Faksimile 0643 | Seite 1465
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Wall Gewäll
Wáll: 1) m., –(e)s; –e; -:
a) s. Wal 3 und Zsstzg.
b) (s. walgen, Anm. 1c) das Wallen einer Flüssigkeit etc., z. B.: Seud [siede], daß der W. übergang. Büchsenmeist. 26; Wann er zween W. oder drei thut. 10; Laß es in einer Pfannen erwallen einen W. (ein einziges Mal aufwallen, aufsieden). L. 11, 322; Man lege sie in einen siedenden Topf .., lasse einen W. darüber laufen und nehme sie sodann wieder heraus. Strals. Kochb. 2, 50 etc.; ferner auch: Die Fluth im W–e | und die Ebb’ im Falle. Rückert Mak. 2, 235; Erhub Neptunus mehr einen großen W. des Wassers. Schaidenreißer 22b, vgl. Welle, Schwall und: Von dem „Gewäll“ des ungestümen Wassers überschwemmt. Stumpf 394a; 390a etc., s. Gewell und auch 3b; ferner übertr. in Zsstzg. mit Vors., entsprechend denen von wallen, z. B.: Unser Autor hätte in einem Auf-W. seines Pathos einen Hymnus .. improvisiert. Morstädt Mitterm. 10 etc.; Bald legte sich meines Unmuths über-W. Rückert Mak. 2, 6 etc.
c) als Maß (mit uv. Mz., s. Fuß 4): Die Heringe werden hier nach W. a 84 Stück gerechnet. EBoll Rüg. 185; Ein W. [Heringe], d. h. 80 Stück. Zölner Reis. 344 mit Anm.: W. ist in mehrern niedersächs. Gegenden, wie im Schwedischen, gebräuchlich; es scheint ursprünglich bloß einen Haufen bedeutet zu haben, vgl. 2. 2) m., –(e)s; Wälle; -: (lat. vallum, nach Grimm aus goth. vaddjus, Mauer) aufgethürmte Erderhöhung, die etwas abzuhalten dient:
a) Festgsb., sehr gw., vgl. WehrII3: W. und Graben (s. d. I1); Er soll keinen ,Wal“ drum schütten. 2. Kön. 19, 21 etc.; Die Erde warfen sie einwärts| gleichsam schützenden W. aufführend gegen des Feindes | Andrang. G. 5, 96; (bildl.) 11; Keine Wälle [Drckf. Welle], keine Mauern. 12, 218; JvMüller 1, 94; Uhland 377; Hinter verschanzendem W. Wackern. 2, 130036 etc. (veralt. neutr., z. B.: Hundert Schützen auf das Schloß-W. zu führen. Schweinichen 2, 102 etc.), s. W.- Bruch etc.
b) Solcher W. (a) als Schießplatz (Schieß-W., vgl. Schießgraben), z. B.: „Wahl“. Agricola 371, s.: Sicherwahl. Mathesius Lthr. 91a, wenn nicht Drckf. statt Sichermal (s. d., vgl. zu a: Viel „Wahl“ zu schütten. 160b).
c) als Einfriedigung: Vom buschigen W–e der Koppel. V. 2, 160, vgl.: Koppel, ein durch Zäune oder Buschwälle eingefriedigtes Feld. 1, 188; Die Felder, Kampe, sind zum Schutz gegen die heftigen Winde mit Hecken auf Erdwällen umgeben. Grube 3, 28 etc.
d) den Andrang der Fluth abhaltend, künstlich oder natürlich (s. e): So hat das Meer alle Dämme und „wäl“ zerrissen. Stumpf 134a; Der Dünen schwach begraster W. Freiligrath 1, 29 etc.
e) (s. d) Schiff. = Ufer, Küste (vgl. W.-Wind), und zwar an der Leeseite: Leger-W., Ggstz.: Opper-W., s. Bobrik und Lee.
f) bildl., z. B. von Gebirgen etc. oder auch: etwas w.-artig um Etwas Emporragendes (s. Zsstzgn).
g) in den niedersächs. Torfgegenden ein in die Länge aufgesetzter Torfhaufen. Adelung. Dazu: Den Torf aufwällen. Ders. Zsstzgn, bes. zu a, s. Spate 2413, z. B.: Hervor aus meinem Akten-W. [f]. Göckingk 3, 40 (s. umwallen I. Hoffmann); Alpen- W. [f]. Reithard 5, vergl.: Berg-W. V. Od. 11, 243; Außen-W.; Moränen (s. d. 1) oder Blockwälle. Tschudi Th. 471 etc.; Von des Burg-W–s prangender Zinne. Kosegarten D. 1, 192; Busch-W. [c], vergl.: Weitzeilig Gemüs in dem Dorn-W. [f]. V. Ländl. 4, 691; Die Erdwälle und Pfahlwerke ihrer Festungen. Mommsen 1, 28 etc., s. auch c; Küstengebirge, deren Fel- senwälle [f] die .. Winde des Innern fernhalten. Natur 13, 140a; Festungs-W. Grün Gd. 229; Den mächtigen Gebirgs-W. [f]. Kohl A. 2, 123; Die Anlage von Gegenwällen, welche, von der Stadt ausgeführt, die Richtung quer durchschneiden, in welcher der Belagerer seine Linien zu ziehen gedenkt. Rüstow gK. 204; nach Adelung (und Spate) auch = frz. Contrescarpe, Außen-W.; Durch Fels und Gletscher-W. [f]. Freiligrath SW. 1, 391, vgl. Block-W.; Mit einem rothen von einem dreifachen Goder-W–e [f] umgrenzten Gesichte. Kapper Chr. 2, 97 (s. Goder); Haupt-W.; Heidenwälle [aus der Heidenzeit], Hünenringe. Gartenl. 12, 643b; Lager- oder Läger-W. Spate; Sich hinter den Leger-W. [e] bergen. Olearius Reis. 215a; Mauer-W. Rückert 1, 50; Mittel- oder Zwischen-W., zw. zwei Bastionen (Kourtine); Opper-W. [e]; Pfahl-W. Spate (vergl. Pfahl-Graben, -Werk); Das Wasser .. zu stauen, indem man aus.. Dünger einen Quer-W. zog. Freytag B. 2, 176; Der Alpen Riesen-W. [f]. Reithard 397; Schloß- W., s. a; Mit dem Schmutz-W. der Erdmoräne (s. d.). Gartenl. 12, 534a; Von den Schutt- und Trümmer- wällen. 535a; Stein-W. Thümmel 4, 105 etc., auch = Moräne 1 (s. d. und Block-W.). Kohl A. 3, 284; Sie beschützen die Brücke durch einen kleinen Vor-W. Ense D. 2, 200 etc., übertr. (wie Bollwerk etc.): Eure Stadt ist gesetzt zu des Islams Vor-W–e. Rückert Mak. 2, 234 etc., auch: Hinter dem Vor-W. [f] der Hart. Grube 3, 256; Wasen-W.: Erd-W.; Zwischen-W.: s. Mittel-W. etc. 3) n., –(e)s; 0;
a) s. 2a.
b) in Zsstzg.: Ge- W., das Wallen, s. d. 1; 2, z. B.: Goldner Saaten Gewall. Daumer 2, 121 etc.
Gewä́ll, n., –(e)s; 0:
s. Wall 1b.