Faksimile 0502 | Seite 1324
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Tiegel
Tīēgel, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
1) ein gw. irdenes oder gußeisernes Kochgeräth, niedriger als ein Topf oder Hafen, aber höher als eine Pfanne; wie diese mit einer Handhabe (Stiel) und entw. mit drei Beinen (s. Stollenhafen) oder best., auf einen Dreifuß gesetzt zu werden: In der Pfanne backt man; im T. kocht oder schmort man z. B. Gemüse, Fleisch etc.; dagegen zum Suppekochen gehört ein Topf oder Grapen (s. d.); In den T. oder Kessel oder Pfanne oder Topf. 1. Sam. 2, 14; Es gebrach nicht T. noch Topf noch fehlte der Dreifuß. Möricke Id. 112; Töpfe, Hafen, Tegel. Rumohr Kochk. 31 etc.
a) auch z. B.: T., den Leim darin erwärmend flüssig zu machen etc.
b) bildl. (vgl. 2): Was noch trüb im T. des menschlichen Geistes kocht und brodelt. Kinkel E. 432. 2) (s. 1) „T.: feuerfeste Gefäße, um Metalle darin zu schmelzen und die flüssigen in Formen zu gießen.“ Scheuchensuel 243; Wie durchläutert Silber im erdenen „tigel“. Ps. 12, 7; Werft die Münze in den T., wenn ihr ihren Gehalt wissen wollt. G. 32, 86 (übertr.); sprchw.: Ganz wie ihre selige Tante! Bist aus einem T. mit ihr geschmolzen. Gutzkow R. 1, 245 etc., s. Schmelz-T. 3) (s. 2) Hüttenw.: in Ofen ein hohler Raum, in den das geschmolzne Metall fließt, s. Zsstzg. 4) (s. 1) ver- altend: an Lampen, wie sie bei den Alten üblich waren und noch nam. als Küchenlampen vorkommen: der mehr oder minder t.-förmige Haupttheil, das Olbehältnis, worin zugleich der aus einer Tülle herorragende Docht liegt (Lampen-T.), danach auch = Lampe (s. Kreisel, Anm.). 5) Die Bergwasser, die um Katzhütte „Seifen“ oder „T.“ heißen. Gutzkow Unt. 2, 2, 27a. 6) Buchdr.: Der Haupttheil des Preßapparats . ., welcher unmittelbar den Druck gegen die unter ihm befindl. Form ausübt und an allen Buchdruckerpressen vorkommt . ., ist der T., eine glatt und flach abgedrehte oder abgehobelte, länglich viereckige Gußeisenplatte etc. Karmarsch 1, 397.
Anm. Ahd. tegel, mhd. tëgel, vielleicht aus lat. tēgula (woraus Ziegel, ahd. ziegal, mhd. ziegel), das, trotz abweichender Quantität, gw. zu tēgo gerechnet wird s. decken, Anm. vielleicht verwdt. mit goth. thahô, ahd. dâhâ, mhd. dâhe, Thon, Scherbe, s. nam.: Tegel, m.: Thon, Lehm; T. (tegeln: in oder mit zäher Materie schmieren; mit Lehm verstreichen). Schm. 1, 437; Der Tegel .. besteht aus einem bläulich-grauen .. Thon, der .. zu Dachziegeln .. und versch. Töpferarbeiten verwendet wird. Oken 1, 654. Andern Stamms find die Bedd. 5 und 6 (dies nach Adelung aus lat. tigillum, Balken).
Zsstzg. z. B.: Brēī- [1].
Dām-: s. Kreisel, Anm. Ēīer- [1]. Fisch- [1]: Feytag B. 2, 148. Gestüb- [3]: Ein Vorherd, in welchen Gestübe eingestampft wird .. Oberhalb des G–s. Mitscherlich 2, 2, 182, vgl. Kohlen-, Spur-T. Gīēß- [2]. Góld- [2]: z. B. der Adepten. Freytag B. 2, 253. Gra- F0 phīt- [2]: Der Graphit .. zur Verfertigung von Schmelz- T–n (G., Ipser-T., Passauer T.), zu welchem Ende man ihn mit feuerfestem, fettem Thon mischt. Karmarsch 2, 200; In Thon- oder G–n. M. 1, 76; 2, 292 etc. Kóch- [1]. Kōhlen- [2]: inwendig mit Kohlenpulver, nam. Probier-T. Mitscherlich 2, 2, 61 (vgl. Gestüb-T.). Lámpen- [4]. Lǟūterungs- [2; 3]: (bildl.) JvMüller 6, 181. Lēīm- [1a].
Plātin-: aus Platina: Porcellan- und P., die nur bei feinen chem. Arbeiten dienen. Karmarsch 2, 131. Préß- [6]. Probīēr- [2]: Probierscherben, s. Kohlen-T.
Prǖfungs-: bildl. [2], s. Schmelzerofen. Schmélz- [2]: Sch. . ., hauptsächl. die hessischen oder Almeroder Tiegel und die .. Graphit- oder schwarzen Tiegel. Karmarsch M. 2, 912; T. 3, 129: G. 30, 342 (als Probier-T.); bildl. (s. Läuterungs-, Prüfungs-T.). Gentz Rev. 146 etc. Schmōr- [1]. Spūr- [3]: s. Spur 3d, z. B.: Das Auge, durch welches das Zinn, sowie es reduciert worden, in den S. abfließt. Der S. ist aus Granitplatten zusammengesetzt, am Boden aber mit schwerem Gestübbe ausgestampft. Zum Abstechen des Zinnes [aus dem S] in den eisernen Stich-T. dient die Stich- öffnung. Karmarsch 3, 681 etc.
Stāhl-: Schmelz-T. für Stahl. M. 2, 912.
Thōn-: s. Graphit-T. Vōr- [3]: Schachtofen mit 2 V–n. Mitscherlich 2, 2, 214; Karmarsch 1, 246; 249 etc.