Faksimile 0606 | Seite 1428
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Gevögel Vogelei ~ler ~eler gevögelelhaft ~licht ~elicht gevögeleln Vögelschaft
Gevögel, n., –s; uv.:
1) vgl. Geflügel II 2:
a) (ohne Mz.) ein Komplex von Vögeln (vgl. Gethier und dichter.: So schläft nun aller Vogel. G. 4, 124), z. B.: Wo Doolin .. dem G. euch zur Speise niederstreckt. Alxinger D. 300; Gutzkow R. 9, 7; Gewaltiges G., Geier und Habichte. Hartmann Unst. 2, 155; Das gespenstisch weiße G. Heine 14, 108; V. 3, 18; Il. 1, 5; 13, 831; Od. 3, 259; 14, 133; Lieb vor allem G., soviel sich ernährt aus der Salzfluth. Th. 7, 60; Der Sümpf’ und salzigen Wogen G. Arat. 167; Georg. 2, 60 etc.; veralt. ohne Uml.: Geuogel, das auf Erden fleuget. . . Allerlei gefiedertes Ge- uogel. . . Das Geuogel mehre sich. 1. Mos. 1, 20 ff. [,,Geflügel“. Mendelssohn]; 8, 20; 15, 11 etc. (in welchen Stellen neuere Ausg. G. ändern); Gefügel (s. Geflügel, Anm.). Eppendorf; Die braten alles ihr Fleisch und Gefügel nur halb. Ryff Sp. 32b; Bei allem Gefügel, welche etc. (mit Zeitw. in Mz., vgl. b). Th. 112.
b) zuw. (mit Mz.) = Vogel, z. B.: Ein leicht G., wenn ich wär, | zu deinem Munde zög’ ich. Daumer 1, 210; Der G. laute Sippschaft | zwitschert. Heine Tr. 104; Des Meers unholde G. V. Än. 3, 241; Der Habicht . ., der geschwindeste aller G. Od. 13, 87 (in einer Art sinngemäßer Fügung gleichsam masc.) etc.; übertr., z. B. vom Schiff: Männer, | die auf hölzernem G. | hergeflogen aus dem Osten. Heine Rom. 113 etc., vgl. (s. a): Die Ruder gingen auf und ab, | .. als ob ein fremds ungewohnt Gefügel | da auf dem Wasser rührt die Flügel. Fischart Gl. Schiff 225 etc.
c) Zsstzg. z. B.: Gegen Dompfaff, Kreuzschnabel, Mönch, Kardinal und sonstiges Kirchen-G. Demokr. Stud. 343; Wie lange willst du .. | wie Nacht-G. schwirren | in jedem dunkeln Strauch? Rückert Mak. 1, 85; Das See- G. Heine Lied. 346; Hölderlin H. 2, 82; Kiebitze und anderes Sumpf-G. Spielhagen Pr. 1, 88; Gäns’ und andere „wasser gefögel“. Eppendorf 63; Deßwegen gab das Zug- G. den Mann, diesen lebendigen Vogelbeerbaum, worauf es und nistete, für eine heimliche Schneuß aus. IP. Flegelj. etc.
2) das Vögeln (s. d.), so auch: die Vögelei (wegen welches obscönen Sinns die Anwendung von 1 gern gemieden wird).
Vōg~elēī, f.; –(e)n:
das Vogeln, z. B. in Zsstzg.: Aus bloßer Spaß-V. oder Kaprice. V. Sh. 3, 606; Die Spaß-V–n der Professoren. Br. 1, 176; 180 etc. und mit Uml., in absichtl. Erregung obscönen Nebensinns (s. Gevögel 2); Mit Festen und Tänzen und Spaßvö gelein. Droysen A. 1, 331 etc.
~(e)ler~(e)ler: s. vogeln. ~elhaft, a.:
in der Weise eines Vogels: Kuckuck (mit karikiert v–er Aktion). 283.
~(e)licht~(e)licht, a.:
vogelähnlich, wie ein Vogel gestaltet: Eine halb-v–e Sirene. V. Ant. 1, 253; Die raub-v–en Harpyien. 262 etc.
~eln: 1) intr. (haben):
vogelstellen (veralt., vgl. 4): Zween Vogler gingen mit ein- ander vogeln. Keisersberg Post. 12b; Eppendorf 7; 50 etc. Dazu noch üblich: Fallen zurichten, sie zu fahen, wie die Vogeler thun mit Kloben. Jer. 5, 26; Errette mich .. wie ein[en] Vogel aus der Hand des Voglers. Spr. 6, 5; Am. 3, 5; Ps. 124, 5, auch Mendelssohn und: Entkommen . wie ein Vogel | aus Voglers Strick. H. R. 9, 132 etc.; Ein Vogler fing ein Vögelein. Nicolai 1, 24 (= Ramler F. 2, 466); Platen 2, 5; V. H. 2, 145; Weckherlin 74; W. 25, 266; HB. 2, 242 etc., s. 4; ferner: Einen Vogelherd bevogel(e)n, mit den nöthigen Lockvögeln etc. versehn. Schottel 625a; Sebitz 559 etc.; Übrigens verfährt man mit .. der Bevogelung des platten Herdes wie bei dem Strauchherde. Döbel 2, 242b etc. 2) in Zsstzg.: Spaß-v.: sich als Spaßvogel behaben, seinen Spaß, Spott treiben: Wo die .. schlechteste Kreatur über die Person und Aufführung der ersten Bürger so sehr spaß-v. durfte. V. Blackw. 84; Ein frech spaß-v–der Sachvertreter. Ar. 1, 191; Nicht Gaffer am Markt, Spaßvogeler nicht. 3, 171 etc.
3) im veraltenden Sprchw.: Wie es voglet, also legt es Eier. Franck LastJ. 2b = wie der Vogel, so das Ei. 4) tr. und intr. (haben): als Ausdr. für den Akt der Begattung (s. Anm. zu Vogel und ficken, vgl. Finke, Anm. 2 und Vogelnest), z. B.: Die Halieti haben nicht ihrer Art, damit sie sich paaren, werden von andern Adlern gevogelt. Eppendorf 139 etc., vgl.: Daß der Reiger mit solchen Schmerzen „fuglen“ soll. Ryff Th. 103; Nach dem „fuglen“ pflegen sie beide, das Weiblein und Männlein, unter das Wasser zu dunken [tauchen]. . . Bei allem Gefügel [Gevögel], welche nach dem „suglen“ sich erschütten mit einem Schaudern. 112 etc. und obscön von Menschen (s. Benecke 3, 359a), gw. mit Uml., z. B.: Sich vögeln lassen. Spate 530, wo auch Zsstzgn; Weinhold 102b etc., vgl. Stalder 2, 388 (mit und ohne Uml.); Frisch 2, 400c (ohne Uml.) und bei Adelung die Bem.: Der Vogeler .. als ein Beiname des Kaisers Heinrich [s. 1] . ., wofür doch heutiger Geschmack und Sitten ein anständigeres Wort erforderten (s. auch Finke, Anm. 2 und etwa auch Vogelhaus. Günther) und in absichtlicher Erregung obscönen Nbnfinns: Mich aber verlangt es nach den Vogelsatzungen, | mich vöglert’s. Droysen A. 1, 384.
Vȫgelschaft, f.:
die Gesammtheit der Vögel, als Körperschaft etc.: Vögel . ., | die von der V. | zum Tode verdammt sind. 408 etc., vgl.: Ihr dreimalseliges Flügelvolk und Vogelthum! 447 und mit absichtl. Anklang an vögeln 4: Semiramis, | die als Kind erzogen worden | von den Vögeln und gar manche| Vögelthümlichkeit bewahrte. Heine Rom. 217.