Faksimile 0571 | Seite 1393
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trügen triegen)
II. Trügen(trīēgen), trog, tröge; getrogen, tr., auch refl. und ohne Obj. oder intr. (haben):
in nachtheiliger Weise täuschen, z. B.:
1) mit Obj.: Die Welt . ., die so oft dich trog. G. 1, 62; Wirst du die frommen Wahrheitswege gehen, | dich selbst und Andre trügs du nie. 3, 93; Wenn auch dein Gedächtnis dich nicht tröge. Gotter 2, 168; Simrock N. 1481; Du suchtest, sie zu t., nicht Prokris sich. W. 10, 78 etc.; auch: Den umHesperiens Kronen, | ihm beschieden im Rath der unsterblichen Götter, ich triege. B. 249b, ihn durch Trug darum bringen, verkürzen. 2) ohne Obj., z. B.:
a) Der Schein trügt. Sprchw.; Der schweige . . seine Lippen, daß sie nicht triegen. 1. Petr. 3, 10 [vor trügl. Worten. Eß]; Hoffnung lügt, Erwartung trügt. Gotter Sch. 284; Beides sind Wirkungen der positiven Sinnenkraft und können .. weder t. noch täuschen. Mendelssohn Morg. 65; Wenn dieser Schluß trügt. 67 etc.
b) subst. Infin.: „Liegen und Triegen“ [Lügen und T.] Ps. 55, 12; Zeph. 1, 9; Luther 1, 297a; 6, 359a; Schaidenreißer 61a etc.
c) adjekt. Partic. Präs.: Die Mumie . ., das t–de Bild lebender Fülle. Sch. 76b etc. 3) Trüger, s. u.
Anm. Ahd. triugan (s. Graff 5, 505), mhd. triegen (s. Benecke 3, 103) mit „ie“ st. des heute übl. „ü“ (vgl. Trug und lügen, Anm.) wie bei Älteren noch bei Adelung; so auch (s. fliegen, Anm. etc.): [Er] treuget und leuget. Luther 6, 359a; Das treuget und feilet [fehlt] nicht. 8, 315b; 312a; Zinkgräf 1, 186 etc.; Betreugt. Hab. 3, 5 etc.; Du betreugest mich. Buch d. Liebe 389 etc.; Betreug nicht! Spr. 24, 28 etc. Vereinzelt schwachformig: Wenn meine getroste Voraussetzung mich trügte. Möricke N. 237; Da jeder Strahl von Hoffnung trügte. Zachariā 2, 318 (vgl.: Vorgelügt. Heine 17, 229). S. das Folg.
Zsstzg. z. B.: Áb-: Einem Etwas a., trügend abnehmen: Keller Fastn. 293¹¹; V. Ar. 1, 308; Einem Andern abgetrogen. Logau 3, 128, 52 = abbetrogen. L. 5, 144.
Be-: z. B.:
1) [1] sehr gw. st. des in der heutigen Prosa seltnen Grundw., z. B.:
a) Jemand oder Etwas betrügt Einen; Einen mit (oder durch) Etwas b.; ihn im Spiel, im Handel und Wandel, beim Tausch etc. b., z. B.: Die Schlange betrog mich, daß ich aß. 1. Mos. 3, 13; Träume betriegen viel Leute. Sir. 34, 7; Dein Trotz und deines Herzens Hochmuth hat dich betrogen. Jer. 49, 16; Daß euch Niemand betriege mit . . Reden. Kol. 2, 4 etc.; [Er] stöhnt nach dem Schlaf, der ihn betrügt [ersehnt. ihn im Stich lässt]. Cronegk 2, 199; Daß er betrogen ist, kann er nicht sehen; | daß sie Betrüger sind, kann ich nicht zeigen | und nur, damit er ruhig sich betrüge (s. b), | daß sie gemächlich ihn b. können, | soll ich mich stille halten. G. 13, 190; Sie bevortheilen, sie b. uns. 35, 114; Durch schlaue Nüchternheit den Lebensfeind b. Gotter 1, 283 etc.; Daß die Veränderung mich selbst betriegend war [betrog]. Nicolai 5, 111 etc.
b) Sich selbst b., gw. von einer mehr oder minder mit Absicht nicht gemiednen Selbsttäuschung, z. B.: Unweise Leute betriegen sich selbst mit thörichten Hoffnungen. Sir. 34, 1; 1. Kor. 3, 18; Gal. 6, 3; Jak. 1, 22; Wie oft hab’ ich mich willig selbst betrogen| auch über sie und doch im Grunde hat | mich nur die Eitelkeit betrogen. G. 13, 190 etc.; dagegen allgemeiner: 175 4(