Faksimile 0531 | Seite 1353
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Tränk Tränke tränken
Trä́nk: 1) m., –en; –en:
(vralt.) Jemand, dessen Amt das Tränken ist (vgl. Schenk): Erb- und Erz-T. Fischart Großm. I. 2) n., –(e)s; –e: in Zsstzg.: Ge-: (s. Trank, Anm.) = Trank 1a: Keinen Wein noch stark „Getrencke“ trinken. 3. Mos. 10, 9 etc.; Versch. Arten von G–en. G. 17, 290; Allerlei gesundes G. daraus zu bereiten. 18, 330; 13, 205; Wir [das Theaterpublikum] wollen stark G–e schlürfen [bildl.]. 11, 11 etc.; In Eis gekühltes G–e. Jris 3, 85 etc.; minder gw.: Er träufelt in den Eingang meines Ohr | das schwärende G. [den Bilsensaft]. Schlegel Haml. 1, 5 etc. Zsstzg. z. B.: Wenn man bei dem Frosch-G–e [Wasser] seine Zeit vertrauert. EKleist; Wein . ., ein Götter-G. V. Od. 9, 205; Das Haupt-G. Stahr Par. 1, 46; Höllen-G. Thümmel 6, 147; Ähnliche Korn-G–e [Bier etc.]. V. Ländl. 4, 624; Das Lieblings-G. der Belgier. Hausbl. (56) 1, 407; Schäumend Würz-G. Fouqué Dr. 1, 52 etc.
~e, f.; –n:
1) Ort, wo Thiere. gw. trinken oder getränkt werden und: das Trinken oder Tränken dort: Goß den Krug aus in die T. [Tränkrinne. Mendelssohnl. 1. Mos. 24, 20; Führet ihn [den Ochs, Esel] zur T. Luk. 13, 15; Wo die Waldesel zur T. kamen. Rückert Mak. 1, 142; Alle Fuhrten und T–n. 2, 107; An der T. plätschert das Wasser, die Lockvögel pfeifen. Schacht B. 336 (s. Tränkherd); Der Sanders, deutsches Wörterb. II. Hirsch, dessen Morgen-T. der Rabe und ich belauscht hatten. Scherr Gr. 1, 50; Wo lauliche T. | sumpft, vom dienstbaren Huf getrübt. V. 3, 56; Od. 13, 247; Il. 13, 493 etc.
2) s. Trank 1b.
3) (selten) eine ertränkende Überschwemmung: Die Deiche brächen und wir Alle erlebten eine neue große Mannes-T. Willkomm Bann 2, 131.
4) zuw.: das Tränken (s. d. 1c) eines Ggstds mit einer Flüssigkeit: Poröse Hölzer .. durch eine Leim- T., d. h. durch Bestreichen mit sehr dünnem Leime vorbereitet. Karmarsch M. 2, 177 etc.
~en, tr.:
1) faktit. zu trinken (s. d. und Trank, Anm.):
a) Lebende Wesen t., eig. und übrtr. (s. d): Vieh t., auch refl. und mit fortfallendem sich (s. d.), z. B. vom Wild: T., sich t.: saufen. Laube Br. 293; Das Rind, das .. niedersteigt, um dort zu t. Gartenl. 9, 203a etc.; Einen Säugling t., z. B.: Die Zwillinge tränket [säugt] eine Wölfin. G. 1, 225 etc.; Bald musst’ ich’s t. [dem Kind die Saugflasche geben]. 11, 136; 135 etc., ferner z. B.: Also sollst du die Gemeinde t. und ihr Vieh. 4. Mos. 20, 8; Dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser. Spr. 25, 21 etc.; Du tränkest sie mit Wollust als mit einem Strom. Ps. 26, 9 (= Tränkst vom Strome deiner Wollust sie. Mendelssohn); Sie wird ihn t. mit Wasser der Weisheit. Sir. 15, 3; Sie hat mit dem Weine ihrer Hurerei getränket alle Heiden. Off. 14, 8; Ich will sie mit Wermuth speisen und mit Galle t. Jer. 3, 15; Klagel. 3, 15 (= Er hat .. mit Wermuth mich getränket. Opitz 2, 53) etc.; Ihr Quellen . ., | ihr quellt, ihr tränkt und schmacht ich so vergebens? G. 11, 22; Ich ward getränkt mit Bitternissen. Heine Rom. 169; Freiwillig tränkt euch keine Traube. Körner 26b; Die er mit der Milch seines Unterrichts getränkt. Kosegarten Rh. 1, 166; Will ich .. mit Blut zu Tod ihn t. Mosen Ah. 121; Die Lebenslust, womit die säugende Mutter sich tränkt, quillt heiß durch das kleine Herz. IP. 36, 89; Schlegel Haml. 4, 5; Hier tränkte er ihre Seelen mit großen .. Empfindungen, bereicherte ihren Verstand. Thümmel 5, 213; [Das Wasser] hat die Kraft zu speisen und zu t. W. 20, 197 etc.
b) (s. a) Die dürre (oder dürstende) Erde; Pflanzen t. etc.; Du tränkest seine [des Landes] Furchen. Ps. 65, 11; Sir. 39, 27; Auerbach Dicht. 1, 255; Welch ein himmlischer Thau hat euch [Blumen] die Seele getränket? Knebel 1, 27; V. Sh. 3, 371 etc.
c) (vgl. b) auch von ganz unbelebt gedachten Körpern: sie von Feuchtigkeit durchdringen, diese darin einziehn lassen (s. Tränke 4): Papier mit Ol, Holz mit Leim t. (oder ein-t.); Man tränkt das Papier zuerst mit Kochsalzlösung etc. . ., wiederholt diese zwei Tränkungen. Karmarsch 2, 592 etc., seltner: Lappen, welche man in der rothen stinkenden Flüssigkeit getränkt hatte. Gerhard W. 2, 303 etc.
d) (s. a; c) im gehobnen Stil: durchdringend füllen etc. Wenn die Nacht die Erde nicht mehr mit Himmelslicht tränkt. Görres (Wackern. 4, 1173³); Der geflügelte Wind hat sein mit Tönen reich getränktes Gefieder geschüttelt. 1188²⁴; Der Schlangenfisch, mit Strahleskraft getränket[der elektrische Aal]. WHumboldt 1, 368; Ruhe jeder Leidenschaft | tränkt das Herz mit Götterkraft. Seume Gd. 66; Hat anrostende Sorge des Sparguts | einmal Seelen getränkt. V. H. 2, 378 etc.
e) mundartl., vralt. Anwendungen s. nam. Schm.
2) Dazu:
a) pass. Partic. mit Bstw., z. B.: Bachge- tränkte (1b) | frische Wildnis. Platen 1, 146; Auf Philippi’s blut getränktem (1b; d) Schlachtfeld. Schwegler (46) 279; Görres H. 1, XXXVIII; Die Geschichte . . in ihren blutgetränkten Blättern. Stahr Rep. 3, 25; Der Hoffnung junges Grün, | so duft-getränkt (1d) von süßem Blühn. KMayer 261; Mit solcher | feuergetränkten (1d) Riesenfeder. Heine Lied. 324; Die Welt ist nicht bloß gott- getränkt, gottgeschwängert; sie ist identisch mit Gott. SW. 5, 131; Des Vaters leidenschaftgetränkte (1d) Seele. Spielhagen Hoh. 1, 260; Leimgetränktes (1c) Holz; Olgetränkte (1c) Papiere. G. 37, 188; Die regengetränkte (1b) Erde. Spielhagen Pr. 3, 1; Auf Murillo’s sonnegetränkten (1d) leidenschaftdurchglühten Bildern. 1, 152 etc.
b) Der Tränker, die Tränkerin des Viehs (s. 1a).
c) Der Festesspeise und Tränkung (1a) froh zu werden. Immermann M. 4, 157, s. ferner 1c etc. Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) Ceremonien, womit sie die Gottheit abspeisten (s. d.) und abtränkten. Hippel 5, 229.
2) (s. absäugen 1) Stierkalb, das während des A–s verschnitten wird. Stalder 2, 32. Án-: Das Seil ist angetränkt [Ggstz. ausgetrocknet]. Schm. Durch-: Quellen, die mit ihrem Adernetz das ganze Land d. [1b]. Görres (Wackern. 4, 1189³⁷); Nachdem der Stoff hinreichend durchtränkt [1c] war. Guhl 2, 234; Mit dem Firnis völlig durchtränkt [1c]. Karmarsch 3, 454; Wie von einem heißen Quell der Glückseligkeit durchtränkt [1a; d] und berauscht. Keller gH. 2, 147; Sein Geist ist zu sehr mit modernen Gedanken . erfüllt und ganz durchtränkt [1d]. Monatbl. 1, 267a; Wie ein Gewebe .. in Folge der Aufsaugung sich mit dem Wasser durchtränkt [1c]. Volger EE. 204; 218; 504 etc. Eīn-:
1) Einem Etwas e., eig.: es ihm als Trank (s. d. 2) eingießen, einflößen (s. nam. Luther 6, 271a; b), und danach gw. übrtr. wie einreiben (s. d. 2a, vgl. einschlucken 1b; fressen 2c etc.): ihm Etwas im Schlimmen gedenken, um ihn dafür später büßen zu lassen, z. B.: Er kann es uns denn bitter e., daß wir nicht höflich geantwortet. Heine Reis. 3, 6 etc.; Dem wird’s in jener Welt sauer eingetränkt werden. Stiling 3, 12 etc., s. oft ohne Zusatz: Der ihnen e. wird, was sie an mir verschuldet. 2, 184; Tränkt den Betrug ihm ein. Gleim 3, 326; G. 5, 286; Wart, Amtmann! ich will dir’s e. [„gedenken“. 151]. Hebel 3, 150; L. 12, 530 u. o.
2) Ein Acker ist eingetränkt, steht voll Wasser. Schm.
3) [1c].
4) Hüttenw.: mit Flußmitteln zum Schmelzen versehn, s. Scheuchenstuel 64, vgl. Karmarsch M. 1, 60 etc. Er-: s. ersäufen, worauf die Hinweise in () gehen:
1) (1a) Wir sehen einen Menschen ertrinken, aber wir sehen nicht, daß er ertränkt worden wie ein kranker Pudel. Börne 2, 317; Sch. 180b etc., vgl. ohne Uml.: Sie wurden in See getrieben und „ertranckten“ einander selbst jämmerlich. Stumpf 589b.
2) (2c) Klagen ertränkt er im Golde der Reben. 1b; Hagedorn 3, 145; Langbein L. 199 etc.
3) (2d) PhKaufmann Sh. 1, 92; Striche, die einst das Wasser ertränkte, zu Wiesen .. gewonnen. Klinger Teutsch. 353; Scheuchenstuel 69; Der Herden Schar auf den ertränkten Auen. Sch. 34a; Tiefer als ein Senkblei je geforscht, | will ich mein Buch e. Schlegel Sh. 3, 117; Sehnen | ertränkt mein Aug’ in stillen Thränen. W. 10, 65 etc.
4) (2e) Den Kindern keinen Wein zulassen oder ihn mit Wasser e. Gotthelf Ob. 21; Wasser . ., worin besorgte Schenken | die scharfe Jugendkraft des Necktarweins e. W. 12, 311. Ver-: mund- artlich st. er-t. (1): Ich hätt mich vertränkt. Auerbach D. 4, 248 etc.