weiden
II. Wēīden, intr. (haben), tr. und refl.:
auf die Weide (s. d. II 1—3und Anm. 2a) gehen und führen, eig. und übertr.:
1) mit Thieren od. thierischen Wesen als Subj. auf die Weide gehn:
a) intr.: Daß Herden daselbst w. 17, 2; Daß Kälber daselbst w. und ruhen. 27, 10; Wolf und Lamm sollen w. zugleich. 65, 25; 2. 34, 3 etc.; Dann folg’ ich der w–den Herde. 1, 68; 1, 20; 3, 9; [Es] weideten darin zwei Pfauen. 2, 81; Mein liegendes Gut und was weidet [und „die Herden“. Od. 2, 75 etc. Dazu: Daß sie [die Heerkühe] gute Weiderinnen seien, d.h. den übrigen immer fleißig vor-w. Th. 594. —
b) zuw. mit Obj., z. B.: Die Herde weidete Laub und Blatt. 2, 1554²²); Schafe w. die [vgl.: auf der] Trift. Gd. 9 etc.; Die Schafe wollen gar Nichts w. [fressen]. 2, 312³⁶), vgl. (s. a): enthalten sich von ihrem W. ⁴³ etc., s. 3a. —
c) refl. = a (vgl. 2c; 3c) Da werden dann die Lämmer sich w. 5, 17; 30, 23; [Nebukadnezar] soll sich w. mit den Thieren von den Kräutern der Erde. 4, 12; 20 (vgl. 3d); Wenn der Hirsch aus der Brunst tritt, so weidet er sich wiederum begierlich. 66; Wer niemals denkt, wer sich wie Thiere weidet. 13, 56 Überall weideten sich Hunde, Schweine, Geier über ihren Leichnamen. 14, 96; Das Pferd . . | weidet sich .. in schöner Au. Fr. 507; Od. 6, 90 etc.; auch mit Angabe des Erfolgs: Daß die Laus im Grinde sich dicke weide. 6, 149a; Sich satt w. etc., s. 3c. —
2) tr.: als Hirt auf die Weide führen und dort hüten:
a) eig.: Einen Knecht, der .. das Vieh weidet. 17, 7; 1. 30, 31; 36; 37, 12 u. o.; Da waidne deine Geiß und Kitzen. SchiffdPön. 50c (Post. 52 etc.); Ein Mädchen weidete mein Pfauchen dort. 1, 1, 141; Die wohlgeweidete Herde. Od. 9, 237; Die mich Kuh-W–den [Kuhhirt] küsset. Th. 27, 2 etc.; auch ohne Obj.: Der Hirt .. weidete auf dem hohen Gebirge. 3, 73; Kein w–der Hirt. Od. 9, 122 etc. und danach verallgemeint: Ich hindr’ euch nicht, wo’s euch beliebt, zu w. 2, 247 etc. —
b) bildl., vgl. Hirt 3; Herde 2b; Schaf 2b etc.: Er [Gott] weidet mich auf einer grünen Aue. 28, 9 etc.; Du sollst [als Völkerhirt] mein Volk Jsrael w. 1. 12, 2; 18, 6 etc.; Weidet die Herde Christi, so euch befohlen ist. 1. 5, 2; 20, 28; 21, 15 ff. etc.; Der Gerechten Lippen w. Viel. 10, 21 [leiten Viele. Eine andre Herde muß ich [die Jungfrau von Orleans] w. | dort auf dem blut’gen Felde der Gefahr. 452a; Dem völker-w–den Atreus. Il. 2, 105 [= dem Völkerweider Atreus. 150b; 145b; 164b]; Ob es [das Volk] mit einem krummen oder graden Stab geweidet wird. 32, 79 (s. Krummstab) etc. —
c) bibl.: Sich selbst w., statt für das Wohl der zu schirmenden, zu hütenden Herde nur für den eignen Vortheil sorgen etc.: Wehe den Hirten Israel’s, die sich selbst w.! Sollen nicht die Hirten die Herde w.? Aber ihr fresset das Fette etc. 34, 2; 8; 10; 12; Ihr habt euch selbst geweidnet als, | das Feist fraßt ihr etc. 1, 63a etc. —
d) meton.: Diese Alp weidet [nähret] so und so viel Vieh, man kann es dort w. oder: es weidet dort; Vor der rosse-w–den Elis. Od. 21, 347 etc. (s. 3a). —
3) bildl., nach Weide II3, z. B.:
a) bibl.: Ephraīm weidet sich (s. c und 1c) vom Winde und läuft dem Ostwinde nach. 12, 2 = Ephraim weidet Wind (s. 1b). Der Wind weidet (s. 2d) alle deine Hirten. 22, 22 etc., s. Wind als Bez. des Leeren, Nichtigen etc.; außerdem:
b) tr.: Jemand weidet seine Augen R. 1, 190; 3, 444; 583b; Od. 11, 452; 20, 273; Luc. 6, 329 etc.), die Blicke 4, 194; 547a etc.), sein Herz 4, 249; 492a etc.), seine Seele A. 1, 56; 1, 64 etc.), sich (s. c) an Etwas oder Einem; auch: Im Blauen blieb ein Augen-W. | an fern- entwichnen lichten Finsternissen. 2, 8; Augen und Phantasie .. zu w. A. 2, 81; Wir hatten mit allerhand Lust unsere Augen geweidet. Reis. 243b; Wie frohlockend dann | will ich herüber vom Citharon w. | mein Auge. 16a; 238a etc.; auch: Den Glauben zu w. und stärken. 1, 333b etc. (s. c) und dichterisch auch: In dem glatten See | w. ihr Antlitz | alle Gestirne. 2, 46, erblicken es als ihre Augenweide darin, spiegeln sich mit Wonne etc., vgl.: Labt sich die liebe Sonne nicht, | der Mond sich nicht im Meer? | kehrt wellenathmend ihr Gesicht | nicht doppelt schöner her? 1, 149 etc. —
c) ref. (s. b): Jemand weidet sich an Etwas. 4, 136; deutsches Wörterb. II. 7, 254; 11, 196; 14, 65; Daß Heinrich gierig sich mit seinen liebesirren Blicken an der feinen Haut weidete. R. 5, 145; A. 1, 20; Weide dich .. mit Wolfsgrimm hier an deinem Opfer. 215; Verbannte w. leer sich noch an Hoffnungen. 3, 92; Pr. 9, 21; 213b; 274b; 4, 132; Luc. 6, 202 etc., auch: Er ist gerochen, er mag sich w. [an der Rache]. 115b etc.; Wie ich mich .. in den schwarzen Augen weidete. 14, 25; Darin sich w. und erlusten. 8, 256b; 257a etc.; und (s. 1c, Schluß): An Hoffnung sich satt w. 11, 114 etc.; auch: Das Auge 1, 197), der Blick A. 1, 248; Po. 3, 44; 5, 219), das Gefühl A. 1, 44), das Herz 20, 238) weidet sich an Etwas; Dann weidet mein Ohr sich. Ar. 1, 356; Ihre Nasen weideten sich an Düften. 13, 160 etc.; ferner: Was kümmert Sie’s, wenn sich Ihr Stolz nur weidet? 295b etc. und veralt. (vgl. b): Der Glaube weidet sich .. allein von dem Wort Gottes. 1, 333b etc. —
d) zuw. intr.: = c, vgl. schwelgen, z. B.: Warum verlangen wir, in stetem Glück zu w.? Indeß die Augen in der Ferne w. N. 604; Wenn er seine gierigen Blicke in ihren in Liebe schwimmenden Augen w. ließ. 7, 119 etc. —
4) s. außer III auch weifen und Weide II, Anm. 3.
Zsstzg. z. B.: Áb-, tr.: Das Vieh [1] — und faktit. (s. 2): Der Hirt [2a] weidet die Saat, Trift, Alp etc. ab (vgl. abätzen 1), z. B.:
1) Die Schafe weiden dir | den Klee ab. 8, 24 etc.; Die Edelhirsche weideten die grünen Kornhalme ab. E. 23; [Feld,] abgeweidet von Heuschrecken. Morg. 2, 237 etc.; bildl.: Als würd’ ein ganzes Gefilde von Flammen abgeweidet. 204b etc.; minder gw. (vgl. Weide II2a): Der Adler .., der dir die Leber a. soll. Luc. 2, 15 etc. und bildl.: [Die saugende Fliege] sucht, soviel sie kann, von den Menschen zu genießen und von der Blume der Schönheit sozusagen ab-zu-w. 4, 470 etc.; Noch un abgeweidet (s. 2) in frischer Blüthe. A. 1, 128 etc. —
2) faktit. (im Partic. Präter. zusammenfallend mit 1): A. 2, 129; 517a; 1010a; Ländl. 3, 11 (v. 113); 81 etc.; s. auch: abweihen. — Be-:
1) Thiere [1] oder Hirten [2a] b. eine Gegend etc., weiden dort, z. B.:
a) Zahlreiche Antilopen .. b. den afrikanischen Boden. Gsch. 426; Des Viehs, das die Alpen beweidet. A. 2, 41; 30, 457 etc. —
b) Kein Andrer darf b. diese Stellen. Morg. 1, 167; Die Alp .., | die wir beweidet seit der Väter Zeit. 529b etc. —
2) [3c] veralt.: Sich mit Thränen b. [daran weiden]. 1, 298. — Durch-, tr. [1; 2a]: weidend durchziehn: Welchem 300 | .. Farren .. die fruchtbaren Büsche d. Georg. 1, 15; Il. 5, 162 etc. — Er-: veralt. [3c]: Daß Aller Augen sich in reichem Schmuck e. 18. — Hín- [1; 2a]: Das Reh, auf fröhlichen Auen sanft | h–d. 11, 11 etc. — Mít- [1; 2a]: z. B. Th. 8, 80 etc. (s. auch Mitweide); ferner [3b]: Am Anschaun der Schlacht mein Auge mit-zu-w. Soph. 1, 133. — Nāch-: im Ggstz. zu vor-w. (s. d.). — Um-, tr. [1; 2a]: weidend umziehn, umgeben: 400 Rehe und Hirsche um-w. es [das Schloß]. Irl. 2, 317; Georg. 4, 539; Am roßumweideten Elis. Od. 21, 347. — Vōr- [1; 2a]: intr.: weidend vorangehn, s. [1] Schluß, — auch: [2a] mit der Weidegerechtigkeit (die Vortrift haben).
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