Faksimile 0574 | Seite 1396
Faksimile 0574 | Seite 1396
Faksimile 0574 | Seite 1396
Trunk trunken
Trúnk, m., –(e)s; Trünke, (–e); Trünkchen, lein; -:
(s. auch für die Belege trinken: Trank; Soff) mit ineinandergreifenden Nüancen: 1) einmaliges Trinken: Einen T. thun; Das Glas auf einen T. [Zug] leeren; Jmmer möge zum T–e den Becher Amor dir reichen. Rückert 2, 276 etc. 2) ein Trinkgelage: Zum T. zusammenkommen; Etwas beim T. verabreden; Beim T. gehört ein König etc. V. 3, 131 etc.; die im Allgem. seltne Mz. oft bei Schweinichen: An solchen Orten sind große Trünke gefallen. 3, 3 etc. (vgl. Rausch 3a). 3) das gewohnheitsmäßige Trinken berauschender Getränke: Den T. lieben; Sich dem T. ergeben; Einem oder sich den T. abgewöhnen; Das Panier des stillen T–es. Scheffel Tr. 39; Mancher deutsche Reitersmann | hat dort den T. sich abgethan. Uhland 379 etc.; auch: Ich setzte ihm [dem gemalten Weingott], Trunks anzudeuten, auf die Nase zwei rothe Pocken. FMüller (Wackern. 4, 776²²). 4) Das, was man trinkt und nam.: soviel davon, wie man auf einmal trinkt: Du hast uns einen T. Weins gegeben, daß wir taumelten. Ps. 60, 5; Jer. 8, 14 etc.; „So nehmet auch den schönsten Krug, | den wir mit frischem T. gefüllt.“ Ich-nehme den Erquickungstrank. G. 11, 42; 16, 151 (s. Trank 1a); Die Kellnerin .. gab ihm einen frischen T. 1, 89; Will mich mit einem T–e | noch stärken. WhMüller 1, 395; „Einen Bissen und T.!“ | .. Ei, Das muß immer saufen und fressen! Sch. 320a; Zu schöpfen denT. des kühlen Gewässers. V. Ov. 1, 337; Weißt .., was im Kriege die Speis? | Ein Pferdebraten, ein T. aus dem Gleis. Waldau N. 2, 328 etc.; Schwedischer T. (s. Schwede 2c und Schm. 1, 496); bildl.: Sie trinken den T. der Verachtung stets mit Stillschweigen. Olearius B. 39a etc.; Mz.: Wenn meinem Magen | die Trünke wohl behagen. Weichmann 3, 349 etc.; selten o. Uml.: Die Weine waren in solchem Ansehn, daß man beim Gastmahl nur einzelne T–e gab. V. Ländl. 1, 268 etc.; verkl.: Das ist das Trünklin, das der Teufel Adam geschenkt hat und wir Alle mitgetrunken. Luther 6, 271a; So lässt er wohl einmal ein kühles Trünklein langen. Rachel 8, 466 etc. Zsstzg. nam. zu 4, leicht zu verstehn und zu mehren nach folg. Bsp. (s. die von Trank): Die Sonne sinkt; es hat das Reh | den letzten Abend-T. gesogen. Roquette W. 66; Seinen Abend-T. thun. Scherr Bl. 3, 338 etc.; Abschieds-T., s. Letz-T.; An-T., s. antrinken 4; Ersäuft sei aller Groll in diesem Bundes-T.! Sch. 354b; Einen Ehr-T. thun. Hoffmann- Fall. Gesellsch. 146; Schm.; Mit diesem Erquick-T. Sch. 709b; Der Feuer-T., geschöpft aus Traubenblut. Rückert 1, 116; Wer zum Tisch-T. Fisch-T. nimmt. Logau (L. 5, 318), Wasser; Sich den Freundschafts-T. aus ebendemselben Becher von ihnen zutrinken zu lassen. W. Luc. 6, 94; Daß ich nach altem Hausgebrauch | den Früh-T. erst mit meinen Knechten theile. Sch. 524b (s. Morgen-T.); Gesundheits-T. [Toast]. Oppenheim 11, 357; Den Gift-T. dieser Wollust muß ich noch in mich schlürfen. Sch. M. 2, 237; Wie der Weinbauer seinen Haus-T. als eigenes Wachsthum [vorsetzt]. Grube 3, 50; Ohne den üblichen Jo- hannis-T. Auerbach D. 4, 281; Hammer RH. 258 etc. (s. Johannissegen); Spare dir den letzten Jubel-T. aufs Ende. Spindler V. 3, 23; Wenn ein Koste-T. von ihnen begehrt wird. Musäus Ph. 3, 104; Aus so schönen Händen einen Labe-T., wer könnte den verschmähen? G. 6, 332; Kl. M. 12, 432; Selbst dann melk’ ich von diesem die köstliche Milch mir zum Leib-T. V. Th. 11, 35; Letz-T. den demokratischen Brüdern. Xen. d. Ggw. 184 = Abschieds-, Valet-T., vgl. Steigbügel-T. und Letze 2; 3; Mitten im Liebes-T. des Augenblicks. JP. Tit. 61; Vom lauteren Milch-T. V. Od. 9, 297; Ein lauterer Misch- T. echter Treuen. Rückert Mak. 2, 230; Sah er den .. Elennhirsch seinen Morgen-T. schlürfen. Alexis H. 1, 1, 287, (vgl.: Abend-, Früh-, Nacht-T.); In einem Kruge versammelt, um einen Nach-T. [2] zu halten. Immermann M. 4, 147; Nacht-T., s. Abend-, Schlaf-T. und Schlummer; Er kam von einem kleinen Raths-T. Spindler V. 4, 12; Wann die spaten Rindertrünk auf Gesundheit umhergehen. JGrob Dicht. Vers. 1, 76 (vgl.: saufen wie eine Kuh etc.); Der Rund-T. . . . Manchen Zank . . | ertränket sie im Reihen-T. Hagedorn 3, 145; Ein seidnes Bett . ., | an das voll Dienstbegier ein Knecht den Schlaf-T. stellet. Alxinger D. 145 = Nacht-T.; aber auch (s. Schlaftrank): Ich habe den Wein mit Schlaf-T. gemischt. G. 7, 316; bildl.: So wird Müdigkeit der herrlichste Schlaf-T. sein. 25, 99 etc.; So hab ich denn auch den Steigbügel-T. für dieses Leben gehalten. Spindler St. 1, 72, vgl. Letz-T.; Auf den Todten-T. kommen. Vog. 1, 42; 3, 323, zum Leichenmal-T. Schm.; Der Tröster-T., bei Sterbefällen üblich. Ders.; Einen Über-T. thun, haben [zuviel trinken etc.]. Ders.; Den Um-T. wollen sie mit [mit dem Becher] halten. Sch. 352b, s. Rund-T.; Wasser-T. wird Nektar mir sein. V. Ov. 1, 337; Berauschender Wein-T. Od. 11, 61; 20, 69; Th. 14, 29; Der vom Willkomm-T. aufgeregte Trupp. Spindler V. 3, 134 etc.
~en, a.:
berauscht (s. d. und als Ggstz. nüchtern 2), eig. und zunächst durch Trinken, dann auch verallgemeint; ferner bildl., von belebt Gedachtem, das sich in Etwas gleichsam satt getrunken (s. d. 21; 3c), z. B.: T. sein, eig. (in der gw. Prosa: be-t., vgl. auch an-t. 3); Ein T–er; Einen t. machen; T. von Wein, vom Wein der Hurerei (Off. 172), vom Blute der Heiligen (8), von Liebe (Olearius B. 102a), von süßer Hoffnung (W. 11, 221) etc.; vor Freude (Broxtermann 342) etc.; T. des Weines. Jacobs Verm. 2, 39 etc.; Das t–e Elend (s. d. II 2) . . ., Zustand, der aus dem besonnenen und fröhlichen Trinker plötzlich einen heulenden Jeremias macht. Spindler Vog. 1, 65 etc.; ferner z. B.: Sie werden t. von den reichen Gütern deines Hauses. Ps. 36, 9; Ein Tag der Rache, da das Schwert fressen und von ihrem Blute voll und t. werden wird. Jer. 46, 10; Sie sollen mit ihrem eigenen Blut wie mit süßem Wein t. werden. Jes. 49, 26; 34, 5; 7 etc.; In der t–en Begeisterung. Bettine 1, 67; In einer Art von t–er Selbstvergessenheit. G. 23, 256; Noch immer t. von des Gewoges regsamem | Geschaukel. 12, 163 (s. seekrank); Das t–e Herz .. wird ernüchtert. Heine Sal. 1, 101; Die t–sten Gefühle. Herwegh 1, 144; Mit . trunknem Blick. Kl. Od. 1, 93; T. vor voller, wallender Freude . ., von ihrer Herrlichkeit t. M. 18, 501; T. an allen Sinnen. Möricke N. 122; Wie meine [Augen] sich aus ihren t. saugen. WhMüller 1, 69; Bis von Lethes Taumeltrank ich t. bin. Sch. 13b; Zu seinem t–en Ohr. 416a (3a); 492a; 560b etc.; Wo t–er Dünkel rast. Tiedge 2, 163; Mich entreißt der trunkne Wohllaut . . . | in Geklüft empor. V. 3, 53; W. 20, 6 etc. Dazu: Trunkenheit, eig., z. B. Sir. 31, 37 etc., s. bes. Kant Anthr. 65 und übertr.: Die begeisterte Versenkung der Seele in Natur und Wirklichkeit, eine T–heit, die sehr wohl ohne allen Weingenuß denkbar. Daumer 1, IV; Die sittliche T–heit der Affekten. Engel 7, 353; Hölderlin H. 1, 10; Mendelssohn Ph. 1, 78; Zwischen Iffland’scher Nüchternheit und Schiller’scher T–heit zu wählen. Palleske Sch. 1, 329; Sch. 418a; 735b; 789a; Im Übergang aus der T–heit einer heftigen Leidenschaft in den heitern Zustand der ruhigen Besonnenheit. W. 24, 119 etc.; auch in seltnerer Mz.: Wie lang seh ich den T–heiten | von Wahn und Glück berauschter Höfe zu? Creuz 1, 86; Andrer Schauer T–heiten | werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. Kl. Od. 1, 92; Die Stunde der Inspiration, wo die T–heiten des Schaffens über uns kommen. Schücking GsE. 4, 46 etc. Zsstzg. mit Vors. s. be-, antrinken (3), ferner mit Bstw., nam. zur Bez. des Berauschenden, wovon Jemand oder Etwas t. oder voll ist, eig. und übertr. etc.: Der ahnungs-t–en Jugend. Kosegarten D. 2, 111 etc.; Etliche werden bären-t., Etliche säuvoll, Etliche hunds-t. etc. Franck LastC. 4b, behaben sich in ihrer T–heit wie Bären, Säue, Hunde etc.; Be- geistrung-t. WHumboldt Son. 71; Blitz-t–e Wolken. Lichtenberg 1, 375; Blut-t–er Augen Ergötzung. Wackern. 2, 1299³; Überteppicht von blüte-t–en Rosengebüschen. Sonnenberg D. 1, 315; Das dank-t–e Mädchen. Lafontaine; Ist der Geist nicht feuer-t. Sch. 49b; 19aetc.; Freude-t. schwankend. G. 13, 137; Sch. 244b; Freude- (spätre Les- art: Freuden-)T–heit. W. 20, 111; 136 etc.; Den ge- fühls-t–en Schwan [Dichter]. Platen 2, 257; In diesen räthselhaften Gefühls-T–heiten versunken. König 15, 269; [Hölderlin,] ein Spattitanengeist, gewitter-t. Meißner Gd. 129; Die gift-t–en Pfeile. Willamow; Sänk’ichglanz-t... süß bctäubt aufs Gras. JP.; Glaubens-t. Heine Lut. 2, 5; Die Seele, | die gluthen-t–e. Meißner Gd. 29; Inmitten ihrer gott-t–en Lieder vergisst die Nachtigall nicht etc. Beck (Nat.–Z. 17, 277); Hier wollte ich .. gott t. jauchzen. Herwegh 1, 101; Den Gottesfrieden, die Gott-T–heit. Freiligrath 2, 33; Der naturgott-t–e Seher [Shelley]. Meißner Gd. 137; Wenn Höllentücke wüthet, gräuel-t. WHumboldt Son. 122; In einem hanf-t–en Hirn. Jahn M. 115 (vgl.: Die Orientalen machen aus den Blättern und den Samen des Hanfs ein berauschendes Getränk, welches wie Opium wirkt. Oken 3, 1553); Lodernde Leidenschaft, Kampfes-T–heit. DMus. 14, 1, 357; Lebens-t–e Heiterkeit. Heine 6, 35; Liebe- (G. 10, 311; Sch. 221a), liebes- (15a; IP. Fat. 1, 33; W. 20, 324) t.; Liebes- T–heit. 199; Lust-t. 172; Mein märchen-t–es Herz. Heine Rom. 125 etc.; Mondschein-T–heit. Verm. 1, 7; Er schwankt wie nebel-t. W. 20, 270 [taumelnd, betäubt vom Nebel]; Nektar-t. 23, 273; Opium-t–e Begeistrung; Die opfer-t–en Wittwen, die sich .. in den Scheiterhaufen stürzen. Polko NN. 4, 151; Des hohen quellen-t–en Baums. Kl.; Der verzweifelnd liebe-t. rache-t. .. | sich vom Felsen stürzete. G. 10, 311 etc.; Alles lag schlaf-t. Arndt E. 104; Cham. 4, 26; G. 10, 159; 25, 42; 28, 252; Platen 2, 186; Den Blitz der Freiheit wirft er | in die schlaf-t–e Welt. Prutz W. 138; Da du die Augen noch kaum aufthun kannst und vor Vergnügen über die schönen [Traum-] Erscheinungen noch halb schlaf-t. bist. W. Luc. 5, 87 etc. (Schlafes-t. Cham. 2, 27; 4, 91); Der Übergangszustand zwischen Schlaf und Wachen, den man als Schlaf-T–heit bez. Schleiden (Gartenl. 10, 392b); Bock D. 319; Ense D. 2, 86; H. R. 9, 416 etc.; Schlummer-t. Möricke N. 10; WhMüller 1, 23; W. 20, 39 etc.; Diese Schwärmerei, diese schöne Seelen-T–heit [T–heit der Seele]. W. 27, 408; Unsern seh-t–en Blick. Waldau N. 2, 17, der sich im Sehen, im Anschaun berauscht; Die selbst-t–ste Subjektivität. DViertelj. 1, 1, 241; Sieg- (Pyrker 245), sieges- (Sch. 53a), siegs- (Kriegk 2, 179) t.; Sieges-T–heit. Sch. 391b; Die sonne-t–en Blumenwälder der Beete. Spiel- hagen Pr. 1, 162; Spott-t. Lichtenberg 1, 375; Das volle, thränen-t–e Herz. IP.; Ihre Blicke waren traum-t. Ders.; Schlaf- und wein-t. G. 25, 42; Wollust-t. H. R. 9, 125; W. 26, 25; Wonne-T–heit. 20, 135; 27, ,278; Sch. 20b etc.