Tief
Tiefe
tiefen
Tiefheit
II. Tīēf, n., –(e)s; –e:
ein Wasser, Kanal etc. von gehöriger Tiefe für Schiffe. Sch. 3, 522; (59) 454; [Das Schiff] ging nach dem Land- T. zu der Kanonenbootflotille. 12, 70. —
~e, f.; –n: I. (niederd.) Hündin (s. d. und Debe): Hund und T. Reis. 299b, gw. Tiffe (s. Ziffe und 5, 57). — II. zu tief (s. d., vgl. Tiefheit, Teufe), z. B. mehrfach ineinandergreifend:
1) das Tiefsein und das Maß desselben:
a) räuml. in der Richtung von oben nach unten: Das Wasser hat eine T. von so und so viel Fuß; Die T. des Wassers, Grabens, Brunnens, Schachts, Abgrunds etc.; Bis er geprüft hatte ihrer Wasser T. und Seichte. Mak. 2, 76; Die T. des Zwischendecks etc., des Segels etc. —
b) räuml., in der Richtung von vorn nach hinten: Das Gebäude hat eine T. von so und so viel Fuß; Die T. des Hauses, Saals etc.; Die Aufstellung der Truppen nach einer T. von acht Mann etc. —
c) (vgl.
a) bildl., übertr., z. B.: Die T. der Auffassung, der Betrachtung, der Demüthigung, der Einsicht, des Elends, der Erniedrigung, der Farbe 1, 240; 187 etc.), der Gedanken, des Geists, Gemüths, des Grams, des Jammers, des Leids, der Noth, der Ohnmacht, des Schlafs, der Stimme, des Tons, der Trauer, der Überzeugung, des Wehs etc.; auch ohne abhäng. Genit.: Wo das Wissen nur noch in der Breite gewinnt, aber in der T. nicht mehr. 2, 14; Ein Gemisch von T. und Flachheit [des Geistes]. Lit. 5, 140; An T. so wie an Fleiß hat es dem Deutschen nie gefehlt. 39, 22; Schreckt | sie Alles gleich, was eine T. hat, | ist ihnen nirgend wohl als, wo’s recht flach ist. 335b etc., vgl. 2. —
2) etwas Tiefes, nam.:
~en, tr.: a) örtl., z. B.: Es war finster auf der T. 1. 1, 2; Da aufbrachen alle Brunnen der großen T. 7, 11; Die Wasser .. ängsteten sich und die T–n tobten. 77, 17 u. o.; Jch übergab dem Tod mich in der T. 4, 156; Rings um die Inseln, die unter einander und mit dem [in der Ebbe] zurückgewichenen Ocean zusammenhängenden sogen. T–n. Les. 3, 82 Aus dem von den Gletschern abbröckelnden und in die T. rutschenden Eise. A. 3, 39; Ungeduldig stürzen die .. Vögel | in die T. der Luft. riä Tag. 6 etc. —
b) übertr.: Der Geist erforschet . . auch die T–n der Gottheit. 1. 2, 10 etc.; Deine Seele ist bis in ihre innersten T–n von feindseligen Mächten besessen. 9, 129; Worte, welche aus der T. der Empfindung heraufquellen. Less. 2, 49; Das Nationalgefühl ist aufgeregt bis in seinen abgründlichsten T–n. Lut. 1, 67; H. 1, 27; M. 2, 299; Gd. 113 etc. — Zsstzg. leicht zu verstehn und zu mehren nach folg. Bsp.: Berges-T. [2a]. 1, 121; Indem sie mich in eine Fenster-T. [2a, -Vertiefung, Nische] zog. 22, 25; In der glühenden Flammen-T. [2b] des Künstlergemüthes. Sal. 1, 65; Ohne feste Ge- danken-T. [1c]. D. 2, 327; Wer darf | in seiner Plane Götter-T. [2b] spähen. 35, 181; Aus der Herzens-T. [2b] seines neuen Lebens. Sal. 1, 107; Aus unsichtbaren Höllen-T–n. A. 120; Die un- ermeßnen Jammer-T–n [2b], | die unter unserm Fuß den Wolfesschlund | auflauernd dehnen. Dr. 1, 146; Das Stift liegt in einer Teller-, um nicht zu sagen Kessel-T. [2a]. 23, 1; Der .. | in allen Lebens- T–n [2b] zittert. 11, 23; An Lebensbreite gewinnen, was wir an Lebens-T. [1c] verlieren. Reis. 1, 127; Was aus den geistigen Lebensbächen anderer Völker den Meeres- T–n [2a; b] unseres Volksgeistes zurieselt. StdZ. (1860) 131; Die Mittel-T., z. B. eines Fasses (Spund-T.); Mondes Überschimmer, | Schatten-T. [1c]. 10, 290; Aus seinen [des Waldgrunds] nächtlichen Schatten-T–n [2a]. Am. 319; Um die Marsch zu entwässern . . Kanäle, sog. Siel-T–n [2a]. 3, 24; Spund-T., s. Mittel-T.; Teller-T., s. Kessel-T.; un-T.:
a) die Seichtigkeit [1a; c]: Die Un-T. und Halbigkeit des „großen Geschichtsforschers“. Ens. 33 etc. —
b) [2a] Un-T. oder Trockne: eine seichte Stelle in der See [im Wasser], wo Schiffe leicht fest zu sitzen kommen. 703b; Veränderung, welche die Flüsse durch Bildung von Un-T–n .. zu erleiden pflegen. gB. 1, 37; Gsch. 16; R. 1, 25; 28, 116; Nachg. 201 etc.; bildl.: Gerathen wir .. in eine wahre Un-T. des Erzählens hinein, worin unser Verstand nothwendig Schiffbruch leiden muß. M. 1, 36 etc. —
c) zuw.: unergründliche Tiefe, Abgrund, z. B. eig.: Quell, der .. sich aus seiner Un-T. ergießt. 2, 183 etc.; bildl.: Schaudert dich nicht vor den Un-T–n der Laster, in die du leider schon hast einblicken dürfen? R. 7, 467 etc.; Schon vor Mosen und den Propheten in der ägyptischen Zeit-T. [2b, Urzeit]. A. 2, 104 etc.; Die Dreischlitze und Zwischen-T–n [2a, -Vertiefungen] als Zierrathen des Frieses. 1, 747b etc. —
1) tief machen, z. B.: Seit Hans .. den Sprudel getieft. 1, 21; sagte: Gottes Wort soll Gottes Bild in uns t. [tief einprägen]. 183, vgl.: Man säubert auch und tiefert den Graben. 400a etc., s. auch teufen, auch refl.: Steil wie ein Thurm tieft hier sich die Felswand. geht in die Tiefe hinab etc. —
2) Schiff.: das Loth werfend, die Tiefe des Wassers bestimmen, „lothen“. —
3) Dazu: Tiefung:
a) das T. 1; 2. —
b) etwas Ausgetieftes, z. B.: Zwischen den Tiefungen des Bodens. Lith. 162; 40 etc. —
c) (s. b) Bauk.: „die sich abstufende Leibung des Bogens.“ 2, 250. — Zsstzg. z. B.: Áb- [1]: Da, wo das Wasser hinabstürzt, ist die Rinne auf mehre Klaftern völlig perpendikulär abgetieft. Südr. 2, 67. — Án- [2]: tiefend, lothend sich dem Land annähern. — Āūf- [1]: eine Blechplatte durch Hämmern auf ihrem mittlern Theil hohl machen, auch „treiben“, das aber auch das Ein- oder Aufziehen (s. d.) mitumfasst. M. 1, 347; 367; Techn. 2, 875, vgl. reihen II 2. — Aūs- [1]: tiefend aushöhlen: D. 4, 274; Verschlammte Häfen .. ausgetieft. 85a; Gleich den Stollen in den Salzbergwerken von Wieliczka ausgehöhlt und ausgetieft. M. 3, 349; Daß .. sich immer tiefere Tiefen a. 2, 299; Das Gewissen hat seine Seele ausgetieft. Himm. 106 etc. — Eīn- [1]: tiefend einsenken, z. B.: Eingetieft [gw.: vertieft] in Wald und Klüfte | .. wiegt’ ich alles Streben ein. 139 etc.; bes. refl.: Eine Bucht, welche sich hier eingetieft hatte. N. 2, 26; 3, 326; 225 etc. — Er- [1]: s. erteufen; ferner z. B.: [Vom Wind wird der Wellen] Größ’ ertiefet und erhöhet. Ar. 24, 9, es bilden sich tiefre Wellenthäler und höhere Wellenberge etc. —
Ver-: 1) [1]
a) eig. (vgl. auf-, aus-t.): Zum Bade flach vertiefter Raum. 12, 114; Kleine vertiefte Ggstde aus .. weichem Bleche zu pressen. M. 1, 367 (Vertiefstempel. etc., auch refl.: Hub sich die Ringmau’r .., vertieften sich Wölbungen unten. 2, 1295³³etc.; dazu: Vertiefung: das V. und —: etwas Vertieftes, z. B.: Flöze .. in muldenartigen Vertiefungen. Gsch. 231; Platte, auf deren Fläche sich .. halbkugelige oder auch flachere Vertiefungen befinden. M. 1, 367; Feinere Erhöhungen und Vertiefungen. 4, 235a; Fenster- 17, 400); Zwischen-Vertiefung od. -Tiefe (s. d.). —
b) übrtr.: [Aristoteles,] der das gesammte Wissen seiner Zeit umfaßte, erweiterte, vertiefte. GschBot. 1, 79 etc.; Die Gemüthsvertiefung und den hochfliegenden Jdealismus. Bl. 1, 217. —
c) (Mal. etc.) s. den Ggstz. höhen 2c, vgl. tief 2á: tief, d. h. dunkel erscheinen machen: Erhöhte dort noch ein Licht, vertiefte hier noch einen Schatten. 5, 375; bildl.: Den Stolz und die Bescheidenheit mit dem Pinsel jener Schelmerei so ver-t., vermischen, vertreiben .., daß die Abstiche gar nicht bemerkt .. werden. Ph. 3, 17; Die verschiedenen Abschattungen, kleine Vertiefungen, Erhöhungen. 31, 48. —
2) in die Tiefe senken:
~heit, f.; 0: a) selten tr.: Verlaß den wehmuthvollen Gedanken, | der dich traurig vertieft. Od. 1, 83, der dich tief in Trauer versenkt (vgl. Tiefsinn 2), — zumeist refl. oder im pass. Partic., so:
b) zuw. eig., z. B.: [Der badende] Frontin vertieft, erhebt und wirbelt sich. 2, 267 (auch F. 3, 313); Der Fuß .. vertiefet sich und plätschert in der Lache. 278 ler F. 1, 94); Wo .. ganz vertieft, die bärt’ge Barbe streicht. 1, 107; Er schleppt mich .. fort, | vertieft sich in das Dickicht. 4, 99; Zum innern Schlunde, | der steil und eng und finster sich vertieft. 83, vgl.: Die Mädchen machten statt der Verbeugung eine Vertiefung [Knicks]. 1, 87. —
c) (Mus.) Erhöhte und vertiefte halbe Töne. 2, 45, der um das Intervall eines halben Tons höher oder tiefer als der Grundton: Cis ist der erhöhte, Ces der vertiefte halbe Ton zu C etc. —
d) gw.: sich geistig tief in Etwas versenken, z. B. mit Infin. und zu: Jch vertiefte | mich Jahrtausende schon, das künftige Wunder zu lernen. M. 6, 22 etc.; mit in und Acc.: Du hast dich sehr in diese Wissenschaft | vertieft. 13, 101; W. 1, 151; Laienbr. 504; A. 1, 185 etc., im Partic.: Alle sind vertieft in die Kinder. A. 2, 201; 15, 176 etc.; daneben (mit leichter Nüance) mit in und Dat.: Wenn ich kindisch mich in solchem Spiel vertiefte. DW. 132; Reis. 1, 101; 2, 109 etc.; im Partic.: Er war so vertieft in seinen Gedanken und in seiner Arbeit. 3, 299; 90 etc., vgl.: Weil sie noch im Irrthum „verteufft“ [versunken], also in Sünden untergingen. 8, 174b, und mit Bstw.: Schrif tvertieft. D. 1, 15 = in die Schrift vertieft. Dazu: Die Vertiefung der Frauen in die theologischen Geheimnisse. Lit. 3, 288; 3, 161 etc.; Die Zeit aus ihrer Selbst vertiefung und Selbstabgötterei herausgeschreckt. 4, 1189¹⁶ etc. —
das Tiefsein (selten, s. Tiefe): Ein Geist von seltener T. Kochk. 25.
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