Faksimile 0579 | Seite 1401
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Tumm Tummel Tümmel Tumm~l~er Tumm~el~er tummelhaft ~lig ~elig Tummler Tümnitz
Túmm: s. dumm. ~el, m., –s; 0:
1) ein Zustand, in dem man taumelt: Schwindel u. nam. Rausch: Simplicissimus 1, 281; 314; Mein Gastherr hatte ein halbes T–chen. 591 etc.
2) (s. 1) ein wildes Getreibe, Getümmel (s. d., vgl.: Tümmel, in der Basler Bibel von 1523 erklärt durch Getön, Geschrei, wie Getümmel durch Ungestüm, Aufruhr). V. 4, 89.
3) T.-Becher (s. d.): Ein T–chen .., ein Becher, der gleichsam selbst berauscht ist und auf seinem Fuß nicht stehen kann. L. 8, 495; Tümmelchen. Adelung etc.
Tümmel: 1) m., –s; uv.:
a) s. Tummel.
b) Thümmel heißt in mehrern Gegenden ein kleiner Hammer. Thümmel K. 60. 2) n., –s; 0: Ge-: wirres, ungestümes Durcheinander, und: das Getöse eines solchen (s. Tummel 2 u. Tumult): 1. Sam. 4, 14; 14, 19 ff.; Jer. 26, 10; 47, 3 etc.; Eine Art wollüstigen G–s und Gewimmels in der ganzen Seele. Forster Br. 1, 220; Gedräng’ und G. G. 5, 8; 17, 135 etc.; Die Klage wird Geschrei und das Geschrei G. Gotter 1, 42; Um welche das unselige G. sich wälzt und wirrt. FHJacobi 5, 44; Gewimmel und G. FMüller F. 26; V. Il. 7, 242; 10, 185; Das G. | der großen Welt. W. 12, 50 etc.; Dein Bimmel-G. V. 4, 171, lärmendes Klingen; Im schrecklichen Donner-G. Pyrker 480; Von dem Erd-G. in die blauen, heitern Lüfte oben wegverzückt. Heinse A. 2, 164; Im Heer- G. Matthisson E. 1, 174; Bringt der Süd ein finstres Luft- G. Günther 570; Aus dem literarischen Markt-G. und Krämergewühl. Matthisson E. 1, 175; Er hört ein Mord- G. Ramler F. 3, 250; Poltergeister-G. Fischart B. III; Im Schlacht-G. Mommsen 3, 11; Tobendes Schlachten-G. V. Od. 11, 314; Ins wilde Tanz-G. Heine Lied. 67; [Wie er] sich mitten ins Vorder-G. | troīscher Reisigen stürzt. B. 217a; V. Il. 4, 354 (vgl. Vordertreffen); Das neue Wesen im Welt-G. verstehe ich nicht. Holtei Bühn. 4, 23; Der Todtentanz des Welt-G–s [beim Erdbeben); Thümmel 8, 147; V. 3, 164 etc.; Nach Wogen- G. und Sturm. Matthisson 176; V. Ländl. 4, 581 etc.
Túmm~(e)l~erTúmm~(e)l~er, m., –s; uv.:
(gw. zweisilbig):
1) von Pers., z. B.:
a) Gaul-, Rosse-T., gaultummelnder Reiter.
b) Tänzer, z. B.: Zween Haupttummeler tanzten im Kreise. V. Il. 4, 18.
c) Zecher (s. 3). Weckherlin 526 etc.
2) von Thieren:
a) Tummeltaube (s. d.), auch: Tümmler.
b) Delphin (s. d. 1): z. B. Grube 3, 184 und mit Uml.: Die sich beim Schwimmen häufig überschlagenden Tümmler, Delphinus phocaena. Bol Rüg. 185; Giebel 98 etc.
3) sachl.:
a) großer Tummelbecher (s. d. und Tummel 3): Warum nippte der Bischof nur, der [sonst] den T. nicht schnell genug wenden kann? Alexis H. 2, 1, 96; Blumauer 1, 138; 2, 18; Freiligrath SW. 6, 203; Reithard 81; Zu taumeln und den T. zu tummeln. Rückert Mak. 2, 215; Stolberg Gd. 195 etc.; mmler. Adelung.
b) Tümmler, s. Obertritt.
~elhaft, a.:
sich wacker tummelnd, rasch, von Pferden, s. Frisch; Logau (L. 5, 347 T–ig) und Pers.: Philander 2, 324.
~(e)lig~(e)lig, a.:
1) taumelig, schwindlig: Wird dir t.? V. Ar. 1, 191, vgl. dümmlich. 2) tummelnd etc. (s. tummelhaft), z. B.: Im .. Hui schuppt Etwas uns von Jenen | und bracht uns t. hieher. Sh. 1, 99; Sorgt mit in dieser t–en Zeit [wo man sich zu tummeln hat]. 372. eln:
1) tr.: (s. taumeln, Anm. und Tummelplatz etc.) eig.: im (oder wie im) Kreise drehn; dann: hurtig und rastlos hin und her bewegen, nam. andrängend und treibend, z. B.:
a) Ein Pferd, Roß t., als Reiter, auf der Reitbahn, im Turnier, Krieg etc. Möser Ph. 1, 306; Platen 4, 323; Rückert Rost. 14b; Sch. 451b; Stolberg 49; V. Od. 13, 242 etc.; Zur gault–den Troja. 2, 18; Il. 13, 4 etc., auch: Ein Steckenpferd t., eig. V. 4, 139; W. 11, 118 etc.; bildl., s. Lieblingsgaul etc.; seltner: Als muthiger Freier | tummelt er redlich die Gaule mit bräutigamswürdigem Trankgeld. V. 1, 60, er macht, daß der Postillon die Pferde in rasche Bewegung setzt.
b) mit persönl. Obj., z. B.: Flüchtig tummelt sie hier den raschen Centauren, auf einem | Knie nur schwebend und treibt frisch mit dem Thyrsus ihn an. Sch. 83b; Rückert Erb. 1, 39 etc.; Ihr Poltergeister mögt ihn t. Boie (Matthisson A. 8, 132); Hebt er, Einen aus der Gesellschaft heraus ihn zu beleidigen oder, wie er es nennt, ihn zu t. Rabner 4, 248; Daß nicht, so du über die Schnur trankst, | lachend mit Hohn dich tummle die schicklicher schwärmende Jugend. V. H. 2, 350; Bevor ich die Troer genug im Kampfe getummelt. Il. 19, 423 etc.
c) mit eig. leblosem Obj.: Graunvoll tummelt er [der Winter] Nachtgewölk | durch aufbrausendes Meer, krachende Waldung durch. V. 3, 3; Wenn der Nord.. Wolken | tummelte. Ländl. 3, 481; Il. 11, 305 etc.; Zu tummeln und den Tummler [Becher] zu t. Rückert Mak. 2, 215 etc.
2) refl. nach 1, sehr häufig, z. B.:
a) Hui tummle dich, Senner! B. 80b; 176 52b; Oben tummeln sich mitten im Laube des Hauptbaumes die gelben Blüthen der Kassien. Burmeister gB. 2, 258, in einer Art Belebung, sie treiben sich dort wie auf ihrem Tummelplatz umher; Da tummelt sich der Diener Troß. Echtermeyer 88; Du, o Rhein, | du tummelst dich nach Köln. Freiligrath SW. 1, 391; Ihro borst’ge Majestät sah . . mein Ehbett fur einen Rasen an, | sich darauf zu t. G. 7, 198; Auf schwarzer Wiese t. sich die Schwärme. Lenau A. 66; Wann der Sturm sich tummelt | auf schaum’gem Rosse über blauer Tiefe. Mohnike Fr. 42; Wir haben uns bestellt, im Ringkampf uns zu t. Rückert Rost. 98a; 95a; Erb. 1, 23; Ich wuste nicht, wie ich mich t. [rasch davon machen] sollte. Schlegel Sh. 1, 27; Sie tummelt sich auf jedem Rosse. Tieck A. 1, 97; V. H. 2, 147; Il. 14, 59; In Waffen tummle dich! Schenkendorf 2, 1512; Zinkgräf 1, 225; 2, 13 etc.
b) mit Angabe der Wirkung: Hat in dem Garten mit Gespielen | sich müd getummelt. Hungari 1, 448; Ein lustiges Gelage! | .. sie t. sich die Nacht zum Tage. Lenau Sav. 107 etc.
3) intr. (haben):
a) = 2, z. B.: Hier hat die Jugend .. getummelt und geritten. Opitz 2, 251 etc.: Es t. gelb und roth und bunt | die Blätter auf dem schwarzen Grund. Kosegarten Po. 1, 328 etc., auch (s. Es 7): Wie’s tummelt auf der Ehrenbahn. G. 7, 110 etc.
b) veralt. (s. Getümmel) lärmen. Mark. 5, 39; 1. Kön. 1, 45 etc.
c) mundartl. etc. = taumeln: Bacchus dumlend. Weckherlin 778 etc. Zsstzg. z. B.: Tummelte | sich Jeder auf vom Sessel. Blumauer Än. 1, 13, sprang auf; Wenn der Schüler sich nach jeder Stunde aus-t. kann. Wich. Lange 133 etc., seltner [3b]: Der Tumult hat ausgetummelt. B. 289a; Wann sich’s ausgetummelt hat. 287b etc.; [Der Hirsch] tummelt dahin in der Flucht und daher. V. Än. 12, 751; So durchtummelte tobend das Feld . . Ajas. V. Il. 11, 496; Gescheucht die Gefilde durcht. 21, 554 etc.; Sich tummlen’s [= sie, die Bienen] durch und durch. Wackern. 2, 288⁴¹ (Spee); Dem Pfühl sie ent- tummelte[n] Beide. V. H. 2, 184; Kommt hergetummelt! sputet euch! Ar. 3, 314; [Die Winde] tummelten rege Gewölk’ her. Il. 23, 213 etc.; Sich wo herum-t., eig. und übertr. G. 22, 144; Gutzkow R. 7, 411; Sch. 102a; W. 32, 44; HB. 2, 214 etc.; Schwang sich .. auf dieses sein Streitroß und tummelte es gewaltig herum. L. 7, 102 etc.; Sich über-t., t–d sich übernehmen etc. (veralt.: [Speisen] durch .. Zusätze dermaßen verpfeffert, überdummelt, vermummet etc. Wackern. 3, 800¹⁴, Simplicissimus); Tummeln sich Alle im Kriege um. Arndt E. 281; Rückert Rost. 118a etc.; Hektor tummelt’ umher das Gespann. V. Il. 8, 348 etc.; Er ver tummelte den Rest des Tages [verbrachte ihn roßt–d]. Kürnberger N. 2, 194; Der Faunen .. Chor | .. zertummelt’ und zerächzte sich | um diesen Garten jämmerlich. Matthisson A. 7, 103 etc., s. auch hummeln 2; Flugs tummle dich | zurück! B. 52b, eile zurück etc.
~ler etc.:
s. Tummeler.
Tümnitz: s. Temnitz.