommer- Sonnen- W. 22, 13 etc.; bildl.: Lang vor des Lebens Sommer-W. | in voller frischer Jugendkraft. Prutz DMus. 14, 2, 33 etc.
e) An-, Um-W., s. Anwand und Vorhaupt 2.
3) (vgl. 2) als Ackermaß, s. Gewend 3.
4) (mundartl.) Schnee-W., hoher Streifen zusammengewehten Schnees. Schm. 4, 105 (vgl. Schneewehe; zsgzogen aus Wehende?).
5) in einigen Zsstzgn: etwas sich Wendendes, nam.:
a) Sonnen-W. (vrsch. 2d), Name von Pflanzen, die sich nach der Sonne wenden (s. Heliotrop und V. Ov. 1, 224) bes. Heliotropium; auch: Cichorium intybus; Calendula officinalis (s. Nemnich): Des Apis Säule kehrt der Sonne sein Gesicht, | wie S–n nach. Lohenstein Soph. 80; Mit S–n umpflanzt. Werner Osts. 1, 5 etc., auch: Narciß und Sonnenwendel. Spee (Wackern. 2, 282²⁰) etc.; nach Nemnich auch Sonnen-W. = Heliotrop 2 (Edelstein).
b) (selten): Was ist der Mensch? Des Todes Ziel, | des Irrthums Wirbel-W. Gryphius Fr. 510, der vom Irrthum umgetrieben sich wirbelnd Drehnde. Zsstzg. z. B. Án- [2e]; Flüß- [2a]; Händ-, Köpf- [1b]; Misse- [1c]; Schnēē- [4]; Sömmer- [2d]; Sönnen- [2d; 5a]; Strāßen- [2a]; üm- [2e]; Welt-[2c]; Winter-[2c]; Wirbel- [5b]; Zēīt- [2c] W. III. n.: in Zsstzg.: Ge-: s. Gewend.
~el: 1) n., –s; uv.:
s. Wende II 5a. 2) f.; –n: bei Oken die Zunft der Bastlilien, dazu: Schnur-W–n. Epidendrum.