Weide
I. Wēīde, f.; –n; –n-:
1) ein durch die Biegsamkeit seiner (vielfach zu Flechtwerken etc. benutzten) Zweige ausgezeichneter Baum oder Strauch, Salix, mit vielen (theilw. schwankend benannten) Arten, s. Zsstzg., vgl. 3, 1532 ff.; 1196 ff.; 137, 2; 44, 4; Streckten die ausgehöhlten Stämme alter W–n ihre verkrüppelten Arme in die Luft. Soll 2, 255; Es scheinen die alten W–n so grau. 1, 146; Frisch wie eine W. 29, 261; Es pflanze dich an das Grab der Freund mir, | W. der Thränen. Od. 2, 105 (s. Thränen-W.); Man ergreift eben jede W., an der man hofft, aus dem Sturm emporklimmen zu können. 6, 337; W–n wurden zum Binden und Pfählen des Weins in großen Weidichten [s. d.] angepflanzt. Ländl. 1, 132; Das Gestell und die Füße von W–en. Ov. 2, 102 = von W–n-Holz (vgl. bäumen II) etc. —
2) (s. 1) andre Pflanzen, mehr oder minder ähnlich:
a) Spanische oder wilde W., auch: Bein-, Mund-, Rain-, Röhr-, Schul- [weil zur Dintenbereitung benutzt], Zaun-W., Ligustrum vulgare. —
b) Schwarze W., Prunus padus, auch: Kandel-, Papst- W. oder -Wiede, welche Bez. aber auch für Viburnum lantana gelten (s. Patscherpe etc.). —
c) Epilobium angustifolium. (s. Weiderich). — 3) aus Zweigen geflochtnes Band (Schlinge), häufiger Wiede (s. d.). Binden sie mit W–n. Sch. 4, 98 (mit Wie- den. ebd.); An der W. büßt der Mann, | der etc. Gudr. 296 = er wird aufgeknüpft, gehängt; Dort garbet man es [das Korn] auf und bindet es mit W–n [Reim: schneiden]. 765 etc., vgl.: Eine Flechte von W–n-Zweigen. .. Die Wyd. M. 4, 117; Ihm behend ein geflochtens widens Band an den Fuß gelegt. 42a = Gesproß vom biegsamen Weidig. | Drauf ein Seil . . | flocht’ ich und band die Füße etc. Od. 10, 166.
Anm. In Bed. 3 (s. Wiede) ahd. wid, mhd. wide, wit, s. 3, 618b und das dort Angeführte (russ. Bna, niederd. Weed, s. 329, engl. withe); in Bedeut. 1 ahd. wîda, mhd. wîde, s. 3, 620a etc., vergl. griech. ǟτéa, ags. vidig und vilig, engl. withy und willow, niederd. Wid und Wilg (s. d.), woraus Wichel (s. d.) etc., s. 329 ff. Grundbed. offenbar: das Binden, vgl. lat. viere, binden (mit vimen, Gerte, Ruthe zum Binden; wohl auch vitis, Ranke, Rebe; ferner vietor, Faßbinder etc.), goth. vithan etc. (s. Anm. zu I. Wand; Wette; Eid). Gl. 591; 604 stellt dazu auchahd.witu,mhd. wite, Holz („wie lat. lignum zu ligare“), s. 4, 200 und Krammetsvogel. — Zu 1 (mit mundartl. Mz. Weidenen, s. Bruch-W.) gehört unmittelbar das Ew. weiden (s. d. I); ferner Weidicht. Zsstzgn (vgl. auch die von I, nam. für die mit * bez.) zu 3, s. Wiede; ferner ohne Bem. zu 1, nam. nach z.B.: *Ácker-: s. Sand-W. — Ámts-: A. oder Elb-W., in Mecklbg. Salix viminalis, wovon in den großherzogl. Ämtern eine best. Anzahl vorschriftsmäßig gepflanzt werden muß, s. Fl. 30; daraus wohl bei die entstellten Namen: Arints-W.; Armets- W.; andre Namen (s. ebd.): Rothe Band-; Fischer-; große Flachs-; Grund-; Haar-; Hanf-; Korb-; Krebs-; Roth-; Sal-; Schuß-; Spitz-; Ufer-; Wasser-W. — *Ánger-: s. Feldanger-W. — Bách-: 3. 23, 40; 40, 17 etc., bes. S. helix, auch: niedrige Busch-, kleine Damm-, Hag(en)-, Heger-, Heck-, Heckrosen-, Rosen-, Sand- W., vgl. Bruch-W. — Bánd-: zu Bändern (Wieden), nam. Amts-; aber auch: Dotter-, Rosmarin-W. — Bástard-: S. ambigua. — Bāūm-: im Ggstz. zu den Busch- (oder Strauch-, Erd-, Grund-) W–en, bes.: Fälber- W. — Bāūmwoll(en)-: S. pentandria, mit langer Samenwolle, bittrer Rinde und glänzenden Blättern (s. Fl. 31), auch: Bitter-, Blank-, Faul-, Fieber-, Lorbeer-, glatte Sal-, Schaf-, Schaft-, Stroh-W. — Bēīn- [2a]. — *Bérg-: s. Hohl-W. — Bínd-:
1) Band-W. —
2) [2] Clematis vitalba, Lilisch-W. — Bítter-, Blánk-: s. Baumwollen-, Bruch-W. — Brúch-: mit brüchig-spröden Zweigen, bes. S. fragilis; In der Größe der B–nen. 3, 21b; B., der man alle Zweige rückwärts mit der bloßen Hand herunterstreichen kann. 8, 40; auch: hohe Bach-; Bitter-; Fieber-; Glas-; Knack(er)-; Knick-; Krach-; Roß-; Sprock-; Spröckel-; Sprödel-W. — *Búsch-: s. Baum-W., nam. S. triandria. — Dámm-: s. Bach-W. — Dótter-: S. vitellina, mit dottergelben Zweigen, auch: Gold-W.; gelbe Band-, Bind-, Haar-, Kiefer-, Korb-W. — Elb-: s. Amts-W. — Erd-: Busch-W. — Fāūl-: Baumwollen-W. — Félber-: Salix alba, mit falbem oder fahlem (s. d., Anm.) Laub: Die matte F. rayer Or. 1, 14, auch: Baum-; weiße Bruch-; Kamp-; Kolb-; Kopf-; Pappel-; Pott-; Silber-W. — *Féld- (anger)-: S. incubacea, auch: Koppel-, Matten-, kleine Silber-W. — Fīēber-: mit bittrer, früher (wie jetzt Chinarinde) gegens Fieber verordneter Rinde (Bitter-W.). — Físcher-, Fláchs-: Amts-W. — Gírl-: Rosmarin-W. — Glās-: Bruch-W. — Góld-: Dotter-W. — Grúnd-: Busch-W. — Hāār-: s. Amts-; Dotter-; Rosmarin-W. — Hāg(en)-: s. Bach-; Pfahl-W. — Hánf-: s. Amts-W. — Hänge(l)-: S. babylonica, mit niederhangenden Zweigen, Trauer-W. — Héck(rosen)-, *Hêge(r)-: s. Bach-W. — Hōhl-: S. caprea, auch: Berg-, Palm-, Sal-, Seil-, Sohl-, Söhl-, Werft-W. — Kámp(f)-: s. Felber-; Salbei-W. — Kándel- [2b]. — Kápp-: s. Kopf-W. — Kīēfer-: s. Dotter-W. — Knáck(er)-, Kníck-: s. Bruch-W. — Kólb-: s. Felber-W. — Kópf-: Felber-W. (s. d.), die man — um die Zweige zu benutzen — von Zeit zu Zeit köpft (oder kröpft). Ed. 5; 103 etc., auch: Kapp-, Kopp-, Kropf-W. Fl. 36, vgl. Sturm-W. — *Kóppel-: s. Feld-W. — Kórb-: zu Korbgeflecht dienend. — Krách-: s. Bruch-W.: Aus Rinde der Krack-W. geflochten. rhD. 2, 13 etc. — Krāūt-: S. herbacea. — Krêbs-: s. Amts-W. — Līlisch-: s. Band-W. 2. — Lórbeer-: s. Baumwollen-W. — Mátten-: s. Feld-W. — *Mōōr-: S. repens. — Múnd- [2a]. — Pálm-: s. Hohl-W. — Páppel-:
1) s. Felber- W. —
2) [2] Schwarzpappel (s. d.): Daß der Bernstein am Eridanus von P–n geweint wird. Luc. 3, 431, so wohl auch 90 etc., auch Rhein-W. — Pāpst- [2b]. — Pfāhl-, Pfirsich-: S. amygdalina, auch: Busch-, Hägen-, Schäl-, Schlick-W. — Pótt-: Kopf-W. — Rāīn- [2a]: vgl. auch (s. Pappel-W. 2) Rhein-W. — Rȫhr- [2a]. — Rōsen-: s. Bach-W. — Rosmarīn-: S. rosmarinifolia, auch: Band-, Girl-, Grund-, kleine Haar-, Krebs-, Moor-W. — *Róß-: s. Bruch-W. — Rōth-: s. Amts-W. — Sāl-: s. Hohl-W. (engl. sallow, schwed. sälge etc., vgl. lat. salix, wie ähnlich in Werft-W. αⅠ das Bstw. dem russ. ьepóa = Weide entspricht), vgl. Baumwoll-W.; Büsche von „Saal-W–n“ fassen den Bach ein. 14, 238; 4, 113; 116 etc.; vgl.: Damit hauet der Biber große Bäume danieder, allermeist Sar- weiden. 610b etc.; Sohl- W–n. 3, 20a; 70b etc. — Salbēī-: S. aurita, auch: Kamp(f)-W. — Sánd-: S. arenaria, (Stein-Acker-W.), s. Sandwicheln. 9, 682 etc., vgl. auch: Bach-W. — Sār-: s. Sal-W. — Sátz-: Aste von Felber-W–n als Setzlinge zu Kopf-W–n. — *Schāf-, Scháft-: s. Baumwoll- W. — Schǟl-, Schlíck-: s. Pfahl-W. — Schūl- [2a]. — Schúß-: s. Amts-W. — Sēē-: s. Seewedel. — Sēīl-: Sal-W. — Sílber-: s. Felber-, Feld-W. — Sōhl-: s. Sal-, Hohl-W. — Spítz-: s. Amts-W. — Spróck-, Spröckel-, Sprȫd(el)-: s. Bruch-W. — Stēīnacker-: s. Sand-W. — Strāūch-: s. Busch-W. — Strōh-: s. Baumwoll- W. — Stúrm-: eine ungekröpft als Schutz gegen Sturmwinde emporwachsende Felber-W., s. Reis. 350; Die trotzige St. V. 269. — Süßholz- [2]: Unser Gärtner hat S–n setzen lassen und hofft, die Leute sollen davon zu dem neuen Cichorienkaffe .. gebrauchen. Ph. 1, 119. — Thrǟnen- (s. Hängel-W.). 232 etc., vgl. 1: — auch Trauer-W. — ūfer-: an Ufern wachsend, z. B.: Ihr U–n des Lethe! H. 1, 122; 234 etc., nam. = Amts-W., so auch: Wasser-W. Ländl. 3, 130. — Wérft-: s. Sal-W., auch bloß: Werfte. — Zāūn- [2a]. — Zwérg-: S. arbuscula u. ä. m.
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