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Web Webe Webel ~lig ~elig ~ling ~eling webeln weben Um-Web Um-Web ESchulze Weber Weberei webern webig Webling Webse Wecheln
Wêb, n., –(e)s; –e:
veralt. = die Webe (s. d., z. B. 1d): Ein „wepp“ anzetteln. Franck Last. J. 2a; Das grobe W–e ruft dem feinen höhnisch zu etc. Stoppe Parn. 146; vgl. Wupp, n. Stalder 2, 459; gw. Zsstzg.: Ge-: das Weben (s. d.) und bes.: dessen Erzeugnis (vgl. Gespinnst): 1) eine mittels einer mechanischen Vorrichtung hervorgebrachte regelmäßige Verschlingung von Fäden, und zwar in engrem Sinn (vgl. Gewirk) von rechtwinklig sich durchkreuzenden, s. Karmarsch 3, 588; M. 2, 299 (vgl. Stoff 1; Zeug; Kette 9 und die dort angeführten Ausdrücke): G. 5, 20; Warf die Verderbliche ein faltenreich | und künstlich sich verwirrendes G–e | ihm auf die Schultern, um das Haupt. 13, 37; Gutzkow R. 9, 269; Ein G–e mit goldener Spule sich wirkend. V. Od. 5, 62; 2, 94 ff., vgl.: Das „Gewurcht“ [Gewirk] oder „Gewepp“ Penelopä wieder auftrennen. Schaidenreißer 6a; Hemden von feinrem Gespinnst und G–e. W. 9, 290 etc.; Manche .. singt am G–e [webend]. V. Tib. 2, 1, 65; Arachne . . fleißiget noch als Spinn’ (s. 2eγ) ihr altes G–e [webt]. Ov. 1, 319 etc.; Zsstzg. z. B. Atlas-G. Karmarsch T. 3, 589; Bild-G–e. M. 2, 391 (s. Gebild 2); Doppel-G–e. T. 3, 589; Grund-G–e. 593 = Kette 9 (s. 2a, vgl. 2b); Zum Gewande wählt das Kunst-G–e [versch. 2a] | des Indiers. Sch. 496b; Das Luft-G. W. 12, 322, dünn und durchsichtig wie Luft (versch. 2c); Purpur- G–e. 13, 247; Sammt- G–e. Karmarsch 3, 594; Schimmer-G–e [schimmerndes]. Pyrker 159; Das Spitzen-G–e. IP. Hesp. 27 u. ä. m. 2) (s. 1) bildl., verallgemeint, z. B. (in einandergreifend):
a) mit Hervorhebung des Bildes vom Weben (s. d.), von Jneinanderschlingung der Fäden (s. d. 4d; e) in Kette (s. d. 9) und Einschlag (s. d. 13), sehr gw., z. B. Wenn die Natur das G–e unserer Empfindungen so gewebt hat, daß die Fäden von Liebe und Verlangen mit durch das Stück laufen, muß denn die ganze Weberei deßwegen zerrissen werden, um sie aus- einander zu ziehen? Bode Empf. 2, 83; Börne 2, 132; Das G–e unseres Lebens und Wirkens bildet sich aus gar versch. Fäden etc. G. 33, 80; 16, 79; 29, 358; 13, 250; H. Ph. 10, 351; 13, 204; R. 7, 36; 9, 381; König Kl. 2, 265; Prutz GschTh. 20; Scherr Bl. 1, 244; Sch. 703b; 704a; Schütze Hamb. 8; Spinnen und weben wir Alle an dem unendl. G–e des Schicksals etc. W. 17, 179; 24, 21; 32, 250; Denkw. 1, 167 etc.; Jugendeindrücke etc. .. weben das Grund-G–e, in welches spätere Schicksale und eine reife Vernunft nur den Einschlag geben. H. Ph. 13, 78; Die Spuren jener Textur der rohen Realität, welche die Aufzugfäden des feinen Kunst-G–es bilden. Schwegler (46) 264; Es möchten sich wohl die Einen [unter den Menschen] in dem Welt-G–e als Zettel, die Andern als Einschlag betrachten lassen etc. G. 3, 177 etc., s. d. Folg.
b) ein zusammenhängendes Ganze aus innig in einander, in Eins Verschlungenem etc., z. B.: α) Unser Leben soll ein G–e [eine Kette, Reihe] von Arbeiten sein. Jselin Tr. 263; Ich bebe | durchs Geriffe |durchs G–e | dieser Klippen. Rückert 6, 161 etc. ) ein Netz (s. d. 4) sich in einander oder um Etwas schlingender Pflanzen (vgl. c): Ein G–e | von Ulm’ und Rebe. B. 9b; Geßner 3, 22; Dort ringelt ihr G–e | die Bohn’. Matthisson 136; In felbstgepflanzte Schatten, | durch deren dünne G–e die Abendsonne scheint. W. 15, 173 etc.; Blatt- (Bronner 1, 61), Laub- (Tiedge 2, 22 etc.), Pflanzen- (König Saalf. 3, 219), Ranken- (Langbein L. 160), Waldes- (Fouqué Dr. 1, 19) G–e etc. —γ) das Gefüge (vgl. Textur, Struktur), woraus Naturkörper sich zusammensetzen od. eig., wor- aus die wirkende, schaffende Natur sie zusammensetzt, z. B.: Je mehr sie [die hohen Berge] mitten in dem G–e (s. a) der Gebirge selber liegen. Kohl A. 3, 362, vgl.: An den Wänden rankt (vgl. ) in buntem | Formenspiel des grauen Tropfsteins | geisterhaftes Stein-G. Scheffel Tr. 171 etc.; bes. aber: Die Theile eines Organismus, woraus alle andern zusammengesetzt sind, nennt man G–e etc. Oken 2, 10; Die Pflanze besteht aus G–en. 12 etc.; Grund-G–e: Das aus solchen Bläschen [Zellen] bestehende G–e heißt Zell-G–e, bei den Thieren wegen seiner Weichheit auch Schleim-G–e. .. Viererlei G–e ..: das Zell-G–e oder das unveränderte Bläschen-G–e ..; das Punkt-G–e in den Nerven ..; das Faser-G–e in den Muskeln ..; das Kugel-G–e in den Knochen. .. Das s. g. Horn- G–e, Haar-G–e u. s. w. ist .. eine veränderte Haut, mithin Zell-G–e. 4, 106 ff.; Das Zell-, Muskel-, Nerven-, Knochen-, Knorpel-, Horn-, Sehnen-, elastische, seröse, Lederhaut-, Schleimhaut-, Drüsen- und erektile G–e. Bock An. 21; Zahn-G–e. 22; Dieses Ausgeschwitzte . ., wenn es zu Festem und Neu-G–e wird. Ders. (Gartenl. 10, 198a); Unter dem Einflusse einer chronischen Entzündung bilden sich oft neue .. [abnorme] G–e (After- G–e). Falke Th. 1, 339b; Haupt-G–e. ebd.; Haut-G–e. Gurlt Phys. 22; Das Grund-G–e von Allem, auch in unserm Bau, sind Fibern. H. Ph. 3, 110; *Unsere Körper-G–e. Natur 4, 394b; Eine Spindelzelle, wie die des Binde-G–es oder des Muskels. Oppenheim 11, 41 etc. und außer der fachwissenschaftl. Sprache z. B.: Jm arachneīschen G–e | der empfindenden Natur. Sch. 2b; Jedes Fäserchen des wundervollen G–es eures Wesens, euer Gehirn. W. 7, 71 etc.; Personen von zartem Nerven-G–e. HB. 1, 154; Kl. Od. 1, 288 etc. (Von tausend Nerv- G–en. Sch. 2b) etc. d) bes.: etwas (mit oder wie mit Bedacht und planvoll) künstlich zu einem Ganzen in einander Geschlungnes (s. e): Desto bündiger, fester, gleicher wird das G–e seines Plans. Engel 1, 180; Hebel . ., der das G–e seiner Talente gleichsam wie ein Netz (s. ε) auswirft. G. 26, 341; Kein bloßes G–e übel an einander hangender Ungereimtheiten. L. 4, 59; Vergessen Sie das schreckliche G–e eines sinnlosen Traumes. Samps. 1, 7; Sie machen sehr tiefsinnige Abhandlungen . ., machen dieses gothische G–e mit Sentenzen der Alten erbaulich. Rabner 3, 5; Jetzt werden sie, was planlos ist geschehn, | weitsehend, planvoll mir zusammenknüpfen | und, was der Zorn .. mich sprechen ließ . ., | zu künstlichem G–e mir vereinen. Sch. 362a; Mythologie, ein räthselhaftes, unauflösliches G–e von .. Dichtungen. Schlegel Mißd. 79; Das zarte G–e der Entwicklung seines Geistes. W. 33, 21 etc.; Gleich einer unermüdeten Spinne (s. eγ) saß er im Mittelpunkte seiner Gedanken und Wort-G–e, ewig beschäftigt, den kleinen Vorrath von Begriffen in so klare und dünne Fäden auszuspinnen etc. 14, 142; Das liebliche Ton-G–e. 18, 276; Eine Fug’, ein Ton-G–e. Scheffel Tr. 109; Ein solcher Ausdrück war von Allem êingewoben | dem Trauin- G–e, das die Sterne dort erhoben. Rückert Rost. 69a etc. e) Sehr oft tritt zu d noch (vgl. Netz 3 und s. c; e) der Begriff des Umstrickenden etc. hinzu, z. B.: Sie zetteln [s. d.] ihre alten G–e wieder an, wo sie abgerissen, üben die alten Sykophantenkünste etc. Görres V. 57; Ein lügenhaft G–e knüpf’ ein Fremder | dem Fremden sinnreich und der List gewohnt | zur Falle vor die Füße. G. 13, 45; Alle G–e der Tyranneien | haut entzwei. 10, 255; Laß dich ins G–e | der Zweifelei nicht thöricht ein. 12, 131; Sch. 196a; Zerreißen will ich das G. der Arglist. 664b; Schlegel, (Wackern. 2, 1297³⁷); Muß ich .. entstricken das G–e | verworrner Thorheit? Rich. II. 4, 1; Das G–e von List und Trug zu entwirren. Schmarda 1, 464; W. 4, X etc.; Heimlichkeits- (Herrig 17, 106), Intrigen- (Oppen- heim 12, 225), Lug- und Trug- (228) G–e; Das Trug-G. sieht man jetzt schrecklich sich entfalten. Sch. 32a; List-, Lügen-, Ränke-G–e; Ein unwahres Schein- G–e. Gneist (Volksz. 12, 215) etc.
c) (vgl. be und 8) zuw. auch ohne den Begriff des Künstlichen und der (schlimmen) Absicht: Etwas, das sich um uns schlingt, uns umfängt etc.: Laß dieser Lüfte liebliches G. | uns leis’ umstricken. G. 13, 230; Hier ruh ich weich, vom Luft- G. umstrickt. ESchulze 3, 211 etc., vgl. weben = wehen etc.).
d) zuw. (vgl. Schleier 2f): Das Duft-G–e | der Frühe reißt. Schlegel Gd. 1, 325 etc.
e) G., als von Thieren Erzeugtes, z. B.: a) Dein [der Biene] G. Rückert Erb. 2, 96, vgl. weben 3g; Wabe, Gewirk. ) Das köstliche G. entwickelt er [der Seidenwurm] | aus seinem Jnnersten. G. 13, 212 etc. γ) bes. oft: das Netz (s. d. 2) der Spinnen, eig. und übertr., theils nach be, theils als Bez. für etwas Schwaches, Haltloses, Nichtiges etc.: G. 13, 145; Stolberg 263 etc.; Spinn- (Gartenl. 12, 537b; Rachel 4, 52; Sch. 485a etc.), Spinne- (G. 22, 103 etc.), Spinnen- (SClara EfA. 1, 196; Claudius 4, 68; G. 21, 126; Klinger F. 50; V. Od. 16, 135; W. 14, 98 etc.) G(–e), auch: Das Spinnweb (s. d.), die Spinnwebe (s. d.). Spínn- etc.: s. Gewebe 2eγ, z. B.: Sie wirken Spinneweb. .. Ihr Spinneweb taugt nicht zu Kleidern etc. Jes. 59, 5 ff. (vgl.: Die ihr Sp–e wirktet. Schlegel Gd. 1, 335); Ein Spinnenweb. Fischart B. 45b; Daß die kleinen Mücken nicht durch die „Spinnenwepp“ flögen. 132a; Dünn wie Sp. ist ihr Schleier. Freiligrath SW. 1, 68; Ein Sp. Grabbe Hann. 24; Glichen bloßem Sp. .. Dieses Sp. Heine 6, 167; Wo jetzt der Sommerfäden | lichtes Sp. durch die Luft fährt. Scheffel 207 etc., s. Webe II 1d.
~e: I. n.:
s. Web. II. f.; –n:
1) zu weben 2, vgl. Geweb, z. B.:
a) Schön .. eilt .. dein Garn zur W. V. 3, 133; Mit Leinwand, | hausgesponnenes Garns und zarterer W. des Auslands. 1, 171; Fest am Baum ist die Web’. Ov. 1, 315 etc.
b) (s. a) ein Stück (s. d. 10a) Leinwand: Eine W. Linnen. Talvj 2, 178.
c) (s. Geweb 2ec) veralt., mundartl. = Wabe (s. d.). Ryff Th. 310 etc.; Honig-W.
d) (s. a und Geweb 2eγ) Ihr [Spinnen] könnt nun die Fliege getrost verzehren, die ich in eure W–n gebracht. Novalis 1, 140; Nicht mit so duftiger Web’ umspannt die Balken Arachne. V. Ov. 1, 217 etc., vgl.: Ulyssis Bett . ., welches .. die Spinnen mit ihren „Weppen“ überzogen. Schaidenreißer 67a [16, 34], s. Web. Dazu: Gras-, Sommer-W–n = Sommerfäden(s.d.) und bes.: Seine Zuversicht vergeht und seine Hoffnung ist eine Spinneweb. Hiob 8, 14; Wie die Spinn-W–n am Baum im Mondschein glänzen! Arnim 105; Da sie [die Gerechtigkeit] jene staubigen Spinne-W–n zerriß, in denen Einfalt und Armuth gefangen werden, während daß List und Reichthum durch sie dahinfahren. Engel 4, 86; Thun Sie doch nicht, als wenn Ihr Körper eine Spinne-W. wäre, die so leicht erschüttert werden könnte. Gellert 3, 243; G. 12, 83; 21, 131; 37, 133; Gutzkow R. 6, 332; 8, 329; Sieh, wie du aus der verfluchten Spinn-W. herauskommst. Keller gH. 4, 31; Höhere Geister sehen die zarten Spinnen- W–n einer That durch die ganze Dehnung des Weltsystems laufen. Sch. 144a; V. 1, 198; W. 13, 90; 21, 119; Sich .. in dialektische Spinne-W–n zu verfangen. 22, 325; 23, 149; Mit Stricken von der Spinne-W. gebunden. Luc. 4, 161; Zinkgräf 1, 304 etc.; (Bergb.) Spinne-W–n abkehren, den Kehraus machen, die letzten Erze aus einer Grube herausschaffen, s. Jablonsky 1110b etc.; vgl. (in unentschiedner Form in Betreff des Genus, s. Spinn- Web): Fein wie Spinne-W. H. R. 7, 108; Mit Spinne- W–n überzogen. Matthisson E. 1, 188; W. 11, 228; Luc. 6, 182 etc. und veralt.: Ein Spinn in einer Spinn- (Keisersberg Post. 3, 65a), Spinnen- (Ders., Wackern. 3, 687) Wepp etc.; mundartl. Spinnwupp(en). Schm. 4, 122; Spinnwuppele. Stalder 2, 384; Eine Fliege in einer Spinnhubbele. Gotthelf Sch. 364; 15 etc. Fortbild.: Spinnweb, -en (als Zeitw. und Ew.); -ig, -isch. 2) zu weben 1:
a) = Wehe (s. d.) in Zsstzgn zur Bez. einer vom stöbernden Wind zusammengeweheten Masse, z.B.: Von den Sand-W–n desTageszugedeckt. G. Zelt. 3, 76 etc. und bes. in Bezug auf Schnee (s. Wende 4): Der Morgenwind jagte leichte Gestöber an den Bergen. .. Desto stärker trieben aber die Wind-W–n an dem Boden hin. G. 14, 227; Durch Wind-W–n ein rüstiger Schreiter. Rückert 6, 33 etc.
b) bibl.: 2. Mos. 35, 22 mit Randgl.: Ein Opfer oder Gabe zu Gottesdienst heißt darum ein Hebe oder Hebeopfer, daß man es dem Herrn stracks [s. d. 1b] emporhub; W. aber heißt es, daß man’s hin- und herzog in vier Örter, gegen Morgen, Abend, Mittag und Mitternacht, s. weben 2 und Gesenius s. v. π⏒; ⏒ꝛ
~el: 1) m., –s; uv.:
st. Weibel (s. d.) in Zsstzg.: Feld-W., s. Sergeant; Die Feld-W–in [Frau des Sergeanten]. Temme Verbrech. 4, 14.
2) n., –s; uv.: (mundartl.) Einschlag, Werft des Gewebes. Adelung.
~(e)lig~(e)lig, a.:
(mundartl.) rege, lebhaft, thätig. Ders.
~(e)ling~(e)ling, m., –(e)s; –e:
(mundartl., veralt.):
1) Einer, der sich unstät hin und her bewegt: Ich bin feind den Weblingen. Luther 1, 524b = Ich hasse die Flattergeister. Ps. 119, 113.
2) Schiff.: s. Webe-Leine.
~eln, intr.:
1) = weben 1 (s. d., vgl. wiebeln): Um nur zu leben und fort-zu-w. G. Zelt. 3, 331; Unsere Faustiade ruht nun wieder, um langsam nach-zu-w. Zelter 3, 114 etc.
2) s. weibeln.
~en: I. a.:
in Zsstzg.: Spínn-: aus Spinnwebe bestehnd (s. spinnwebig): Alle die sp–en Fäden, mit denen sie [die Diplomaten] ihre haltlosen Gewebe knüpfen. Volksz. 8, 262 etc. II. als Zeitw.: s. Anm. zu wabbeln:
1) intr. (haben): sich regen und bewegen (vgl. webeln, wiebeln, webern), z. B.: in der häufigen Reimverbind.: Leben (s. d. 1m) und w.; ferner: Wie eine w–de Spreu. 29, 5; Wenn der Wind „webd“. Hiob 37, 21 (wo neuernde Ausg. weht ändern, ähnlich Ps. 78, 26; Hoh. 4, 16; Matth. 7, 25); Jes. 57, 16 etc.; B. 8a; Des Himmelsknaben Bildnis | webt [schwebt] so schön vor Stirn und Auge. G. 1, 203; Schwarzes Haar auf runder Stirne webet. 2, 112; Gleich uns bewegen sie sich all | und w., jauchzen um ihn her. 7, 240; Ach, könnt ich .. auf Wiesen in deinem Dämmer w.! 11, 19; 24; Geister . ., | die zw. Erd’ und Himmel herrschend w. 47; 150; Der Frühling webt schon in den Birken. 169; 13, 233; 14, 61; Fühle, was ich in dem W. | dieser Himmelsluft gefühlt. 22, 228; 29, 341; 31, 18; Nach langem stillem W. und Wirken vegetabilischer Kräfte. 32, 116; 152; Gabriele webet und weset in der vornehmen, ausgebildeten Welt. 32, 284; 35, 402; W. oder webern [Ps. 65, 9] heißt so viel als sich bewegen. . . W. heißt rührig sein mit den Gliadmaßen, schaffen und arbeiten mit den Händen etwas Gutes. Hebel 3, 481; Heine Rom. 206; Unter dem w–den Baum. H. R. 7, 18; 19 etc.; Hungari 1, 352; Der Hauch ihrer Nähe webte noch in dem kleinen Zimmer. Immermann M. 4, 84; Jacob Hor. 2, 125; Diese Lieder w. um daseiende Ggstde, um eine lebendige Welt. Jris 6, 454; Das W., Wiebeln und Wimmeln der großen Stadt. König Selts. Gsch. 294; Ein graues Dämmerlicht webte über dem Garten. Lewald W. 4, 80; Geld, das im Handel webt. Luther 1, 196a; 312b; SW. 46, 289; 64, 88 etc.; Der Elfen Tanz webt leis’ am Weidenmoor. Matthisson 166; 115; Meißner Gd. 104; Da wandeln Schiffe, webt das Ungeheuer, | das etc. Mendelssohn Ps. 104, 26; Morg. 211; Reithard 62; Roquette Waldm. 3; 17; 31; Hoch über der Zeit und dem Raume webt | lebendig der höchste Gedanke. Sch. 89b; Wie Zaubers Kräfte unbegreiflich w. 502b etc.; Von einer Kraft erfüllt, die durch das Ganze webt. Tiedge Ur. 26; V. 3, 223 etc.; So scheint ein thierisch Leben | auf einmal in dem Holz zu w. W. 12, 10; 69; 134; 14, 203; 20, 254; 31, 405; Luc. 3, 417 etc., s. auch 3h; ferner in Zsstzg. des adjekt. Partic. Präs. und des subst. Infin.: Durch eine allw–de Sympathie verbrüdert. Sch. 705b etc.; Dieses reiche Spiel von Geistes-W. Ense D. 6, 167; O süß Empfangen, sel’ges Geben! jo schönes Ineinander-W. (vgl. 3). Geibel 342; Der Geist .. reißt gewaltig, wie Windes- W. | auch den untersten Reiter mit. Sch. 322b; Ein tolles Zauber-W. Heine Lied. 68 etc.
2) tr., faktit. zu 1, z. B. bibl. von einer Art des Opferns (s. Webe 2b). 3. Mos. 8, 27; 29 etc.; ferner: Wenn der Herr Zebaoth die Hand über sie w. wird. Jes. 19, 16 [schwingen. Zunz]; Zach. 2, 9; Wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebet wird. Jak. 1, 6 etc.; Ihr wollet euch nicht allerlei Wind wiegen und w. und von des Herrn Christi Wort abführen .. lassen. Mathesius Lthr. 193b etc. und z. B. noch: Als er das Kind geküsst | und auf den Armen sanft gewebt. B. 174b (= Küßte sein liebes Kind und wiegt’ es sanft in den Armen. V. Il. 6, 474); Der Palmbaum webete seine Zweige. H. 9, 66; und von Mendelssohn 4, 1, 241 getadelt: Die Locken bei Seite w. etc., s. auch 3f.
3) (vgl. 2) ein Gewebe (s. d. 1; 2) machen. Hier gilt neben der schwachen auch starke Abwandlung: wob, wöbe; gewoben (veralt. geweben):
a) eig.: durch regelmäßige Verschlingung von Fäden ein Gewebe (s. d. 1) machen, von Pers., die am Webstuhl (s. d.) wirken (s. d.) mit und ohne Obj., z. B.: Damast, auf dessen vorderer Fläche Adam und Eva .. gewebt waren. Arnim 150; Ward .. von Amianth | ihm ein Todtenhemd gewebet. Brockes 9, 55; Der [Weber] hat’s [das Garn] gewebt zu Leinewand. Cham. 3, 63; Forster Sak. 87; Freiligrath 2, 230; Bei dem Damast-W. G. 37, 359; Daß dort der Weiber Zunft | Geschäfte trieb und ihre Männer webten. Hagedorn 2, 288; Arachne webte nicht wie sie. Nicolai 5, 99; Wie viel sie den .. Tag über gewebt, hat sie .. zu Nacht .. wieder aufgewirkt. Schaidenreißer 99b [24, 140, vgl.: Alles, was sie bei Tag thut wiffeln, | thut sie bei Nacht wieder auftriffeln. HSachs 3, 2, 92d]; Stumpf 403a; V. Il. 22, 440; Sie wirkt und webt und stickt. W. 23, 317; Kaum mit etwas mehr als gewebter Luft [s. d. 3] umhüllt. 4, 154 (12, 284 etc.); Wie aus Schnee gewebt [schneeweiß]. 20, 115 etc.; Dicht-; dünne- (Wackern. 3, 647³⁵); schön- (V. Od. 13, 136) gewebt etc.; Das goldgewebte Polster. Sch. 13a etc.; Die selbst gewebten Linnen. Reithard 53 etc.; ferner: Der selbst-w–de Stuhl [s. Kraftstuhl]. Karmarsch M. 2, 488 etc.; starkformig: So manchen Schleier | wob ihre Hand. Beck Arm. 195; Cham. 4, 222; Müllner 3, 123 etc.; Als wöben Geisterhände. Uhland 405 etc.; Das Linnen .. gewoben. Möser Osn. 1, 107; Am Vorhang blau- gewoben. Schlegel Gd. 1, 239 etc. (veralt.: Geweben. Eppendorf 35; Garzoni 468a; 567b; 846a; HSachs G. 2, 151 etc.). Auch refl., z. B. mit sachl. Subj. (vgl. Es 7): Dies Muster webt sich leicht, schwer etc., aber auch: [Der Webergesell] webte sich solchergestalt glücklich an dem Main hinauf und nach Frankfurt. Hebel 3, 429, schlug, brachte sich w–d durch etc. Dazu bildl., verallgemeint (vgl. Gewebe 2), z. B.:
b) von spinnenden Insekten (s. Gewebe 2eó; γ): Daß sie [Arachne als Spinne] wirken und w. müsse. Opitz (Wackern. 3, 646⁷); Ramler F. 3, 101; Wie die Spinne, aus dem Stoff seines eigenen Lebens ein Kunstwerk zu w. (s. c). Thümmel 3, 50; Man hätt’ im Saal | das W. einer Spinne hören mögen. W. 11, 120; Ein leichtes Nachtgewand, | so zart, als hätten Spinnen es gewebet. 20, 286 etc.
c) Schiff.: W. (wewen) die Webeleinen (s. d.) an die Wanten schlagen.
d) (s. Gewebe 2a, auch in Betreff der leicht zu mehrenden Belege) mit deutlicher Hervorhebung des Bildes: Was das heil’ge Drei, die schwarzen | Schwestern unvermeidlich w. Arndt 22 (s. Parce); Er webte fein mit falschem Mund| das Netz, womit er sie umschlang. Cham. 3, 287; Schon ruft der Lenz die Sonne, | bald w. sie ein Blumenkleid. 6, 244; [Pflanzen] w. ein goldnes Netz, uns hold zu überlauben. Eichendorf Phil. 131; Ein Band, das war gewoben aus Glaube, Freiheit, Wissen, Kunst. Freiligrath 1, 268; Das Zeug, worauf gestickt werden soll, muß weite Fäden haben und zu einer komischen Oper muß es absolut wie Marli gewoben sein. G. 24, 249; Zelt. 1, 127; Sanft Gewebe, das die Hand des zartesten Künstlers spann und die Hand des Menschenfreunds in unsere Natur webte. H. R. 7, 36; Diese Familie ist sehr genau verbunden, obgleich das Band, das sie zusammenhält, oft nur aus Zänkerei gewebt ist. Leisewitz (Herrig 31, 407); Spinne Zauber dir aus meinem Fluch | und webe dir daraus ein Schleiertuch etc. Lenau A. 116; Amore woben | einen magischen Flor um die Vermählten. Matthisson 103; Die grüne Mütze, die der Rasen dem Felsen ums Haub wob. Putlitz W. 73; Roquette Waldm. 75; Wem .. Leichtsinn an dem eitlen Webstuhl sitzt, | oDer webet statt des Friedens Reue, | webt ein Band, das nimmer, nimmer nützt. CRudolph NGd. 205; Der dies Band um eure hellen Sinne wob. Sch. 408b; 79b; Die Lebensfäden, die mir jenseits gewoben [gesponnen. 254] sind. M. 2, 131; Die im zärtsten Netz, das Amor je gewoben, | .. sich fing. W. 11, 224; 17, 179; Daß ihr .. die Schlinge nicht so unsichtbar w. konntet, daß etc. 21, 78; Die Hand, welche das Gewebe unserer Schickungen webt. Denkw. 1, 167 etc.; auch zuw. refl.: Ich soll erkennen .., daß alle List | und alles heimliche Gewebe sich | allein in meinem Kopfe spinnt und webt. G. 13, 189 etc. S. das Folg., worin das Bild mehr zurücktritt:
e) (s. d) = schlingen, knüpfen, flechten etc. (zuw. nah grenzend an f; s. auch durch-w. II1; 3): Mein Sohn, in dessen .. Leben | mein Geist gewebet war. Bodmer 103; Hat Menzel mir den Lorbeerkranz gewoben. Cham. 4, 82; Die Tannenwälder, noch halb in Nacht gewebt [gehüllt, wie in ein Gewand; davon umschlungen]. KEgEbert (Kurz 3, 368b); Indem er .. die durcheinander gewebten Gesträuche zerriß. Geßner 2, 30; Hebel 3, 480; Wo ist die Hütte, drum er [Beranger] nicht gewoben | hätt’ einen Paradieses Heil’genschein? Herwegh 1, 93; Da werde der luftige | Reigen gewebt. Matthisson 57 (vergl. 166; 155 in 1 und f, doch s. u.: Uhland); Je dichter ich sein Lob in meine Rede webte. Nicolai 2, 24; Mich [Rose] wird die Jugend um die Becher w. Platen 1, 189; 2, 34; Und was Quälendes sonst in das Leben ein Dämon wob. 211; Wo der .. Weinstock | um Platanen wob unzählige Ranken. 4, 282; Die Frauen, sie flechten und w. | himmlische Rosen ins irdische Leben. Sch. 80b; Wo die Jugend .. durch sie den Reigen webt. Uhland 434 (s. o. Matthisson); Ihr Witz webte sie [die Irrthümer] in ein System etc. W. 6, 272; Aus der obersten Luft, die um die Erde gewebt ist. 26, 60 etc., auch refl.: Es können Hydern sich um deine Schenkel w. Gerstenberg (Kurz 2, 534b); Wie Alles sich zum Ganzen webt. G. 11, 21; In seine deutsche Schreibart webte sich vielmehr Winckelmann’s Seele. H. 11, 378; Kl. Od. 1, 62 (s. fort-w. 3); Sein Bild webte sich leuchtend durch die Träume. Lewald W. 4, 13; Der Schönheit goldner Gürtel webet | sich mild in seine Lebensbahn. Sch. 24b; Die Hecken und Ranken woben | sich um den Fürstenbau. Uhland 462 etc.; s. auch h.
f) Etwas wirkend schaffen, hervorbringen etc., sich nah berührend mit 2 als faktit. zu 1, vgl. auch e; g; h: Du süßes Bild, aus Licht gewoben. Arndt 147; Die Blättchen, wer hat sie so zart ihm gewoben? Echtermeyer 370; Fallmerayer Mor. 1, 3; Die glücklichen Züge, welche die Natur auserkoren hat, um daraus die Schönheit zu w. Forster Jt. 2, 184; Der Nebelrauch.. webt undeutliche Gestalten. G. 10, 243; Was w. Die dort um den Rabenstein? 11, 197 (vgl. 1); Er [der Schriftsteller Salvandy] webt und wirkt in den neuesten Zeiten. 33, 54 [sein Roman bewegt sich in diesen]; Der Geist, der erscheinen will, webt sich eine zarte Trübe. 40, 64; Der wachend Träume webt. Gotter 2, 50; Aus Licht und Schatten webten sie | der Menschen täuschend Dasein hie. H. 15, 6; So sympathetisch webte die allgemeine Mutter . den menschlichen Körper. Ph. 3, 221; R. 9, 387; Der den Mord ihm webete. WHumboldt 3, 89; Matthisson 151; Nicolai 6, 100; [Die Sterne] woben einen Traum. Rückert Rost. 69a; 77a; W. 2, 136; Dies Gedicht, gewebt aus Licht und Leiden. Schlegel Gd. 1, 25; 135; FSchlegel Al. 44; Ein Weib .., | aus Rosengluth und Lilienschein gewoben. W. 20, 85; So jung, so schön, so ganz aus Liebeszunder | gewebt. 156; 237; Webt Oberon ein neues Traumgesicht | vor ihre Stirn. 107; 28, 376 etc., auch refl.: Wenn das Sterngezelt sich wob [die Nacht kam]. Giesebrecht Ep. 6; Doch haben sich oben | Goldwölkchen gewoben. KMayer 110; Als rasch zum Sturz der Franken | der mächt’ge Bund sich wob. Platen 1, 243 etc.
g) (s. f) auch von Thieren, z. B.: Wenn der Vogel .. | mit der Sie ein Nestlein webt. Hebel 2, 164 und bes. (s. Geweb 2ec): Zu einem Bienenbaue, | zeigend, wie so fein gewoben | jede dieser kleinen Zellen. Werner Osts. 1, 28 etc., vgl.: Wie die Honigwaben [s. d.] .. wurden auch die Felswände aus Stäubchen und Partikeln gewcben. Kohl A. 3, 329 etc.
h) von Pferden: sich wie ein Weber (s. d. 1a; 2e) fortwährend mit Kopf und Vorderleib hin- und herbewegen (vgl. 1). Falke 2, 430b, auch ,,leinewebern“. 66a; „weifen“. 432b. Pferde, die diese Un- art an sich haben, heißen: (Leine-) Weber.
i) pass. Partic. mit Bstw. s. a, ferner zu d—g, z. B.: Unterm blattgewebten Teppich [e]| hör ich Nachtigallen. Platen 1, 86 (vgl.: Blattgewebe, s. Gewebe 2b, ugw. dagegen, in Bezug auf das Weben mit dem Rietblatt, s. d.: Gleichsam aus Lust und Furcht zusammen blattgewebt. Baggesen 4, 151); Deckt mit dichtgewebtem Flor | die lieblichste von allen Scenen. G. 12, 98 (s. d; a); Wenn Todesgewande den Thron ihr | donnergewebt (a; f) umgraun. Baggesen 1, 5; Ein leichtes duf tgewobnes (f) Traumbild. Gutzkow R. 2, 390; So feingewobenen Stoffen [wie Göthe’s Tasso, s. a; d; f]. Devrient 3, 369; Florgewebte Silberwölkchen [d; f]. Hungari 2, 629; Ihr goldgewebten [f] Träume. Sch. 5a; Etwas so Durchsichtigrs, Licht- gewobenes (f). G. 14, 193; Luftgewobenen (f) süßen Schaum. Prutz W. 3; Von dieser Lüge schlaugewebten (d; f) Banden | ward unser redlich Herz umstrickt. Sch. 30b etc. k) (selten) Die frevelhafte Fädelung und Webung des dunkeln Handels (vgl. d; f). Arndt Ber. 86. l) Weber, s. u. Zsstzg. ohne Bem. zu 3, vgl. wirken, spinnen etc., z. B.: Ab-: (das Aufgewundne) zu Ende weben, eig. und übertr.: Nun der Feinde Rach’ ihr Garn hat abgewebt [vollendet, ihren Zweck erreicht]. Gryphius Fr. 403; Des Glücks unerforschlichen Knäul | webt ab die leitende Zeit mir. H. 15, 145 (Thümmel 2, 245); Da ich .. das Gleichnis a. wollte [vgl. ausspinnen etc.]. IP. 15, 143; Abgewoben. 7, 99 etc. webend anfügen: Angewebte .. Kante. Guhl 2, 225; Nicolai 4, 4; Der Vf., der dem Allgemeinsten das Bestimmte weniger ein- als anwebt. IP. 36, XIV; 41, 50 etc.
An-: Āūf-:
1) Das Garn etc. a., zu Ende weben, webend aufbrauchen (s. ver-w. 2b).
2) ein Gewebe auftrennen, auflösen (ent-w.): Das webt keiner der Denker auf, | was vor Irren sie damals ging. Kl. Od. 1, 112.
3) [1] Wie jener Silbersee (s. d. bei Campe) dort mit Lebendigem aufwebt. H., selten. Aūs-:
1) zu Ende weben.
2) (s. ausspinnen 2) Das Bild ist .. in die passendste Allegorie ausgewebt. W. HB. 1, 300. Be-: Wenn sie den Eintrag (s. d. 1b) mit Faden bewebt. Stolberg 12, 386 etc., auch [3f]: Derselbe Schädel war .. | mit Nerven, Muskeln, Fleisch und Haut .. bewebt [von der wirkenden Natur bekleidet]. Brockes 9, 413 und refl.: Zum Acker taugt der zusammenfallende Haufen nicht, er bewebt sich nicht einmal [bekleidet sich nicht mit einer Grasdecke?]. Alexis (DMus. 1, 1, 595). I. Dúrch-: hindurch-w.; Etwas so ein-w., daß es sich durchs Ganze hindurchzieht: Hatte der Vf. noch einen feinen Faden der Einheit durchgewebt. H. R. 7, 83 etc., s. II 2. II. Durch-: das Objekt webend durchziehn (vgl. um-w. II 2): 1) [1] Dämmerschein, | der du dies Heiligthum durchwebst. G. 11, 115; Unsere Gedanken, die sich .. so flüchtig wie Blitze wechselseitig entwickeln und d. 18, 328; Wo die Wurzel der Andes | die Erde durchwebt. Heine 15, 126; Von der unsichtbaren organischen Kraft, die hier Alles durchwebt. H. Ph. 3, 174; Auch das Trübe soll im Leben | mir ein Liedesglanz d. KMayer 118; Ein Silberflor durchwebet | den ernsten Eichenhain. Neuffer (Sch. Mus. 86); Uns ward, sie herrschend zu d., | frei die Welt gegeben. Sch. 3b; Ein jugendlicher Maienschwung | durchwebt .. Luft, Himmel, Meer und Erde. 10b etc., s. 3. 2) [3a; e] vgl. I, z.B.: Dem weißen Gespinnst durchwebte sie purpurne Zeichen. V. Ov. 1, 355 etc.; häusiger: Während das Weib .. mit rasselndem Kamm die gewechselten Faden durchwebef. Ländl. 3, 27; Mit Handlungen die Handlung zu d. G. 6, 243; Eitelkeit, derentwegen sie .. ihr dummes Geschwätz mit fremden Worten durchwebt. Hamb. Th. 1, 3, 69; Den ätherischen Leib mit soviel Lichtstoff zu d., daß etc. W. 22, 359 etc., auch refl.: Stoffe, die sich .. auf die wundersamste .. Weise mit . . den nationalen Sagen d. und verflechten. Prutz GschTh. 60 etc., s. 3.
3) Genau genommen gehört als Pass. zu 1: Etwas ist durchwebt von oder zu 2: mit Etwas, doch wird bei der nahen Berührung von weben 1 und 3 (in übertr. Bed.) dieser Untersch. nicht immer beobachtet, z. B.:
a) Die heilige, kraftvolle Form, die aus den Händen des größten Bildners kam und von seinem Hauch durchwebet (1) dastand. H. 11, 296 etc.; Die von grünen Rainen etc. .. durchwebten (2) Felder. Hausbl. (60) 1, 187; Kl. 11, 207; Kohl E. 3, 237; Diesen von .. Schlingpflanzen durchwebten Wald. Natur 13, 142b; Kiemenbögen, woran von zahllosen Blutgefäßen durchwebte Blättchen sitzen. Lenz Nat. 3, 48 etc., auch: Winkel, der eben noch von purpurner Luft durchwoben (1; 2) war. Hartmann Unst. 2, 155; Von Spinnennetz durchwoben (2). Grün Sch. 49; Herrig 30, 301 etc.
b) Ihre Kleidung war mit Federn durchwebt. Forster R. 1, 105; Diese so angenehmen .. Besuche waren aber auch mit solchen durchwebt, die etc. G. 22, 260; 30, 7; Ein .. mit seidnen Streifen durchwebtes Tüllkleid. Gutzkow Z. 4, 221; Rundgesang, | mit Saitenspiel durchwebt. Langbein L. 93; Aus einer mit Empfindungen nur sparsam durchwebten Reihe von Bildern eine mit Bildern nur sparsam durchflochtene Folge von Empfindungen gemacht. L. 6, 476; JvMüller 10, 22; Seine Wissenschaft .. war ganz mit seinem Geiste durchwebt (1). Sturz 1, 130; Uhland 149; V. Th. 3, 23; W. 1, 104; 12, 312; 14, 203; 33, 310; Zachariä 1, 267 etc., auch: Mit Rosen ist ihr zartes Kleid durchwoben. ESchulze 3, 120; Kalkablagerungen, welche mit Korallen gleichsam durchwoben sind. Volger EE. 398; 358 etc.
c) (s. a; b) Grün-durchwebte Kronen| von Anemonen. Tiedge Ep. 1, 154; Statt des großen, einen, seeledurchwebten Ganzen. H. 11, 359; Die Majestät in sterndurchwebtem Licht. G. 6, 207 etc.
Eīn-:
1) Sich e., durch das Weben kürzer werden, einlaufen. Karmarsch M. 2, 468; 707; 328 etc.; im subst. Infin. ohne sich (s. d. †): Der Betrag des E–s. ebd.
2) Etwas in ein es umschließendes, einhüllendes Gewebe hineinbringen (vergl. einspinnen): Eingewebter Fliegen. Kl. Od. 2, 12; Bis von Dornen und Gesträuch | er überwachsen war und eingewoben. Mosen Ah. 139; Hat nicht selbst den Unstern | eine Hand von oben | in den Menschenhimmel | gütig eingewoben? Platen 1, 160; Webt ihn unvermerkt in neue Träume ein. W. 11, 175, bes. aber —:
3) Etwas als Theil einem Gewebe (eig. und übertr.) einfügen, einverleiben, z. B.:
a) mit Dat.: Hat Gott die .. Lieb’ .. | dem Wesen .. eingewebet. Alxinger D. 204; Creuz 1, 257; G. 29, 189; Heine 6, 266; 7, 220; H. R. 9, 220; Ph. 4, 317; JP. 36, XIV (s. an-w.); Ein solcher Abdruck war von Allem eingewoben | dem Traumgewebe etc. Rückert Rost. 69a; Den Zauber, den die Chartinnen | Cytherens Gürtel eingewebt. W. 12, 132 etc.
b) mit in: Gedicht, in welches einige Episoden eingewebt sind. B. 274a; Die Fehler sind noch tiefer als des John’s Fransen in das Werk selber eingewoben. Haller 52; H. Ph. 3, 277; 13, 184; Kl. Gel. 193; L. 3, 406; W. 21, 315; Daß das Erdichtete in die historische Wahrheit eingewebt ist. 4, 3; Den Menschen, so wie er in unzähligen Fäden ..in das unermeßliche Gewebe der Natur eingewoben wird. 24, 21 etc., seltner (s. c): Die höchsten Freuden sind auf dunklem Grund e | .. eingewoben. Herwegh 1, 155 etc.
c) mit bloßem Obj.: Daß wir von dem Urtext abwichen und von dem Unsrigen [partitiv] miteinwebten. G. 26, 224; Was ihr angeklebt heißt und .. eingewoben ist. Kestn. 234; Guhl 2, 228; Eingewebte Züge der Phantasie. H. Ph. 4, 140; Ich hab .. meine heißen Thränen eingewoben [ins Tuch]. Sch. 442a: Dort wird Purpurgespinnst .. eingewebt. V. Ov. 1, 315 etc. –– Ent-: auf-w. 2: Verworren liegt das unbeständ’ge Leben | .. und Keiner kann’s entwirren und e. ESchulze 3, 117; Kl. M. 7, 48. Er-: Etwas durch Weben erwerben, erreichen etc.; fertig weben. Fischart Ehz. 494; HSachs 1, 524c etc. fortfahren zu weben, z. B.:
Fórt-:
1) [1] Das fortwirkende Naturereignis. .. Das f–de Leben der Natur. G. 25, 176.
2) [2] Nicht Brot allein, auch Gottes Hauch | webt unser Leben fort. H. 16, 163 (s. Matth. 4, 4); Schaffst du [Geist der Natur] die Dinge und webest sie fort auf unendliche Zeiten. Knebel (Matthisson A. 8, 17), vgl. 3.
3) [3] Die den Faden der Begebenheiten anspannen und ..fortwebten. H. Ph. 4, 245 (vgl.: Dessen Hauptfäden .. aufnehmen und weiter-w. Ense D. 2, 313), auch refl.: Dein Schicksal, welches unsichtbar sich | dem Auge fortwebt, immer ins Dunklere webt. Kl. Od. 1, 62 etc. Hêr- etc.: z. B.:
1) [3] Wie das .. Epheu ein grünes Netz um den Felsen herwebt. Geßner 3, 5; Der Gottheit großer Wille webte | in sein Wesen selbst den Wunsch hin- ein. H. 13, 349 (SMereau); Freundschaft wöbe so gern ewige Myrten hinein. Platen 2, 286 etc., s. auch [3a] Schluß.
2) [2, vgl. 3f] So stellte die letzte Erinnerung dem armen hin- und hergewobenen [bewegten] Resli das Mädchen .. dar. Gotthelf G. 360; Die Blüthen weben [drängen webend] die Blätter herab. H. 15, 170. Nāch-: z. B.: Du, dem die Biene nachbauet; | du, dem die Spinne nachwebt. Creuz 1, 178 etc. Spínn-:
1) Spinnengewebe weben, bes. übertr., z. B.: Ein abgesondertes Räumchen, worin Einer spinnwebt, achten für den Tempel der Gelehrsamkeit. V. Ant. 2, 287 etc., auch mit Obj.: Der Gedanken spinnwebt. Kl. Od. 2, 221.
2) veralt. (s. 3a): von Spinnweb reinigen, und danach verallgemeint: Der die ganze Welt. von Scheusalen etc. .. erlauset und „spinnenweppet“. Fischart Garg. 78a etc.
3) Doppelzsstzg.:
a) Etwas entstauben und ent-sp. Kohl A. 2, 99 (vgl. 2).
b) Verspinnwebt [von Spinnweb überzogen] liegt es in der Ecken. Scheffel Tr. 260 (s. ver-w. 2c). webend oder mit Gewebe überziehn, überdecken etc.: Da ein Geflecht von Stimmen die ohnehin nur flüchtige Störung [der musikalischen Harmonie] überwob. Augsb. Zeit. (44) 1980a; B. 125b; Des Abgrunds Rand, den Blumen ü. Gotter Sch. 103; Jene Tage . waren ihm nur von Wehmuthsschleiern überwoben. Gutzkow R. 9, 154; Von der Hagerose | .. überwebt. Matthisson 199; Das Leben . . | mit leichtem Scherze bunt zu ü. WhMüller 1, 369; Jhre Stirn, von gekräuselten Haaren durchsichtig überwebt. IP. 22, 143; Ders. (Wackern. 4, 939²); Den staubig überwebten [Stab]. Rückert Morg. 1, 33; Schlegel Gd. 1, 30; Tiedge 2, 17 etc. I.
Über-:
Um-: 1) webend umgestalten, anders weben:
Das Gewebe Faden vor Faden wieder aufzutrennen und um-zu-w. Engel 8, 201 etc. 2) Etwas um Etwas herum weben: Jedem Heiligthume | der Kunst umwebte (––⏑ oder ⏑–⏑?, s. II) Amor heil’ge Nacht. H. 11, 224. II.
Um-: 1) s. I2, gw. aber:
2) das Obj. webend umziehn, umgeben (vgl. durch-w. II), z. B. ineinandergreifend (vgl. umschweben etc.):
a) Jugendfreude etc. .. umwebten jene höhern Bedingungen, wie flüchtige Blumen. Forster’s Br. 1, 39; Duft, der den westlichen Höhenzug umwebte. König Jer. 1, 249; Der Friede, der dich rings umwebt. Kosegarten Rh. 3, 65; Solang im deutschen Eichenthale, | Natur, dein Schauer mich umwebt. Matthisson 1; Den Hauch, der die Blüthen umwebt. 194; Reithard 63; Mächte, die ihr umwohnet und umwebet, | umschwebet diesen Platz. Rückert BE. 432;
ESchulze Ros. 10; Die feierliche Ruhe eines geheimnisvollen Daseins, welche das Haus umwob. Stahr Weim. 2; Purpurne Gluth umwob die felsgezackten Häupter der .. Eilande. Rep. 3, 107; Uhland 369; V. 4, 57; W. 11, 255; 12, 146; Wenn Engel nicht | mit stillem Blick ihr Ebenbild um-w. 20, 226 etc., s. c. b) [3] (vgl. umspinnen, umschlingen etc.) Die Sonnenstrahlen .. umwoben die blonden Zöpfe wie mit einer goldnen Krone. Büchner Leb. 239; Umwebe, gleich der Epheuranke, | die .. Schläferin! B. 26b; Wie von schändlichen Gesetzen | ein schnödes Garn sie rings umwob. Freiligrath SW. 5, 145; Schönheit umwob dein Haupt mit Strahlen lichten Scheins. 282; Umwebet gleich mit dichtem Schleier | noch meinen Pfad des Schicksals Hand. Gotter 3, 543; Platen 2, 121; Rückert 1, 87; 2, 293; Bänk’ und Katheder indeß hatten die Spinnen umwebt. V. 3, 35; W. 20, 339 etc.; auch refl.:
Wenn leise schon mit rosig goldnen Säumen | vom nahen Licht der Himmel sich umwebt. ESchulze Ros. 52 etc.; s. c. c) pass. Partic.: α) Von Lindenduft umwebt. Geibel Jun. 103; Keine Brust, | von dünnem Silberflor umwebet (b). Hölty 57; Matthisson 141; Der Strom, | von seiner Ufer sichrem Maß umwebet. Rückert 2, 154; ESchulze 3, 311; Ros. 108; Vischer Ästh. 2, 181 etc., auch: Von wolkiger Nacht umwoben. Arndt Gd. 153; Dein Sinn ist noch umwoben | von trübem Nebelflor. Cham. 4, 166; Umwoben von Poesie. Gutzkow R. 5, 133; 8, 218; Heine Reis. 2, 304; Mohnike Fr. 24; Du gehst, von Luft umwoben. Platen 1, 123; Schenkendorf (Wackern. 2, 1496²⁵); ESchulze 3, 58; Ros. 22 etc. 8) Die Trümmer . ., | mit Epheu grün umwebt. Freiligrath SW. 1, 387; Mein Ich, mit neuer Hüll’ umwebt. H. 16, 237; Opitz 1, 13; W. 12, 25 etc., auch: Umwoben .. mit duft’ger Waldros’. Freiligrath SW. 3, 91; Heine 7, 57; Immermann Card. 74; Mit Nebeln umwoben. Tiedge 2, 93; W. 10, 190 etc. γ) Sie, die Friedumwebte. Reithard 205; Glanz- (Heine Lied. 84), nacht- (69) umwoben; Den moosumwebten Felsen. W. HB. 1, 164; Die sagenumwebten Bauten. Hausbl. (60) 1, 187; Die Ritter stehn schauerumwoben. Hungari 2, 370; Das ruhige schlafumwobene Gesicht. PHeyse NN. 3, 194 etc. d) Rose, | die, eingezwängt | als Knöspchen, ihre lose | Umwebung (s. b) sprengt. Thümmel 8, 47 etc. Unter-: mit Zwischengewebtem (s. d.) versehn, bes. pass. Partic.: [Beschreibung,] unterwebt mit meinen eigenen Erlebnissen. Heinr. Barth Reis. 1, XVII; Gold, Diademe, Lorbeerreiser, | mit Amor’s Rosen unterwebt. W. 3, 236; 221; 36, 174 etc.; auch: Mit politischen Anmerkungen unterwoben. JvMüller 13, 142 etc. und refl.: Wenn .. sich das Grün der Weide | mit Veilchen unterwebt. Jris 3, 210 etc. Ver-:
1) [1; 2] ver- 1 0 wehen (im Allgm. veralt., außer d):
a) tr.: Daß sie der Wind wegführe und der Wirbel verwebe. Jes. 41, 16; Jer. 13, 24; Dan. 2, 35; Hos. 13, 3; Weish. 5, 15; Wie der Wind die Spreu „verwebd“. Luther 8, 5a; 6, 108b; Aus der Gemeine der Gerechten und Glaubigen verwebt. Mathesius Lthr. 128b etc., s. d.
b) refl. (s. a; c): Wie der Rauch sich verwebt, so verweb sich’s! [Ps. 68, 2] So verwebt sich und verschwindet der Rauch. Luther 1, 463b; Sie ver-w. sich selbst wie die Spreu. SW. 64, 74 etc.
c) intr. (sein) = b: Wie Spreu im Wind ver-w. Waldis Ps. 1, 3 etc.
d) (s. a; c) adjekt. Partic. Prät., von Etwas, das keinen rechten Bestand mehr hat, schwach geworden, in sichtbarer Abnahme begriffen ist etc.: Ein verwebter Schatten [Schemen]. Besser; Ein Wesen, in dessen verwebten Zügen sich eine Ähnlichkeit mit dem ehemaligen AWSchlegel kund gab. Heine 6, 129 etc., auch: Daß solche verweppte Kunststücke der Höflichkeiten kaum noch an bornierten Höflingsköpfen einige Wirkung aus- üben. Volksz. 8, 193; 262; In den alten, verweppten Phrasen. 11, 97; Ein verweppter [alterschwacher] Greis etc.; Die Verwepptheit (versch. 2dγ).
2) [3]
a) Etwas webend verarbeiten: Wie der Faden einmal gesponnen ist, wird er geweift und verwoben. G. 35, 41; Die Weiber verwoben die Wolle selber. Haller Br. 1, 211; Das Einschlaggarn wird naß verwebt. Karmarsch M. 2, 707; 313; Was Vielen wird zu Dornenranken, | hab ich zum Rosendiadem verwoben (s. d). Platen 4, 171; Jeden Faden, welcher verwebt ward. Prutz E. 1, 254; Wie zart gesponnen und wie fein verwebt | das Werkchen [Gedicht] ist. W. HB. 2, 67 etc. (s. d); auch: Strähnseide (unverwebte). Panorama 365a etc.
b) webend verbrauchen (s. auf-w. 1): Alle ihre [der Spinne] Kunst ist auch in diesem engen Spinnraume verwebt. H.
c) von Spinnen etc.: webend verschließen, mit Spinnweb bedecken (s. verspinn-w.; zu-w.): Nicht unverdient hat die Spinne den Tempel verwebt. Jris 1, 2, 71; Ein kleines Mißgeburtenheer. Mit Netzen | verwebet es die Mündung. Nicolai 4, 123.
d) webend verbinden, verknüpfen, in Etwas oder in einander schlingen (s. a), z. B.: c) tr.: [Daß es] in die Seele verwebt, „erinnert“ wurde. Auerbach SchV. 29; Was die Natur am innigsten verwebte, zieht er in die Fäden der Kette und des Einschlags aus einander. Börne 3, 99; Hast das Lorbeerreis | in ungebleichte Locken du verwebt. Geibel Jun. 227; Welch ein Schelm! das Heiligste in seine Lüge zu ver-w. (s. a). G. 10, 63; 14, 33; 32, 122; Eine Thätigkeit lässt sich in die andere ver-w., keine an die andere an- stückeln. 15, 224; Verwob ich die Berichte mit Schilderungen aus dem Gebiete der Kunst. Heine Lut. 1, XIlI; Der Nebel verwebte seine dichten Schleier mit dem grauen Flor, welcher etc. Höfer VrgT. 9; Kretschmann 5, 165; Zierrathen, die der Dichter darin „verwäbet“ (s. a, vgl. darein etc.) hat. L. 6, 473; Die Wipfel oben | hat Freia mit goldenen Schnüren verwoben. Mohnike Fr. 21; Da dies Röschen .. kein spielend Kind | in den Kranz verwob. Platen 2, 330; Die Liebe, die dich mir verwoben. Rückert 6, 166; [Es] verwebt uns Alles mit ins allgemeine Weben. W. 12, 134; Bande, womit die Natur ihre Lieblingskinder zu einer einzigen Familie ver-w. wollte. 18, 249 etc. ) refl.: Anmuthige Bilder verwoben sich mir in luftigem Tanze zu einem gefälligen Traum. Cham. 4, 309; Diese Meinung hatte sich so mit seinem Selbst verwebt. Fichte N. 11; Sein Bild hat sich mir mit jenen Kunstschätzen so in Eins verwoben, daß etc. G. 21, 130; So verwebten sich Abwesendes und Gegenwärtiges reizend .. durch einander. 15, 101; 30, 18; 32, 184; Gotthelf G. 93; Matthisson 170; Platen 2, 98; ESchulze Ros. 135; Thümmel 8, 80; W. 6, 304 etc. γ) adjekt. Partic. pass.: Armuth und Verbrechen, in ein allgemeines Bündnis verwebt. Gentz Rev. 77; Mit dumpf willkürlich verwebten Gestalten. G. 1, 283; Ich .. in dich verwebt. 12, 200; [Dies] ist innigst mit seiner Natur verwebt. 23, 50; Heine Reis. 4, 179; Kl. M. 15, 67; Frau und Kinder, in welchen ich mir Sie so innig verwebt so gern denke. L. 12, 505, gw.: Das Gefühl, an sie verstrickt, in sie verwebt zu sein. 2, 284; ESchulze 3, 215; Tiedge Ep. 1, 129; W. 3, 93; 10, 268; Akanth, | durch dessen dicht- verwebte Mauer | die Sonne selbst zu sehn nicht möglich fand. 12, 238; 329; 15, 146; 17, 126; 176; 24, 118; Die Fehler .. sind mit ihrer Schönheit zu sehr verwebt, als daß etc. 29, 196; Luc. 5, 379; Wild verwebtes Gesträuch. Geßner 1, 229, vgl. mundartl.: Grotten dicht verwebner Sträuche. 3, 3 etc., dagegen nicht selten: In einen dichten Filz verwoben. Oken 7, 246; Des Fürsten und des Volkes Rechte sind | verwoben, wie sich Ulm’ und Reb’ umschlingen. Uhland 134; Sie saßen .. schwesterlich verwoben. 172 etc. Dazu: Diese drei Leben in .. ihrer Vermischung .., Simultanität, Verwebtheit oder wie man es nennen will. Lavater 1, 37 etc., versch. 1d. d) Aus dieser auf wechselseitige Unentbehrlichkeit gegründeten Verwebung ihres verschiedenen Interesse. W. 20, 4 etc. z. B.:
Vōr-:
1) Einen Strumpf vor-w. Campe (vgl. vorstricken); Die Toga prätexta, mit vorgewebter Purpurkante (vgl. an-w.).
2) Etwas weben, so daß und damit es vor Etwas sich befinde, Dies verdecke etc.: Die Weisheit des Dichters .., die solchen Vorhang der Finsternis vorgewebt. H.; Wer mir, wenn er sagt, daß er mich liebe, dennoch einen Schein vor-w. kann. Immermann M. 4, 75 etc. Zū-: durch Weben schließen (s. ver-w. 2c): Eine Kreuzspinne, wenn sie ein Loch in ihrem Netze wieder zuwebt. Spielhagen Hoh. 1, 18 etc. Zusámmen-: webend zusammenfügen, verbinden, z. B. eig. Karmarsch 3, 589 etc. und übertr.: Um Das in Worten noch recht aufzudröseln, was der bildende Künstler hier in Darstellungen zusammengewoben. G. 19, 363; Künstlich zusammengewebte Streitsachen. IESchlegel 1, 297; Eine unsichtbare Hand webt uns zusammen. W. 21, 217; 2, 57; 7, 88; 23, 245 etc., auch refl.: Die neueste Geschichte, welche .. aus dem Ringen von Gedanken, dem Wachsen eines gemeinschaftlichen Gefühls .sich zusammenwebt. Monatbl. 1, 333a etc. Zwíschen-: zwischen Etwas hinein-w.: Ein fremder Religionseinschlag, dem man .. seine Jdeen zwischenwebte. H. Ph. 13, 188; R. 9, 47 etc.
Wêb~er, m., –s; uv.:
1) Jemand, der und insofern er (nam. berufsmäßig) webt (s. d. 3), weibl.: W–in:
a) eig.: Jes. 38, 12; Spinner und W. G. 19, 38; Im Alterthum .. die W–in vor dem Webstuhl stehend, nicht sitzend. Guhl 2, 205; Karmarsch M. 2, 326; Die stolze W–in Arachne. Opitz (Wackern. 3, 646¹); Die Noth der schlesischen W. etc., nam. = Leine- W. und, wie dies (z. B. Heine Reis. 2, 76) volksth. Bez. (feiger) Schwächlinge. Schm. 4, 7 (vgl. 2d und Schneider 2; 3). Näher best. in Zsstzg. (vgl. Wirker), z. B.: Atlas- (s. Seiden-), Barchen- (Schuppius 57); Baumwoll- (bes. Kattun-); Bild- (Hebel 3, 211, s. Gebild 2); Borten-, Damast-, Kunst- (Mendelssohn, 2. Mos. 26, 1 etc.), Garn-, häufiger: Lein(e)- (s. o.); Samm(e)t-; Schleier- (Guhl 2, 235); Seiden- und Wollen- (Karmarsch 2, 349); Shawl-; Strumpf- (s. 2f); Teppich-; Wollen-, nam. Tuch-W. etc.
b) bildl. (s. weben 3d; f) Zwar ist’s mit der Gedankenfabrik, | wie mit einem W.-Meisterstück etc. .. Der Philosoph .. beweist euch, es müsst so sein. . . Das preisen die Schüler aller Orten, | sind aber keine W. geworden. G. 11, 78; 2, 296; Es rauscht der Webestuhl (s. d.) der Weltgeschichte, | die W–in Natur wirkt ohne Rast. Mosen Ah. 3; Scherr Bl. 1, 244 etc. und mit Angabe des gewebten Obj. (vgl. Schmied 1b): Den Ketten-W. | der Tyrannei. Platen 6, 36; Dem Lügen-W. . .in sein Zeug gefahren. Börne Frzfr. 2 etc.
2) von Thieren:
a) = W.-Vogel.
b) eine Gatt. Spinnen (s. stricken 2b).
c) (s. ebd.) ein Käfer, Lamia textor; ferner niederd.: Scharn-W. (Scharnewewert. Rollenhagen Fr. 660, vgl. Brem. W. 5, 247 und Wiebel) = Mistkäfer.
d) = Weberfisch (s. d., vgl. Schneider 4).
e) (Leine-)W., von Pferden, s. weben 3h.
f) Des Zeisigs Gesang gleicht dem Schnarren eines Strumpfwirkerstuhls, daher man ihn auch Strumpf-W. nennt. Oken 7, 261 etc.
~erēī, f.; –en:
1) (ohne Mz.) die Kunst, das Gewerbe eines Webers (s. d. 1a) und wo es fabrikmäßig betrieben wird die ganze dazu dienende Lokalität und Zubehör (mit Mz.): Guhl 1, 203; Karmarsch 3, 588; Zur W., wie zur Wirkerei. Panorama 382b etc. Zsstzg. s. Weber 1a und z. B.: Baumwoll-W. Karmarsch M. 2,551; Muster-W., Bild-W. 391; Seiden-W. 786 etc.; Borten-W. T. 1, 802; Damast- W. G. 37, 359 ff. (s. Damast; auch bildl. 40, 48); Teppich-W. Kürnberger Am. 118 etc.; Die Trocken-W. . ., wo der Einschlag trocken eingetragen wird. G. 19, 44 etc.; auch von der Lokalität etc.: Die Shawl-W–en [-Fabriken etc.]. Natur 13, 54a; In den Strumpf-W–en (oder -Wirkereien) etc.; selten, s. weben 3b: Daß sie empfindsam allen Spinnen | in meinem Hause frank und frei | verstattet ihre W. Göckingk 3, 163 etc. und bildl. (vergl. spinnweben): Neigung zur dialektischen Spinn-W. W. 22, 281 etc.
2) das Erzeugnis des Webens, Gewebe, auch bildl.: Anders wirkt der sammtene Moosteppich, anders die W. des Krautes. Vischer Ästh. 2, 92 etc.
~ern, intr. (haben):
mundartl.:
1) (s. Schm. 4, 7) = weben (s. d. 1, nam. Hebel), z. B. Ps. 65, 9 und Randgl., vgl. auch: Daß sich’s allenthalben regt und webert. . . Das heißt er hie: w. oder ausgehen etc. Luther 6, 132b ff.; So lang wir hie auf Erden w. Mathesius Rechtf. 112; In Angst, Noth und Todesfurcht w. [schweben]. Simon 137; 136 etc.; Es webert [geht um, spukt]. Schm., vgl. wabern, wafeln, wavern etc. b) = weben 3. Schm.; Das Wirken und W. als eine härtere Arbeit verrichten. SClara EfA. 1, 367 etc., vgl. von Pferden: Leine-w., s. weben 3h.
2) (schwzr.) = wimmern (s. d.). Gotthelf Sch. 249; G. 11 etc.
~ig, a.:
in Zsstzg.: Spínn-: dünn, schwach etc. wie Spinnweb (s. d. I. weben): Die sp–e Berliner Dialektik. Heine 5, 21; 19, 41; Sp. im Gesicht und langnasig. Kl. Gel. 390; Die sp–e Bruch [Hose]. Luther SW. 26, 68 etc., vgl.: Sein spinnwebisch Gesetz zu Stücken zerrissen. Luther 1, 520a etc. Vóll-: das volle Maß einer Webe (s. d. II 1b) habend (vgl. vollzählig. Möser Osn. 1, 107).
~ling: s. Webeling. ~se: s. Wespe. Wécheln: s. Anm. zu fächeln und wehen.