Faksimile 0661 | Seite 1483
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Wann wanne Wannen Wanner wannig
Wánn: 1) Partikel der Zeit, wofür früher auch wenn galt, z. B. noch vereinzelt bei G.; Sch.; W. etc. und nam. oft bei L., wie denn auch Adelung die jetzt durchgedrungne Unterscheidung eifrig bekämpfte:
a) in direkter Frage: W. [zu welcher Zeit] geschieht Das? geschah Das? wird Das geschehen? etc.; W. denn (s. d. 3)?; W. eh (s. d. 13) oder eher?; Seit w.?; Von w. an und bis zu w.?
b) (s. a) in abhäng. Frage: Weißt du, w.; w. eh; seit w. etc.
c) (s. b) bindewörtlich: Dessen Hand, den deine Lästrung schilt, | wenn sie nicht Sonne giebt, nicht Regen, w. du willt. Lichtwer 235; Jedenfalls wenn und w. Sie nach Frankfurt kommen, finden Sie mich. Rein- hard G. 244; Wie wenn am Frühlingstag des Landmanns Bienen schwärmen, | w. rings das Bienenhaus des Mittags Strahlen wärmen etc. Rückert Rost. 89; W. der Abend | .. sich auf Thal und Waldung senkt; | w. die Wolken röther werden etc. ..: | wonneträumend, | staun’ ich säumend | dann vom Damm die Gegend an. Salis 50 (nah grenzend an wenn, s. 2) etc.
d) adverbiell: Irgendwo und irgend- [s. d.] w. [zu irgend einer Zeit]. Mendelssohn Morg. 149 etc., vgl. etwan(n), s. etwa, Anm. und bes.: Dann (s. d. I 5) und w., mit Fortbild.: Dann- und wannig, vgl. etwannig.
e) substantivisch, z. B.: Sein W. ist immerdar, | sein Wo ist allenthalben. Kosegarten Po. 1, 56; Die Weise aber nenne ich das Wie, Wo, W. EHFMeyer Bot. 1, 129; Das Wie und W. [Art und Zeit] der Zahlung. Perthes Leb. 2, 8; Des Angriffs Wo und W. Reithard 301; Streckfuß Rol. 14, 115; W. 12, 7; Zelter 1, 405 etc. (veralt.: Das Wenn und Wie. Nicolai 4, 92; Das Wenn. Kant SW. 1, 226; Das Irgendwo und Irgend- wenn. 177 etc.). 2) (vgl. 1c) veralt. st. wenn (s. d.) als Bedingungspartikel etc.: Er stellet sich, als wann er nicht könnte drei zählen. SClara EfA. 1, 38; Wie ein Damm .. nie dem Strome weicht, wann schon der wilde Schwall | .. sich stürzet übern Wall. Haller 108 etc. 3) (veralt.) örtlich st. wannen (s. d.) Schm. 4, 79: W. her (= von wo her)? Lthr. 1, 161b; HSachs G. 1, 226 etc. 4) veralt., mundartl. = als nach Verneinungen und Komparat., s. Schm. 4, 78 und z. B.: Es mangle Nichts w. kaufen (Gotthelf Sch. 243), anrichten (307) etc., man brauche nur zu etc.; Wer Nichts wan scherzen kann. Rückert W. 2, 81; Nicht mehr wan zwei. Kind Horn Str. 15; Wieviel bälder alles Fischwerk, ehe w. Fleisch, erfaulet. Ryff Sp. 5b etc.; vgl.: Solches Knäblein soll auch nicht mehr wenn ein Gemächt bringen. Th. 19; Besser Ritter wenn Knecht. Werner Osts. 1, 166 (Formel des Ritterschlagens) etc. 5) veralt. = denn, s. Schm. 4, 78 und z. B.: Du darfst den Stein nicht anzünden, w. er wird von selber brennen. Büchsenmeister 35 etc.
, I. (veralt., mundartl.) interj. der Verwundrung etc., s. Brem. W. 5, 179; Frisch etc.:
W., lieben Kinder, wie geschah mir da so wehe! Luther 5, 140b etc. II. f.; –n; Wännchen, lein; –n -:
1) (lat. vannus, ahd. wanna, mhd. wanne) Schwinge (s. d. 2a) zum Reinigen des Getreides von der Spreu (eig. und übertr.) Von den W–n, Körben, darin man das Korn sauber machte. Eppendorf 79; Halb- und Schiefköpfe werden gleich ohne Umstände mit der W. gesondert. G. 24, 166; Keisersberg Post. 159; 177 (s. Frisch); V. Ländl. 3, 17; 95 etc., best.: Futter-, Getreide-, Korn-W.
2) (s. 1) ein mehr oder minder w–n-, muldenförmiges Gefäß, z. B.: Eine W. voll grüner Bohnen. Keller gH. 2, 109; An wiegender W. [Wiege]. V. Ar. 1, 53; Stiegen sie ein zum Bad in schöngeglättete W–n. Od. 4, 48; 17, 87 etc., Bade-W. (russ. Banna); Dieses Feuchten [des zu bedruckenden Papiers] geschieht in einer hölzernen oder blechernen muldenförmigen W. .. Die Feucht- W. . . Den Feuchtzuber. Falke Kat. 99 ff.; Kehrwännlein, worein man den Stubenmüll kehrt. Schm.; Kühl-W., zum Kühlen von Getränken. Adelung; Ofenwännlein, im Ofen eingemauert, um Wasser darin siedend zu machen. Schm.; Spül-W. zum Abspülen von Küchengeschirr; Wasch-W. für Wäsche etc.
3) (vgl.
1) mundartl. Schwinge der Vögel. Adelung, s. wannen I 2 und Panne 2.
~en: I. als Zeitw.:
1) tr., auch ohne Obj. (ahd. wannön, mhd. wannen): schwingen, mittels der Wanne (s. d. 1) reinigen, eig. (das Korn) und übertr.: Dreschen, w., fegen. Garzoni 588b; Gotthelf 5, 281; Die Gulden wohl w. in der Sonnen, daß sie der Rost nicht verzehrt. Keisersberg (Wackern. 3, 53³⁰) etc., s. Frisch 2, 422c; Die Spreu aus- w. ebd.; Ausgedroschen und aufgewannet. Wickram Knabenspiegel 29a (übertr.); Er-w. Pictorius 119b etc.; Der Wanner.
2) intr. (haben) von Vögeln: sich in der Luft auf einem Punkt schwebend erhalten, s. ritteln, planen 2, vgl. Wanne 3; Wannen-Aar, „im Berngebiet gw. Wanner oder Wannenwedel, Wanneli“ (Tschudi Th. 115), „Wannenweher“ (Oken 7, 129), Wannenwöhr (Uhland V. 43), Wandweher (Stumpf 612a), Wanneber (Ryff Th. 175), Wannaber (101) etc. II. adv. des Orts (ahd. hwanan, mhd. wannen, engl. hwence) = von wo, woher (fragend und relativ, entsprechend dem dannen), nam. im gehobnen Stil, zumeist (pleonastisch): Von w. (engl. from whence), Tob. 7, 3; Joh. 3, 8 (danach: Du weißt nicht, von w., wohin daß er geht. Arndt 130; Doch weißt du nicht, von w. | und nicht, wohin der Strom des Windes fleußt. V. 3, 223 etc., vgl.: Doch weiß er nicht, woher sie rauscht. 186* Sch. 80b); Freiligrath 2, 168; G. 2, 120; 5, 173; 6, 124; L. 12, 540; Von w. kommt dir diese Wissenschaft? Sch. 458b; Schaidenreißer 64b [15, 263]; Simrock N. 748; 1117; 1371; V. Sh. 3, 266; Zu einer Reise in die Inseln, von w. ich in einigen Monaten zurückkehren werde. W. 22, 166 etc. (vgl.: w.-her, -hero. Zinkgräf 1, 245), seltner ohne von: Man fragt dich, wer du seist und w. Gerhard Wil. 1, 136; 151; Logau (L. 5, 352) etc.; (fälschlich: Nach w. = wohin. B. 81a).
~er, m., –s; uv.:
s. wannen I 1; 2.
~ig, a.:
s. wann 1d.