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weit
I. Wēīt, a., –(e)st:
(ahd., mhd. wît) von großer Ausdehnung:
1) nach allen Richtungen hin, vgl. (auch für die leicht zu mehrenden Belege) als Ggstz. eng, eig. und übertr. (s. nam. b) = vielumfassend etc., z. B.:
a) Sich nach allen Seiten w., w.-hin ausdehnen, erstrecken; Etwas sehr w. ausdehnen (s. b; c); Der beste Redner w. und breit [s. d. 2g] und um und um. Logau (L. 5, 264); Dem w. und breit gewaltigen Buonaparte. G. 26, 184; 12, 164; 40, 283 u. o.; Ein w–er Raum, Platz, Markt etc.; Die w–e Welt (s. d.); Muß doch dein Sohn jetzt sterben | in w–er, breiter Welt. Kretzschmer V. 1, 3; Humboldt’s Sendungen riefen uns in die w.’ und breite [s. d. 2g] Welt. G. 27, 214; 19, 361; Auf dem w–en Meer; Auf der w–en See etc.; Ein w–es Gebiet (s. b), Feld etc.; Die w–e Ebne; Auf w–em offnem Felde (s. d. 2), versch. 2e; Eine w–e Aussicht etc.; Ein tiefes und w–es Behältnis etc. und so bei hohlen Räumen (vgl. c) zur Best. der Breite (im Ggstz. zur Länge und Tiefe), z. B.: Zehn Ellen w., von einem Rande zum andern etc. 1. Kön. 7, 23 (versch. 2c), vgl. II; Die Grube .. ist dem Könige bereitet, tief und w. genug. Jes. 30, 33; Deine Güte reichet, so w. der Himmel ist, und deine Wahrheit, so w. die Wolken gehen. Ps. 36, 6; 113, 4 etc.; Den w–en Platz, auf dem etc. G. 13, 125; Dort liegen seiner Hoffnung w–e Felder. 286; 151; Mich . durchzuschlagen und das w–e Feld zu gewinnen. 35, 109 (vgl. 3a); Er war auf seinem w–en Lager in der Unruhe des Schlafes ganz an die hintere Seite gerutscht. 16, 284; In w–en Tbalflächen. 18, 179; Jene kleinen Häuser .. in Pompeji erschienen mir nun zugleich enger und w–er: enger, weil ich sie mir von so vielen würdigen Ggstdn vollgedrängt dachte; w–er, weil grade diese Ggstde .. den Sinn erfreuen und erweitern, wie es die größte Hausgeräumigkeit nicht thun könnte. 23, 262; Ist dir schon Alles so plan in dem w–en Gebäude der Welten, | daß du nach Wundern noch suchst? Knebel 1, 92; Als machte mir Das den Kerker w., | daß ich sehe seine Engen ein. Rückert 2, 394; Eher wird es [Frankreich] | ein w–es Grab für eure Heere sein. Sch. 484a etc.
b) Ein w–er [vielumfassender] Begriff; Eine Definition ist zu eng, wenn sie nicht alles darunter zu Befassende —; zu weit, wenn sie mehr als Dies umfasst; Im w–esten Sinn des Worts; Brot für sie zu schaffen | und Brot im aller-w–sten Sinn. G. 11, 127; [Das] ist eine w–e Frage. 13, 149, deren Beantwortung eine umfassende Erwägung vieler Umstände erfordert; Seine Ideen [waren] w. und, man darf sagen, groß. 17, 367; Glaube w., eng der Gedanke. 4, 2; Das w–este Wissen. Heine Lut. 2, 60 etc.; Theilnahme in engern und w–ern Kreisen; Zu w–erer Kundwerdung. Erbvgl. 216 etc. (vgl. 7c).
c) W–e Kleidungsstücke; Die Beinkleider, die Stiefel sind, sitzen zu w., schließen, schmiegen sich dem Körper nicht eng an; Für einen w–en Mantel ein enger Sack (s. d. 2a; b). Jes. 3, 24; Des großen Vatern Helm ist viel zu w. dem Sohne. Fleming 558 etc.; Schnallen an den Beinkleidern . ., womit man sie nach Belieben w–er und enger schnürt. Wir wollen uns ein Gewissen nach der neuesten Facon anmessen lassen, um es hübsch w–er aufzuschnallen, wie wir zulegen. Sch. 105a; Hatten ein zu w–es Reitergewissen. Freytag B. 1, 314 etc.
d) Eine enge Öffnung, Spalte w., w–er machen; Die Thüre etc., die Augen, den Mund etc. w. öffnen, auf-machen, -sperren; sie steht w. auf etc.; Machet die Thore w. .., daß der König .. einziehe. Ps. 24, 7; Jes. 54, 2; Die Pforte ist w. und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt. Matth. 7, 13; Die Planeten haben . . | die Thore w. [auf-] gethan. G. 4, 137; 13, 142; Er bleibt mit w–en Augen stehen. Nicolai 1, 29; Mit w. offnen Schnäbeln in die leere Luft schnappen. W. 23, 260 etc.
2) in Bezug auf eine (die Längen-) Richtung, in welcher Beschränkung w. svrwdt erscheint mit fern (s, d. in Betreff des Untersch.), auch übertr., z. B.:
a) Nah war der Freund, nun ist er w. G 11, 199 (vgl.: Ich bin ihr nah und wär ich noch so fern. 145); Sch. 49b; W. 20, 104 etc., vgl. auch: nahe (s. d. 3b) legen etc.
b) W. von Etwas, z. B.: W. davon ist gut vor’m Schuß. Sprchw.; Noch w. von der Ungemessenheit .. entfernt. WHumboldt 3, 276; Das sei w. [fern] von euch! Hutten (Wackern. 3, 218³); [Sie sind] so w. von der richtigen Straße. Luther 1, 482b; Vom Argwohn . . w. [entfernt], fliegt Wilibald voraus. Nicolai 3, 22; Wohl Dem, welcher w. von Kriegen, | von Sorgen, Müh und Angst, sein Vatergut kann pflügen. Opitz 1, 124; W. vom Schuß. W. 20, 71; Sie schossen w. vom Ziel. 3, 173; Es war nicht w. vom Schlagen. 10, 29 etc.
c) mit beigefügtem Maß der Entfernung: Wie w. ist es von hier bis dorthin? Es ist kaum so w., wie vom Thor nach dem Markt etc.; Eines Armbrustschusses w. davon. VWeber 2, 256; Ich war noch kaum eines Bogenschusses w. geflogen. W. Luc. 1, 223 etc.; Sie sind nur wen’ge Schritte noch w–er ab geflohen. Cham. 3, 342; Schrie ganz laut, weil er noch drei Zimmer w. war. G. 30, 194; Man konnte nicht 40 Schritte w. sehen. Immermann M. 3, 299 etc.; Sein Ruf wird auf zwei Meilen w. tosen [schallen]. Görres H. 1, 111; Durch lief ich Berg und Thal | auf viele Meilen w. W. 12, 253 etc.; Alles muß man . . auf sechs gewöhnlicher Landmeilen w. hinzu saumen und führen. Stumpf 678b etc.; übertr.: Damit ist man dem Genius von Goethe noch auf 1000 Meilen w. nicht auf die Spur gekommen. JFalk G. 212 etc.
d) W–e Entfernungen, Trennung, Strecken, Reisen, Gänge, Wanderungen, Wege; Mein Weg [s. d. 6] ist der w–este. L. Gal. 3, 2 etc.; Ein w–er Abstand, Unterschied.
e) neben Zeitw., z. B.: W. sein, s. a–c, ferner: Die Thränen waren mir nicht w. G. 20, 204, sie waren mir nah, ich hätte beinah geweint; Etwas ist (oder steht) noch w. im Felde (s. d. 4), meton.: in w–em Felde (vgl. 3a, versch. 1a); Jemand oder Etwas ist —, es ist damit nicht w. her (s. d. 1a); W. sein = w. vorgeschritten, vorgerückt sein etc., z. B.: Dieser Schüler ist sehr w. für sein Alter; Wäre die Jahreszeit nicht so w. [wäre es nicht so spät im Jahre], so etc. G. 26, 181 etc., vgl.: Ich darf mich nicht säumen, ich bin schon w. in Jahren vor. Lav. 102 etc.; auch: Können wir gehen? bist du so w.? = fertig [mit deinen Zurüstungen]; Wenn das Mittagbrot —, die Köchin mit dem Mittagbrot so w. ist, so ruf mich; Jauchzt nicht zu frühe. . . Es ist noch nicht so w. Sch. 349b etc. (s. 6); Sehr w. zurück sein (oder bleiben, stehn etc.); W. über Etwas hinaus sein, z. B. über seine Rosenzeit (W. 16, 78), Jugend etc.; W. über Etwas hinweg sein etc.; auch: Er ist manchmal sehr w. weg (s. d. II 1b) mit seinen Gedanken, nicht recht bei sich etc.; ferner z. B.: Jemand oder Etwas geht (s. d. 2a) w., sehr w., so w., zu w.; Ich fürchte aber doch, daß Sie hier um eines Haares Breite zu w. gegangen sein möchten. Sch. G. 2, 84; Tieck A. 1, 322 etc., vgl. (eig.): W. marschieren, laufen, springen etc.; W., w–er schweifen etc.; W. vorrücken, vorschreiten, fortschreiten etc.; [Die Verzweiflung etc. kann] Einen so w. bringen (s. d. 2a), daß etc.; Es w., w–er bringen (s. d. 2b); Etwas w., zu w.; sich w–er treiben (s. d. 1a8); Etwas w. schleudern, wegwerfen (s. d.) etc.; Etwas, z. B. Jemandes Auge, Gesicht etc.; eine Wirkung etc. reicht w.; W. sehn, hinausschaun, in die Zukunft denken, zurückdenken etc.; W. ausholen (s. d. 3, vgl. 1); W.-wirkend (s. d.), -aussehnd (s. d. 4), -greifend (s. d. 2a) etc. Hieran knüpfen sich besondre Anwendungen:
3) Das W–e:
a) = die w–e Ferne (vgl.: die Weite), z. B.: Das W–e suchen (Sch. 655a, sich davon machen), gewinnen etc.; Der Vogel ist schon w. im W–en. Rückert Morg. 1, 241 etc.; Im Hause . ., da wohnt allein der Friede, den vergebens | im W–en du da draußen suchen magst. G. 13, 321; Im W–en und im Fernen. 6, 96; Was ich besitze, seh ich wie im W–en | und, was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten. 11, 4; Etwas liegt (21, 256), steht (Körner 258a) im W–en = im w–en Felde (s. 1e), ist prekär etc.; Sich ins W–e verlieren, z. B. G. 22, 147, statt sich zu beschränken; Was wir Dichter ins Enge bringen, | wird von ihnen ins W–e geklaubt. 3, 125 etc.
b) Wie sehr er auch seine Buchstaben ins W–e spannte [dehnte]. Thümmel 4, 84 etc.
c) Was die Menschen quälen können, Das geht ins W–e [Unglaubliche]. Lewald Leb. 2, 5 u. o., vgl. a und aschgrau, Schluß.
d) (s. a) Von W–em, aus der Ferne, von fern her (eig. und übertr.), z.B.: Von meiner Warte dem Getümmel „von Weitem“ zuzusehen. G. 17, 135; Als sie „von weitem“ einen Glanz erblickt. 19, 314; 5, 219; Die Kunst, von w–em ein Gespräch | nach seiner Absicht fein zu lenken. 13, 9; 34, 159; 28, 299; Alles, was auch nur von W–em [im Entferntesten] Stoff giebt, durchgehechelt. Forster Br. 2, 639; Guhrauer Less. 1, 235; Hebel 3, 150; Immermann M. 1, 295; 3, 196; HKleist E. 1, 291; V. Mosch. 5, 5; FLSchröder Btr. 1, 2, 41 etc.; selten: Vom Weiten. Müllner 2, 8; Rückert Rost. 28a; Morg. 1, 145 etc., dagegen oft: Von weiten. Alxinger D. 302; Ich sah ein Licht von w–en. G. 1, 159; 2, 20; 25; 5, 147; 213; 8, 361; 10, 237; 11, 25; 134; 12, 149; Lichtwer 246; ESchulze 3, 80; V. 4, 126.
e) Bei W–em (oder bei w–en) zur Bez. etnes hohen Grads, in Sätzen, die ausgesprochen oder implicite eine Vergleichung enthalten, z. B.: Er ist bei W–em klüger; der Klügste; weniger dumm; nicht so dumm; Er übertrifft sie bei W–em an Klugheit; steht an Klugheit bei W–em über (oder unter) ihnen etc.; Der Weg ist bei W–em näher, weiter etc.; Ich habe bei W–em das böse Weib nicht gefunden, das etc. G. 14, 6; Bei W–em der größte Theil. Sch. 860a; Noch bei w–em nicht zu dieser Fülle von Schönheit ausgewachsen, die etc. W. Luc. 4, 395 etc.; Bei w–en noch nicht. L. 10, 171; Lichtenberg 5, 97 etc., s. 4 a—d.
f) Des W.- und Breiten (s. d. 2g) = in großer Ausführlichkeit; auch gesteigert: Davon belehrt uns die Geschichte .. eines W–ern. G. 39, 109 etc. (vgl. 7d); Wie er sich des W–esten über dieselben mit antiquarischer Belesenheit ausbreitet. Burmeister gB. 2, 317 etc.
4) Adverb. w. = bei W–em (3e), z. B.:
a) zuw. bei Superl.: W. das Meiste. Baggesen 2, 222; Die w. seine schönste Seite ausmachen. Gervinus Lit. 3, 478; Im eig. Possenspiel ist Weise w. am vorzüglichsten. 480; 5, 392; Zum Range w. des mächtigsten Reiches. Görres V. 92; Stahr J. 1, 232; Was Pervonte w. das Schönste fand. W. 12, 28 etc., s. w.-aus 2, z. B. auch Häuser 1, 311; PHeyse Mer. 179; Kurz Leitf. 11 etc.
b) häufig beim Komparativ: W. einen [oder: Einen w.] herrlichern Triangel. Brockes 9, 364; W. den größern Theil. Gervinus Lit. 3, 105; Es ist ein Andrer, | w., w. ein Andrer. L. Nath. 5, 7; Daß der Ggstd. dem Volk w. näher liegt. Platen 5, 21; Sch. 738b; V. Od. 9, 480; W. ein schönres Abenteuer. W. 12, 293 etc.
c) zuw. bei der Negation: Der aoer w. nicht den religiösen Charakter hat wie im Norden. Gervinus Lit. 3, 87; Hier wird der Natur w. nicht so viel Macht gegeben. 5, 164; Friedrich’s Denkmal, dessen Gleichen die ganze neue frz. Monumentalkunst w. nicht aufzuweisen hat. Stahr Jahr. 1, 251; Sie reichen w. nicht aus. Ders. (Nat.- Ztg. 7, 387a); Vischer Ästh. 1, 387 etc.
d) in Wendungen, die implicite einen Kompar. enthalten (vgl. b): Wesen, die zu w. unter ihm oder zu hoch über ihm stehen. Börne 2, 316 (vgl.: w. tiefer); Dieser Mann, w. unter dem .. ich mich immer .. gefühlt. L. 12, 371; Sich der Voll- endung ugw. w. nähern. Meißner NAd. 1, 156; Sch. 504b; Erst w. nach [= später als] Mittag erreichten sie das Schloß. Steffens Malk. 2, 172; Denn w. besiegte der göttergleiche Odysseus etc. V. Od. 3, 121 = Dieweil sehr w. obsiegt’ in der Listen Erfindung| .. Odysseus. Wiedasch = Er übertraf Alle w. etc.
e) (s. 2b) bei einigen Zeitw., den großen Abstand zu bez., s. fehlen I 5; W. entfernt, diese Klugheit zu schelten. Auerbach Leb. 1, 142; G. 22, 13; Klinger 8, 186 etc.; Du irrest w. [sehr]. W. 27, 253 etc.; Sehr w. von einander verschieden etc.
f) seltner sonst zur Bez. eines hohen Grads: Nach dem Ansehen ist’s Alles w. und über-w. verloren. Luther 5, 56a.
5) W., adv. oder Bstw. vor Adv., z. B.: W.-aus (s. d.); W. her (s. 4 und her 1a), z. B. auch: Die Natur durch w.-her nachahmende Kunst zu schmücken. Geßner 3, 159, die sie nur von W–em nachahmt, w. dahinter zurückbleibt etc.: W.-hin (s. d.); W.-um (s. d.); W. umher (s. d. 1) etc.
6) s. fern 3c; d: (In) so w., eig.: bis zu diesem Punkt, dieser Grenze, bis dahin, und relat. (oder als Bindew.): bis wohin, s. 2e und z. B.: Hat man’s nur erst so w. im Reinen, daß etc. Sch. 181b; So w. ging weder | mein Auftrag .. noch mein Eifer. 332b etc.; Die Bildung eines Menschen ist also nur in so w. seine Bildung, als sie mimisch ist; aber auch, so w. sie mimisch ist, ist sie sein. 1115a; Ob ich sie [die Wunder] gleich noch in so w. glaubte, in so w. ich noch nicht auf ihre Widerlegungsgründe gefallen war. Bahrdt 3, 50; Sie waren Leibeigene inso-w., daß sie verpflichtet waren, eine gewisse Zeit Hofdienste zu thun. Hebel 3, 414; So w. es mir die Sterne .. vergönnten. Platen 4, 293 etc., auch: Meine Anneliese ist zwar so w. [im Ubrigen, sonst etc.] ein recht stämmiges Mädel. Wilkomm Sag. 1, 69 etc., vgl. auch (demonstrativ): Bis so w. und in direkter und indirekter Frage: In (oder bis) wie w., z. B.: Jch weiß nicht, in wie w. ich ihm trauen kann; In wie w. Das richtig ist, wird die Zeit lehren etc.
7) Der Komparativ in eigth. Anwendung (s. fern 4b):
a) als Adv. = fort (s. d. = weg), dann auch zur Bez. des Fortfahrens, der Fortsetzung, des noch Folgenden, auch zeitlich etc., z. B. zunächst (s. 2e): So w. (bis hierher) und nicht oder: und noch weiter; Sie ist weggezogen | und w. in das Land hinaus, | hinaus in das Land und w–er. G. 1, 69; Jmmer w–er und w–er verlockt. 18, 256 etc.; W–er lesen, schreiben, spielen, schäkern, spinnen, weben etc. = fortfahren zu lesen etc.; W–er im Text! (s. d.) etc.; Sollen wir singen, was w–er [darauf] geschehn. G, 1, 158; Da liegen deine 300 Thaler! Frisch in die Tasche. .. „Wenn du sie w–er [= noch] brauchst.“ Wenn ich sie wieder [= aufs Neue, später] brauche, gut! G. 9, 370 etc.; So kann ich hier nicht ferner hausen, | mein Freund kannst du nicht w–er [länger etc.] sein. Sch. 57b; Ausflüchte werden nicht w–er geduldet etc.; Keine Ausflucht w–er! W. 34, 281 etc.; Unsre Verwandten und Freunde. „Und wer w–er? [außer denGenannten]. Niemand w–er [sonst, mehr etc.]; Wir hatten Suppe und Braten. „Und was w–er?“ W–er Nichts; Nun, was ist es denn w–er? [mehr] G. 20, 79; Wenn w–er Nichts gewesen wäre. 22, 210; Dann fragt Niemand w–er mehr nach. 15, 88; Humor, den man leiden mag, aber auch w–er Nichts [Nichts darüber, sonst Nichts]. 26, 94 etc.; Da sie dem Kaiser seine Geldliebhaberei w–er [im Übrigen etc.] auch nicht verdachten. 20, 53 etc.; bes. auch formelhaft: Und so w–er (abgekürzt: u. s. w.) = und so fort (s. d. 2c), lat.: etcetera (s. d.) etc., wo man abbricht, weil das noch Folgende, sei es nach Analogie oder als bekannt, leicht ergänzt werden kann, z. B. auch euphemistisch: Duld nicht, daß Buben über mein Grab springen und Hunde darauf „u. s. w.“ dürfen. Gutzkow R. 2, 157 etc., auch: W–er-hin [im w–ern Verlauf] führt Merkur die Seele . . w–er. H. 11, 459 etc.
b) (s. a) oberd. auch: Weiters = vorwärts. Hebel 3, 102; 179; 319 etc.; = ferner. 8, 4 etc.; JvMüller 1, 146; 5, 194; Ohne sich w–ers [sonst etc.] aus der Ruhe bringen zu lassen. Spindler St. 1, 180 etc.
c) als attrib. Ew. (vgl. 1b): Er forschte w–er (s. a) nach und die w–ern [vgl. s. nah 4d —: die nähern] Nachforschungen ergaben, daß etc.; Zu w–ern Forschungen. G. 27, 321; Die leicht zu berechnenden unmittelbaren und die nicht zu berechnenden w–eren Folgen. 324; Alles w–ere [künftige] Annähern. 18, 249; Machte der w–ern Erörterung ein Ende. Gutzkow R. 2, 340; Lasst uns eine w–ere [noch eine] Flasche auswürfeln. Höfer Hon. 66; Nach 30 w–ern Forschungsjahren. Oppenheim 13, 43; Sich in noch w–ere Widersprüche hineinreden. IWiggers Unt. 114 etc., auch (gleichsam pleonast.): Ohne w–ere Umstände, Redens- arten etc. (s. d); auch: Die nächst-w–e [nächste] Folge war etc. Droysen Y. 1, 75 etc.
d) als sächl. Hw. (s. c): Wir werden bald W–eres, das W–ere erfahren, was w–er geschehn; Ich hab’s eingeleitet, das W–ere musst du selbst besorgen, das sich daran Schließende etc.; Die Sache in das W–ere [w–er] zu treiben. Fichte N. 15 etc.; Bis auf W–eres [vorläufig, fürs Erste]. Alexis H. 2, 3, 15 etc. (seltner: bis w–er. Claudius 6, 63); Ohne W–er(e)s (= ohne w–ere Umstände etc.). Cham. 3, 103; Fichte N. 23; G. 33, 252; 309; Sealsfield Leg. 1, 5 etc.; Daß sein Vater ihm verboten hatte, des W–eren [w–er, ferner] an eine Verbindung .. zu denken. Gutzkow 11, 349 (vgl. 3f).
Zsstzg. z. B.: Áll- [1]: nach allen Seiten weit: In der a–en Luft. H. 4, 135; Welch ein großer a–er Blick auf Welt und Zeiten! Ders. (Wackern. 4, 439²⁸).
Ánder-:
1) adv.:
a) veralt. (s. Weide II, Anm. 1e): Die der Graf von Lindow a. verpfändet. EBoll Starg. 2, 27; Joh. 3 [, 3], da er von der Taufe also spricht: Es sei denn, daß der Mensch a. geboren werde etc. Luther 8, 44b = von neuen in der Bibelübersetzung; 133a; Werden wir a. oder: wieder geboren. Mathesius Chr. 2, 106a; Sar. 52a etc.
b) (veralt.) anders: Daß die Priester a. sich kleiden .. denn die Laien. Luther 1, 309b; Also gar ungleich und a. stehet ein recht wahrer Heilig[er] gegen den scheinenden .. Heiligen. 29b; So ist ein recht gründlicher Mensch gleich a. [ganz anders]. ebd.; 4, 332a etc.
c) anderwärts: Begieb dich nur an einen andern Ort. . . Sich a. hinwenden. Olearius Ros. 63a; 79a; Mein Sinn steht a. Opitz W. 2, 46 etc.; auch: Ich erkläre mich anderweits darüber genauer. L. 10, 345; 8, 227 etc.
d) (s. c) in andrer Beziehung, sonst, außerdem etc.: Sie hätten sich gern noch a. im Fabrikwesen näher instrute:t. Eichendorff Lärm 20; Ich hab a. zu thun. Schefel Tr. 178 etc., auch (s. 2): Um Nichts Besorgnis hegen a–ig [sonst]. Platen 2, 145 etc.
2) als Ew.: A., a–ig, z. B.:
a) zuw. (s. 1a): Auf Ihre a–e [wiederholte] Vorstellung. Arndt Ber. 20; Der Austrag der Sache auf einen a–en Termin verschoben. Musäus M. 5, 69; Daß er bei einer a–igen Erscheinung sich schon adonisieren werde. 1, 129 etc., auch: Zu a–er [wiederholter, fortgesetzter] Buße angewiesen. König Kl. 3, 341 etc. (vgl. ferner-w.), gw. aber:
b) = ander, sonstig, weiter etc.: Hast du einen A–en [Andern] | der dir thut die Zeit vertreiben? Auerbach D. 1, 197; Alle Bergnügungen und a–en Geschäfte. Droysen Y. 1, 11; 88; Ense D. 1, 139; Gentz 1, 59; A–e Verwendung. Grimm Gramm. 1, 580 (obgleich im Wörterb. a. als Ew. verworfen wird); Karmarsch 1, 263; 3, 18; König Saalf. 1, 62; Vorerst bis zu a–er Verordnung. Möser Ph. 3, 204; AdMüller Beredts. 198; JvMüller 1, 163; 24, 98; W. 9, 140 etc.; DieAnwartschaft auf a–ige Beförderungen. Bahrdt 3, 79; Broysen Y. 1, 306; Er versteht sich zu zwei a–igen [zu noch zwei] Karolins. Knebel 3, 35; Die Andromache oder eine a–ige Wittwe. Platen 5, 21; Weder in poetischer noch a–iger Hinsicht. 3; 4, 3 etc. Ángel- [1d]: eig. von geöffneten Thüren, Thoren, Pforten. Alxinger D. 108; 128; Hartmann Unst. 1, 72; Laube DW. 5, 196; Rückert 6, 201; Schlegel Zoh. 2, 2; W. 12, 262 etc., auch hildl.: Dann öffnet sich die Thür des Herzens a. Lichtwer 201; ETAHoffmann Ausgw. 7, 149 etc.; So sperr den Mund recht a. auf. Kopisch; Opitz Ps. 68; W. Luc. 4, 13 etc.; Die großen blauen Augen | . . a. | eröffnet. W. 11, 161 etc., s.: Der Hof stand sperrweit offen. Freytag B. 1, 211 etc. und verstärkt: Sperr-a. Kürnberger Am. 294; Spindler V. 4, 33 etc., auch: Wie er die Augen sperr-a. aufreißen wird. Auerbach D. 1, 49 etc.; Die Hölle riß sperr- a. | das Maul hier auf und gähnte. Blumauer 2, 121; JGMüller Lind. 3, 92 etc., vgl. offen, Zsstzg. Die d–e Ferne. Kinkel 378, in der durch den weiten Abstand Alles in dämmerndem Licht verschwimmt, s. nebel-w. Den Mund e. aufmachen. Sanders Kutr. 135, s. spannen-w. = ferner (s. fern 4b), weiter (vgl. ander-w.): Trockene Dinge noch f. auszutrocknen. Augsb. Z. (44) 2083b; Wenn ich auf meine f–e gehörige Beköstigung rechnen darf. Immermann M. 2, 62 etc.; Erwarte Dero f–ige Befehle. Gisander Fels. 3, 114. Riß sie f. ihren .. kleinen Mund auf. Engel 8, 105, s. Fratze 2. so weit wie der Himmel sich ausdehnt, unendlich (oder sehr) weit:
Dä́mmer-: Ellen-: Férner-: Frátzen-: Hímmel-:
1) [1] vgl. welten-w.: Indem Wilhelm in der h–en Aussicht der Gegend näher Erkundigung einzog. G. 18, .. .; Sei nicht blöde, nicht eng, wie ein Alraun im Baum-Ast eingeklemmt, sei h. und ahne, was du nicht fassen und begreifen kannst. Kühne Char. 1, 284 etc.
2) bes. [2d; 4e], vgl. wolken-w.: H. verschieden (Claudius 6, 41; W. 34, 237; Merck 2, 109 etc.), unterschieden (G. 17, 197; 38, 70; Waldau N. 1, 128 etc.); H–er Unterschied (G. 21, 103; W. 18, 309); H. entfernt (G. 27, 184; 40, 406; W. 16, 71 etc.), seltner: Sie war h. von einer Kopfhängerin. Gotthelf U. 2, 129; Daß der Schatten nur von Argwohn h. | von seinem Herzen sei. W. 20, 165 etc.; So irrst du h. 23, 325 etc. Jāhre-:
1) um Jahre von der Gegenwart entfernt: Liegt auch der Tag noch j. Körner 26b; Als läge die Zeit j. hinter ihr. Lewald W. 1, 253 etc.
2) Binnen Minuten machte die gegenseitige Zuneigung .. j–e Fortschritte. Scherr Pilg. 1, 182, so weite, wie man in Jahren macht. Līēbe-: Meine Seele | dehnt sich l. und weiter. Heine Lied. 327, in, durch Liebe. Mēīlen-: z. B.:
1) [1] In m–en Forsten. G. 36, 70; Die m–e Aussicht. Höfer Bar. 1, 134; Volger EE. 173 etc.
2) [2] Tieck’s Natur .. liegt m. ab von jenem Welt- Ekel. Gervinus Lit. 5, 654; Bleib mir m. vom Leib. Grabbe Herm. 80. Nêbel-: (s. dämmer-w.) N. schimmern die Sterne. Heine Lied. 313; Schiebe nicht den Trost ins N–e. Lenau A. 11 etc. Öhn-: s. un-w. Spánnen-: (vgl. ellen-w.) That die Augen und Ohren sp. auf. Tieck DQ. 2, 524. Spérr-: s. angel-w. Témpel-: Die Wände seines Hauptes und seiner Brust wurden t. Immermann M. 3, 159, dehnten sich wie ein Tempel aus. Über-: all-zu-w., ungemein weit, z. B.: Mein Schall [Ruf] flog ü. [2e]. Fleming (Wackern. 2, 365¹⁴); In einer ü. getriebenen [s. d. 1a8] Allegorie. Gervinus Lit. 5, 276; Unser Gewissen ist in Bezug auf dgl. Vorwände ü. [1c]. Höfer Hon. 125 etc., s. auch [4f]. Un-: nahe, präpositionsartig mit vor oder Genit., auch Dat., z. B.: Un-w. dem Hafen. Oehlenschläger Gd. 129; Sch. 516a etc., auch: Ohn-w. dem Orte. Forster R. 1, 208; 102; 204 etc. Wélt- (Herrig 14, 58; Kühne Char. 1, 133; Ders., Augsb. Ztg. 44, 1329a etc.), Wélten- (Gutzkow R. 9, 382; Heine Reis. 2, 34 etc.): weitausgedehnt wie die Welt (vgl. himmel-w. 1). Wólken- [2]: entfernt wie die Wolken (vgl. himmel-w. 2): Und läg es vor mir w. | und sternhoch über mir. Körner 19b etc.