Faksimile 0712 | Seite 1534
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weilen Weilends Weiler weilig Weiligen
Wēīl~en: I. adv. in Zsstzgn, s. II. Weil. II. Zeitw.:
1) tr.: s. Weiel. 2) (s. Weile):
a) intr. (haben): eine Weile verziehn und sich aufhalten, z.B.: Eine Handlung ist immer gut.., nur das ekle W. [Zögern] ist todt. Cham. 5, 36; Die Fiedel stockt, der Tänzer weilt. G. 11, 43; Des Sees .., von steigenden Hügeln voll, | auf denen im Rohr die Moräne weilt. Kl. Od. 1, 252; Alle Menschen werden Brüder, | wo dein [der Freude] sanfter Flügel weilt. Sch. 19a; Daß sie hier vertraulich weile, | ist kein Obdach ihr gewährt. 55a; Mit Staunen weilt der überraschte Blick | beim Wunderbau. 29a; Allerdings weilt Jene noch stets, ausdaurendes Herzens, | dort in deinem Palaste. .. Der Vater weilt auf dem Lande. V. Od. 11, 181 ff.; Sh. 2, 217; Hier ist kein W–s. Werner Osts. 1, 91 (vgl. bleiben 8); Auf Rath weil, zur That eil! Zinkgräf 2, 18 (3, 344) etc. Seltner: a) mit Dat. zur Bez. des w. Machenden: Was weilest du hier unwürdigen Spielen? Baggesen 1, 31; Ohne sich umzusehn, wo ein Gott selbst weilte dem Anblick. 180; Weilst du der Nachtigall [lauschend]. Kl. Od. 2, 132 etc. 8) mit Infin. und zu: Warum weilt sein Wagen zu kommen? H. R. 9, 96 = zögert. Zunz (Richt. 5, 28).
b) tr., faktit. zu a = w. machen: Mich weilet dann der Achäer Hügel nicht, | ich geh zu dem Quell. Kl. Od. 1, 271; Eine leise Ahnung weilet den raschen Fuß. ESchulze 3, 277; W. dich kühlende | Wogen des Meeres? Stolberg Gd. 102; V. Od. 9, 29—31; H. 2, 267; Was denn weilst [verzögerst] du den Fall der erhabenen Troja? Ov. 2, 297 etc.
c) refl., s. b = a (gw.: sich ver-w.). Zsstzg. z. B.: Āūf-: s. Weiel. mit Weile, Muße ausstatten: Wohlbeweilte Klosterleute. Steub DTr. 1, 171, vgl. Schottel 625. (ugw.) mit Weile eilen. Baggesen 1, 16. (selten) nach Campe’s Vorschlag st. entlangweilen (s. d. und Weile 2b). B. 104b; Künste .., damit wir euch e. könnten. Fichte 6, 98 etc.
Be-: Eīl-: Ent-: Kúrz-:
1) intr.: Kurzweil treiben. Görres V. 140; Lohenstein Soph. VI; Mit des Fräuleins Zofe zu k. Möricke N. 563; Ist’s gekurzweilt oder soll’s geernstet sein? Musäus M. 5, 118; Ph. 2, 192; Schaidenreißer 2a; Sch. M. 2, 247; FLSchröder Btr. 1, 3, 69; Sealssield Leg. 2, 145; Simrock N. 307; 555; 855; Gudr. 362; Stumpf 610a; Da die Damen über die Mißlingung des Anschlags mit aller Schärfe des attischen Witzes .. kurzweilten. W. 6, 228; 9, 303 etc. Dazu: Der Kurzweiler. Devrient 3, 143 etc.; Kurzweilung. Fischart (Wackern. 3, 498²¹).
2) reft.: sich ergötzen. Gutzkow 11, 119 etc. und in veralt. Doppelzsstzg.: Sich be-k. (Schottel 624b), er-k. (Fischart B. 129a; Ehz. 19) etc. Láng(e)-: meist drei-, doch nam. beiG. viersilbig: 1) intr.:
a) Langeweile empfinden (selten): [Sie] gafften und lang eweilten. G. 2, 140; Kinder, lang e weilt ihr schon? 12, 207; Daß man auf dem Marsch sich plackt, | im Lager langeweilt. 1, 108 (oder zu 3?)
b) (mundartl., s. je den Schluß von Langeweile 2; Weile 2a; b) sich bangend und langend (s. d. 1e) sehnen: Mein Sehnen und Langweilen, mein Sorg’ und Kümmernis nach dir hat mir mein Lebtag’ verkürzet. Schaidenreißer 47a [11, 202]; Schm. 2) tr.: Einem Langweile machen, ihn ennuyieren: Die Menschen erschienen mir so langweilig und gelangweilt. Börne Par. 1, 25; Burmeister gB. 2, 324; Mich lang eweilt’s. G. 12, 99; Klencke Gsp. 2, 175; Du langweilst mich mit deinen Fischen zu Tode. Meißner Sans. 2, 173 etc., auch ohne Obj. (versch. 1): Der Dichter pflegt, um nicht [den Leser] zu langeweilen, | sein Innerstes .. umzuwühlen. G. 2, 14.
3) refl. (vgl. 2) = 1: Bella langeweilte sich mit dem Hunde. Arnim 11; Heine Lut. 1, 194; Ob Madamchen sich zu Hause langweilt wie der Mops in der Schublade. Holtei Nobl. 1, 186 u. v. 4) Doppelzsstzg.: Ein in Schulen abgelangweiltes Geschlecht. Raumer Päd. 3, 1, 37; 249 etc.; Einander mit Vorlesungen zu be-l. H. Ph. 10, 241; W. 21, 20 (Nbnf.: Meine gefälligen Zuhörer damit zu belangweiligen. W. 19, 185) etc.; Sie zu ent-l. [desennuyieren]. Böttiger Sab. 156; Brentano Fr. 1, 157; Zur Entlangeweilnng. Rückert 6, 168 (vgl. ent-w.) 5) Langweiler, der Einen langweilt; selten auch: Einer der lange weilt, Zögrer etc.: Den verdammten Langweiler, den Melcher, sollten wir doch erwarten. Spindler Stadt 1, 45 etc. Ver-: gw. st. des seltnern Grundw.:
1) intr. [2a]: Der langsame, bei jedem Merkmal v–de Jdeengang. Engel 8, 144; G. 6, 375; 13, 305; 22, 232; Bei der Bagage . . zu ver-w. ist zugleich gefährlich und schmählich. 25, 50; Wie auf der Kugel das Licht, sanft zu ver-w. angelockt wird. 32, 319; Ich habe in Welschland verweilet. Heine 16, 242; Länger ist meines V–s nicht. König Jer. 3, 33; L. Samps. 5, 11; Noch seh ich | mit diesem Blick des Schreckens, geisterbleich | auf meinen grauen Haaren sie ver-w. Sch. 273a; V. Ländl. 4, 619; W. 11, 194; In einer so sympathetischen Gesellschaft konnte die Unterhaltung nicht lange bei gleichgültigen Gegenständen verw. 2, 53 etc.
a) mit Acc. des Wie lange?, z. B.: Flüchtige Stunden verweilt’ ich nur | an deinem melodischen Schilfgeräusch. Kl. Od. 1, 252; Rückert N. 297 etc.
b) selten mit Infin. und zu: [Er hat] bis heute, ihr Urtheil zu sprechen verweilet [gezögert]. L. (Danzel Less. 523).
2) tr.:
a) s. 1a, b, [2b] bes. im gehobnen Stil (doch schwzr. auch im gw. Leben: Einen Gast, Besuch ver-w., zu längrem Bleiben nöthigen, auffordern. Gotthelf G. 213 etc.): Verweil’ ich noch durch meine lauten Klagen | den fliehnden Geist. Alxinger D. 105; Das dem Elementarbuch entwachsene Kind länger .. dabei zu ver-w. ist schädlich. L. 10, 320; Ich ward im Hingehn, zu viel verweilt [aufgehalten]. Nath. 3, 9; Michaelis 79; Heiß ihn eilen! | ver-w. (1) laß ihn nicht und laß dich nicht verw. Rückert Rost. 45a; Kann Nichts dich Fliehende ver-w.? Sch. 48b; 41a; b; 230b; Warum | verweilet ihr auf dieser dürren Heide | durch solch prophetisch Grüßen unsern Zug? 558b [haltet .. auf. B. 289b]; Das Interesse des Gesprächs verweilt sie in meiner Nähe. 746a; Uhland Dr. 237; Zwanzig Tage verweilten mich dort die Götter. V. Od. 4, 360; 599; 1, 55; 23, 234; 243; Ov. 1, 170 etc. c) (s. b) Daß ihr jetzt, von Zweifeln unverweilt, | euch in der Edlen Rath .. zeiget. Alxinger D. 315; Unweilt, Herr, | komm ich wieder getrollt. V. Sh. 2, 382 = ohne V. (unverzüglich). 3) refl. [2c] sich aufhalten etc. =
1) sehr gew.: Ich verweilte mich, bis etc. Cham. 4, 316; Bei den Thieren Abdallah sich verweilt. 3, 313; Hier ist der Kreis, in dem sich meine Seele gern verweilt. G. 13, 110; 33, 134; Hölderlin H. 2, 78; 118; L. 10, 174; W. 4, 58; 10, 55; 12, 237 etc. 4) In der Verweilung auf Erden. Kl. M. 10, 174, im irdischen Aufenthalt etc.; Wo Gefahr in der Verweilung [im Verzug] ist. Garve Vers. 3, 109; Da Ceyx Verweilungen [Ursachen zum Zögern] suchet. V. Ov. 2, 221 etc. Nbnf.: Ohne Verweiligung. SClara EfA. 1, 378 = unverweilt.
~ends: s. weiland. ~er, m., –s; uv.:
1) Einer, der weilt (s. d. und Zsstzg.).
2) (ahd. wîlâri, mhd. wîler, aus lat. villare, s. Diez 371): einzelnes Gehöft, kleines Dorf. Freiligrath SW. 5, 108; Hatte er einen W. erreicht und durch die einzige breite Gasse desselben schreitend. Gartenl. 12, 628b; Humboldt KlSchr. 1, 210; Mommsen 1, 27; Stiller W., grün umfangen | von .. Gesträuch. Salis 83; Tschudi Th. 3; W. HB. 1, 198 etc. (nach Frisch auch n.).
3) s. Weiel.
~ig, a.:
1) s. wählig, Schluß. 2) (mundartl.): Da will ich w. sitzen und umschauen. Rank Achtsp. 1, 69, ausruhend, verweilend, gw. nur in Zsstzg.: Bis-, Eīnst-, Je-: s. bis-, einst-, je-weil. Kúrz-: kurzweilend, spaßig etc.: Mit ihren affenpossierlichen und k–en Historien. Fischart B. 214a; K. wie ein hölzerner Lichtputz. 266a (wortspielend = von kurzer Dauer, vgl. Luther 6, 85a und lang-w. 1); Ich habe nie eine k–ere Nacht gehabt. Klinger F. 13; Mommsen 3, 555; Stumpf 608a; Tschudi Th. 77; Der k–ste Gesellschafter. W. 2, 204; Um die Sache k–er zu machen. 14, 188; Zinkgräf 1, VII; Kunz von der Rosen, sein k–er Rath [s. d. 8]. 2, 8 etc.; Die K–keit einer Anekdote etc.; Einen mit K–keiten [k–en Dingen] unterhalten etc. Láng-:
1) (zuw.) = langwierig: Einen l. zähen Widerstand. Mommsen 3, 28 etc.; Die L–keit der Prozesse. G. 10, 176; Klencke Gsp. 3, 93 etc.
2) Langweile (s. d. 2, auch am Schluß) machend, ennuyant: G. 29, 217; Hebel 3, 168; H. Ph. 10, 278; Kant SchE. 17; L–e Erzählungen. W. 8, 124; 13, 45; Erst gleichgültig, dann l., endlich widrig und unerträglich zu werden. 23, 97; Eine so langwierige und l–e Initiation. 24, 103 etc.; Erz-l. Matthisson E. 1, 64 etc.; Die L–keit, mit der sie .. erzählte. Arnim 25; Kohl Südr. 17 etc., auch (mit Mz.): etwas L–es: L–keiten aller Art. Mügge NLeb. 1, 190; Stahr Jahr 1, 146 (vgl. Luther SW. 61, 1) etc. Míttler-: s. mittlerweil. Zēīt-: je-w.: Trotz aller z–en Stillstände. Auerbach V. (61) 107; Der Frost.., der auch hier noch im Winter die Früchte z. zu überfallen pflegt. Burmeister gB. 2, 285; Einem z–en Schweigen. König Saalf. 3, 246; Jhren z–en Gebietern. Scherr Bl. 1, 25 etc. Zwíschen-: der Zwischenzeit angehörig etc. Keller gH. 2, 186; 4, 139 etc.
~igen: s. langweilen 4.