Faksimile 0641 | Seite 1463
verwaisen Waisling
Verwāīsen: 1) tr.:
waise (s. d. I), zur Waise (s. d. II) machen: Im Frühling zarter Tage | hat mich der grimme Tod verwaiset. Fleming (Wackern. 2, 397²¹); Er hat mich so verwaist. Opitz 2, 46 [,zur Wüste gemacht“. Klag. 1, 13]; Unmäß’ge Wollust . . hat schon oft | zu früh verwaiset manch beglückten Thron. Tieck Makb. 4, 3; Daß sie nicht das Schicksal ganz verwaist. Tiedge Ep. 1, 279; Der schon trostlosen Gattin, | ach, den v–den [sie des Manns beraubenden] Tag entfernt. V. 3, 78 etc., vgl. 2; 3. 2) (s. 1) intr. (sein) waise, zur Waise werden: Verwaiste | der Olympos? Jacobs Verm. 2, 30 etc., s. 3. 3) (s. 1; 2) bes. Partic. Präter.: st. des veralten- 4 den waise, z. B.: Verwaiste Kinder; Väter (G. 13, 256; Körner 4, 28; L. 6, 354 etc., der Kinder beraubt) etc.; Ich stand verwaiset, auf der Welt allein. Cham. 4, 41; Verwaiset und verwüstet war der Ort. 65; G. 16, 294; So leb ich fort, entgegen ewig verwaister Zeit. 10, 302; Jetzt bin ich verwest und verwaist und ꝛverwüstet. Rückert Mak. 1, 200; Giebt Herzog Bernhard .. dem verwaisten [des Führers beraubten] Heere .. ein fähiges Oberhaupt. Sch. 964a; Zum Herrn bist du dich schuldig dem verwaisten Land. 513b; Simrock N. 2030 etc. Auch mit Komplement (wessen beraubt), z. B.:
a) Soll verwaist er aller Söhne werden? Platen 4, 279; Alles meines Trostes ich nun verwaiset mich sehe. Simrock N. 2266 etc.
b) An Der ist nun verwaiset schöner Jungfraun große Zahl. 1134; Es ist ein Unglück: Waisenkind zu sein; das größte: an seinem Volk verwaist zu sein. Arndt (Dorow 1, 227).
c) Verwaist von jeder Hoffnung. FIBertuch (Matthison A. 9, 78); Die . . verwaisten Gefährten, | auch von Belindo verwaist. Pyrker 85.
d) Die hauptverwaiseten Scharen. 260; Ein sohnverwaistes Weib. Scultetus (L. 8, 281) etc. 4) (s. 3) Die Verwaistheit meiner Tochter. Tieck DQ. 2, 356. 5) Verwaisung zu 1; 2.
Wāīsling, m., –(e)s; –e:
s. Waise II 1d.