Thau
Thāū, m. (n.), –(e)s; –e; -:
1) die Feuchtigkeit in der Luft, die beim Erkalten der Erdoberfläche bes. auf Pflanzen niederschlägt und hier Tropfen bildet (s. 2, 547 etc., vgl. Reif III), nach ältrem und noch nach dem Volksglauben vom Himmel fallend (s. 4, 289 etc.): Vor T. und Tag, sehr früh, vgl.: Früh Morgens, wenn der T. noch fällt. 5, 139 etc.; Der T. vom Himmel; Erquicklicher, frischer, kühler T.; Tropfen, Perlen des T–s in Blumen etc., keines Belegs bedürftig außer für die seltnere Mz.: Daß die Frucht nicht allemal geräth, verhindern böse T–e etc. 3, 20; Unter seinem [des Abends] Einflusse steigen wohlthätige T–e | von den dunkeln Wiesen. Tag. 67 (Mit des Abends T–en. SW. 4, 146 oder Infin. ?). —
2) (s. 1) bildl. oder verallgemeint (vgl. lat. ros) etwas T.- Ahnliches, als das Feuchte, Erquickende, Erfrischende etc., z. B.:
a) Der Iris Farbenfeuer | auf der Donnerwolke duft’gem T. 73a. —
b) Die heilsame Ausdünstung, der T. des menschl. Körpers, wallt ungehindert fort. Ph. 1, 80 etc. —
c) Wo die .. Gottesfurcht der .. Zaren den T. ihres Goldes über alle Konvente des heil. Berges .. niederträufeln lässt etc. Or. 2, 49. —
d) Du weinst. .. Ich habe solchen T. seit vielen Jahren | in diesen dürren [Augen-] Höhlen nicht verspürt. 4, 56; Wie die Sonne, trocknete dein Blick | den T. von meinen Augenliedern ab. 13, 135 etc. —
e) Lockt dich dein eigen Angesicht | nicht her in ewigen T.? 1, 150, in das erquicklich feuchte Element; Wo die grünliche Woge mit ewigem T–e | weit die Gefilde bestrahlt. etc.; Das entfernte Thal trinkt ein beständig T. (neutr., s. Anm.). 42. —
f) Saugt .. den süßen T. des Zaubergoldes ein. 20, 94, das erquickende Naß, den Wein des Zauberbechers. —
g) Genieß den honigschweren T. des Schlummers. Sh. 2, 49, den süß erquickenden Schlummer (s. Honig-T.). —
h) Im rothen T. [Blut]. Weihn. 6, 71. —
i) Pferd.: (selten) das zarte Fleisch unterm Horn und die bei zu tiefem Auswirken daraus vordringende blutige Feuchtigkeit. Th. 2, 361.
Anm. Ahd., mhd. tou (n., wie noch mundartl., s. 2e; vrwdt toum (Dunst, wozu auch taumeln zieht). Dazu ahd. touwôn etc., mhd. touwen, ags. deavjan, engl. dew, thauen — vom Fallen des T–s, — versch. thauen von der Auflösung des Frosts (s. dauen), ags. dhavan, engl. thaw.
Zsstzg. z. B.: Ābend-: Die Morgen- und A–e. Grube 3, 121; W. 3, 29 etc. — Angst- [2b]: Angstschweiß. Rahel 1, 101. —
Eīs-: eisiger. JP. 7, 153. —
Epheu-: Im E. der Mauerwand. Falmerayer Or. 1, 136 u. ä. m. (vergl. Rosen-T.). — Fēūer- [2]: Wie ein niederperlender F., wie ein Lichtregen. Gutzkow R. 9, 494. —
Frēūden-: z. B. [2d]: Ungewohnt drängt sich | der F. in diese Männeraugen. Körner 2, 132. —
Früh-: Morgen-T. Kosegarten Po. 1, 258; Rückert Rost. 98a. —
Hímmel(s)-:
1) vom Himmel fallender (s. o.), himmlischer. Frzfr. 45; Th. 194 etc. —
2) Pflanzenn.: Panicum sanguinale; Festuca fluitans = Mannagrütze (s. Manna). — Hōnig-: eine süße klebrige Feuchtigkeit auf Pflanzen, herrührend von Blattläusen (s. d.) und den Pflanzen verderblich, nach altem Glauben aber vom Himmel fallend. 36, 142; Sch. 4, 135; Ph. 2, 54; 5, 1553; Ländl. 4, 732 etc. — Līēbes|-: Doch hat euch [Blumen] L. befeuchtet. 84 etc. — Māī-: im Mai fallend und als bes. rein und wirksam (z. B. zum Waschen) geltend. 4, 290; In Blut sich wie in Maien-T. zu baden. 549a. — Mêhl- (mhd. miltou, 3, 53a, am wahrscheinlichsten von goth. milith, Honig, s. Honig-T.; doch schon früh mehrfach umgedeutet, s. mhd. maltou und Ländl. 3, 91): Art weißlicher verderblicher Staub auf Pflanzen, versch. Ursprungs, s. Rost 3 und vgl.: Die M–e, als eine Gattung von Pilzen. 3, 103, dazu: Der Hopfen-M. 104; ferner: Die Kohlblattlaus, welche jedem Landmann unter dem Namen des M–s bekannt ist, weil die vielen abgelegten Bälge wie Mehl aussehen und der Glaube herrscht, daß es vertrockneter Thau sei. 5, 1558 etc.; Der M. auf den Blättern der Pflanze ist eine Abscheidung zucker- artiger Stoffe etc. B. 310 etc.:
1) eig.: SW. 6, 327; Die Früchte vom .. M. und andern Ungewettern unversehrt. SW. 64, 110; Ph. 2, 55; Wie die Blume, die den Kelch geöffnet hält | dem Früh-T., wenn auf sie der gift’ge M. fällt. Rost. 98a; Merck 2, 178 etc.; dazu: Er macht Hasenscharten, bemehlthaut den Weizen. Sh. 3, 237; H. 187 etc. —
2) oft übertr.: Das ist der Wind der Re- aktion | mit M., Reif etc. SW. 6, 251; Durch diesen deutschen M. [der Prüderie] verkümmert. Sch. 6, 95; 1, 3, 54; Ein giftiger M. fiel über das Familienglück. E. 416; Daß der M. „Schmeichelei“ | ihre Blätter nicht versenge. Po. 2, 255; 6, 147a. — Mórgen-: Früh-T. (vgl. Abend-T.), eig. und übrtr.: 3, 4; Als M. auf dem Leben noch lag. Fr. 19; Des Alters Reif schien geschmolzen und beweglich nur als M. in Fibel’s Spätflor zu schimmern. 4, 913³¹). — Nácht-: Starke N–e. Südr. 2, 99; Mak. 2, 8 etc. — Pérlen-: 2; Tag. 4 etc., auch [2d]: Der Freude P. | in ihrem Auge. 16, 277 etc. — Rōsen-: s. Epheu-T.; auch von dem duftig-zarten Rosenanhauch der Wangen etc.: Über der Blässe ihrer Wangen, denen der erste R. hinweg ist, lacht ein .. fröhliches Mutterauge. — Rǖhrungs- [2d]: 1, 395. — Sílber-: silberheller etc. FPoet. 4, 22; 1, 125 etc. — Sónnen-: Pflanzenname: Drosera; Alchemilla vulgaris (s. Sinau). 3, 1366; 2002; 2, 282³⁴ etc. — Stérnen-: Nacht-T.: In des S–es Kühle. 597. — Thrǟnen- [2d]. — Tōdes-: z. B.: Wischt aus den Augen | den rothen T. [2d]. 231, blutige Thränen etc. — Wēīn- [2f]: Rost. 92b. — Zǟhren- [2d].
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