Faksimile 0694 | Seite 1516
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weh
II. Wêh, a. (s. I):
eine Schmerzempfindung ver- ursachend; mit solcher verbunden etc.: 1) selten (mehr oberd. als in der hochd. Schriftspr., s. Schm.) als attrib. Ew.: Die w–e Nüchternheit, die auf einen solchen Rausch folgt. Börne 5, 309; Ich habe .. ein w–es Herz. Cham. 5, 205; Es ist die w–este Stille in meinem Herzen, die ich berührt habe. Forster Br. 1, 237; Dem Seligsten in w–sten Brüdern dienend. Fouqué Dr. 1, 108, dem Heiland in der Pflege der Leidendsten dienend; Ein eigen w–es Gefühl schoß ihm durchs Herz. Gerstäcker BlW. 189; Von einem w–en Schmerz durchzuckt. Äq. 1, 101; 3, 296; Es ist eine w–e Empfindung, daß Sie nicht da sind. G. Stein 1, 105; Das berührte eine w–e Stelle in Lina’s Herzen. König Jer. 2, 282; Mit w–er, doch unausgesprochner Frage. Mosen Ah. 70; Hatte sehr w–e Augen. Stilling 3, 102; 108 etc. Gw. aber neben Zeitw., als Prädik. oder Adv., so: 2) mit sein, z. B.:
a) (selten) Wenn etwa der Leib vöm schaudernden Froste dir w. ist. V. H. 2, 13 etc., gw. nur unpersönl., z. B.:
b) Wie ist mir so herzlich w–e! Jer. 4, 19; Hiob 10, 15; Ps. 69, 30; Daß es ihr entsetzlich w. sei. G. 22, 25; Wo dem Schöpfer nicht wohl wurde bei einem Werke, da kann’s dem Beschauer ewig nur w. sein. Gutzkow R. 1, 4; Mir war so w. zu Sinne. Hesekiel Jen. 1, 251; Knebel 3, 2; Ist mir ordentlich w. ums Herz. W. Luc. 1, 52 etc.; Kind, wie w–e [war] mir, als ich dich gebar und noch endlos w–er, da man dich mir entreißt. Grabbe Hann. 127 etc.; auch (s. Sein I 4a): Das W.-Sein. Sch. 1221b etc.; ferner s. f; auch (c—e) mit abhäng. Vhen, z. B.:
c) Den edlen Jungfrauen war von vieler Arbeit w. Simrock N. 358 etc.
d) mit zu oder häufiger nach, zur Bez. Dessen, wonach man ein banges Sehnen, Verlangen empfindet: Es käm zur Weisheit Mancher meh[r], | wenn ihm nicht wär zur Buhlschaft w. Brant N. 13, 78; Nach Gold ist uns nicht w. Simrock (Echtermeyer 80); N. 315; So oft er auf die Frau | die Augen warf, war ihm so w. nach ihr. W. 11, 139; Mir ist w. nach der Heimath oder: die Heimath zu sehen (s. e).
e) mit abhäng. Satz, s. d Schluß, ferner: Mir ist ganz w. und bang [ich fürchte], daß unsre Freude | in Rauch aufgehe. Sch. 608b.
f) mundartl., verstärkt: Es ist (wird, macht etc.) mir wind (s. d.) und w. Schm. 4, 109 (vgl. III 2d8 Gotthelf u. bange II2a), z. B. Auerbach Ab. 273; Dicht. 2, 150 etc.; Es war ihn so wind und w. [es trieb ihn mit wahrer Angst], da weg zu kommen (s. e). Gotthelf G. 303; Hebel 2, 291; Stalder 2, 453; Schwäb. W. 532 etc.; auch: So ist ihm winn und w. Kompert Pfl. 2, 216 (mit der Erklärung: zum Weinen); Schm. (am Main) etc. 3) (s. 2) mit werden, z. B.:
a) (selten) Die dadurch in ihren Bewegungen immer weicher, züchtiger, ja w–er wurde. Zelter 6, 401 etc., s. übel 5c, gw.:
b) unpersönl.: Sie gebiert, ehe ihr w–e wird. Jes. 66, 7 (vgl. III 2c); Daß ihnen bange und w–e werden soll vor deiner Zukunft. 5. Mos. 2, 25; Es wird Einem w–e und übel (s. d. 5c) ums Herz. Kohl E. 3, 281. 4) mit thun (s. d. 8a) von etwas körperlich oder seelisch schmerzlich Empfundenen, mit einer Pers. oder Sache als Subj. und unpersönl., sehr gw.: Einem thut der Kopf, der Zahn, der Bauch, der Finger etc. w.; Es thut mir w–e im Herzen. Ps. 73, 21; Klag. 1, 20; Ich that mir w–e mit Fasten. Ps. 35, 13; 2. Sam. 12, 18; Jes. 58, 3 etc.; Es thut mir nicht leid [s. d. I 3. Stahr; Thümmel], daß ich’s gethan (denn es war recht); aber w–e thut es mir doch. Ense Gal. 1, 62; [Der Augenblick,] in welchem es Ihnen leid thun muß, mir w. gethan zu haben. Forster Br. 1, 841; Die Töne thaten mir in den Zähnen w. G. 19, 69; 15, 10; Kein Bösewicht, den nicht . . Das, wodurch er ihm im Leben w–e that, jetzt im Herzen steche und nage. H. Ph. 10, 280; Es that ihm w., daß sie nicht glücklich war mit ihm; w–er noch, daß etc. Lewald W. 3, 171; Hab vor deiner Thür gesungen, | Wind und Wetter that nicht w. WhMüller 1, 204; Die, die ihm am w–sten | gethan. Novalis (Wackern. 2, 1352³⁷); Sch. 425a etc., vgl. (s. III 2d, nam. Heine): Er hat euch wollen Leide und Wehe thun. Luther 6, 11b; Thu nicht Weh an andern Knaben, | wie du mir Weh angethan. Talvj 2, 52 etc.; ferner: (vgl. Angst I; II; Bange I; II etc.): Was mich wohl nicht krank, doch w–e und unlustig machte. Zelter 1, 396 etc.; Dies macht mir w. [„Weh“]. ChSchiller 1, 168 etc. 5) seltnere Verbind., s. 2a; 3a; 4 Schluß; ferner z.B.: Im Gemälde, das zwar der Antikennarr nicht gewahr wird, aber der Freund der Antike um so w–er fühlt. H. 11, 285; Den Eintretenden wohl oder w. anzusprechen berechnet. Seals- field Leg. 2, 245; Eh spännen wir .. uns die Finger wund und w. W. 11, 230 etc. 6) bibl.: Der Stab „W–e“, Ggstz. Stab „Sanft“ (s. d. 5). Zsstzgn, z. B.: Mir wird so abschieds-w. zu Muth. Ruge Nov. 8; Es that bitter-w. Auerbach Ab. 219 etc.; Das süß-w–e Sehnen nach Minne. VWeber 2, 205 etc.; Da wurde dem Wandrer so wunder-w. WhMüller 1, 168 etc.; Die Macht dieser zauber-w–en Töne. Ziehen NorddLeb. 1, 201 etc.