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Trauf Traufe
Trāūf, n. (m.), –(e)s; –e:
mundartl. = Traufe. Schm.; Drei Schritte vom Dach-T. weg. Gotthelf Sch. 178; Ich will dir den Regen mit dem Dach-T. vom Leib halten. Kurz Sonn. 47, das größre Übel auf mich nehmend.
~e, f.; –n:
1) der Tropfenfall am Dach, z. B.: Aus dem Regen (s. d. II 1a) in oder unter die T. kommen; Hatte ein verwischtes Gesicht, wie eine Alabasterstatue, die lange unter der T. gestanden. Arnim 51 etc.; ’S wird Einem sauer, Hoheit, zwischen zwei | Dach-T–n trocknen Kleides durchzukommen. Sch. 601b etc. (veralt.: Jener wollt der Trüpf entgehen | und kam in Platzregen zu stehen. Rollenhagen Fr. 366).
2) zuw. verallgemeint, von einer wie von einer T. (1) niederströmenden Wasserfülle: Er muß hindurch der edle Chor. | O gründliche Taufe! | o köstliche T. Uhland 366 etc., vgl. bildl. biblisch = Strafpredigt, von dem strömenden Worterguß des Redners: Man soll nicht „treuffen“, denn solche „Treuffe“ trifft uns nicht. Mich. 2, 6 mit Randgl.: d. i. predigen, s.: „Treuffen“. Hes. 20, 46; 41, 2; „Treuffeln“. Am. 7, 16, vgl. Gesenius s. v. א und triefen 1d.
3) (s. 1) der vorragende Dachrand und: die Dachrinne: Ein Dach, das keine T. hat. Lichtwer 149; Die Thränen rinnen ihm am Bart hinab, | wie Wintertropfen an der Trauf’ aus Rohr. Schlegel Sh. 3, 115; Wenn des Regens jäher Schlag | niederrauscht von Trauf’ und Dach. V. 4, 163; Daß t–ngleich die Dächer flossen. 134 etc.
4) (s. 3) Papiermach.: Der obere Umkreis der Bütte ist mit einer Einfassung von Brettern (die T. .. genannt) umgeben, welche einen aufstehenden Rand von hölzernen Leisten besitzt und eine geringe Neigung nach dem Innern zu hat, damit Wasser und Zeug, welche gelegentlich darauf fallen, von selbst wieder in die Bütte zurückfließen. Karmarsch M. 2, 844.
5) (s. 1) die dem Tropfenfall des Dachs entsprechende Linie auf dem Erdboden und: der zwischen dieser Linie und der Grundmauer liegende Streif, Grenzrand des Gebäudes. 6) (s. 5) = Brahne (s. d.) eines Walds etc.: An alten Bäumen an der T. der Wälder. Oken 5, 1159; Die Rehe halten sich an der T. auf, um leicht auf die Felder . kommen zu können. 7, 1284, vgl. als weidm.: Untern „Traf“: zwischen Holz und Feld. Schm.; Eine lang gedehnte Alb-T. Möricke N. 444 etc.
Anm. Ahd. trouf, n.; trouf, f., mhd. trouf, n.; troufe, f., von triefen, ahd. triufan, mhd. triufen, daneben: traufen, ahd. traufjan, mhd. troufen oder träufen, treufen (wobei zu beachten, daß im Präs. treufst, treuft auch zu triefen gehören können, vgl. Biegen, Anm.), vrkl. träufeln, vgl.triefeln; ferner Tropfen, ahd. tropho, tropfo, mhd. tropfe, dazu: tropfen, tröpfeln, ahd. troaphón, trofazjan, mhd. trüpfen, tropfezen etc.