waise
Wāīse: I. a.:
(veraltend) in Mitleid erregender, bejammernswerther Verlassenheit (s. verwaist): Daß ich aus Liebe | mein w–s Herz krank betrübe. 2, 28 5, 8]; Wie steht die w. Stadt! wie steht sie so verlassen! 44 1, 1]; Der .. Strauß .. lässt .. unbesorgt die w–n Eier stehn. 56 [4, 3]; Die w. [ihres Kinds beraubte] Mutter. 117 etc.; Vielleicht hätte es mich wehmüthig gemacht, in der ehemaligen Frommannischen Wohnung eine w. Stelle zu finden. 6, 238 etc. — II. m., –n; –n; f.; –n; Waischen, lein; –n -:
1) eine waise (s. I), verwaiste Pers., nam. ein des elterlichen Schutzes durch den Tod der Eltern oder eines derselben beraubtes Kind.
a) Nach allgem. hochd. Gebrauch gilt heute überwiegend das Femin, von männl. wie weibl. Pers. (s. b—e — vgl. W–n-Kind, -Knabe, -Mädchen): Ich bin nun eine W., | die keine Heimath hat. 6, 243; Du bist eine W., Moritz! Edelkn. Sc. 7; Der Superintendent war als elterlose W. geraubt worden. tag B. 2, 110; Er, als eine W. Teutsch. 209; Wir sagen: „Dieser Knabe ist eine W.“ 8, 175; N. 1027; Mache nicht zur W. das Kind und zur Wittwe die Gattin. Jl. 6, 432 (s. b: etc. —
b) Doch ist das männl. Geschlecht auch in der Schriftspr. durchaus nicht unübl., z. B.: Der W. 31, 17; Den W–n. 21; 6, 27; 24, 9; 29, 12; 5, 28 etc. (bei überall fem.); 2, 301; 304; Mach | zum W–n nicht dies Kind etc. 174a (vgl. a: Er hat einen Vater und ist doch ein W. 306b; 183; Einer verlassenen Wittib oder einem W–n. 148a; 2, 11; 2, 150; 3, 56; 2, 226; 15, 349; Cid 19; Schmj. 224; 228; Teutsch. 42; Od. 2, 223; 255; [Mahomet spricht,] er sei ein verirreter W. 8, 18a; Hing das Junge .. in die Nähe des Nestes von Truppenvögeln . ., in der Hoffnung, daß sie sich des jammernden W–n annehmen würden. 7, 252; Der ist kein Wäyse, dessen Vater gestorben, sondern Der ist ein Wäyse, der Nichts gelernt. B. 109b; Pr. 2, 99; Die Hand . ., | die an des Lebens ödem Strand | den weinenden, verlaßnen W–n, | des wilden Zufalls Beute fand. 22b; Sh. 8, 173; 2, 35; 424 etc. —
c) Häufige Mz. (zu a oder b): Die W–n; Wittwen und W–n etc.; Die armen sprachmutterlosen W–n. M. 177. —
d) verkl.: Das Waislein. Waischen; Ich hab etliche viel „weysichen“ erzogen. 378 etc., auch: Ich armes betrübte s Waisel. 66a und masc.: Ich als ein junger schwacher Waisel. 5b etc., auch: Der Waisling. 4, 356 etc. —
e) Zsstzg.: Nach- W., nach des Vaters Tod gebornes Kind. — 2) (s. 1):
a) (bei den Meistersängern) Unter W–n versteht man Zeilen, die gar keinen Reim finden. (44) 1970a; Leitf. 16; Norimb. 522 etc. —
b) ,,der nicht seines Gleichen habende Edelstein der deutschen Königskrone; die Krone selbst“. 250, s. Gl. 581; 3, 560b etc., vgl. bei 571: W. (Weise, Wiese) = gemeiner Opal (?). —
c) = Ellritze (s. d.). vgl. auch: W–n-Kind = Rotheichenmotte Noctua sponsa (Braut). 5, 1317 etc.
Anm. Ahd., mhd. als Ew. weise; als Hw. ahd. weiso, mhd. weise, nach und „negativer Ablaut zu wîsen“ (? s. weislos). Dazu: verwaisen, mhd. verweisen. Das Ew. wird wegen der leichten Verwechslung mit weise gemieden und aus demselben Grund gilt die Schreibw. mit ai.
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