Faksimile 0660 | Seite 1482
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Wank wankbar Wanke wankel wankelbar wankelhaft wankeln wanken Wanker
Wánk (s. Anm. zu winken, vgl. wackeln, schwank etc.):
1) a.: wankend, wankelbar (selten): Der Frauen Sinn ist w. und schwach. Rückert N. 229.
2) m., –(e)s; (Wänke, s. Schm. 4, 116 etc.):
a) das Wanken, nam.: Ohne (oder sonder) W., z. B.: Fingal stand ohne W. B. 277a; Treu bin ich ohne W. und Wandel. Daumer 1, 17; 20; Wir dienen euch ohn’ allen W. Keller Fastn. 606; Langbein L. 166; Wär die Brücke steinern, | hochgewölbt und sonder W. Reithard 290; Sonder W. und Reue. Schenkendorf (Wackern. 2, 1509⁴¹); Simrock N. 326 etc.; seltner: Mußten manchen W. | thun vor seinen Schlägen. Gudr. 504; Daß deine Stärke Nichts von W. und Stoß erfahre. Weichmann 4, 68 etc.; ferner mundartl.:
b) Schritt, Gang (vgl. Brem. W. 5, 179): Man wisse, wo das Meitschi [Mädchen] sei und thue keinen W., um zu ihm zu kommen. Gotthelf G. 209.
c) Wink, z. B.: Augen- W. Schm. 4, 116 (auch Augenwanker. ebd.), vgl.: Ohne W. und ohne Nicken | starret Konrad auf den Greis. JRWyß (Hungari 2, 67) = ohne Blinzen etc.
~bar, a.:
wankend, wankelbar, nam. im Ggstz.: Ihr Entschluß .. stahlfest und un-w. Heinse A. 1, 96; W. 11, 275; Euer Volk ist das .. in Anhänglichkeit un-w–ste. Rückert Mak. 2, 235 etc.; Hielt mit Un-W–keit mein Gebot. 65; 196 etc.
~e: 1) f.; –n:
Klötzchen am Lieger (s. d. 2a) der Tuchschere, woran der Riemen zum Bewegen des Läufers sitzt. 2) n., –s; 0: in Zsstzg.: Ge-: andauerndes Wanken: Mit zitterndem G. | seines Fußes schwacher Tritt. Hungari 2, 66.
~el, a.:
wankelbar: Festzuhalten bis ans Ende, daß ihr nicht „wanckel“ werdet. Hebr. 6, 12; Das schwanke Glas der Zeit, die w–n Stunden. Lachmann Shaksp. Son. 128; Das wankle Glück. Rückert W. 1, 229; Das w. Glück. HSachs G. 2, 86; Sein[en] w–n . . Sinn. H. 252 etc. (Schm. 4, 117); Nun steht dein Kopf | so w. auf der Schulter. V. Sh. 2, 144; Wackern. 3, 285⁴¹ etc., vgl.: W.-Muth, -Sinn, -Welt; Eine ungewisse W.-Kirche oder Schlutterkirche. Luther 5, 226a etc.
~elbar, a.:
1) wankend; ohne Stätigkeit und Festigkeit; veränderlich; unbeständig; hin- und herschwankend etc.: Dem w–en Glück. Canitz 287; Gryphius Fr. 37; Ich bedaure den Fürsten, der einen so w–en Thron besteigt. Haller Alfr. 141; W–e Meinung. Luther 1, 175b; 152b; 159a etc.; Jeder .. legte, w. im unverrückten Ziele [Europa’s Gleichgewicht] | das nöthige Gewicht, die Wage gleich zu ziehn, | ljedesmal] in die gestiegne Schale hin. Nicolai 1, 147; Die w–e Pracht. Rachel 6, 522; In w–en Grillen. Roberthin (Wackern. 2, 3671², geändert: wandelbaren. WhMüller B. 5, 190); Das w–e Kriegsglück. Zinkgräf 2, 73 etc.; Des w–en Mon[d]s un-w–en Glanz. Weck- herlin Gd. 22; Den gestrengen Zorn und un-w–en Ernst Gottes über die Sünde. Luther 1, 167a etc.; Die W–keit (veralt.: W–lichkeit. Zinkgräf 1, 60; 66), des Glücks etc.
2) mundartl. = wandelbar (s. d. 2), fehlerhaft, schadhaft. Schm.
~elhaft, a.:
wankel: Daß dich im Sattel w. | noch immer wirft umher das Roß der Leidenschaft. Rückert W. 1, 139; Weichmann 1, 122; W–igkeit.
~eln, intr. (haben):
wankel sein (vgl. wanken 2). Schm.; Was aber wankelt oder zweifelt, Das kann nicht Wahrheit sein. Luther SW. 26, 31; Von der blinden, w–den Gewohnheit. Schottel 10; Bei der Verschiedenheit und dem ewigen W. des Schreibgebrauchs. FSchlegel Mus. 2, 350 etc.
~en, intr. (s. Anm. zu flammen, flattern etc.):
1) mundartl. statt winken. Schm. 4, 116 und Zsstzg. 117, vgl. (s. 2a) verbunden: Da winken und w. viel Blumen heraus. Uhland 252.
2) ohne festen Halt sich hin, her neigend bewegen, eig. und übertr., vgl. schwanken:
a) zuw. ohne Nbnsinn, z. B.: Die Peitsche frisch w. lassen [schwingen]. Olearius Reis. 111a; Sah er an breit belaubten Ranken, | Melonen gleich, sie [die Frucht] auf die Erde w. W. 20, 193 etc., bes. Partic. Präs. (versch. e): Sie freuten sich Beide des hohen w–den Kornes. G. 5, 75; Geßner 3, 56; [Wo die Sonne] den Wald mit w–den Lichtern durchquickt. König 15, 290; Mit w–dem Schatten des Pfirsichs. V. 1, 52; 4, 29 etc., gw. aber mit dem Nbnbegriff des Abweichens von etwas inne zu Haltendem etc., z. B.:
b) mit Ortsangabe des Woher, Wohin etc. (s. schwanken a), z. B.: Wanke weder zur Rechten noch zur Linken. Spr. 4, 27 etc.; Hierhin und dorthin w. Gentz Rev. 31; G. 5, 92 etc.; Von Einem zum Andern w. W. Luc. 6, 143 etc.; Zwischen zwei Parteien etc. (wählend) w. Forster Jt. 2, 199; Sch. 315a etc.; Sein Leib wankt rückwärts. Alxinger D. 140; Seht den Trunkenbold in schrägen| Linien durch die Gasse w. Cham. 3, 92; Julie wankte an den Sarg. Gutzkow 3, 263; Wo die Natur aus ihren Grenzen wanket, | da irret alle Wissenschaft. Sch. 379a etc. Ferner ohne solche Angabe, eig. und übertr., z. B.:
c) Sie taumelten und wanketen wie ein Trunkener. Ps. 107, 27; 38, 17; 69, 24; Hebr. 6, 17 ff.; 10, 23 etc.; Der feste Boden wankt, die Thürme schwanken. G. 13, 348; Wo er [der Regent] wankt, wankt das gemeine Wesen etc. 246; 7, 46 etc.; Alles wankt und Alles weicht. IGJacobi (Wackern. 2, 854²); Ich stand die Wacht und wankte [wich] nicht. Körner 293b; Der Glaube ist .. ein Standfest des Herzen, der nicht wanket, wackelt, bebet, zappelt, noch zweifelt; es weicht nicht, zuckt nicht. Luther 8, 139b; 1, 387a etc.; Platen 2, 158; Rückert Rost. 90a; Der Subalternen Treue wankt, es w. | schon ganze Regimenter. Sch. 356b; 100a; Vor denen das furchtloseste aller Gemüther gewankt hatte. 793a; Unschlüssig w. 896aetc.; Dem Gehenden w. die Kniee. V. Od. 13, 34; Il. 18, 31; Daß Don Sylvio, wo nicht völlig wankte, doch ziemlich erschüttert wurde. W. 2, 49; Luc. 6, 238; Woltmann Westf. 1, 91 etc.
d) Einen oder Etwas w. (Börne 3, 354; W. 11, 250; 17, 71 etc.) oder w–d (Bahrdt 3, 47; L. 13, 307; Luther 5, 226a) machen (s. d. 1o; 0).
e) substant. Jnfin.: Ein solches W. und Schweben. G. 18, 269; Es soll dein Degen | mich nicht zum Weichen, | zum W. bringen. 8, 35; Ohne (Wackern. 3, 630), sonder (Gotthelf G. 369) W. etc.; Die Nutation oder das W. der Erdachse (Littrow 234): eine kleine Bewegung, vorzüglich durch den Mond erzeugt (798).
f) adjekt. Partic. Präs. (vgl. a): Die w–den Säulen. Gentz Rev. 117; Rebellentreue ist w–d. Sch. 174b; Marschieren in einem knie-w–den Paradeschritt. Schmarda 1, 33; Eine nie- (oder nimmer-) w–de Überzeugung etc.; Un-w–den Muthes. B. 199a; Cham. 5, 62; Darauf man gewiß, un-w–d fußen und gründen könne. Schuppius (Wackern. 3, 749³) etc.
g) vereinzelt für f auch Partic. Präter.: Auf der Marmorsäule nie gewanktem Grunde. Böttger Byr. 1, 69 etc.; Wenn man ungewankt bei der Hauptfrage bleibt. Luther 6, 458b (vgl. Benecke 3, 707b).
h) ugw. refl.: s. schleichen 1, Schluß. Zsstzgn vgl. schwanken, weichen, gehen etc., z. B.: Nicht abw–d vom Ziel. V. 3, 18; Waldis Ps. 114, 5 etc.; Langsam wankt das Zünglein [der Wage] auf und ab [odernieder]. G. 9, 206; Thümmel 4, 185 etc.; Angewankt kommen (s. d. 5b); Wankte an einem Stabe ein Greis daher. Tieck Schr. 4, 180; V. 2, 33 etc.; Dahin-, einher-w.; Das Saftgrün | duftiger Wiesen durchwänkt vonmanchem brennenden Mohnhaupt. Kosegarten D. 2, 26; Pflanzungen . ., von einzelnen Jammergestalten durchwänkt. Stahr Rep. 3, 100 etc.; Da er .. durch das brausende Gehölze . . unter dem .. Tannengrün dürchwankte. IP. 7, 165 etc.; Entwanke | dem Wonnebett. B. 26b; Tieck 16, 302 etc.; Das Ministerium wankte seinem Untergang entgegen. Heine Lut. 2, 58; Sie wankten sich zur Umarmung entgegen. Stilling 4, 51; Scherr Bl. 1, 131 etc.; Hin- (Schlegel Gd. 1, 203); hin- und her- (oder wieder-. Sir. 2, 14; Weichmann 2, 109); heraus- (Sch. 238a); hin- und herüber- (815b), zu dieser Meinung hinüber- (815a); herum- (Scherr Bl. 1, 42); herunter-(Sch. 703a), hervor- (Immermann M. 1, 455) etc. w.; Vor ihrem Herrn hineilten sie; er nach-w–d etc. V. Jl. 18, 421 etc.; Mitnieder-w–den Blumen besteckt. IP. Hesp. 14; Dein [der Sonne] Schatten um wänkt den wolken- umflorten Himmel. WHumboldt 1, 359; Blumen, die den Quell um-w. Matthisson 68; Selige Gefühle | fühl’ ich mich um-w. Rückert 6, 261; Sch. Mus. 44; Dort umwankt mich noch ein Schimmer | wie ein Geist. Tiedge 2. 82; Ep. 1, 28; Uhland 292; V. 3, 217 etc.; An dem Gestad’ úm-w–d. Od. 13, 220; Umher-w.; Vorüber-w. Uhland Dr. 19; So willwankte ich den ganzen Tag, ohne mit mir einig zu werden. Gotthelf 5, 261, ich war w–d in meinem Willensentschluß, unschlüssig; Auf Einen zu-w. Freytag Soll 3, 306; GRaimund Bürgth. 2, 162; Sie wankte wieder zurück zu ihrem Sitze. IKohl Par. 2, 308 etc.
~er, m., –s; uv.:
Daß keine Seitenschüsse (W.) vorkommen. Winkell 3, 438, insofern der Schütze (wankend) nicht die Richtung innehält (vgl.: Das Abwänkerlein: kleiner Fehler. Schm.).