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trauen
II. Trāūen, intr. (haben), tr., refl.:
(s. Trau, Anm.)
1) in Bezug auf Heirath und die Verbindung zur ehelichen Treue:
a) (mundartl.) Jemand heirathen: Ich soll . . eine Jungfrau t. Mandelslo 144a; Er war schon alt und hofft’ ein reiches Weib zu t. Wernike R. 94 etc.
b) kopulieren (s. d.): Ein junges Weibchen .,| seit gestern erst getraut. B. 26a; Der Bräutigam und auch die Braut, | die werden vom Herrn Pastor getraut. Immermann M. 3, 31; Getraut? .. Und wo geschah die Trauung? Müllner 5, 172; Haustrauung, im Haus etc.; Mit der Hanfbraut getraut (s. Braut 1b) etc., vergl.: Treuen sagt Logau durchgängig für t., kopulieren: Ewigkeit, die ohne Ziel | uns aufs Neue treuen will. L. 5, 346; An meine linke Hand (s. d. 1b) träuen. Lohenstein Ros. 22 etc. (s. an-t.); auch refl.: sich (ehelich) verbinden: Sind es Teppiche des Festes, | weil er sich der Liebsten traute? G. 4, 9; Einsten hascht Saturn die Braut. | .. Wenn mit Ewigkeit die Zeit sich traut. Sch. 2b etc. Das pass. Partic. auch mit Bstw. und zuw. (mundartl.) ohne „ge“ (s. u.: traut): Da die Neu-Traute in des Bräūtigams Haus gekommen. SClara EfA. 2, 621; Daß die Weiber so fein wissen mit ihren Ehegetrauten umzugehen. .. Mit ihren Ehegepaareten. Fischart Garg. 74a; Die Ehetrutin Juno. Ehz. 34, vgl.: Von der Maria, Josephs Ehevertrauten. Ayrer Proc. 1, 1 etc.
2) (vgl.
1) allgm.: einer Pers. oder Sache Glauben schenken, sich darauf verlassen etc., mit versch. Fügung und nüancierter Bed.:
a) Auf Einen oder Etwas t., voll Zuversicht sich verlassen (s. b): Wo find ihre Götter? ihr Fels, darauf sie traueten? 5. Mos. 32, 37; Wohl Allen, die auf ihn t. Ps. 2, 12; 5, 12; 11, 1 etc.; Trau nicht auf deinen Tressenhut. Claudius 3, 108; „Ich vertrau ihr [meiner Faust].“ | Du traust auf Schonung, die etc. G. 13, 146 etc.
b) (s. a) Einer Pers. oder Sache t., Glauben schenken und auf sie sich verlassen, bauen: Traue deinem Feinde nimmermehr. Sir. 12, 9; 36, 28; Jer. 9, 4; Ap. 23, 21; Trau nicht den Winkelzügen | der falschen Otterbrut. Cham. 4, 46; Seitdem .. scheint er Keinem von uns mehr recht zu t. G. 34, 159 [Seitdem .. | vertraut er Wenigen der Seinen mehr. 13, 9]; Friedrich! darf ich mir [= meinen Augen] t.? 8, 187; Vertrau | dir selbst, so traun dir die andern Seelen; Trau ihm, er ist treu. Rückert Erb. 2, 61; W. 5, 26; Der Mutter trau ich | und trau ihr wieder nicht. Sch. 238a; 364a; 434a; Doch trau ich seinem Schlaf nicht viel. W. 11, 213 etc.; sprchw.: Dem Frieden (s. d. 2b, z. B. Alexis H. 1, 1, 263; Keller gH. 2, 237 etc.) oder: dem Landfrieden nicht (recht) t. etc.; Einem nicht über die Gasse (s. d. 3), um die Ecke (s. d. 2a) und bes. oft: über den Weg (Freytag Soll 2, 331; Gotter 3, 131; Gutzkow R. 8, 211; H. Ph. 10, 116 etc.) t., ihm nicht weiter t., als man ihn eben im Auge behält etc.
c) (vgl.
a) ugw.: Ich will t. unter deinen Fittigen. Ps. 61, 5; 36, 8, auf dich t–d und sicher mich bergen etc., vgl.: Vertraut euch unter meinen Schatten. Richt. 9, 15 (s. h). d) (vgl.
b) zuw. mit Fortlassung des pers. Dat.: Er traut leicht [= fast Jedem]; nicht leicht oder schwer [irgend Einem]; vgl.: Der Vater ist gar mißtreu; wenn er das Sach nicht auf der Hand hat, so trauet er Nichts. Gotthelf G. 201 etc. und veraltend: Wohl t., Ggstz. übel t. oder miß-t. (s d.), z. B.: Verdrießlich, übel-t–d. W. HB. 2, 215; Daß du .. | in allen Dingen mißtreu bist. | Weißt nicht, wer also übel traut, | Der etc. HSachs G. 1, 112 etc., so als subst. Imper.: Der Trauwohl ritt mir das Pferd dahin. 2, 125 u. o. (s. Zarncke Br. 410b), s. ferner k. e) zuw. mit abhäng. daß etc., vgl. glauben, ver-t. etc., z. B.: Traust du nicht, daß dich Gott möge nähren zeitlich: wie willst du ihm t., daß etc.? Luther 1, 315a etc., vergl. (schwzr.): Das Wetter sei schön und er traue [hoffe, glaube], es wolle so bleiben. Gotthelf G. 87; 219 etc. f) zuw., wie häufiger refl. (s. i) mit Infin. und zu = den Muth haben, wagen etc., z. B.: Sie trauten nicht, weiter ein Wörtchen zu sprechen. G. 5, 238; Da trauten die Bauern nicht, weiter zu folgen. 270; 9, 297; Von solcher Laune, wo Mademoiselle ihn nur mit Sammethandschuhen anzurühren traut. 29, 270 etc., auch: Getrautest du, zu thun, was du gebietest? 13, 346; Er getraute sich (s. i) nicht, es zu eröffnen; er stand und getraute nicht niederzusitzen. 19, 21; Ich getraue, es zu vollbringen. Simrock N. 155. g) Einem Etwas (oder sich) t., häufiger an-t., ver-t., an-ver-t., zutrauensvoll übergeben oder überlassen: Wer aller Treu sich traut. Logau 2, 24, 55; Der suchet Geld und trauet sich den Wellen. Opitz (Wackern. 2, 327³); Sonst trauten [kreditierten, borgten] mir die Wirthe wohl eine Kanne Wein. Weidner 326; Doch traut das Fräulein sich dem Ritter nicht allein. W. 20, 133 etc. h) selten: Einen wohin t., gehn lassen, z. B.: Er traut mich kaum allein zum Beichtstuhl. Günther 435, dagegen gw. (s. i) refl.: Ich traue oder getraue [wage] mich nicht dorthin, ins Haus, zu ihm etc. [sc. zu gehn etc.]; Wo .. kein Kuß sich mehr an unsre gelbe Haut, | kein kluges Mädchen mehr an unser Bette traut. Thümmel 6, 124 etc. [fälschlich (vgl. i) mit Dat.: Traust du dir auch wieder herein? Gartenl. 11, 260 etc.]; Keiner getraute sich heim. Grimm M. 111 etc.; Wo der Fürst sich hingetraut, da will der Graf | .. nicht dahinterbleiben. Sch. 352b; Kaum mochte sich der Morgen vorgetrauen | mit ahnungstrübem bleichen Angesicht. Mosen Ah. 13; Sich fort(ge)-t.; Ich trau mich nicht vor und nicht zurück etc. i) Sich Etwas t. oder ge-t., und zwar eig. (s. versehen 2f): Ich (ge)traue mich Dessen, ich habe die Zuversicht zu mir, es zu unternehmen etc., z. B.: Du getraust dich Dessen? W. 23, 282; Wer des Versuchs sich nicht | getraut, bleibt, wo er ist. HB. 1, 244; dann auch (s. Das 4; Es 9): Wer möchte sich’s g.? Simrock Gudr. 51 etc.; wo dann leicht es als Obj. und sich als Dat. gefasst wurde, und daher, auch wo das es durch einen Infin. und zu ersetzt ist, die schwankende Fügung: Ich (ge)traue mich oder mir, Etwas zu thun (s. auch f), z. B.: a) ohne erkennbaren Kasus: Dürft ihr euch t., diesem Ritter anzusiegen? Teuerdank 77; Er traut sich kaum zu schnaufen. W. 11, 10 etc.; Eine Scene, die sie sich .. zu gestehen nicht getraute. G. 14, 146; W. 5, 239; 11, 145; HB. 2, 226 etc., seltner mit sachl. (einigermaßen personif.) Subj.: Das .. getraut sich nicht, mit der Wahrheit zu bestehen. Hebel 8, 209, kann nicht damit bestehn. 8) mit Acc.: Eben darum traust du dich nicht, ihn wieder zu sehen. G. 9, 274; 2, 81; Ich traue mich es kaum zu sagen. Houwald 4, 254; Soviel traue ich mich, zu ahnden. JGSchloßer Long. 278 etc.; Jch getraue mich, fest zu behaupten. 76; Fasst ein Herz! getrauet euch, zu schneiden! | ich, ein Weib, getraue mich zu dulden. Cham. 6, 254; So getraute ich mich nicht, mit der ganzen Gewalt zu sprechen. G. 16, 318; 19, 154; 20, 197; 31, 19 etc. γ) mit Dat. (den fälschlich Adelung und Campe als allein richtig bez.): Ich traue mir, zu behaupten. JGSchloßer Long. 289; Ich traue mir, ihn zu bewegen. V. Il. 1, 427 etc.; So getrau ich mir, den Vagabunden einzufangen. Hebel 3, 267; Wenn ich mir getraute, das Kunstrichterschild aushängen zu können (s. d. II 1, Schluß). L. 8, 208; Wenn du dir’s | getrautest, uns zu helfen. Sch. 540b etc. k) substant. Infin., z. B. (vgl. a): Daß alles T. auf gesunden Verstand trügt. JvMüller 6, 293, auch (veraltend): Wo einfältig T. [Ver-T.] zu Gott sein muß in zeitlicher Nahrung zu erlangen, da muß freilich zehnfältiges T. sein, in geistlichem Stand zu bleiben. Luther 1, 315a und ver- alt.: In guten T. und Glauben [s. d. 1b] geliehen. Ber- lichingen 184 etc.; Die .. mit mehr T. von dieser Sache ur- 170* theilen werden. Luther 6, 379b, mit mehr Treue, gerechter etc.; seltner Ggstz.: Un-T. tritt ins Herz, vergiftet’s nicht. G. 2, 87, vgl. Miß-T. Zsstzg. z. B.: Án-:
1) [1b] Die Braut | .. wird .. dem Treuen angetraut. G. 1, 94; In die Flammen folgt die Gattin | ihrem einzig Angetrauten. 202; 12, 25; 33, 226; Eine innig geliebte, ihm durch Neigung angetraute [verbundne] Freundin. 32, 374; Sich eine Princessin ans linke Bein a. lassen. Heine Reis. 1, 189; Dieser bietet seine Hand ihr. | .. Wenn die Königin sich weigert, | meiner Hand sich anzutraun. Platen 1, 219; 5, 65; Thümmel 7, 179; V. 1, 105; Sh. 2, 238; W. 12, 46 etc. (ugw.: Er sei an eine Fei .. angetraut. Fouqué 8, 55); bildl.: Dieses Volk der .. Kirche durch die .. Bande der Ceremonie a. Sch. 790a.
2) [2g] Traue dich mir an! H. 11, 63; Traust du schon dem Gelispel der Welle dich an? Platen 2, 215 etc. Be-:
1) [1b] (ugw.) Regis Sh. 86.
2) [2g]
a) Einem Etwas b. Olearius B. 24b; Stolberg 7, 265; Il. 19, 43 etc.
b) gw. statt a: Einen mit Etwas b., z. B. Augsb. Zeit. (44) 1345b; Devrient 3, 245; Herrig 24, 130; Höfer Hausbl. (56) 1, 183; Rüstow gK. 261; Spielhagen Hoh. 2, 34; Waldau N. 2, 303 etc.
c) (s. b) Einen Ge- schäftsbetrauten des Prinzen. Ense T. 4, 192; Die Wagenbetrauten. B. 216b etc., auch: Hochbetraut. Hagedorn 3, 56; Böttiger Sab. 175, mit etwas Hohem betraut, in hohem Ansehn stehnd, und so auch bloß: Die älteste und betrauteste unter den Haarschmückerinnen. 105 etc., s. ver-t. und traut.
d) Wo sie einer neuen Betrauung [Kommission] harrt. Vogt Köhl. 85; Nach der Betrauung mit diesem Auftrage. Wehl Allrw. 120 etc. Fórt- [2h]. Ge-:
1) [2f; i]. 2) in seltner Doppelzsstzg.: Was mir Niemand möchte zu-g. [zutrauen, s. d. 1]. Simrock Gudr. 1285. Míß- (⏑–⏑): übel trauen, die dem Ver-T. entgegengesetzte Gemüthsstimmung hegen: 1) Einem, sich selbst, seinen Kräften m.; Er mißtraute sogar dem Einfluß der religiösen Betrachtung auf die Energie. Gutzkow R. 7, 59 etc.; seltner tr.: Ich mißtrauete ihm die Macht [trauete sie ihm nicht zu], dich festzuhalten. Sch. (Campe); auch ohne Dat. [2d], nam. im adjekt. Partic. Präs.: Florentin fühlte endlich, daß er am unrechten Ort m–d gewesen. FSchlegel Fl. 58 etc., vgl. mißtrauisch, von einer haftenden Eigenschaft des Charakters. Im Übrigen ordnen wir die Belege mit Bezug auf die Form (s. Miß):
a) Bsp. der Betonung, nam.: So also mißtraust meiner Kunst du? oder gar | mißtrāūst du meinem Patriotismus? Prutz W. 69; Wer ihr mißtraut, sie verkennt. CRudolphi NGd. 163 etc.; Vertrauen scheint ihr Beide zu verdienen, | und ihr mißtrāūt einander Beide selbst. G. 13, 333; Laube DW. 8, 50; Eben darum | mißtrāūt euch etc. Sch. 413a.
b) Partic.: Gemißtraut. Campe; Mißtrāūt. Adelung und z. B. Möricke N. 229; Das Volk, dessen Mehrheit Cassius’ Absichten mißtraut habe. Niebuhr Rom. 1, 453; Schlegel Sh. 8, 83; Vischer Ästh. 1, 390 etc.
c) Infin. mit zu, gw.: Ihm zu m., doch auch nicht selten: Gedanken, miß- zutraun geneigt. G. 2, 87; Ich hatte Lust den Augen miß-zu-t. Schlegel Sh. 2, 257; W. 11, 240; 20, 313 etc.
2) substant. Infin.: Das Mißtrauen, Ggstz.: Ver-T., vgl. Argwohn, Verdacht etc., z. B. ohne abhäng. Präpos.: Sie weder durch sein Ver-T. lässig, noch durch M. schüchtern machen. Engel 4, 14; G. 13, 13; 250; Hatte gerade im Gegentheil, wie sie M. erregen wollte, Ver-T. erregt. 25, 197; Argwohn folgt auf Mißtraun. L. 2, 357; WhMüller 2, 444 (––́⏑); Sch. 828b; Da sein Argwohn nun keine Grenzen mehr kannte, so war er gegen sein eigenes M. mißtrauisch. FSchlegel Luc. 141; V. Ant. 1, 166; W. 16, 175; So wird sein M. ebenso groß als seine vorige Sicherheit. 17, 160 etc.; ferner: Aus M. gegen mich. Forster Br. 1, 429; 415; G. 10, 6; Gegen Viele | hegt er ein M. 13, 105; Sch. 896b etc.; Es ist nicht M. in Ihre Kunst. G. 8, 166; H. R. 9, 476; [Der] M. in ihn setzt. L. 4, 419; 5, 356; 7, 318; W. 6, 62; 22, 216 etc., vgl. (veralt.): Ein Mißvertrauen haben (Schweinichen 1, 328), auf Jemand werfen (2, 109) etc. Un-: ugw., auch im subst. Infin. s. [2k], wie in Doppelzsstzg.: Ohne je einen Hasenbalg veruntraut zu haben. Musäus Ph. 2, 225, statt veruntreuen (s. d.). Ver-:
1) [1] durch Ehegelöbnis verbinden, verloben (s. d. 2b), früher sehr gw. z. B. in der Bibel, auch übertr. (z. B. Hos. 2, 19; Jer. 3, 14; 2. Kor. 11, 2 etc.; Opitz 1, 16 etc.); nam. auch pass. Partic., z. B.: Vertrautes Paar. Haller 119; Vertraute Beide! 120; Seine vertrauete Braut. Luther 5, 383a; Seine erste Vertraute etc. 249a; Ob aber wahre Treu | beständig unverrückt auch bei Vertrauten sei. Rachel 7, 524 etc. (s. u.: Zsstzg. von traut); Ehevertraut [1b] etc.; Ein öffentlich Verlöbnis und Vertrauung. Luther SW. 64, 287; Jversen 162b etc. Heute allgm. hochd. aber nur zu [2] und zwar:
2) intr.:
a) [2a] Es ist gut, auf den Herrn ver-t. und sich nicht verlassen auf Menschen. Ps. 118, 8 = Besser ist’s dem Herrn vertraun (s. b). Mendelssohn; Auf ihn hoffen und ver-t. Susan. 60 etc.; veralt. auch (vgl. glauben 6b): Göttliche Gnade, in welche er festiglich ver-t. soll. Luther 1, 176a; Zwingli 2, 11 etc., auch (vgl. lat. fisus sum): In Gott „vertruwet syn“. 27 = ver-t.; Damit wir vertruwt [v–d] zu der Gnad .. Gottes laufen. 3, 7 etc.
b) [2b] Er ist ein Schild Allen, die ihm ver-t. Ps. 18, 31; Sir. 6, 6 ff. etc.; Wer ihm vertraut, ist betrogen. G. 1, 232; Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben. 11, 83; Ich vertrau ihr [meiner Faust]. 13, 146; 9; 253; Der Welt soll man vertraun, auf sie nicht sich verlassen. Rückert W. 2, 112; Sch. 433b etc.
c) [2d] Er vertraut leicht etc. und nam. Partic. Präs.: Da liebevoll | v–d meine Brust an seiner schlägt. 379a; Der arglos | V–den. 432b etc.
d) [2e] Ich vertraue [hoffe mit Zuversicht] ix dem Herrn, daß etc. Phil. 2, 24; So daß er schon nicht [bloß] hoffte, nein vertraute . ., | nicht sehr gerüstet sei das Herz der Schönen. Streckfuß Rol. 14, 60.
3) tr., refl. [2g]: Einem Etwas (oder sich) v., an-v. (s. 6), z. B.:
a) es ihm, weil man ihm vertraut (s. 2b), übergeben, überlassen: So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige ver-t.? Luk. 16, 11 (= Wenn ihr also mit den vergänglichen Gütern nicht treu umginget, wer wird euch die wahren an-v.? Eß); Röm. 3, 2; Gal. 2, 7; 1. Thess. 2, 4 etc.; Daß die Menschen ihr Leben auch so geringem Holz [dem Schiff] v. Weish. 14, 5 etc.; Daß man uns nicht eines Thalers Werth ohne Geld vertraute [kreditierte]. Devrient 2, 17; Dem wackern Mann vertraut ein Weib getrost | .. ein zweifelhaft Geschick. G. 13, 318; Wenige Samen vertraut er der nährenden Erde. 5, 42; Jch mache mit der mir vertrauten Summe das Mögliche. Rahel 2, 132; Sch. 415b; 381b; Simrock N. 489 etc.; auch z. B.: Der Sieg ist euch gewiß schon in die Hand vertraut [gegeben]. Weichmann 1, 35 etc., dagegen ugw. mit Infin. und zu statt des Obj.: Sihon vertrauete Israel nicht durch seine Grenze zu ziehen. Richt. 11, 20 = vertrauete, verstattete ihm den Durchzug nicht.
b) (s. a) refl.: Ps. 41, 10; Joh. 2, 24 etc.; Nicht meiner Treu vertraute sich der Kaiser. Sch. 384a; Ein Flüchtling wirst du lang den Wogen dich v. 37a etc.; zuw. auch ohne Dat.: Ich verwunderte mich oft, daß ein solcher Fürst sich so ver-t. konnte. G. 28, 175 [sc.: irgend Einem] und s. [2c].
c) im Besondern in Bezug auf Mittheilungen, Eröffnungen, die man Einem macht: Was ich dir unter der Rose vertrauet. Butschky Kanzl. 471; Du hast nur Allgemeines mir vertraut. G. 13, 345; Vertraue den Verlust [uns]. 1, 70 etc. und refl.: Er wäre zu retten gewesen, hätte er sich rechtzeitig einem Freunde vertraut etc.
4) substant. Infin. (s. 2; 3): v–de Gemüthsstimmung, Ggstz. MißT. (s. d. 2, auch für die leicht zu mehrenden Belege), z. B.:
a) mit abhäng. Präpos.: Voll V. auf Gott und gutes Zutrauens zu den Menschen. Hebel 4, 15; Die Gräfin hat V. auf Sie. G. 8, 295 etc.; Das V. in den König sinkt. Ense T. 3, 32; 5, 20; Forster A. 2, 22; Wenn Vertraun du hegst in andern Beistand. Platen 4, 294; Ich hatte mein bestes V. in diesen Anschlag gesetzt. Sch. 194b; Fehlte das V. in die [Drckf. der. 820a] Armee. M. 8, 190; W. 6, 22; Luc. 5, 311 etc.; V. zu Einem, zu Etwas haben, hegen etc.
b) ohne abhäng. Präpos.: Jemand oder Etwas erweckt, erregt V. etc.; Jemandes V. erwerben, haben, genießen, bewahren, rechtfertigen, mißbrauchen, verscherzen etc.; Sich seines V–s erfreuen; seinem V. entsprechen; sich in sein V. stehlen, schleichen; Voll V(–s) oder auch: ganz (s. d. 4c) oder lauter (s. d. 2, z. B. W. 16, 175) V. sein etc.; Des V–s sein, daß etc.; So Jemand zum Sakrament geht, des V–s, daß etc. Luther 1, 544a; Josephine lebte ihres heitern V–s weiter. König Kl. 1, 287 etc.; ferner z. B.: So waren sie mit einander in einem V., ehe sie ein- ander Etwas vertraut hatten. Arnim 85; Ein alt V. wirke neuen Bund. G. 4, 41; Dem Lebensmüden | erwacht auf einmal hoffendes V. 6, 97; 109; 11, 164; Wenn man dem Einen ein gewisses Zu-T. nicht versagen konnte, so erregte der Andere das vollste V. 15, 247; Luther 6, 361a; Daß er das heilige Siegel des V–s erbrach. Sch. 153b; V., Glaube, Hoffnung ist dahin. 373a; Die verschlossene Selbstsucht .. so weit zu überwinden, daß sie in V., ja in Vertraulichkeit (s. d.) überging. 798b (Seume Gd. 51) etc.; veralt. f.: Dieser Artikel zeucht die Gläubigen durch ein e eitle närrisch e V. von schuldiger Genugthuung für die Sünde. Luther 1, 543b etc.
c) zuw. (s. b) der Ggstd. des V–s; Das, worauf sich das V. stützt: Daß ich der Schreck der Starken bin | und das V. der Schwachen. Rückert Morg. 1, 135 etc. (vgl. Hoffnung etc.).
d) (s. b) personif.: Mit dem Frieden ziehn geselliges | V. und holde Eintracht lächelnd ein. Sch. 500b etc.
e) Zsstzg. z. B.: Die Liebe, in deren All-V. etc. Herrig 17, 103; Von Gott- V. | die .. Brust geschwellt. Matthisson4; Schauet | himmelwärts mit Hoch-V. Cham. 3, 345; Miß-V. (s. Miß-t. 2); Mit hohem Selbst-V. G. 6, 207; Matthisson 21; Hab auf dich selbst V. . ., | und wo dein Selbst-V. wie das auf Menschen bricht, | da hab auf Gott V. Rückert W. 2, 112 etc.; Nicht daß ich das Zu-V. [zuversichtl. V.] zu meinen schwachen Kräften habe, daß etc. Jselin Tr. 11 etc.
5) adjekt. Partic. pass., s. 1 und Zsstzg. von traut.
6) Doppelzsstzg., s. 4e; ferner nam.: Einem Etwas (oder sich) an-v., z. B.:
a) (s. 3a) Den Schatten, den Sie Ihrer bloßen Ehrlichkeit anvertraut glaubten, mir diebischer Weise zu entwenden. Cham. 4, 306; Hast du mir nicht die Windesbraut | des Viergespannes anvertraut? G. 12, 42; 13, 263; 23, 401; Er war ihm Geld für einige anvertraute [kreditierte] Ringe schuldig. 28, 145; Sch. 36b; 447a; Spielhagen Hoh. 2, 57; W. 6, 306; HB. 1, 146 etc.; ferner (s. 3b): Den Enthusiasmus für irgend eine Frau muß man einer andern niemals an-v. G. 18, 233; Sch. 358a etc., auch mit sachl. Dat.: Tankredens Namen hast du jenem Blatt | .. nicht anvertraut. G. 35, 267 etc. In Bezug auf die Form heben wir hervor (s. erkennen, Anm.): Zuletzt anvertraute er sich seiner Tochter (s. 3b). Auerbach V. (61) 50; Wir an-v. es dir allein. Droysen A. 3, 317; Scheffel Tr. 115; Scherr Bl. 1, 281 etc.
b) (veralt.) Einem Etwas an-v. = zu-t. (s. d. 1), z. B. Berlichingen 101; Simplicissimus 3, 9 etc.
Zū-:
1) Einem Etwas z., glauben, daß er dazu fähig sei (vgl. ver-t. 6b), z. B.: Ich traue ihm alles Gute, Böse zu; solchen Edelmuth, solche Bosheit nicht zu; Ich traue dir ein jedes Wunder zu. G. 13, 253; 16, 301; Man traut solchen [chemischen] Wesen eine Art von Wollen und Wählen zu. 15, 44; Weil wir uns was [prägn. = was Rechtes etc.] zugetraut. 10, 262.
2) substant. Jnfin.: ein sich Jemand zuwendendes Ver-T. (s. d. 4a; b, auch für die Belege), z. B.: Die so mißbraucht hat die Offenheit, das Z. G. 9, 383; 17, 308; 27, 168 etc.; Das höchste Z. haben wir zu dir. Sch. 381b; Cham. 5, 174 etc.; Indem man auf ihn das Z. setzte, daß etc. G. 15, 21; Ein Mann, auf den man Z. hat. JvMüller 6, 155 etc.; Daß Sie einiges Z. gegen mich haben. Knebel 3, 4; Fehlt’s Ihnen an Z. gegen sich selbst. Musäus Ph. 3, 99 etc.; Es gehört wenig Selbst-Z. dazu. Fichte 6, 8 etc.