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Geweide
III. Gewēīde, n., –s; uv.; -:
(s. II, Anm. 2d) zuw. st. des häufigern Ein-G. (s. d.), z. B.: Trage mir auf vom G.! (1). Droysen A. 1, 97; Wie ein Jäger die Säu entweidt | und das G.’ für die Jagdhund leit [legt]. Wickram Pilg. 18; Daß dieselbe Nation wir und unsere Vorfahren allwege in G. (s. 3) der Liebe getragen. Luther 1, 257a etc. Zsstzg.: Eīn-: (in Ez. kollekt. = d. Mz.):
1) Gedärm (s. d., vgl. Kaldaune, Kuttel 1), dann auch (s. d) ausgedehnt (vgl. Geschlinge4, Gekröse, Inster etc.): die in der Bauch- und in der Brusthöhle enthaltnen Theile (vgl. 2):
a) Das E. .. mit Wasser waschen. 3. Mos. 1, 9; Wusch die E. 8, 21; Mit dem ganzen E. und Gescheide (s. d. II1a). IP. 21, 186 etc.
b) Stach ihn .. in den Wanst, daß sein E. sich auf die Erde schüttet. 2. Sam. 20, 10; Ap. 1, 18; Seine herausgestürzte[n] E. Klinger F. 201; V. Ov. 2, 269 etc.
c) Standhaftigkeit hält nicht vor gegen knurrende (s. d.) E. Immermann M. 3, 17 etc.
d) Aus dem edleren E. der Opferthiere, dem Herzen, der Lunge, vorzüglich der Leber .. forschte der Wahrsager die Zukunft. V. Ländl. 3, 199; Hagedorn 3, 194, s. E.-Schau etc., vgl. 2; 3.
e) sprchw.: Wider (Rabner 1, 116), gegen (Klinger F. 261), in (G. 14, 80; Jv Müller 1, 272) sein (eignes) oder seine (eignen) E. wüthen = gegen sich selbst, vgl.: Wie lang zerfleischt mit eigner Hand | Germanien sein E.? Uz (Wackern. 3, 714⁴¹); b und 3.
2) Anat. (verallgemeint): Die E. sind die zusammengesetztesten, aus mehrern Geweben bestehenden und für besondere Verrichtungen des Körpers und der Seele best. Organe, welche .. meist in den Höhlen des Kopfes und Rumpfes aufbewahrt liegen etc. Bock An. 639, vgl. Oken 4, 22 etc.
3) (s. 1d; e und Herz 2) E. als Sitz der Empfindung; Mein E. sieden. Hiob 30, 27 (siedet. Zunz); Wie dieser Pfaffe ihm von Gotteslästerung sprach, wendete sein E. sich um. Bahrdt 3, 131; Es schwindelt mir, es brennt | mein E. G. 1, 130; Die E. brennen mir. 7, 268; Mir war’s .., als wenn meine E. im Kessel kochten. 28, 172; Daß Keiner mir die E. mehr erregt. 23, 176; Der kalte Barbar ohne E. Heinse A. 1, 92; Darum regen sich seine E. über seinem Jammer. H. Ph. 4, 176; Lenau A. 4; Mit diesem Enthusiasmo muß derjenige Theil der Empfindung verbunden werden, welchen die Franzosen unter dem Namen des E–s (d’entrailles) verstehen. L. 4, 185; Den Tod des Orestes .. mit mehr E. beweinen. 13, 160 (Mendelssohn); Du schilderst deines Vaters Herz! wie du’s | beschreibst, so ist’s in seinem E. Sch. 383b etc.
4) (s. 1) bildl., auch von Nichtbelebtem das Innre: Die E. des Inquisitionsgebäudes zerstören. G. 32, 318; Die E. der Erde. Klinger 10, 211; 1, 301; Du würdest all den Jucks und Jammer der Menschen nicht so bis in die Fasern und E. sondiert haben. König Kl. 2, 26; Waffen sind sein [des trojan. Pferds] E. Sch. 28b; Wie man den Koffern das E.’ ausschüttet. 108a; Hier durchwühlt der Geiz . . | seiner Koffer goldnes E. Seume Gd. 89; Indem sie in ihre Magen die E. der Schläuche [den Wein] einzapften. Tieck DQ. 2, 405; Volger EE. 279; Willkomm W. 162 etc.