Faksimile 0566 | Seite 1388
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trösten Tröster Getrostheit Tröstle Tröstenler tröstlich tröstensam Tröstenung
Trȫsten, tr., auch ohne Obj. und refl.:
1) Trost . d.
2) spenden oder gewähren:
a) mit bloßem Obj.: Jemand, sein Brief, Wort etc. tröstet mich, spendet Trost, unentschieden, ob ich das Gespendete als Trost annehme; Dieser Gedanke, mein Bewusstsein, des Freundes Theilnahme, Mitgefühl tröstet mich, gewährt mir Trost; Sie traten auf, daß sie ihn trösteten; aber er wollte sich nicht t. lassen. 1. Mos. 37, 35; Tröste dein Herz! Sir. 30, 24 etc.; Nur wurde meine Eitelkeit ein wenig getröstet, als etc. G. 17, 226; Daß ihr Niemand tröstete das Herz noch den Muth. Simrock N. 1039; 1022 etc.
b) mit Beifügung des schmerzlich Empfundnen, wofür man des Trostes bedarf: Einen in seinem Leide, Schmerze, Unglück etc. t.; Einen oder sich über einen Verlust, Todesfall etc. t.; Er ließ ihn t. über seinen Vater. 2. Sam. 10, 2 etc.; veralt.: Also ward Jsaak getröstet über (s. d. †) seiner Mutter. 1. Mos. 24, 67 (= Er tröstete sich über den Verlust seiner Mutter. Mendelssohn); Mich zu t. über der Verstörung. Jes. 22, 4 (über die Verheerung. Zunz); Sie zu t. über ihrem Bruder. Joh. 11, 19 = Sie wegen ihres Bruders zu t. etc.; Diese Regierungen trösteten [s. e: sc. Einen] um den Verlust der Republik. JvMüller 1, 350 etc.; Wie weise Leute sich t.wider den Tod, daß er ein Ende ist alles Unglücks. Luther 6, 232b etc.; Daß du diesen Winter nicht in Rom bist, [darüber] kannst du dich t. Platen 7, 192 etc.; im gehobnen Stil auch mit Genit. (vergl. 2a; 3; 4): Also schwatzte die Kleine, bereits getröstet des Unfalls. Kosegarten D. 1, 179; Tröste dich des Todes. Simrock N. 990 etc., auch (s. c): Er tröstet sich seines kümmerlichen Lebens damit: wenn es nur hält, solang ich lebe. FKMoser Herr 109 etc.
c) mit Beifügung Dessen, was Trost gewährt oder gewähren soll: Einen oder sich mit Etwas t. (über einen Verlust etc., s. b); auch: Gott tröstete uns .. nicht nur durch seine Zukunft [die Ankunft des Titus], sondern auch durch den Trost, damit er getröstet war an euch. 2. Kor. 7, 6; Wir lehnen und t. uns recht an einander. Gutzkow R. 8, 465 etc.; ferner in Bezug auf Zukünftiges als Trost: Walny hat mich auf den Winter getröstet, wo Ball sich an Ball reihen soll. Mügge Ad. 222, gw. ver-t. (s. d. 3).
d) verneintes Partic. pass.: [Du kannst] von mir nicht ungetröstet bleiben. Canitz 122 etc.
e) statt des Obj. mit an (s. d. †), z.B.: An dem Gärtner hatte sie zu t. über manche .. Lücke unter den Topfgewächsen. G. 15, 229 etc.; ferner ohne Obj., z. B.: [Stets] habe ich gern getröstet [die Trostbedürftigen]. Hiob 31, 18; Bösen Felsweg auf und nieder | t., Hafis, deine Lieder [die Wandernden]. G. 4, 2; Brief, der weder tröstete noch ein Wort der Mittrauer enthielt. PHeyse N. 40 etc., s. b; bes. im adjekt. Partic. Präs.: Der Blick, der t–d mir entgegen kam. G. 8, 100; Mit einem t–den Bewusstsein. IP. 36, 21 etc. und im substant. Infin.: Mit leisem T. Salis 14 etc.
f) Dazu (s. u.): Tröst-er, -ung; ferner imperativ. Hw., z. B.: Arnim’s „Tröst einsamkeit“. Heine 6, 268; Unsern Tröstwinter [Ofen]. Gartenl. 12, 175a etc. 2) (s. 1) zuw. verallgemeint: erfreun, z. B.:
a) retl.: Ein schön Zweiglein, deß sich das ganze Land tröstet. Ps. 48, 3; 49, 19; Blüthen, deren sich tröstet mein Herz. Rückert 2, 287 etc. (vgl. 3; 4).
b) tr.: (prägn.) selig machen. Matth. 5, 4; Luk. 16, 25 etc.; so als parenthetischer Zusatz: Gott tröste ihn = habe ihn selig. 3) (s. 2a) refl.: fich mit Etwas zufrieden geben, dabei beruhigen: [Den Götzen] schüttest du dein Trankopfer ..: soll ich mich Deß t.? Jes. 57, 6 [= Soll ich darüber mich beruhigen? Zunz]; Ich tröste mich nicht Monate lang an Sentiments und dgl. G. 9, 248 etc., s. ge-t. 3. 4) refl.: seinen Trost (s. d. 1), sein Vertraun auf Etwas setzen, sich darauf verlassen, mit Zuversicht darauf hoffen, rechnen etc., selten mit auf, z. B.: Also will Gott, daß seine rechte Kinder nicht auf seine [Drckf.: seiner] Güter und Geschenk sich t., sondern auf seine Gnade. Luther 1, 487b etc., gw. mit Genit.: Wer sich Stehlens tröstet, tröste sich auch des Hängens. Sprchw. (Schottel 1130a) etc.; Hat einen treuen Gehilfen und eine Tröster Säule, der er sich trosten kann. Sir. 36, 26; Darauf wir uns verließen .. und deß wir uns trösteten. Jer. 3, 25; Klag. 4, 20; Am. 6, 13 etc.; Zerstreutheit, die sich ihres Niederschreibens tröstet. Fichte 7, 405; 8, 268; Deß tröstet euch! G. 5, 230; Auf was vertröstet man dich denn? .. „Auf den schott. Ritter.“ .. Aber wessen hat sich denn der schott. Ritter zu t.? L. 10, 289; Luther 5, 362b; 421a; 6, 11a; 86a; Mathesius Pr. 60; Prutz Mus. 1, 304; Tröste dich nur deiner Schar und trotz auf deine Macht. Rückert Mak. 1, 167; Simrock N. 2110; Sie trosten sich ihrer Reichsfreiheiten. Stumpf 343a; Wer sich in Gefahr vieler Freunde tröst. 370a; 184b etc., s. ge-t. 2. 5) veralt., mundartl.: Einen t., ver-t., ihn sicher stellen über Etwas, ihm dafür Sicherheit gewähren. Benecke 3, 116; Haltaus 1809 ff.; 1907; Stalder 1, 309 etc., s. ferner Schm. Zsstzg. z.B.: Áb-, tr.: mit Trost abspeisen: Derselbe Humor, mit dem der edle Premier die unterdrückten Nationalitäten, die er so gern befreit haben würde, wenn der Prinz Albert es nur litte! im entscheidenden Augenblicke abzu-t. pflegt. Bucher (Nat.–Z. 14, 591); Hamann 3, 235. (mundartl.) tröstend aufrichten. Schm. Einen Sterbenden oder Hinzurichtenden a., ihm die letzten Tröstungen spenden. Stalder; ferner mit adverb. aus = durch (von Anfang bis zu Ende): Er tröstete sie die ganze Reise aus. 1. Macc. 5, 53.
Āūf-: Āūs-: Ge-:
1) [1] selten: So können wir uns an ihrem Beispiel g., daß etc. Ense D. 6, 375; So hat auch wahrlich mein Oheim | eurer Worte sich nicht zu g. G. 5, 126, es erwächst ihm daraus nichts Tröstliches etc.
2) gw. [4]: So kann ich mich der Hilfe . . | sicher g. Gellert 2, 157; Wenigen Danks kann sich mein Oheim g. G. 5, 129; So kann die Arbeit sich einer geneigten Aufnahme g. 31, 370; 27, 346; 520; Br. 430a; Olearius B. 15a; 16a; Wackern. 3, 2257; 1005³¹; W. 29, 38 etc.
3) [3] refl. = sich gedulden: Der Ausdruck ist hart; allein die Leser g. sich nur [mögen sich g.], ich will Alles beweisen. Lichtenberg 3, 539. Hervōr-: tröstend hervortreten etc. (selten). Heine Sal. 1, 10. Hín-, tr.: Einen mit Tröstungen hinhalten (vgl. ver-t. 3). Ver-:
1) [5] veralt.: Kein Prophet, der sie Deß vertröste und gewiß mache. Luther 8, 84a etc.; Zuletzt ließ er sie auffordern lzur Übergabe] mit Vertröstung ihres Leibs und Lebens. Stumpf 589a; Schaidenreißer 48a etc.
2) s. 1 und [4]: Sich einer Sache v., mit zuversichtlicher Hoffnung darauf baun, sich verlassen etc. (veraltend), z. B.: Weß vertröstet ihr euch. 2. Chr. 32, 10 (= Worauf vertrauet ihr? Zunz); Hebr. 11, 13; Wir ver-t. uns Deß gänzlich, sind auch gewiß, daß etc. Luther 6, 379b; Er vertröstet[e] sich seines Herkommens und Stammens, verachtete derhalben K. Heinrichen. Stumpf 335b; Daß er .. sich eines heimlichen Ruckes [= Rückhalts] oder Bündnis vertr o ste. 343betc.
3) vgl. 1; 2 und [1c]: Einen (oder sich) ver-t. auf Etwas, für die Entbehrungen etc. der Gegenwart auf etwas zu Hoffendes, zu Erwartendes verweisen, z. B.: Wenn er einem Bataillon .. v–d zurief: Nun, Kinder, sollt ihr auch so lang in Frankreich bleiben etc. Ense B. 3, 594 etc., zumeist aber, insofern das zu Erwartende, Künftige als ein mehr oder minder Prekäres, Unsichres erscheint (vgl. hin-t.): Jes. 36, 15 (s. auch Hes. 13, 20); Der .. in Hoffnung . ., vertröstet lebte und vertröstet starb. G. 2, 128; L. 10, 289; Alle Welt nun lange Zeit her mit Reichstagen etc. .. vertröstet und aufgezogen. Luther 5, 76b; Sie haben mich bis auf heute vertröstet. Rabner 3, 294; Hilft Nichts, sie sind zu oft vertröstet worden. Sch. 454a; Es gelang ihm noch einmal sie zu v. 828b; Das Volk mit entfernten Hoffnungen zu v. 878b; Die Besten .. hatten sich auf diese letzte Instanz vertröstet. 860a; So ists an euch, nicht zu ver-t., | zu leisten jetzt, was ihr gelobt. Uhland 121; Sie ver-t. euch immer auf die Zukunft. W. Luc. 5, 118 etc.; Unbestimmte Vertröstungen auf ewige Fortdauer. Wackern. 4, 1022³ etc.
4) ugw.: Sie ver-t. den König durch ihre Bosheit. Hos. 7, 3 = Mit ihrer Bosheit erfreuen sie etc. Zunz.
Trȫster, m., –s; uv.:
1) Jemand, der und insofern er tröstet; Trostspender: Daß ich seufze und habe doch keinen T. Klag. 1, 21; 16; Leidige T. Hiob 16, 2 etc.; G. 10, 41; Günther 458; W. 9, 254 etc.; zuw. auch von weibl. Wesen: Daß sie [die Weisheit] mir ein guter Rathgeber sein wird, ein T. in Sorgen und Traurigkeit. Weish. 8, 9 etc., gw. aber: T–in Hoffnung. G. 2, Trott 49 (Menschen-T–in. B. 7b); Die Zeit, die große T–in. W. 20, 233; Bodmer 54 etc. (s. 2).
2) auch von etwas Sachlichem, in einer Art Personif., s. 1 und z. B.: Ich schlug mein Auge auf ein Repositor, ob etwa da ein T. [Helfer in der Verlegenheit] mir lächeln möchte (s. a). Bahrdt 1, 175; Du T. in Beschwerden, | mein goldner Schlaf. Hagedorn 3, 77; Der Wald ... ist ein guter T. Höfer V. 152; Dankte er Gott, daß ihm in dem Schiffbruch seiner Hoffnungen wenigstens dieser T. [der Braten] geblieben. Immermann M. 3, 355; Die Kieferbäume, diese immergrünen T. magrer nordischer Erde. Laube Band. 1, 1; Den T. in Leid und Langeweile, die Pfeife. Spindler V. 4, 193 etc.; Kaffe und Reben sind die wahren Weiber-T. Gotthelf Sch. 62 etc.; bes. aber:
a) scherzh. Bez. urspr. wohl eines Gebetsbuchs etc., dann = Scharteke, alter Schmöker, Schinken etc.: Den die T. der Schulen von wohlgehobelten Brettern, | prachtgerüstete trösten, doch mehr von außen als innen. G. 21, 237 (H.); Einen lateinischen T., Namens Makrobius. Jris 7, 531; Knebel 3, 97; L. 11, 527; 13, 464; Niebuhr Nachg. 95; Schlegel Gd. 1, 200 etc.
b) iron.: Stock zum Prügeln: Dann springen wir mit unsern T–n über ihn her und schlagen den Kerl zu Brei. Brentano Wehm. 123.
Getrōstheit, f.; 0:
das Getrostsein. Heinse A. 2, 17.
Tröst~le, f.; –n; ~ler, m., –s; uv.:
Drossel. Stalder.
Trȫst~lich, a.:
1) von Pers. etc.:
a) (veralt.) = getrost (s. d.): Sollen sich t. zu uns Allen versehen in Christo, daß etc. Luther 6, 325b; Opitz Ps. 131 etc.; auch: Auf diesen Herrn und keinen andern ge-t. hoffen. Mathesius Pr. 215 etc.; Getrostlich = furchtlos. Gotthelf Sch. 180.
b) = tröstbar, gw. nur verneint: Sie ist dar- über außer sich und un-t. G. 16, 299; 13, 184; 204 etc. (versch. 2).
c) (vgl. 2) veralt.: zu trösten, zu helfen geneigt und bereit: Zween fromme, t–e Lehrer. Luther 6, 28a; Freundlich, hilflich, t. sein. Opitz. 2) von Sachen (vgl. 1c): so beschaffen, daß es zum Trost gereicht oder gereichen kann, auch verallgemeint, ohne Bezug auf ein vorhandnes Wehgefühl: wohlthuend fürs innre Gefühl, erfreulich, angenehm etc.: Ich will deinem Namen danken, daß er so t. ist. Ps. 54, 8 [der so wohlthut. Mendelssohn]; Deine Güte ist t. 69, 17; Zach. 1, 13 etc.; „Einen ruhigen, vernünftigen, t–en Brief.“ D. h. soviel wie keinen. G. 15, 11; Den t–en Gesang [von Christi Auferstehung]. 11, 33; T. | ist es für uns, den Mann gerühmt zu wissen, | der als ein großes Muster vor uns steht. 13, 124 etc.; Heine 6, 29; Keine t–e noch fröhliche Predigt. Luther 6, 232a; 5, 535b etc. (mundartl. etc. ohne Uml. Stumpf IV; Es wird auch euch anmuthig, trostlich und besserlich sein. Zwingli 2, 201). Zsstzg. z. B.: Wie augen-t. auch und lieblich .. | das Grün. Rückert W. 3, 6 (s. Augentrost; augerquicklich); Un-t. ist’s noch allerwärts (versch. 1b). Uhland 122; Eine ver-t–e Nachricht. Alexis Neap. 111 etc.
~sam, a.:
(selten) Trost, erquickendes Heil spendend etc.: Wir wollen nicht, daß man alle Rosen .. zerstampfe, um einige Tropfen Rosenöl zu gewinnen und mögen diese noch so t. wirken. Heine 5, 72.
~ung, f.; –en:
(selten) das Trösten; gw.: etwas Trost Gewährendes, Trostmittel, Trost (bes. auch in Mz., wo Trost unüblich): Der redet den Menschen zur Besserung, zur Ermahnung und zur T. 1. Kor. 14, 3 [zum Trost. Eß]; Deine T–en ergötzen [Dein Trost ergötzet. Mendelssohn] meine Seele. Ps. 94, 19 etc.; Die leidigen T–en. G. 16, 335; Die T–en der Religion. Heine 8, 35; T. suchen | im Kerker. Tieck Cymb. 1, 7; V. H. 1, 335; Ov. 2, 240 etc.