weis
I. Wēīs, a.:
urspr. (s. weise 1 und 1, 1069) wissend, kundig, gewahr und so (im Allgm. veralt.): Eines Dinges w. — sein, werden, Einen machen (s. weisen 1f), z. B.: Die Urtheiler waren der Urtheil nicht w., s. 4, 177, vgl.: Auch kann Niemand „geweis“ sein, ob sie die Worte sprechen oder nicht. 6, 103a (ob Drckf. für „gewis“, wie drei Zeilen vorher steht?); Als hätten sies vergessen gehabt oder gar nicht gewusst, daß ich so klein war und sie würden’s nun erst „weiß“. Th. 1, 508 (vgl. 330) etc.; [Du] siehst mehr als sie Alle, Franz. Muß man aber Das die Leute „weiß“ machen? LeidW. 21, es ihnen zeigen, vgl. Stellen aus dem bei und (s. u., in Betreff der Fügung): Dieweil auch ein Hund Raubthiere .. nicht gern angreift . ., so wird doch Dieses einem dressierten Hund nicht w. gemacht. 1, 113a, eig. wohl: gezeigt, gelehrt etc.; hier = nachgesehen etc.; allgm. nur noch in iron. Bed.: Einen etwas nicht Wahres glauben machen, es ihm ein- oder vorreden, z. B.: So hat die heil. Kirch ihn („ihne“) weiß gemacht und überredt, daß etc. B. 78b; Ul. 35; Obwohl er sie weiß machen möchte, er sei etc. Sh. 2, 80, gewöhnl. aber heute in der Fügung: Einem Etwas w. machen (vgl. versehen 2f), z. B.: Welche, ohne zu untersuchen, treuherzig nachglauben und ihren eignen gesunden Sinnen alles Mögliche weiß machen lassen. 135a; Macht Das Kindern w., die den Rübezahl glauben! 9, 54; 6, 321; 14, 157; „Weiß hat Newton gemacht aus allen Farben.“ Gar Manches | hat er euch „weis“ gemacht. 1, 289 (wortspielend); 12, 208; Ph. 4, 320; Der Trompeten kühn Geschmetter | macht mir das Heldenthum nicht w. [täuscht mich nicht als Heldenklang]. Gd. 68; 657a; 5, 146; Wenn wir uns nicht die ungereimtesten Märchen aufheften und uns am Ende w. machen lassen wollten, daß etc. 18, 282; 15, 36; 41; Luc. 5, 253; 6, 53; HB. 1, 246 etc., zuw. auch in Bezug auf Selbsttäuschung: Dann hab ich mir w. gemacht [vorgeredet], daß ich die Bergwerke .. besuchen wollte, ist aber im Grunde Nichts dran, ich will nur Lotten wieder näher. 14, 91; GrR. 200 etc. — Zsstzg. (vergl. weise I): Nāse-: urspr. (s. mhd. nasewîse. 3, 753b) weidm. von Hunden: eine feine Spürnase (s. d. und Nase 1c) habend, spürkundig (vgl.: Wie es M. Gratian sehr nasweislich erschmackt hat. B. 189a, s. schmecken 1b); dann — zunächst wohl als volkswitzige Umdeutung (vgl.: Bis an den Hals — s. d. 1, Schluß — gelehrt etc.) — von Pers., deren Weisheit sich nicht bis ins Gehirn oder in den Brägen, sondern nur bis in die Nase (s. d. 1k), die sie so gern in Allem haben, in Alles stecken, erstreckt, und somit = vorwitzig, s. d., vgl. nasenwitzig; vornäsig; weisnasig und nam. das plattd. Sprchw.: N. (s. 2) ist kein Brägenweis [näsewis is ken brägenwis], wie auch plattd. wissnut, s. 330 etc.:
1) als Ew.: Manch n–es Muttersöhnchen. 3, 305; Immer schnippisch, immer n.! 2, 258; Nicht von n–en, sondern von wahrhaft weisen Menschen genutzt. 39, 64; Was das liebe junge Volk betrifft, | das ist noch nie so n. gewesen. 11, 179; Springt Einem ein n–es Wort übers Maul, — bums! etc. 183b; Ein n–er Aff’. Somm. 2, 1; Kein spürendes, n–es Schnuffeln. N. 1, 153; So erscheint die aufgeworfene Nase, das oeμμὸν, naiv, neugierig, n. Ästh. 2, 211; N–e Klüglinge und eingebildete Alleswisser. 22, 58; 7, 108; 13, 65; 34, 48; Ein n–er vorlauter unbesonnener Pennal. Att. 2, 3, 54. —
2) (s. 1) substantiviert, z. B.: Herr N. Th. 2, 355; Herr Nachbar N. 595b; (Die) Jungfer N. 2, 258; Sch. 244; Frau N. 11, 235 etc.; Gelbschnabel heißt man Diesen. .. | Doch diesen heißt man „Naseweiß“, der flink und rasch | nach allen Gegenden das stumpfe Näschen kehrt. 6, 294; Schweig Er jetzt, „Nas’weis!“ Kr. 85; 4, 1, 298; Btr. 3, 2, 40; Ein hübscher N. unter den Tirolerinnen. Rom. 5, 46 etc.; Wie ist es möglich, daß ein N., die kaum ihre zwölf Spitzenklöppel in Ordnung halten kann, sich untersteht etc. DQ. 2, 41 (in sinngemäßer Fügung); selten neutr.: Einfältiges N. BrM. 10 etc.; Mz.: Sich schriftstellernden Touristen und N–en zu präsentieren. 9, 266a; Die heißet man N–en und Meister Klügel. 8, 305b; Diese neuen N–e. Merkur (s. Parn. 2, 224) etc.
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