Traum
Trāūm, m., –(e)s; Träume; -:
: „das zufällige Spiel der Vorstellungen bei im Schlaf aufgehobenem Bewusstsein“. 10, 393b) und zwar sowohl als Zustand, wie auch die einzelnen Gebilde desselben, nam. bei den Alten auch personif. (s. Myth. 444; Ov. 2, 232 ff.; Jl. 2, 6 etc.), dann auch verallgemeint: etwas T.-Ahnliches, sowohl von einem des hellen, klaren und wachen Bewusstseins ermangelnden Zustande als auch von einer des wahren wirklichen Seins ermangelnden Erscheinung, von nichtigem Phantasiegebilde, leerem Schein etc.: Sprichwörter, s. 6037 ff.; sprichwörtlich: Nun ist mein T. aus 9, 37), erfüllt 2, 23), er geht aus 2, 178; Kom. Op. 3, 213) oder in Erfüllung, auch: Nun ging ihm dieser schöne T. so häßlich aus. M. 3, 100 etc., (vgl. über die wahren Träume im Ggstz zu den täuschenden nam. Od. 19, 560 ff. und z. B. Konk. 1769b etc., s. T.-Deuter etc.); Es war doch wohl kein Goldfund im T.? [etwas Nichtiges etc.]. 291b etc.; Auch (oder selbst) im T. nicht oder bloß: Nicht im T. [= nicht mit dem entferntesten Gedanken] — an Etwas denken 2, 45; Sh. 1, 371), sich Etwas versprechen F. 3, 208), auf Etwas gefasst sein M. 4, 184), sich Etwas einfallen lassen J. 3, 24); Es fiel mir im T. nicht ein. N. 495; Den Eltern fiel’s im T. nicht bei, | daß etc. 2, 13 etc.; ferner: Einem aus dem T. helfen. 32, 374; 13, 323; 448; 168a; 659a etc., ihn zur klaren, hellen Einsicht über Etwas bringen, ihm Aufschluß darüber verschaffen etc.; ferner z. B.: Doch kein Trauerspiel, Graf? Das kommt mir im T. 167a; Es kommt mir im T. wieder vor etc., von Etwas, das man nicht hören möchte, in Befürchtung, daß die Erinnrung Einen des Nachts beunruhigen, den Schlaf stören könnte etc.; ferner von schlafähnl. Zustand, dumpfem Sein, unklarem Hinbrüten etc.: Wie im T. 12, 42; Der aus dem T. erwachte. 1, 111; Der Görge haspelt sich im T–e [mit verbundnen Augen] weiter fort. 138; Er tappt umher im halben T. W. 26; Er kommt in einem wachen T. wie eines Nachtwandlers. 304b; Du sprichst im T. 27, 385 etc. Im Übrigen fügen wir nur einige leicht zu mehrende Belege bei: Wird der T. zur Wirklichkeit. 3, 6; Der Rhein, die Nachtviolen, | es gab mir Alles T. [versenkte mich in träumerisches Sinnen]. SW. 1, 449; Alles ist leider ein T. 1, 69; Das Menschenglück, es ist ein T. 6, 18; 97; „Das waren auch oft meine Träume“. Träume? So gewiß etc. 9, 283; 10, 255; 270; 13, 98; 123; 178; Ein geistverlaßner körperlicher T.! | Sie war die Seele dieses ganzen Hauses. 285; 20, 75; Von dieser Lust .. | ist, was ich sage .., kaum ein T. [Schattenbild]. 99; T. ohne Wirklichkeit ist alles Übrige. A. 1, 219; Die schönste Malerei ist .. T. eines T–s. 11, 260; War sein Taggedanke, war sein T. 17, Das, woran er Tag und Nacht, wachend und schlafend dachte; Po. 2, 268; Ein wachender T., also noch weniger als ein T. Jul. 6; Gd. 72; Selbst wie ein T. der Sonne lag er [der Mond] über der in sich gekehrten Traumwelt. 1, 71; Ein auffallender Zwitter von Vision [s. d.] und T. Fat. 2, 146 (s. u. Od.); Was sie an verlornen Glückes | Träume noch in Träumen mahnt. Morg. 1, 29; Träume werden um mich her zu Wesen. 3a; 47b; 77a; 162a; 347a; 500b; 3, 216; T. nicht, sondern Gesicht, wird dir’s zum Heile vollendet. Od. 19, 547 (s. o.: Sie nimmt Träume für Erscheinungen, Schattenbilder für Wesen. 6, 321; 16, 85; 20, 85; Luc. 5, 279 etc. Bsp. der seltnen Vrkl.: Träumte Träumchen und im Träumchen däucht’ ihr etc. W. 1, 245; Einem politischen Träumchen in gewissen politischen Journalen die Eiche aufzudrücken. Hog. 1, 61 etc.
Anm. Ahd., mhd. troum, dazu träumen, ahd. troumjan, mhd. troumen (vgl. lat. dormire, schlafen). Vrsch.: Das T. = Trumm (s. d.).
Zsstzg. z. B.: Die schwere Kette von Alpträumen. Alexis Neap. 128 (s. Alp 1b); Ein Aurora-T. der Poesie. 137 (vgl. Morgen-T.); Weil nicht alle | Blüthenträume reiften. G. 2, 64; Den schönen Dichter- T. vom goldnen Zeitalter. W. 6, 317; 105 etc.; Entwicklungsträume durchleben. Wackern. 4, 911¹7, Entwicklungsphasen wie im Traume durchmachen; Bis er vom Erden-T. erwacht zur Ewigkeit. Rückert BE. 147; Erinnerungs-T. des Glücks, das ich .. besessen. G. 9, 225; Matthisson 81; In Feeenträumen. 142; Fieber- T. [eines Fieberkranken, eig. und übrtr.]. Sch. 269a; V. Ländl. 1, 147; W. 11, 19; 20, 276 etc.; War der Freuden-T. | verschwunden. HSachs 1, 399c; Halb noch im Früh-T. Kinkel 89 (s. Morgen-T.); Die Wolke Staubes . . verschneit die Frühlingsträume. Grün Gd. 162; Der Gaukel-T. ihres Lebens war zu Ende. Gutzkow Z. 1, 352; Den sel’gen Götter-T. G. 2, 286; Matthison 103; 117 etc.; Nun ist’s nicht mehr ein kranker Grillen- T. [träumerische Grille, s. d. 2; hypochondrischer Wahn etc.], | es ist ein wahres unauslöschlich Bild. G. 13, 254; Im Schlaf und Halb-T. 23, 281; Halbträume des Instinkts. Immermann M. 1, 326; Plötzlich floß | ein andres Bild in seinen Heimaths-T. DMus. 5, 1, 27; Ihren Herzens-T., der immer t.-artiger wurde. Wildermuth Heim. 182; Vom Jugend-T–e süß berauscht. Wackern. 2, 1253⁰; Schwegler (47) 274; In weichem Kindes-T. sich wiegen. Kinkel 211; „Du bist . . älter .. geworden.“ . . Natürlich, 10 Jahre sind kein Kinder-T. FLSchröder Btr. 1, 1, 10 (vgl. Kinderspiel); Die Bäum | sich freudig werden zieren | mit weichem Obst, mit Kinderträum [als Dem, wovon als bes. lieb Kinder träumen]. Spee (Wackern. 2, 283⁴⁰); G. 25, 131; Der Knab’ entschüttelt kaum| der blondgelockten Stirne den frohen Kindheits-T. Cham. 3, 341; Bilder, die ich weiland schaute | im Knaben-T. Heine 15, 109; Ein wunderlicher Kufen-T. Freiligrath 1, 180, wie ihn jener Sultan, in der Kufe untertauchend, träumte; Einst hebst du uns vom Lebens-T. | zu deines Urlichts fernstem Saum. V. 3, 214; Tiedge 2, 77; Liebesträume. WhMüller 1, 314; Was .. der Lieblings- T. des Knaben war. Kosegarten Rh. 2, 5; Ihrer Wangen Lilien-T. Hungari 1, 603; Mein Lebenslauf ist wie ein Mittags-T. Haller 172; Unvollendet verschwand ihr erster Morgen-T. Creuz 1, 34; Wird mir ein Morgen- T. | vors Aug geführt? Ein Mädchen ist’s. G. 8, 71; Dich zu retten, muß ich .. | dich deinem holden Morgen-T. entreißen. 13, 266; Kein Morgen-T. ist lieblicher. Klinger Zw. 55; Warst du nicht meines Herzens Morgen-T.? Mohnike Fr. 44; 34; Schön ist des Lebens Morgen-T. [die Jugend]. CRudolphi NGd. 152; V. 3, 216; W. 10, 124; 12, 275 etc.; Er glaubte einen Nach-T. seines T–es zu erleben. Immermann M. 3, 194; Jahn M. 1; Nacht-T. Heine 12, 234; IP. Herbstbl. 1, 173; Da man sich mit den lieblichsten Opiumträumen in Schlaftrunkenheit wiegt. H. R. 9, 416 (s. Opiumrausch); Unsere Phantasie dichtet nur Schattenträume. Ph. 4, 148; Schreckens-T. Cham. 4, 193; Klinger Zw. 36; Thümmel 1, 11 etc.; Da täuscht kein Wahn, berauscht kein Sinnen-T. Matthisson 225; Ganz Rom lag tief im Sünden-T. Echtermeyer 32; Teufelsträume necken den Schlaf. B. 294a; Die Erfüllung des Vor-T–s [vorbedeutenden T–s] kommt oft erst nach Jahren. Tieck NKr. 2, 374; Dieser Warnungs- T. Sch. 449b; Wehmuuths- T. Salis 21; [Der Baum] hüllt sich ein zu langem Winter-T. Hungari 1, 646; Wonne-T. W. 10, 153; Die glühenden Farben meiner Zukunftsträume begannen matter zu werden. LMühlbach NBild. 1, 248 etc.
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