Faksimile 0705 | Seite 1527
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Weide
I. Wēīde, f.; –n; –n-:
1) ein durch die Biegsamkeit seiner (vielfach zu Flechtwerken etc. benutzten) Zweige ausgezeichneter Baum oder Strauch, Salix, mit vielen (theilw. schwankend benannten) Arten, s. Zsstzg., vgl. Oken 3, 1532 ff.; Nemnich 1196 ff.; Ps. 137, 2; Jes. 44, 4; Streckten die ausgehöhlten Stämme alter W–n ihre verkrüppelten Arme in die Luft. Freytag Soll 2, 255; Es scheinen die alten W–n so grau. G. 1, 146; Frisch wie eine W. 29, 261; Es pflanze dich an das Grab der Freund mir, | W. der Thränen. Kl. Od. 2, 105 (s. Thränen-W.); Man ergreift eben jede W., an der man hofft, aus dem Sturm emporklimmen zu können. JvMüller 6, 337; W–n wurden zum Binden und Pfählen des Weins in großen Weidichten [s. d.] angepflanzt. V. Ländl. 1, 132; Das Gestell und die Füße von W–en. Ov. 2, 102 = von W–n-Holz (vgl. bäumen II) etc.
2) (s. 1) andre Pflanzen, mehr oder minder ähnlich:
a) Spanische oder wilde W., auch: Bein-, Mund-, Rain-, Röhr-, Schul- [weil zur Dintenbereitung benutzt], Zaun-W., Ligustrum vulgare.
b) Schwarze W., Prunus padus, auch: Kandel-, Papst- W. oder -Wiede, welche Bez. aber auch für Viburnum lantana gelten (s. Patscherpe etc.).
c) Epilobium angustifolium. Nemnich (s. Weiderich). 3) aus Zweigen geflochtnes Band (Schlinge), häufiger Wiede (s. d.). Binden sie mit W–n. Körner Sch. 4, 98 (mit Wie- den. ebd.); An der W. büßt der Mann, | der etc. Simrock Gudr. 296 = er wird aufgeknüpft, gehängt; Dort garbet man es [das Korn] auf und bindet es mit W–n [Reim: schneiden]. Weckherlin 765 etc., vgl.: Eine Flechte von W–n-Zweigen. .. Die Wyd. Immermann M. 4, 117; Ihm behend ein geflochtens widens Band an den Fuß gelegt. Schaidenreißer 42a = Gesproß vom biegsamen Weidig. | Drauf ein Seil . . | flocht’ ich und band die Füße etc. V. Od. 10, 166.
Anm. In Bed. 3 (s. Wiede) ahd. wid, mhd. wide, wit, s. Benecke 3, 618b und das dort Angeführte (russ. Bna, niederd. Weed, s. Quickborn 329, engl. withe); in Bedeut. 1 ahd. wîda, mhd. wîde, s. Benecke 3, 620a etc., vergl. griech. ǟτéa, ags. vidig und vilig, engl. withy und willow, niederd. Wid und Wilg (s. d.), woraus Wichel (s. d.) etc., s. Quickborn 329 ff. Grundbed. offenbar: das Binden, vgl. lat. viere, binden (mit vimen, Gerte, Ruthe zum Binden; wohl auch vitis, Ranke, Rebe; ferner vietor, Faßbinder etc.), goth. vithan etc. (s. Anm. zu I. Wand; Wette; Eid). Wackern. Gl. 591; 604 stellt dazu auchahd.witu,mhd. wite, Holz („wie lat. lignum zu ligare“), s. Schm. 4, 200 und Krammetsvogel. Zu 1 (mit mundartl. Mz. Weidenen, s. Bruch-W.) gehört unmittelbar das Ew. weiden (s. d. I); ferner Weidicht. Zsstzgn (vgl. auch die von I, nam. für die mit * bez.) zu 3, s. Wiede; ferner ohne Bem. zu 1, nam. nach emnich, z.B.: *Ácker-: s. Sand-W. Ámts-: A. oder Elb-W., in Mecklbg. Salix viminalis, wovon in den großherzogl. Ämtern eine best. Anzahl vorschriftsmäßig gepflanzt werden muß, s. Boll Fl. 30; daraus wohl bei Nemnich die entstellten Namen: Arints-W.; Armets- W.; andre Namen (s. ebd.): Rothe Band-; Fischer-; große Flachs-; Grund-; Haar-; Hanf-; Korb-; Krebs-; Roth-; Sal-; Schuß-; Spitz-; Ufer-; Wasser-W. *Ánger-: s. Feldanger-W. Bách-: 3. Mos. 23, 40; Hiob 40, 17 etc., bes. S. helix, auch: niedrige Busch-, kleine Damm-, Hag(en)-, Heger-, Heck-, Heckrosen-, Rosen-, Sand- W., vgl. Bruch-W. Bánd-: zu Bändern (Wieden), nam. Amts-; aber auch: Dotter-, Rosmarin-W. Bástard-: S. ambigua. Bāūm-: im Ggstz. zu den Busch- (oder Strauch-, Erd-, Grund-) W–en, bes.: Fälber- W. Bāūmwoll(en)-: S. pentandria, mit langer Samenwolle, bittrer Rinde und glänzenden Blättern (s. Boll Fl. 31), auch: Bitter-, Blank-, Faul-, Fieber-, Lorbeer-, glatte Sal-, Schaf-, Schaft-, Stroh-W. Bēīn- [2a]. *Bérg-: s. Hohl-W. Bínd-:
1) Band-W.
2) [2] Clematis vitalba, Lilisch-W. Bítter-, Blánk-: s. Baumwollen-, Bruch-W. Brúch-: mit brüchig-spröden Zweigen, bes. S. fragilis; In der Größe der B–nen. Döbel 3, 21b; B., der man alle Zweige rückwärts mit der bloßen Hand herunterstreichen kann. IP. 8, 40; auch: hohe Bach-; Bitter-; Fieber-; Glas-; Knack(er)-; Knick-; Krach-; Roß-; Sprock-; Spröckel-; Sprödel-W. *Búsch-: s. Baum-W., nam. S. triandria. Dámm-: s. Bach-W. Dótter-: S. vitellina, mit dottergelben Zweigen, auch: Gold-W.; gelbe Band-, Bind-, Haar-, Kiefer-, Korb-W. Elb-: s. Amts-W. Erd-: Busch-W. Fāūl-: Baumwollen-W. Félber-: Salix alba, mit falbem oder fahlem (s. d., Anm.) Laub: Die matte F. Fallme- rayer Or. 1, 14, auch: Baum-; weiße Bruch-; Kamp-; Kolb-; Kopf-; Pappel-; Pott-; Silber-W. *Féld- (anger)-: S. incubacea, auch: Koppel-, Matten-, kleine Silber-W. Fīēber-: mit bittrer, früher (wie jetzt Chinarinde) gegens Fieber verordneter Rinde (Bitter-W.). Físcher-, Fláchs-: Amts-W. Gírl-: Rosmarin-W. Glās-: Bruch-W. Góld-: Dotter-W. Grúnd-: Busch-W. Hāār-: s. Amts-; Dotter-; Rosmarin-W. Hāg(en)-: s. Bach-; Pfahl-W. Hánf-: s. Amts-W. Hänge(l)-: S. babylonica, mit niederhangenden Zweigen, Trauer-W. Héck(rosen)-, *Hêge(r)-: s. Bach-W. Hōhl-: S. caprea, auch: Berg-, Palm-, Sal-, Seil-, Sohl-, Söhl-, Werft-W. Kámp(f)-: s. Felber-; Salbei-W. Kándel- [2b]. Kápp-: s. Kopf-W. Kīēfer-: s. Dotter-W. Knáck(er)-, Kníck-: s. Bruch-W. Kólb-: s. Felber-W. Kópf-: Felber-W. (s. d.), die man um die Zweige zu benutzen von Zeit zu Zeit köpft (oder kröpft). Auerbach Ed. 5; Schacht 103 etc., auch: Kapp-, Kopp-, Kropf-W. Bol Fl. 36, vgl. Sturm-W. *Kóppel-: s. Feld-W. Kórb-: zu Korbgeflecht dienend. Krách-: s. Bruch-W.: Aus Rinde der Krack-W. geflochten. vHorn rhD. 2, 13 etc. Krāūt-: S. herbacea. Krêbs-: s. Amts-W. Līlisch-: s. Band-W. 2. Lórbeer-: s. Baumwollen-W. Mátten-: s. Feld-W. *Mōōr-: S. repens. Múnd- [2a]. Pálm-: s. Hohl-W. Páppel-:
1) s. Felber- W.
2) [2] Schwarzpappel (s. d.): Daß der Bernstein am Eridanus von P–n geweint wird. W. Luc. 3, 431, so wohl auch Matthisson 90 etc., auch Rhein-W. Pāpst- [2b]. Pfāhl-, Pfirsich-: S. amygdalina, auch: Busch-, Hägen-, Schäl-, Schlick-W. Pótt-: Kopf-W. Rāīn- [2a]: vgl. auch (s. Pappel-W. 2) Rhein-W. Rȫhr- [2a]. Rōsen-: s. Bach-W. Rosmarīn-: S. rosmarinifolia, auch: Band-, Girl-, Grund-, kleine Haar-, Krebs-, Moor-W. *Róß-: s. Bruch-W. Rōth-: s. Amts-W. Sāl-: s. Hohl-W. (engl. sallow, schwed. sälge etc., vgl. lat. salix, wie ähnlich in Werft-W. αⅠ das Bstw. dem russ. ьepóa = Weide entspricht), vgl. Baumwoll-W.; Büsche von „Saal-W–n“ fassen den Bach ein. G. 14, 238; Thümmel 4, 113; 116 etc.; vgl.: Damit hauet der Biber große Bäume danieder, allermeist Sar- weiden. Stumpf 610b etc.; Sohl- W–n. Döbel 3, 20a; 70b etc. Salbēī-: S. aurita, auch: Kamp(f)-W. Sánd-: S. arenaria, (Stein-Acker-W.), s. Sandwicheln. Krünitz 9, 682 etc., vgl. auch: Bach-W. Sār-: s. Sal-W. Sátz-: Aste von Felber-W–n als Setzlinge zu Kopf-W–n. *Schāf-, Scháft-: s. Baumwoll- W. Schǟl-, Schlíck-: s. Pfahl-W. Schūl- [2a]. Schúß-: s. Amts-W. Sēē-: s. Seewedel. Sēīl-: Sal-W. Sílber-: s. Felber-, Feld-W. Sōhl-: s. Sal-, Hohl-W. Spítz-: s. Amts-W. Spróck-, Spröckel-, Sprȫd(el)-: s. Bruch-W. Stēīnacker-: s. Sand-W. Strāūch-: s. Busch-W. Strōh-: s. Baumwoll- W. Stúrm-: eine ungekröpft als Schutz gegen Sturmwinde emporwachsende Felber-W., s. Zöllner Reis. 350; Die trotzige St. Höfer V. 269. Süßholz- [2]: Unser Gärtner hat S–n setzen lassen und hofft, die Leute sollen davon zu dem neuen Cichorienkaffe .. gebrauchen. Möser Ph. 1, 119. Thrǟnen- (s. Hängel-W.). Brückner 232 etc., vgl. 1: Kl.,, auch Trauer-W. ūfer-: an Ufern wachsend, z. B.: Ihr U–n des Lethe! Hölderlin H. 1, 122; Reithard 234 etc., nam. = Amts-W., so auch: Wasser-W. V. Ländl. 3, 130. Wérft-: s. Sal-W., auch bloß: Werfte. Zāūn- [2a]. Zwérg-: S. arbuscula u. ä. m.