Faksimile 0598 | Seite 1420
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Vetter
I. Vétter, m., –s, –n; –n, (uv.); –chen, lein; -:
ein männlicher Verwandte (Kousin) und zwar in engrem Sinn heute gw. zur Bez. der Verwandtschaft zw. Geschwisterkindern (s. d.), aber auch noch zuw., wie urspr. (s. Vater, Anm.) = Vaterbruder, Onkel (s. d. und Oheim, auch Anm.); in weitrem Sinn aber überh.: ein entferntrer männl. Verwandte, vgl. bei Gesenius das von Luther durch V. übersetzte nin und Gevatter d, z. B.: Wenn Jemand bei seines Vatern Bruders Weib schläft, Der hat seines V–n Schamb geblößet. 3. Mos. 20, 20; Von Hanameel, meines V–n Sohn. .. In Gegenwärtigkeit Hanameel meines V–n. Jer. 32, 9—12 etc.; Belehrung, daß in der Kourtoisie „Oheim“ etwas weniger ist als „V.“, daß Jenes den Reichsfürsten vom Kaiser und den Kurfürsten gegeben werde; ein wirklicher Oheim dem Blute nach heißt „Onkel“. Ense T. 3, 305; „Gieb dem Herrn V. eine Hand!“ .. V.? .., glauben Sie, daß ich des Glücks werth sei, mit Ihnen verwandt zu sein? „O, .. unsere Vetterschaft ist sehr weitläuftig und es wäre mir leid, wenn Sie der schlimmste drunter sein sollten. G. 14, 23; 12, 101; Eine Tante .. konnte mich . . selten ansehen, ohne auszurufen: .. V.! etc. 20, 39; V. Michel (s. d.). 22, 42 etc.; Daß die V–n von links [angeheirathete] nicht gleich werth kommen wie die V–n von rechts. Gotthelf U. 2, 79; Wann er .. fleht, verspricht und Alles V. nennt. Haller 110; Der V. ist eures Vaters Bruder. Hebel 3, 116; „Tante“, sagte der V. zu seiner Base. 302; „Meinen V. . . El Gusto.“ Der Geschmack, dein Onkel. H. 11, 198; Ein weitläufiger V. Körner 3, 254; Dem V. 261; 268 etc.; Sein Schwäher oder V. Luther 8, 126a; Ein Aff’ und Bär, zween nahe V–n. . . O V–chen! Lichtwer 16; Der Grieche und der Jtaliker sind Brüder, der Kelte und der Slawe ihnen V–n. Mommsen 1, 11; Laune heißt des Ruhmes V. WhMüller 1, 80; Sein nächster V. Sch. 448a; Für eine Art von V. gelten. Tieck N. 5, 255; Die Wasserralle. ..Ihr V., der Wachtelkönig. Tschudi Th. 74; Seines V–s. W. 13, 131 etc.
Anm. S. Vater, Anm., vgl. auch: Pathe, Anm. und Pathenpfennig. Mz. nur selten uv. (z. B. König Waldens. 1, 156; 264 etc.), dagegen in Ez. überwiegend starke Abwandlung (des V–s; dem, den V.), s. Ade- lung und Herrig 16, 410; doch ist die schwache nicht ugw., z. B. bei Luther (s. o.); Bei meinem V–n. Berlichingen 11 etc.; Eines V–n. G. 21, 286; 25, 114; 34, 287; V–n griff des Vogels Sang | tief wohl in die Brust. Grün Gd. 256; Meines V–n. Rückert 1, 166; Seinen V–n hat er vermahnet. Zinkgräf 1, 85 etc. Veralt. für das weibl. (s. Base, Muhme): Die hochgeborne Fürstin .., Unsere freundliche, liebe Vetterche. Erbvgl. Beil. 3; Betrübte Vetterin. Günther 762 etc., auch (vgl. Muhme 2c) = Kupplerin. 458.
Zsstzg. (vgl. Verwandter etc.), z. B.: Blūts-: Waring Darwin, wie sein Bluts- oder Namens-V. Erasmus Darwin. G. 39, 407.
Erb-: erbberechtigter (vgl. Lehens-V.). GRaimund 6, 168.
Klēīn-: Einer im Vh. zu Groß-Onkel oder-Tante. Alexis H. 1, 1, 193.
Lêhens-: Erb-V. in Bezug auf ein Lehen. Höfer VergT. 28; Hon. 263; IP. 2, 45 etc.
Nāmens-: Namens- Bruder, -Genoß (s. Bluts-V.): Kein Verwandter von ihm, sondern nur ein bloßer N. L. 11, 43; 303; Zum Unterschied seines N–n Ruprecht mit dem Höcker zubenamet. Musäus M. 4, 110; IP. 3, 32; Thümmel 6, 5.