Faksimile 0725 | Seite 1547
Faksimile 0725 | Seite 1547
Faksimile 0725 | Seite 1547
Weiß
Wēīß, a:
–est: im Ggstz. zu schwarz (s. d.), Bez. der hellsten, lichtesten Farbe, wie sie rein z. B. der Schnee zeigt, dann auch oft von einer dem eig. W. sich nähernden Farbe, nam. wo Ggstde von hellerer Farbe entsprechenden von dunklerer gegenübergestellt werden; auch = rein (z. B. von Wäsche); ferner als Bez. und Sinnbild des Unbefleckten, Reinen, der Unschuld, des Himmlischen etc.; s. die Bem. über die Farb-Ew. unter blau 1—4; ferner:
1) als attrib. Ew., vgl. wo es besondrer Bem. bedürfte die verbundnen Hw., z. B.: Ein w–es [unbeschriebnes] Blatt Papier; W–es Brot, s. d. 2; ugw. = verschimmeltes. Rachel 4, 123 (vgl. Wackern. 2, 451¹⁰: das grüne s. d. 7 Brot); Der w–e Donnerstag; Ihr Engel? und sie glaubt so dreist, | daß es ihr w–er war. W. 10, 155 (vgl. schwarz 3b); Die w–e Fahne (s. d. 1 und Stillstandsfahne). 11, 243; Der w–e Fluß (s. d. 5 und Mutterfluß) auch: das W–e; Geselle dich zu meinem Glück und wir wollen sehen, welcher Genius der stärkste ist, dein schwarzer oder mein w–er. G. 16, 249, ob dein Unglück oder mein Glück; W–es Haar (s. d. 1), gw. von Greisen (vgl. z. B. vom alten Blücher: Der w–e Jüngling. Arndt 283), seltner = blondes (s. d.), z. B.: Der Jüngling .. schöner Bildung und w–es Haars. Kl. Gel. 293; Geßner 4, 188, vgl.: W–e Locken flossen am jugendlichen Busen .. herunter. 1, 5 (Auf w–e Ährenfeld. 205); Tiedge Ep. 1, 114 etc.; W–e [Glas-] Hütte, Ggstz.: grüne, jenachdem nur w–es oder grünes Glas gefertigt wird; Das w–e (oder W.-)Liegende, s. liegen 4l; In der Mitte der vordern Bauchwand .. läuft .. ein w–er, fester, fibröser Streif, linea alba, die w–e Linie. Bock An. 272; W–e Lungen, s. Herzwasser 3; W–e Magie (s. d., Ggstz.: Schwarze Kunst, s. d. 1g); W–es Nicht (s. d. I); W–e [beschneite] Ostern, grüne Pfingsten. Sprchw.; W–er Pfeffer (s. d. 1); W–er Ring (s. d. 4k); W–e Rübe; W–e Ruhr (s. d. I 1); W–e Schminke; W–er Sonntag, der erste nach Ostern (von den w–en Kleidern der Katechumenen); W–er Sturm (s. d. I 2a); Geschwärzt [s. d. 2h] ist der Tag, der w–e [frohe, glückliche, s. o.: Genius]. Rückert Mak. 1, 105; W–es Wachs, gebleichtes etc.; W–e Wäsche, rein u. ä. m.
2) neben Zeitw.: W. gekleidete Jungfrauen; W. geschminkt, gefärbt etc.; W. ist derjenige Körper, der alle Farben zurückwirft. Lichtenberg 4, 264 etc.; W. wie Schnee, wie Wachs etc.; Den die Er- innerung an diese Schrecken w. wie die Wand bleicht. Gutzkow R. 7, 53 etc.; Kohlschwarz von der einen Seite, sahen die Dinge sich von der andern ganz w. und unschuldig an. Prutz Mus. 1, 181; Seine athenischen Feinde schienen ihm im Ggstz mit den verächtl. Geschöpfen .. so w. zu werden als sie ihm ehemals schwarz vorgekommen. W. 6, 84; Sie war schön und w. von Angesicht, aber garstig und schwarz von Herzen. Grimm M. 97 etc.; W.-bohren (s. d.); Das Silber w. sieden (s. d. 5a) oder w. brennen (s. d. B7t), danach bildl.: Sich w. brennen (s. d. C) wollen (vralt.: Wie ihr euch putzen und „weisbörnen“ wollet. Luther 5, 84a) etc.; Einem Etwas w. [fälschlich st. weis, s. d.] machen.
3) substant.:
a) Ein W–er; die W–en, zur s. g. kaukasischen Menschenrace gehörig. Oken 7, 1853 etc. (vgl. schwarz 3a); dann auch speciell zuw. = Blondin(e), z. B.: Sie [das sonnengebräunte Landmädchen] fordert die Zarten und W–en der weichl. Königsstadt aus. H. R. 7, 8 etc.
b) Früher hatte er schon eine W–e bei mir getrunken. Volksz. 12, 250 (nam. in Berlin), eine Flasche W.-Bier (vgl. blond 2).
c) Das W–e kann als die vollendete reine Trübe angesehen werden. G. 37, 168; Das W–e: α) Das Schwarze (s. d. 4) und W–e recht nah an einander malen. 16, 31 etc. Z) = w–er Fluß (s. 1). γ) = Bauernweinbeere (s. d.). Nemnich 3, 47.
d) Das W–e im Ei, um den Dotter (Hiob 6, 6), s. II und gelb 3.
e) Das W–e seiner Augen leuchtete mich .. an. Gutzkow R. 1, 385; Das W–e eines schielenden Auges. Sch. 709a etc. (s. I); sprchw.: Einem nicht das W–e im Auge gönnen. Zelter 3, 291 etc.; Ich kann im Nothfall Tigern und Löwen | . . ins W–e im Auge sehen. W. 15, 218 [dreist entgegentreten]; Den unverschämten c4 1547 Herren, | die uns ins W–e schen wollten. 12, 41; Sobald ihnen das W–e im Auge gezeigt wurde, pflegten sie viel von ihrer Hitze fahren zu lassen. Woltmann Westf. 1, 48 etc. ) (s. feist, Anm. 2) Ich habe einige in der besten Zeit geschossen und sie hatten kaum ¼“ W–es. Gerstäcker Mon. 1, 320; Laube Br. 292 (= Talg, s. d. 1), vgl.: Auf einer Hirschfeist . .: Das Thier hat viel W. [s. II]. Zinkgräf 1, 121. ́) Dort eilt ein schnelles Blei in das entfernte W–e. Haler 28, als Ziel in der Schießscheibe, entsprechend dem frz. tirer au blanc (deutsch gw.: ins Schwarze, s. d. 4). d) Das W., s. II.
Anm. Goth. hweits, ahd. hwi, mhd. wi. (Fälschlich mit s als Ausl., z. B.: Eine ganz „weise“ Gesichtsmaske. G. 24, 219; Hammer RH. 368 etc., vgl.: In weisigem Kleid. Stilling 1, 37). Dazu wohl auch: Weizen, goth. hwaitei, ahd. hwaizi, mhd. weize, s. Weizen- und Weißbrot etc.
Zsstzg., z. B. eig. nur Zusammenschiebungen mit Adv.: Bleich- (V. Ländl. 1, 24), blendend- (Kinkel E. 392), glänzend, hell- (Tieck NK. 3, 117), matt- (Tschudi Th. 24), rein-, schimmernd-, schmutzig-w. etc.; ferner (s. blau 2) mit Farb-Ew.: blau-, bläulich-, gelb(lich)-, grau-, grün- (lich)-, röthlich-w. = ins Blaue etc. spielend w.; aber: schwarz-w. = schwarz und w., z. B. in Bezug auf die preuß. Landesfarben: Die schwarz-w–e Fahne, Politik etc.; ferner entsprechend nam. einem Wie?, z. B.: Bírken-: bräunlich-w. (betulinus), bes. Botan.
Alabáster-: sehr weiß (s. blüthen-w.).
Aschen-: grau-w.: Sich mit diesem schmutz- und a–en theoretischen Schleier das Haupt verhüllen. G. Reinh. 13.
Atlas-: glänzend-w.
Blǖh-: s. blüthenw. Und blühen 4: Ein so sauberes b–es und rosenfarbenes Kind. PHeyse Mer. 318.
Blǖthen-: wie die gw. Obst-Blüthen, als s. g. Volkssuperlativ, s. Frommann 1, 231, wo auch angeführt sind: riesel-, blühriesel-, schnee-, schneehagel-, schneeblühriesel-, schneeblühhagel-, kreide-, schloßen-, schleier-, schnetter-, käs-, silber-w., auch: sonnenw. (Grimm Altd. W. 3, 44); ferner: alabaster-, lilien-, marmor-, perlen-, schwanen- und mehr mundartl.: schmalz-w. etc. —, z. B.: Ein b–es Pferd. Echtermeyer 2, 180 (Kopisch); Eichendorff 3, 97; B–es Haar. Gartenl. 10, 120b; Ein kirsch-b–es Tüchlein. 795b); Kl. 9, 268; Ein linnenes b–es Tuch. ThKönig Lthr. 1, 302; OMüller Stadtsch. 1, 44; Im b–en Lichtgewand. Platen 1, 205; Die Locken b. Rückert 6, 220; Eine b–e Taube. Storch Ofen 175; Willkomm Wald 55 etc. und entsprechend einem von z. B.: B–e Thäler. Mügge Rom. 3, 1, 304; Hungari 2, 142 etc.
Elfen(bein)-: s. II.
Hāgel-: s. blüthen- und schlossen-w.
Kámpher-: s. Kampher.
Kǟs-: gelblich-w.: Der k–e lange Kerl. Spindler Stadt 1, 38.
Krēīde-: (s. blüthen-w.) Deine Unschuld kommt .. immer k–er an den Tag. V. 4, 229; Gutzkow 9, 352 etc., auch: kreiden-w. Oken 3, 312.
Lēīchen-: (s. leichenblaß). Immermann M. 3, 134; IP. 22, 140 etc.
Līlien-: (s. blüthen-w.). Platen 4, 343; Tiedge 2, 3; W. 11, 163 etc.
Mármor-: M. und marmorkalt.
Mílch-: mit einem kleinen Stich ins Bläuliche (s. blüthen-w.). Heinse Hild. 1, 331; Opitz 2, 28; Schlegel Sh. 8, 17; M–e Busen. W. 29, 25; 11, 174; Einen m–en Stein. 18, 85; Mit m–en Schimmeln. Luc. 1, 120 etc.
Pérlen-: In einer Muschel p–em Raum. Nicolai 8, 228; Ihre perl-w–en Zähne. Eichendorff 3, 32.
Pfēīfenthon-: matt grauw. (argillaceus).
Pfēīler-: (vergl. marmorw.): Roth und pf. HSachs G. 1, 43.
Rīēsel-: s. Riesel 1b und blüthen-, schlossen-w.
Schāūm-: Aus dem sch–en Wassersturz. Scherr Nem. 2, 299. Schlēīer- (s. blüthen-w., vergl. schleierhell): Die sch–e Brust. SDach (WhMüller B. 5, 26); Die eine [Rose] ist so sch., | die andre roth erblüht. Haupt Wend. Volksl. 1, 180.
Schlōh-: Mit sch–en Haaren. Engel 12, 196; Schücking Gs. Erz. 3, 14 etc.; Der sch–en Cirkassierinnen. Bucher (Nat.-Z. 13, 373); Keller gH. 3, 56 etc., vgl. (s. Schloße, Anm. und hagel-, riesel-w.): Stauden, welche schloß-w. waren. Reichart Gart. 3, 109; Ryff Th. 111; Spindler V. 1, 11 etc., auch: Der Hagdorn stand in schlor-w–em Kleid. Nitndorf Hegl. Mühl. 35 (mit Anm.: schnee-w., schleier-w. 128).
Schmálz-: Sch–e 194* Kelch. Hungari 2, 284 (Droste–Hülsdorf).
Schmútz-: schmutzig-w., s. aschen-w.
Schnēē-: blendend-w., sehr gw.: Sch–es Haar. Börne 2, 481; Den sch–en Hals. Heinse A. 1, 69; Simrock N. 380; V. 1, 171; Sch–e Seelen [von höchster Reinheit]. W. 27, 153 etc. Dazu als weibl. Name im Märchen: Sch–chen. Grimm Altd. Wäld. 3, 44, gw. in niedrd. Form: Schneewittchen.
Schwānen-: Brüste .., zart und sch. Heinse Hild. 1, 252; Sch. 63b; Den sch–en Arm. W. 20, 227; Sch–e Pferde. W. 12, 219.
Sēgel-: Die s–en Kähne. Heine Reis. 2, 231, mit weißen Segeln.
Sílber-: glänzend grau-w.: Der s–en Segel busig Schwellen. WHumboldt Son. 160; Tiedge 2, 27; Mit s–em Haar. W. 20, 213.
Sónnen-: s. blüthen-w.
Tāūben-: Mein Haar war rabenschwarzes, jetzt ist es t. Hungari 2, 48.
Thrǟnen-: Bäche . ., die einen blutroth, die andern th. IP. (Wackern. 4, 934²³), Ströme Bluts und Thränen.
Wólken-: grau-w. (selten): Das w–e Haar. Schwab 445 etc.