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Weit Weite Weiten weiterbar Weitern Weiterung weitig weitlich Weitling Weitnis Weitung
II. Wēīt, n., –(e)s; –e:
Schiff.: = Weite 1a: W. des Schiffs; Spannen- oder Spanten-W. etc.
~e, f.; –n:
mehrfach ineinandergreifend, z. B.:
1) das Maß, wie weit Etwas ist:
a) (s. weit I 1) Die W. eines Hohlraums, des Schiffs (s. Weit II), des Huts, Stiefels etc.; auch bildl.: Nicht die W. der Anschauungen ist es, die den Künstler beglückt, sondern ihre Durchsichtigkeit. Gutzkow R. 4, 312; In einem Felde . ., dessen W. und Fruchtbarkeit so groß. Haller (Wackern. 3, 41⁰); Mit einem neuen Bilde in meiner Seele, das sozusagen ihre ganze W. ausfüllt. W. 16, 103 etc., s. 2.
b) (s. weit I 2) Distanz, Entfernung: Bobrik 238b; Ich sah .. wachsen zw. mir und ihm [dem Schiff] die W–n. Cham. 4, 160; 159; Polyphemus warf den [Stein] eine ferne unglaubliche W. über unser Schiff. Schaidenreißer 40a; Auf Wurfes W. sah ich’s [das Thier]. Sch. 495b, so weit entfernt, wie das Wurfgeschoß trägt etc., s. Bereich und 3.
2) (s. 1a) etwas sich weithin Ausdehnendes, Ausbreitendes, ein weiter Raum etc. (vgl. Weitung 2): Durch der Erde W–n | rastlos, müden Fußes, wallt er. Cham. 3, 243; Kommen sie von .. | Nord, Ost, Süd, West und andern W–en. G. 3, 66; In der W., auf Eises Läng’ und Breite. 1, 18; In aller dieser W. | wirk’ ich rasch und nur für dich. 46; Daß Araber . . | die W. froh durchziehn. 4, 5; Die Welt. In ihrer W. | bewegt sich so viel Gutes hin und her. 13, 167; Uns aus der W. ins Enge .. drängen. 39, 21; Nichts als Schnee die W. und Breite. Grimm M. 66; Das Heupferd zirpt auf frisch gemähter W. Salis 125; Stumpf 603a; Reiz die große W. [weite Welt] schmücket. Uz Theod.; Den Thälern zu, die sich in unabsehbar’n W–n | .. verbreiten. W. 20, 36 etc.
3) (s. 1b) Ferne: Zu sehnen mich . . | in jene räthselhafte blaue W. (vgl. 2). Cham. 4, 29 (Immermann M. 1, 397); Stechbrille, die in die W. sieht. Fischart B. 186a; Der mich liebt und kennt, | ist in der W. G. 1, 129; So geht es in die W. (vgl. 2) fort. 6, 22; Aus der höchsten Höhe, der tiefsten Tiefe, der fernsten W. H. R. 9, 156; Es ziehet der Bursch in die W. Uhland 252; So künstlich ihr Gesicht bei Licht und in die W. | sich 30 Jahre jünger log. W. 12, 320 etc. (mundartl.: Weitschaft. Schm.; vgl. veralt.: Von Weitnus. Eppendorf 50 = von weiten). 4) (s. 2) Bergb. = Weitung 3. Zsstzg. ohne Bem. zu [1b], z. B.: Ābend-: A., Entfernung des Orts, wo der Stern untergeht, von dem wahren Westpunkte des Horizonts. Littrow 791, s. Morgen-W. Erd-: E. ist die mittlere Entfernung der Sonne von der Erde. 795, vgl.: Die Distanz des nächsten Fixsterns von der Sonne .. eine Stern-W. 450. Flūg-: die Entfernung, wie weit ein Vogel klaftert (s. d. 1a), mit ausgespannten Flügeln misst: Der Kondor ist über Schuh lang mit einer F. von 13 Schuh. Oken 7, 168; 145 etc.; Scherzer 1, 159 etc. (nach Grimm: die Strecke, wie weit ein Vogel, eine Kanonenkugel etc. fliegt). Fólge-: vgl. Trag-W.: Eine Thatsache von ungeheurer F. für die nationale Sache. Mundt Rom. 94. Gehȫr-: Sich der Thüre . . bis zur G. nähern. Sealsfield Leg. 2, 2, Hör-W. Gríff-: die Distanz, so weit man greifen kann. Taloj 2, 143. Kanōnen-: (s. Schuß-W.) Ense B. 3, 44. Lánd- (G. 31, 288), Lándes- (6, 147) [2]: eine sich weithindehnende Landschaft. Mórgen-: M. eines Sterns, Entfernung des Orts, wo der Stern aufgeht von dem Ostpunkte des Horizonts. Littrow 798, s. Abend-W. Sǟūlen-: (s. säulig, Schluß) G. 23, 137; Sulzer 4, 219 etc. Schúß-: (vgl. Schußbereich) Als ein .. Jäger .. bis auf Büchsen-Sch. heransprengte. G. 25, 43; Bogen- Sch. etc., s. Trag-, Kanonen-W. etc. Sēh-: Gervinus Kath. 13, vgl. Gehör-W.; Die Weite des deutlichen Sehens .., die S. Pouillet 2, 181. Sprāch-: Hör-W.: Kaum waren wir in der Sp., als mein Gefährte sie befragte. Matthison E. 1, 142, vergl.: Bis auf „Wort- W.“ nahe gekommen. Rank SchM. 7. Spūr-: der Abstand der die Spur (s. d. 2) eindrückenden Räder eines Gefährs (s. gleisen). Auerbach D. 4, 3; Karmarsch 1, 847 etc. Stérn-: s. Erd-W. Trāg-: die Distanz, das Bereich, wie weit Etwas trägt (s. d. 2a, Schluß), z. B. eigentl.: Die weit größere Spannkraft und T. der parthischen Bogen. Mommsen 3, 317 etc.; nam. oft übertr. (vgl. Folge-W.): Beschlüsse, über deren T. ihnen keine Erfahrung zu Gebote steht. Oppenheim 8, 472; [Er-]Findungen von unberechenbarer T. Scherr Bl. 1, 183; Spielhagen Hoh. 2, 95; Eine Bewegung von europäischer T. Volksz. 9, 80 etc.; Trage-W. Lewald Reis. 2, 318 etc. Wórt-: s. Sprach-W. Wúrf-: die Strecke, wieweit ein geworfner Körper fliegt. Bobrik 493b etc.; Etwa eine Wurfsweite über die Brücke hinaus. Eckermann G. 1, 385 etc. Zwíschen-: z. B. von Säulen (vergl. Säulen-W.). Guhl 2, 41 etc. und ähnl. m.
~en: 1) (s. weit I 2) selten:
a) intr.: sich entfernen: Wir nahen (s. d. 1a) oder w. Auerbach Ab. 223; Uhland V. 815.
b) tr.: lang machen: Nach ihrem Belieben kürzen | und w. sie seinen [des Baches] Lauf. FHofmann Weihn. 4, 113. 2) (s. weit I 1) ausdehnen etc., Ggstz. engen (s. d.):
a) tr.: Wie er .. die Wunde öffnet und weitet. Engel 7, 273; Weitet mit den Klaun die Öffnung. Freiligrath H. 108; Sparend sonst, dem Erworbenen wachsam, weitete jetzt sie | ihrem Gaste die enge Brust. H. 11, 63 [zeigte sich gegen ihn nicht engherzig, knausernd]; Ph. 10, 195; Tie Achsellöcher zu w. Klencke Parn. 1, 42; Die Keile w. die Risse. Kohl A. 3, 259; 274; Irl. 2, 366; Rückert N. 269; Gefahr ist wie Einsamkeit, Beide verengen kleine Seelen, während sie große w. Scherr Hofg. 189; Allmählich will man mein Gefängnis w. Sch. 425b; Sonnenberg D. 1, 467 etc.
b) refl.: Ein Reich . ., | das immerfort sich .. weitet. G. 6, 254; Die enge Hütte weitet sich zur Welt. Herwegh 1, 96; Kohl A. 2, 315; 3, 115; Meine Aussichten waren beschränkt gewesen, nun weiteten sie sich. Lewald Bfr. 2, 29; Die Charaktere .. müssen sich noch erst w. und sich aus dem Schlaf ausdehnen zum Handeln. IP. HV. 113; Scherr Pilg. 1, 166; Schwegler (46) 277 etc.
c) Weitung, s. u. 3) s. weifen. Zsstzg. zu 2, z. B.: Āūf-: Die Stiefel etc. a. (s. blöcken 2a); Jhre Augen waren aufgeweitet wie bei einer Nachtwandlerin. Klencke Gsp. 2, 160.
Āūs-:
1) weitend ausdehnen:
a) tr.: G. 9, 378; Kein Vortheil . ., daß wir unser Theater gleichsam zu einem unendl. Naturschauplatze ausgeweitet haben. 17, 74; 22, 149; 24, 65; 38, 48; Stein 1, 334; Weiten Sie Ihr Geschäft aus! LHerbert Nap. 1, 41; IP. 1, XX1; Ein Spalier von Zuschauern. . . Gensdarmen .. halfen es a. Stahr Par. 2, 71 etc.
b) pass. Partic.: Sehr aufgedunsen, die Züge ausgeweitet. Ense T. 3, 112; Das Auge war von jenen großen Formen .. so ausgeweitet und verwöhnt. G. 23, 174; 24. 131; Ein ausgeweitetes Thal. Hausbl. (56) 1, 223; König 15, 299 etc.
c) refl.: Das Leder weitete sich aus. Gerstäcker Mon. 1, 181; Ich weite mich aus in Gottes Welt. G. (Diezmann Weim. 26); Bald weitete der Wald sich aus. Keller gH. 2, 58; Oehlenschläger Gd. 251; Schwegler (46) 277; Zelter 1, 368 etc.
2) selten: Die Falte, welche die letzten Jahre in seine Seele gedrückt, aus-zu-w. Dünzer H. 1, 312, durch A. (1) schwinden machen. Er-: (s. erweitern): [Er] hieß Freund Guido’s Tummelplatz | dazu im Forst e. FJBertuch (Matthisson A. 9, 65); Wie du mit Freiheit unbefangen schreitest, | das Herz erhebst und jeden Geist erweitest. G. 6, 54; Eine Krystallisation, die von der Mitte ausgehend sich strahlig .. erweitete. 25, 69; [Gefühle,] die ihr mir die Brust erweitet. DKunst 22a; KlSchmidt Poet. Br. 107 etc.
~erbar, a.:
sich weitern lassend: Den sehr e–en Kehlsack. Oken 7, 420.
~ern, 1) (s. weiten 2):
a) tr.: weiter machen, weiter ausdehnen (gw.: er-w.): Wenn ich .. deine Grenze w. werde. 2. Mos. 34, 24; 5, 12, 20; Du weiterst deinen Willen | und breitest Sinn und Ruhm. Günther 380; Seines w–den Lichtes voll. H. 11, 149; Hab ich je eure Ehre geweitert, so etc. Hutten (Wackern. 3, 219); Nur die Gebirghöhe der Freiheit weitert die Seele und der Knechtschaft Geklüft verengt sie. Schubart 2, X.
b) (s. a) resl.: weiter werden, sich ausdehnen: Wo weitert sich des Lebens düstre Enge | zur Himmelsbahn? Arndt Gd. 169; Da mit seinem langsam heraufsteigenden immer er weiterten Gesichtskreise auch der Kreis seiner Hoffnung sich weiterte. H. Ph. 3, 215; Endlich weitert sich das Thal. Kohl A. 2, 137; Seume Sp. 147; Stumpf 390a etc. 2) s. Weiterung. Zsstzg. zu 1, z. B.: Áb-: (veralt.) entfernen. Keisersberg Par. 143c. Er-: sehrgw. (s. d. Grundw. und erweiten):
1) tr.: In engen Verhaft gebracht, der aber .. erweitert wurde. B. 413b; Der Trunk erweitert | nun bald das Herz. 10a; Seine Erkenntnis zu e. Forster R. 1, 51; Wenn Jeder das Wohl Anderer schmälert . ., um sein eigenes zu e. Garve Pfl. 1, 181; G. 6, 260; 276; Vermögt ihr mich auszudehnen, | zu e. zu einer Welt? 7, 232; 8, 167; Ihren Kredit und ihre Geschäfte zu e. 9, 260; 12, 59; 13, 120; Ein Seufzer erweiterte ihre Brust. 17, 199; 23, 183; 262; 29, 415; Lav. 151 etc.; Den heitern Geist .., der Enges dir erweitert. Rückert W. 4, 41; BE. 59; N. 50; Euer Kerker | ist nur um ein klein Weniges erweitert. Sch. 425b; 100a; 702a; 1132a; V. Od. 18, 160; Wackern. 2, 1291¹³; 3, 626³⁶; W. 12, 263; 29, 26 etc.; auch: Herz-e–d. 22, 316; Allherz- e–d. G. 4, 112 etc.
2) refl.: Daß sich der Plan der Eroberungen nach den sich ereignenden Umständen erweitere oder einziehe. Abbt 1, 235; B. 136a; Der klare Punkt wird sich e., die Sphäre des Unverständlichen sich veren- gen. Fichte 7, 92; Da .. | sich Geist und Brust und Sinn und Herz erweitert. G. 6, 381; 9, 39; 289; Wenn Phantasie sich .. zum Ewigen erweitert. 11, 29; 15, 24; 27, 453; Thäler, die sich bald bis zur Ebne e. Heeren 2, 524; H. Ph. 10, 66; Ein vorübergehender jugendlicher Affekt erweitert sich in eine allumfassende, unendliche Philanthropie. Sch. 763a; 1130a; W. 29, 142 etc.
3) Bei Erweiterung des Wissens. G. 3, 285; Erweiterungen der Nomenklatur. Humboldt K. 1, 61; Kant SchE. 77; L. 11, 26; Sch. 1002b; W. 1, 9 etc.; Macht- erweiterung Preußens. Volksz. 12, 206 etc. Ver-: st. er-w. Olearius Reis. 195b (2mal) etc.
~erung, f.; –en:
Weitläuftigkeiten statt rascher und glatter Abwicklung einer Angelegenheit: Ohne viel W–en durch Wort und That bekennen. Immermann M. 4, 283; Endlosen W–en Thür und Thor geöffnet. Mommsen 3, 333; Jeder W. aus dem Wege gehen. D Mus. 1, 2, 652; In unangenehme W–en verwickelt. GvSee Eg. 1, 142.
~ig, a.:
in Zsstzg., s. ander-, ferner-weit.
~lich, a.:
(ugw.) Giebt’s auf der w–en [weiten] Welt etc.? IGMüller Lind. 2, 266.
~ling, m., –(e)s; –e:
weite Schüssel zum Milchrahmen etc. (s. Satte 2; Asch 1). Hohberg 2, 263; Schm. 4, 200, auch: Weiting. ebd.; Weigling 48 etc. (versch.: Weidling).
~nis, schaft:
s. Weite 3.
~ung, f.; –en:
1) das Sich-Erweiten, Erweiterung: Die Fortschritte der W. zu markieren. Kohl A. 2, 105 etc.
2) (s. 1 und Weite 2) ein weiter, freier Platz, Raum: Im Lindenast, | in freier W. Hebel 2, 202; Die stattl. W. des Domplatzes. Lewald W. 1, 1; Der Konkordienplatz . ., eigentlich kaum überhaupt ein Platz zu nennen, sondern nur eine ungeheure W., wie die Franzosen sagen: un vaste emplacement etc. Stahr Par. 1, 58; Rep. 1, 292; 295; [Ein Park mit] ungeheuern freien Plätzen und W–en. It. 2, 216 etc.; Eine große, von herrl. Baumgruppen eingefaßte Ra- sen-W. Weim. 32 etc.; Die kesselförmige Thal-W. Gartenl. 12, 534; Kohl Südr. 1, 205; A. 1, 339 etc.
3) (s. 2) ein hohler, weiter Raum im Bergb.: Eine große W., da wo die Gruben .. zusammenstoßen. G. 40, 214; Karmarsch 1, 168; Kohl Irl. 2, 402; Novalis 1, 6; Ausfüllung jener W–en mit Kohlenlager. DViertelj. 1, 1, 60; W–en, welche durch den Abbau der Kohlenmasse entstehen. Volger EE. 438; 175 etc. (Weite). 4) W., Schuhmacher-W.: das der Wölbung des Spanns entsprechende, bei der Arbeit auf dem hölzernen Leisten liegende Leder, auch „Höschen“ (s. Hose 12), Häschen.