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Weh
III. Wêh, n., –(e)s; uv., –e, –en (s. 2c; d8); -:
1) die Interjekt. (s. I) als Ausruf, der W.-Ruf, z. B.: Ein W. ist dahin; siehe, es kommen noch zwei W. nach Dem. Off. 12, 9 (vgl. 8, 13; 11, 14 etc.) = Fin W. ist vorbei; siehe, noch 2 W. kommen. H. R. 7, 264 = Ein W–e ist vorüber; siehe, noch zwei W–e kommen nach Diesem. etc.; Wenn der arme König den Tugendheuchlern ein furchtbares W–e zuruft. HVoß JP. 43 etc.; auch: Blieb allein mit seinem W. und Ach (s. d. 2). Rückert Rost. 115b; G. 1, 13; Mit Ach und W. nach einem Mann weinen. Tieck V. Lärm 2, 1; Jeden Tropfen Lust mit Ach und W. erkaufen. Heinse A. 1, 167, s. 2.
2) etwas schmerzlich oder als Ubel Empfundnes und diese Empfindung (vgl. Wehtag, Wehthum und den Buchst. „W“), z. B. inein- andergreifend:
a) von körperl. Schmerzen und Krankheiten, gw. nur mit näherer Best., z. B. veralt., mundartl. mit Ew.: Fallend (s. d., Anm. 2) W. (schwzr.); Von dem kalten (s. d. 1b) W. Keisersberg Post. 31 = Fieber; Der Blutfluß und roth (s. d. 10) W. Agricola 477 (s. Ruhr I 1), allgem. mit Bstw.: Ihm Kopf-W., Zahn-W. und alles W. der Erde aus dem Grund kurieren. G. 9, 101 etc., s. Zsstzgn.
b) (s. a) dichterisch auch: das den Schmerz Verursachende: Als er aus der Wunde | das goldne W. |den Pfeil] zog. Ramler F. 1, 252, s. Augen-W.
c) (s. a) speciell: der mit dem Gebären verbundene Schmerz (eig. und übertr.): ) zumeist in Mz.: Die Wehen (vgl. Noth 2); Wahre; falsche; blinde (s. d. 4a, Günther 1002); wilde (Rockenph. 3, 185); weissagende (s. d. 2, vgl. rupfen 3b) W–en; Der nahen Entbindung | W–en durchzuckten ihr Mark und Gebein. Pyrker 93; Hart sind die W–en der Gebärerin. Sch. 239a etc.; bildl.: 159b; Die W–en der Zeit kommen nach der Geburt. Börne Par. 5, 30; Wo es etwas Bedeutsames gilt, hat die deutsche Nation alle Zeit ihre langsamen, schweren W–en. Monatbl. 1, 363a; Pfeffel Po. 3, 154 etc.; auch: Wenn sich der Strom [der Zuschauer] nach unsrer Bude drängt | und mit gewaltig wiederholten W–en | sich durch die enge Gnadenpforte zwängt. G. 11, 5 etc. s) seltner die Ez.: Jach durchzuckte sie W. auf W. .. Es wand ihr ein Knäbchen sich weinend vom Schoß. B. 62b etc.; daneben das weibl.: Kann auch. ehe denn ein Land die W–e kriegt, ein Volk geboren werden? etc. Jes. 66, 8 und Randgl.; Bei der ersten W–e wurde das Kind geboren. Stiling 4, 44 etc., s. γ; d. γ) dichterisch auch zuw. (vgl. Geburt 3): das mit W–en Geborne = Kind, z. B. (s. 8): Mein Kind .. hat er geopfert, die liebste meiner W–en. WHumboldt 3, 5. ó) Zsstzgn z. B.: Geburts-W–en, dolores veri ad partum, beginnen, wenn der Muttermund so weit sich erweitert hat, daß die Hüllen des Fötus sich zeigen .., indeß die Vor-W–en nur die Andeutung zur Geburt geben. Falke Th. 1, 315a; Daß ich .. in poetischen Geburts-W–en gelegen. W. Merck 2, 89; Eine göttliche Geburts-W–e [s. 8] des Gemüths. Immermann M. 4, 85 etc.; Der Tag, | an welchem sie mit ihr in Kindes-W–en lag. Bodmer 19 etc.; Nach-W–en .., die W–en, welche die Nachgeburt herauszubefördern den Zweck haben. Falke Th. 2, 144b; Träten nicht die Nach-W–en noch zu den Vor-W–en der Zukunft. IP. 36, 88 etc.; Bis von ihr in Todes-W–en | .. ein Sohn geboren ward. Rückert Morg. 1, 224 etc.; auch: Die Faust-W–en, die Künstler-W–en und die Berg-W–en und lächerlichen Geburten. Börne 3, 23 mit Bezug auf die Fabel vom kreißenden (s. d. 2) Berg (vgl. Mausgeburt) etc.
d) etwas dem Gefühl, sowohl dem körperlichen (s. a), als auch dem geistigen, seelischen Schmerzliches; Schmerz, Leid etc.: α) Ez.: Wo ist W., wo ist Leid? etc. Spr. 23, 29; Es that Beiden so wohl, mitten in allem dem W–e. Arnim 384; Da wird ein Wohl im W., so süß und bang. G. 3, 344; Das tiefste W. zu tragen. 6, 90; Was noch übrig ist von Schreck und W. 13, 241; In ew’gem Wechsel wiegt ein Wohl das W. | und schnelle Leiden unsre Freuden auf. 319; 292; Kein Gipfel des Glücks, kein Abgrund des W–es, dem nicht etc. 22, 391; Thun sie heimlich dir ein W–e. Heine Rom. 158 (vgl. II 4); Ein Lied für jeden Jubel, jedes W. Herwegh 1, 91; Daß da kein Leid und W–e mehr sein wird. Luther 6, 232a; 11b; Dem Schauplatz dieses W–s. Rückert Rost. 105b; Du bist Wehmutter meines W–s etc. Schlegel Rich. II. 2, 3; Klag’ um Klage, W. um W. Span. 2, 67; Euch geschieht von meinen Händen wieder W. Simrock N. 614; Da widerfuhr W. 617 etc. 8) seltnere Mz. (vgl. c): Das ist das schwarze W. der ältesten Wehen. Arndt 406; Der Leidende .. bangt, er arbeitet in W–en. Engel 7, 342; Die Folgen der angenommenen Ordnung .. Deutschland fühlte ihre W–en .. am tiefsten und bittersten. Görres V. 97; Da stillen sich die W–en; das Grimmen, Winden, Krümmen hört auf. Gotthelf U. 2, 183 (s. a, vgl. II 2f); Zerknirscht in heil’gen W–en. Haller 82; Der Menschheit Angst und W–en | fühlet mein gequältes Herz. Sch. 55b; Zehntausend W–n (s. e) .. | brütet mein Müßiggang. Tieck Auton. 1, 2 etc.
e) Übel, Unheil, Unglück, zuw. sich nah berührend mit d (vgl. Ggstz. Wohl), z. B.: über Wohl und W. des Ganzen . . entschieden. Fallmerayer Or. 2, 37; G. 21, 176; Du glänzend Nichts! o Rauch der Ehre, | dich kauf ich nicht mit wahrem W. Uz 2, 44; Erschien ihm zum W. der edle Orestes. V. Od. 3, 306; Wovon das Wohl oder W. meines Lebens abhängt. W. 21, 158; [Nichts] wird über ihn erhalten können, | die Lust ein Gut, den Schmerz ein W. [= Übel, versch. d; a] zu nennen. 3, 236 etc.
Zsstzg. zu 2, vgl. die von Schmerz, Leid etc., leicht zu mehren nach folg. Bsp. (s. Spate 2458): Ábschieds- [2d]: (vgl. Trennungs-W. etc.): Ein so trostloses Weinen sprach von mehr als gewöhnlichem A. Höfer V. 186 etc. Angst- [2d]: A. ergreift die Völker. Mendelssohn (2. Mos. 15, 14).
Aūgen-:
1) [2a].
2) [2d] (vgl. Schmerz, Schluß) Dich wiederum zu befreien jenes A–s. V. Ar. 3, 304. Bāūch- [2a]: Wand er sich, wie Einer, der B. hat. Gotthelf U. 2, 304; Stehend er an dem B. starb. HSachs H. 27; 28 (= profluvium ventris bei Eutrop); Über Stuhlzwang oder B. schreien. Musäus Ph. 2, 145 etc. Bēīcht- [2d]: ein gleichsam krankhafter Drang zu beichten. Keisersberg Aschenpr. 68. Bérg-:
1) [2d] Ein stilles B., eine Sehnsucht nach den Herrlichkeiten der Alpen. Petermann (64) 74a, vgl. Heim-W., 2) [2cd]. Brúst- [2a]: Weidner 270 etc. Erb-: erbliches, z. B.: Die Gicht, das E. Hagedorn 1, 176. Erden- [2d]: irdisches. Wackern. 4, 911³⁶; 937³ etc. Fāūst- [2cd]. Fórt- [2d]: So bewegt auch viele Personen ein F., ein umgekehrtes Heim-W., welches ihnen vorspiegelt, daß es anderwärts weit besser sein müsse. Gartenl. 10, 349a. Glīēder- [2a]: vgl. Gicht. Háls- [2a]. Hāūpt-:
1) [2d] hauptsächliches Weh.
2) [2a] Kopf-W. Stumpf 114a. Hēīm- [2d]:
1) eine schmerzliche Sehnsucht des von der Heimath Entfernten nach derselben, zuw. nam. bei Schweizern (s. Kuhreigen) sich bis zur förml. Krankheit steigernd (vgl. Jammer 3): Jch hab kein H., aber Wald-W. Auerbach Leb. 2, 276 (vgl. Berg-W.); Jenes Alpen-H. Gartenl. 12, 535b; Ich möchte Dies ein umgekehrtes H. nennen, eine Sehnsucht ins Weite. G. 25, 148 (s. Fort-W.); H. nach der katholischen Mutterkirche. Heine 5, 230; Das freundl. Leben zerfloß ihm | unter des H–s Gram. Wiedasch Od. 5, 153 etc.
2) (selten) Weh, das Einem die Heimath bereitet: Das rechte H., das Weh an der Heimath, empfand ich etc. OMüller Volk. 1, 22. Hérz- [2d; a]: An einem stillen H. hinzusiechen. Gutzkow R. 4, 401. Höllen- [2d]: (vgl. Ggstz Himmelslust): In diesen H–n | der Verzweiflung. B. 44a. Hüft- [2a]: V. Sh. 3, 547; Gicht, Podagra und H. W. 22, 114; (Den heftigen Schmerzen des „Huftswetz“. Ryff Th. 24). Hǖhner- [1a]: Glottiskrampf der Kinder . ., in höherm Grade .. „Juchkrampf, H.“ Bock D. 414 (vgl. stecken I 1c). Kíndes- [2cc]. Kópf- [2a]: Ein- oder halbseitiges (s. d.) K.; Wie strengst du alle deine Nerven bis | zum K. an und sinnest! W. HB. 1, 25; Weidner 270. Krēūz- [2a]: (s. Kreuz 4e). vHorn rhD. 2, 114. Künstler: z. B. [2cc]. Lēīb- [2a]: = Bauch-, Magen-W. Lénden- [2a]. Līēbes- [2d]: Da grüßt der Mond herunter | mit lichtem L. Heine Reis. 2, 274; W. 11, 127 etc. Māgen- [2a]. Mílz- [2a]: Wollt ihr M. haben und euch Seitenstechen lachen? Schlegel Sh. 2, 245 etc. Mútter-:
1) [2a] s. Mutter 2.
2) [2d] Weh, das eine Mutter empfindet (vgl. Wittwen-W.). Nāch-:
1) ein von Etwas nachbleibendes Weh, z. B.
a) in der seltnern Ez.: Ward ihnen wilder Taumel und schmerzliches N–e zu Theil. Bronner 1, 44; Der Unthat folget das N. V. Arat. 25 etc.; Das Podagra-N. König Saalf. 3, 308.
b) Mz., selten uv.: Wenn Einer siech ist gesein [gewesen] . ., so bleiben doch N. ein halbes Jahr in ihm. Keisersberg Post. 31 etc.; heute gw.: Von ihrem Umgange mit ungesunden Frauenspersonen ekelhafte N–en ausstehen. Forster R. 1, 179; Jahn V. 345; DMus. 14, 2, 43; Da ich .. die N–en einer bedenkl. Leidenschaft zu verwinden hatte. GSchröer Hauschr. 166; Thümmel 2, 10; Diese N–en einer noch nicht völlig ausgeheilten Wunde. W. 21, 80 etc.
2) [2cd]. Nīēren- [2a]. Tōdes-:
1) Todespein (s. d.).
2) [2cd]. Trénnungs- [2d]: Wo uns keine T–n | trüben. Kosegarten Rh. 1, 228. Vōr- [2cd]. Wáld-: s. Heim-, vgl. Berg-W. 1. Wíttwer- [2d]: Im W. Reithard 205. Zāhn- [2a]: G. 16, 304 u. ä. m.