thauen
thauig
Thauicht)
Thāū~en, intr. und zuw. tr.:
1) (s. dauen und Thau, Anm.) durch den Eintritt wärmerer Temperatur des Frosts enthoben werden (mundartl. läunen etc., s. Lawine, Anm.): Es (s. d. 7) thaut, hat gethaut; Das Eis, der Schnee thaut [schmilzt]; Wenn der Schnee etwas gethaut hat, [bei Thauwetter] ballt er gut; Der Schnee ist von den Dächern gethaut etc.; tr., bes. in Zsstzg. auf-t. (s. d. 2); auch substant. Infin.: Der Strom, der seine Fesseln bricht | in diesem Märzes-T. SW. 6, 244 etc. —
2) zu Thau (s. d.):
a) Es (s. d. 7) thaut, es fällt Thau [eig., — vgl. b — ein nur aus seiner Wirkung Erkennbares lässt Thau fallen, entstehn], z. B. 2. 1, 21; So weit’s thaut und blaut. N. 2, 184, überall (s. blau 6). —
b) (s. a) mit best. Subj.: Thau erzeugen, z. B.: Wie die Nacht schon thaut! 3, 30; T–de Nacht. 1, 86 etc.; Der t–de Morgen. 1, 30 etc.; Am t–den Bach. 216a etc., vgl. das Folg. —
c) von Thau feucht, voll Thaues sein, z. B. eig.: Im sokratischen Becher, | von der t–den Ros’ umkränzt. Od. 1, 76; Vom Grün, das um ihn thauet, | ist ihm der Blick gestärkt. 360 (vergl.: Grüener kle, | er touwet an dem morgen. etc. und z. B. vom Thränenthau: Ihm thauten die Wimpern. 87; Jhr vertrocknetes starres Auge thaut. 249; Edle Lust .. macht die Augen t. 12, 197 etc., auch (s. Weinthau, als Nachahmung von poeula minuta et rorantia): Es mangelte nicht .. an der Ros’ um die kleinen t–den Becher. 26, 299. —
d) wie Thau herniederfließen, z. B.: Der Reinigung t–de Tropfen. Ov. 1, 230 etc.; Wo dieser [der Wein] aufs traute | Gemüth mir nicht thaute, | so lag dies gebaute | Gefilde mir brach. Mak. 1, 98; Ruhe thaut aus deinem duft’gen Kranze. 3, 18 etc. —
e) mit Obj., faktit. zu d, z. B.: Es wird auf mich das milde Licht | des mütterlichen Auges Ruhe t. 6, 280; Wie konnt’ es [das Auge] Thränen t.? Gd. 209; Wie auf der Flur Smaragd er Blutrubinen thaute. Rost. 91a; Thaue von deinem purpurnen Flügel | Tropfen aufs durstige Blümlein! 2, 140; Den goldnen Saft, den Myrrh’ und Weihrauch t. Ros. 121; Du .. thauest mir Wehmuth | in das Herz. Gd. 267; Wir [Grazien] t. glühenden Nektar | in die Blume der Sittsamkeit. Sch. 1, 447; Die Er- innrung .. thauet Trost. 2, 15 etc.; Segen-, thränen-t–d etc. —Zsstzg.z.B.: Áb-: 1) [1]thauend abschmelzen: Das A. des Eises. Gsch. 53; Wenn die Eisberge . . langsam a. 55; 9, 15. — 2) [2] nieder-t., z. B. [2d]: Den Segen, der auf dich vom Himmel abgethaut [ist]. 1090 etc. und [2e]: Regen .., den wohl ich könnt’ | a. aus meiner Augen Nacht. Sh. 1, 114; Ros. 10 etc. —
Án-: 1) [1] Diese Schneemassen thauen .. auf ihrer Oberfläche an. —
2) [2d] Überirdisch abgeklärt und angethaut. W. 3, 42, angeflossen (?). — Āūf- [1]:
1) intr. (sein):
a) eig.: 147, 18; 37, 10; Jene Eisesthürme, | die nie aufthauten. 539b etc. —
b) hinschmelzend zu Nichts (vgl.: zu Wasser) werden etc. Ven. 48; 9, 79; 9, 377 etc. —
c) aus dem Zustand der Starrheit befreit werden: Wenn große Werke der Vergangenheit wieder einmal a. und an die Tagesordnung kommen. 22, 109; Diese Herzen werden a. 5, 39; 22, 98; Sie behandelten ihn vertraulich, er thaute bei ihnen auf. 4, 31 etc. —
2) tr.: a. machen: Das Eis a.; Auf-zu-t. | den Frierer. 1, 103; Mit den Feuertropfen [des Weins] will ich das starre Herz erst a. 3, 138; Meine Thränen thauten mir die Seele auf. Leb. 4, 104; Wir wollen dich hier schon a., du sollst schon lernen, nach hübschen Augen sehen. 1, 93. — Āūs-:
1) [1] z. B.:
a) intr. (haben): aufhören zu thauen. —
2) intr. (sein) und tr., von Eingefrornem: los-t. — 2) [2] z.B. [2e]: wie Thau, ausströmen etc.: Die Strahlen . . im Gesang hier aus-zu-t. 2, 234. — Be-:
1) [1] tr.: (selten) Sonne, deren schönes Licht | nunmehr Eis und Schnee bethauet. 2, 56. —
2) [2] intr. (sein): von Thau naß werden — und tr.: mit Thau netzen, eig. und übertr., z. B.: Etwas mit Thränen 11, 158; 20, 249), Blut Rich. II. 3, 4), Lebensgeist 12, 249) b.; Thränen b. Etwas 1, 67; 2, 153); Es möchte deinen Werth | ein Tröpfchen Gunst b., | das etc. 18a etc.; Nachdem das heil’ge Bad | mit dem gesegneten B. | von Sünden dich gewaschen. Leich. 105 etc. Bes. oft Partic. Prät.: Bethaute Gräser, Kräuter, Wiesen etc., Augen 424), Wangen 24a) etc.; Blut- 422 etc.), thränen- Gd. 1, 281) bethaut c. — Dahín- [1]: dahinschmelzen etc. 5, 470a. — I. Dúrch- [1]: durchdringend auf-t. — II. Durch-: 1) [2] durchdringend be-t.: Mir ist durchthaut | mein Haupt. 5, 2). — 2) = I: Lasst euch doch vom Lächeln| des Himmelkindleins auch d. 2, 434. — Ent- [2]: thaund entfließen. 1, 352; 373 etc. — Entgêgen- [2]: z. B.: Wo .. vom zärtlichen Auge | deinen Klagen entgegenthaut. 2, 540b die Thräne begegnet. — Er- [2]: (ugw.) Ich einmal, fern von Auen, | könnt nicht zum Licht e. 3, 366b — Fórt- [1]: (hin)weg-t. — Hín- etc.:
1) [1] s. dahin-, weg-t. etc.: Bald ist er [der Reif] hinweggethaut. 1, 138 etc. —
2) [2] Wie auf des Todes kalte ꝛī0 Hand | sie Thränen .. hingethaut. 128; Die Nacht .. thaute Segen hin. 3, 194; Ich dien’ der Elfenkönigin | und thau’ ihr Ring’ aufs Grüne hin. Somm. 2, 1, bilde dort thauige Ringe; ugw.: Menschliche Gebärden | in harten Marmor hin-zu-t. 1, 188, sie darin duftig, thauzart erscheinen machen etc. — Seligkeit 7, 334), Segen Cymb. 5, 5) thaut herab etc. und tr.: [Gott] thauet Segen seinem Volk herab. deutsches Wörterb. II. Sch. 1, 111 etc. — Des Kindleins Äuglein thaute die erste Thrän’ heraus. Ritt. 23 etc. — Da die Nacht herniederthaute. Gd. 1, 153. — Von dir thaue die Fruchtbarkeit Gottes auf Saron herunter. 26, 190; 13, 77 etc. — Lōs- [1]: auf-t.: Die losgethaute See. SW. 1, 350. — Bemêhl-: s. Mehlthau 1. — Nīēder- [2]: hernieder-t. 3, 107; 3, 146; 3, 313; Cymb. 3, 5; 2, 128 etc. — Über- [2]:
1) intr.: thauend überfließen (s. d.): Von Gesang die Kehlen ü–d. Sch. 23; Und die Augen ü. Lied. 256 etc. —
2) tr.: mit Thau oder thauend überdecken, überziehn (be-t.): Nun ü. Perlen [Thränen] | des hellen Blickes Glanz. 3, 48; Vom Hauch der Schönheit überthauet. 1, 349; IbrS. 83; Fluren, | die der Morgen überthaut. A. 1, 209; W. 2, 134; Ros. 114; Allverklärend überthaut | der Stern fie mit dem ew’gen Feuer. 459; Ov. 1, 46; 2, 21; Osts. 1, 172 etc. — Um- [2], tr.: rings be-t.; thauend umgeben: Von Blut umthauet. 1, 387; 3, 420; Wird .. | mein Antlitz schon des Grabes Nacht um-t. 4, 345; Son. 197; 237; 2, 20 etc. — Ver-[1]: thauend vergehn: Schnee, der so leicht verthaut. 3, 161; 4, 42; Kälte verthaut dem Favonius. H. 1, 21; 267 etc. — Wég- [1]: hinweg-t.: Sie thauet mir unter den Händen weg. Ph. 3, 58. — Zer- [1]: thauend zergehn (s. ver-t.): Bei deinem Lächeln, dem ich will z. 2, 333; Pet. 35 etc. — Zū- [2], z. B. [2e]: Des Himmels Wolken thauten | der Erde Frieden zu. 1, 89. —
~ig(~icht), a.: voll Thaues: Im t–en Rasen. 1, 167; Duft des t–en Morgens. 131; T. Moos. 31, 169; 1, 50; Tag. 6; Aurora mit t–tem Finger. 4 etc.; Einen t–en Blick. N. 2, 9 (s. Thau 2d) etc., auch zuw. entsprechend dem Genit.: des Thaus, z. B.: Wie thauichter Duft im Abendroth. 3; Die t–en Thränen möcht’ ich weg vom Boden. Rich. III. 5, 3 etc.; Zsstzg.: Trauerweide thränen-t. 2, 685 etc., vgl.: Ros’ und Lilie morgenthaulich. 4, 11 etc.
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