Faksimile 0534 | Seite 1356
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Trauer Trauerheit ~rig ~erig trauerlich trauern Trauren
Trāū~er, f.; (–n); -:
1) betrübte, gedrückte Gemüthsstimmung über ein Unglück, von dem man betroffen ist (vgl. Schmerz, Leid, Betrübnis etc.): Momente .., die mit Freude, die mit T. | des Menschen Herz bestürmen. G. 13, 252; „Die T. wird durch Trauren immer herber.“ | Durch Trauren wird die T. zum Genuß. 296; Wenn ich nicht den Tod der Freude über sie und den Tod der T. um sie sterben soll. Hölderlin H. 1, 106; Von meinem Leiden, sieh! | kenn’ ich nicht die Art genauer; | denn sonst wäre wahre T., | was nun ist Melancholie. Schlegel Span. 2, 8; Gd. 1, 145; Spielhagen Pr. 6, 36; V. Od. 2, 71 etc.; Abschieds-T. Goltz 1, 80; In tiefer Herzens-T. G. 27, 166; Thränen der Mitfreude oder Mit-T. Immermann M. 1, 391; PHeyse N. 40; Das ist die tiefste Todten-T. in einem Menschen . ., wenn er sich nach einem gekränkten, verwundeten Wesen troftlos sehnen muß, womit der .. Tod . entfloh, eh er bitten konnte: „vergieb mir!“ IP. Fat. 2, 227; Durch Vor-T., Schmerz und Klage geht Emilia zum Tode. Börne 1, 215; Die düstre Vor-T. [über den zu erwartenden Tod]. Holtei Jahr. 1, 55 etc.
2) (s. 1) bes.: die T. um einen Verstorbnen, die man nach der Sitte für eine best. Zeit durch äußre Zeichen an den Tag legt (vgl. Klage 1b): T. haben, bekommen; Während der T. [T.-Zeit]; In T. [T.-Kleidung] gehn; „Sie sind in T.“ Für [gw.: um] meinen Mann, den ich vor drei Monaten verlor. G. 9, 313; T. um Jemand anlegen; Die T. ablegen; Die T. steht ihr gut etc. (niederd. auch = T.-Gefolge. Brem. W. 5, 112); Ab-T., „an Höfen die zweite Woche der T.“ Grimm 1, 1002; Aus-T., der Ausgang der T.-Zeit und die Tracht für dieselbe; Eine Frau in Halb-T. Temme Krim. 6, 34 (Ggstz.: tiefe T.); Hof-T., von allen zum Hof gehörigen Pers., vgl.: Kammer-T., nur von den Fürstlichen und ihrer nächsten Umgebung getragen; Kirchen-T., um einen Kirchenpatron; Land(es)-T., sich über ein ganzes Land erstreckend (um den Landesfürsten) etc.
~erheit, f.; 0:
ugw. statt Trauer 1: Wann schon mein jung frisch Leben | in T. steht. Auerbach D. 2, 311.
~(e)rig~(e)rig, a.:
s. traurig.
~erlich, a.:
in veralt. Zsstzg.: Be-: zu betrauernd, kläglich. Butschky Kanzl. 202.
~ern, ~ren: 1) intr. (haben):
in Trauer (s. d. 1; 2) sein:
a) ohne abhäng. Vhe: Der Käufer freue sich nicht und der Verkäufer „trawre“ nicht. Hes. 7, 12; 4. Mos. 14, 39 etc.; Jener Tage denk’ ich „trauernd“. G. 1, 51 = „traurend“. 34, 229; Traure nicht! Platen 4, 280 etc., auch in einer Art Personif.: Ihre Thore werden t. und klagen. Jes. 3, 36; Wiese trauert, Halme thränen. Daumer 1, 276; Nun trauert ihm der frischbekränzte Morgen. Gotter 1, 113; Deine Saat .. muß .. im Keime traurend stehn. Kerner 115 etc.
b) mit abhäng. Präpos., z. B.: Niemand wird um deinen Schaden t. Nah. 3, 19; Hos. 10, 5; Hes. 27, 31; Ich machete, daß der Libanon um ihn trauret. 31, 15 etc.; Sieben Tage trauret man über einen Todten, aber über einen Narren und Gottlosen ihr Leben lang. Sir. 22, 13; 10 ff. etc., vgl. (ugw.): Was bleibt für jenen Todten, | trauerst du so über (s. d. †) dir? Schlegel Span. 2, 94; veralt.: Die Erde trauert ab dir. Stumpf 325b; ferner: Sie .. sitzt, Tag und Nacht nach dir „trurende“. Schaidenreißer 57a etc.
c) dichter. mit Genit. statt über, um, z. B.: Deß wollen wir nicht t. Kosegarten Po. 2, 89; Wie sehr er traurte des Freundes. V. Il. 8, 125; 317 etc.
d) substant. Infin.: Ich will ihr T. in Freude verkehren. Jer. 31, 13; Nach dem Lachen kommt T. Spr. 14, 13 etc.; G. 13, 296; Ihr T. | um alter Zeiten Wiederkunft. Wackern. 2, 1497 etc. (veralt.: Um deß Abgang man „truren treit“. Brant N. 3727 = T. trägt) etc., auch: der Ggstd. des T–s: Ein närrischer Sohn ist seines Vaters T. und Betrübnis seiner Mutter. Spr. 17, 25. 2) tr.:
a) mit Obj. statt um, z. B. Ryf Th. 30 etc., und noch dichter.: Einsam nähr’ ich meine Wunde, | traure mein verlornes Glück. G. 8, 305 = traur’ ich ums etc. 1, 47; Auch nicht den Gestorbenen trauert’ ich also. V. Od. 1, 237.
b) zuw. mit Angabe der Wirkung (auch refl.): Mit blaßgetraurten Mienen. Schubart 1, 32 etc.
3) Dazu (selten): Grillchen .., zirpe deinem Traurer | Schlummer entgegen. Hölty Gd. 170. Zsstzg. z. B.: Trauret ringsumher der ganze Wald mich an. Möricke N. 451, blickt mich t–d an; Die Schöne, deren Trauerzeit noch dauert, | hat doch im Herzen mählich aus getrauert. Uhland 511; 1. Mos. 38, 12; 2. Sam. 11, 27 etc.; Betraurt’ ich ihn ein züchtig Jahr. G. 11, 128; V. Od. 4, 104; Unbegraben und unbetrauert. Petermann (64) 105a etc.; Nach durch- trauerten Jahren etc.; Die Blumen .. trauerten ihrer Verwesung entgegen. Geßner 1, 78; Tiedge 2, 119 etc.; Ihr Herz müsst drob er-t. Fischart Garg. 92b; Sterne t. | bleich herab. Sch. 1b etc.; Die blühendsten Jahre .. hin-zu-t. G. 9, 358; Mit Ezzelino hin-zu-t. Kinkel 253 etc.; Mit- t–d murren die Wellen empor. W. 11, 6 etc.; Niemand trauerte ihm [dem Verstorbnen] so tief nach. Auerbach Ed. 398; 4; Forster Br. 1, 377 etc.; Die Geschlechter, deren Mauern | gebrochen von dem Felsen nieder-t. Kinkel 199; Wenn wehmüthiges Gefühl | aus dem Spätroth niedertrauert. Kosegarten Po. 2, 75 etc.; An dem viel umtrauerten Grabmal. Jacobs Verm. 2, 1, 116 etc.; Sein Leben, die Jahre etc. ver-t. Bahrdt 3, 3; Sch. 406a; Spielhagen Hoh. 2, 8 etc.; auch refl.: sich t–d zu Grunde richten: Jch, der ich mich ver-t. könnte, wenn Einer davon stürbe. G. 14, 98; 7, 190; Schad’, daß in den alten Mauern | sich muß das junge Blut ver-t. Plönnies Mar. 11; Schwab V. 1, 121 etc.; Dein Dasein trostlos weg-zu-t. W. 28, 258; IP. 1, 106 etc.
Anm. Trauern, ahd. trûrên, mhd. trüren, dazu: traurig, ahd. trürag, mhd. trûrec etc.; Trauer, mhd. trure, triure, mundartl.: der Trauer. Adelung; Jm tiefen Trauer. Hippel Leb. 1, 233 und neutr.: Nachdem die eingefallen Mauer | verbollwerkt wurd ohn alles Trauer. HSachs H. 68 (wohl = unverdrossen, ohne daß man sich die Mühe etc. leid sein, dauern ließ).