taub
Tāūb, a.:
–e)st:
1) nicht hörend, im engern Sinn: nicht hören könnend, — eig. und übertr (vgl. blind etc.; schwer-, harthörig etc.): T–es Ohr (s. d. 4c; 162 7; 9h etc.); T–e Otter (s. d. II) oder Natter (s. d.); Auf einem Ohr, auf beiden Ohren t. sein; T. geboren (s. t.-stumm); Sich t. stellen etc.; Liebe selbst ist in der Ferne t. 13, 292; So legt die t–e Noth ein doppelt Laster | mit ihrer Hand mir auf. 70; 9, 255; Zum t–en Himmel fleht ihr glühend Angesicht. 33a; Ihr Bitten fand mich t. 12, 167 etc. — Das, was oder worauf man nicht hört, wogegen das Gehör unempfindlich ist (vgl. 2), steht mit abhäng. Präpos. (a—d) oder (e) im Dat.:
a) T. und stumm bei allem Flehen. 34, 342 etc. —
b) Ihr seid t. für die Stimme der Vernunft. 1, 171; Der für alles Flehen | t–e Tod. 9, 570; T. für Lust und t. für Schmerz. 73b; V. 112; 12, 11; 31, 6; 4, 287; T. für Silber und Verrath. 2, 204 etc. —
c) Daß ich t. gegen alles Schicksal, daß ich unempfindlich werde etc. 9, 236; 13, 16; 243; Leg. 2, 89 etc. —
d) Mein Sinn, zur Freude t., vom Unglück dumm getroffen. 209; Er war zu unsrer Bitte t. Nath. 1, 1. —
e) Ich war seinen Bitten, seinen Vorstellungen t. 4, 300; 3, 319; 2, 214; Morg. 1, 72; 13b; Sh. 1, 90; 91; Nicht t–er (s. f) sind Felsriffe nackten Ruderern. H. 1, 350; 15, 41 etc. —
f) Steigrung, z. B.: Da jener Buhler . . | mich täglich spröder fand und täglich t–er. 4, 132; 2, 194; Ov. 2, 364 etc.; Die blindeste, t–ste, verstockteste Rückwirkung [Reaktion]. V. 44; Der Ton, welcher . . . auch den T–sten (s. g) erwecken kann. M. 2, 80. —
g) substant.: Einen T–en, der stumm war. 7, 32 [Einen Taubstummen. Die T–en macht er hörend. 37 etc.; Drei T–e. .. So lud vor einen t–en Richter | ein T–er einen T–en vor. 2, 255; Das heißt ..: eines T–en Milz durch Symphonien heilen. 12, 186; Solches Liedlein singst du einer T–en. 3, 22731 etc. —
h) verstärkt: Stein-t. (t. wie ein Stein). Mak. 2, 56 etc., häufiger: Stock-t. R. 6, 301; H. 1, 120; Luc. 6, 178 etc.; Mit einem Stock-T–en (g) über den Zauber der Musik hadern. 27, 318 etc. —
i) Schiff.: T–e Jütte (s. d., urspr. wohl als Eigenn., vgl. David). — 2) (s. 1 u. Anm.) dumpf, in Bezug auf Empfindung, Gefühl etc. (s. betäuben), nam.:
a) Ein Glied ist t. (vgl. schlafen 2), man hat zur Zeit kein oder doch nur ein dumpfes Gefühl darin; Die Füße waren ihm [dem Gebundnen] so t., daß er meinte, sie seien ihm rein abgehauen. Pollm. 76 etc. —
b) Die Neujahrsbesuche und das Neujahrsbetteln macht mir den Kopf so t. 3, 11; Die Wintermonate in t–em Schlummer hinbringen. Schl. 29; Momente des Schmerzes, wo nur die kalte, t–e Dumpfheit, in die endlich unser Wesen versinkt, uns von Wahnsinn und Raserei errettet. N. 2, 100; T–es Hinbrüten. T–er Schmerz. — 3) (s. 1) grade des Wesentlichen ermangelnd, nam.:
a) (s. b) Bergb.: ohne Erz: T–es Gestein; T–e Berge, Gänge, Gangarten, Klüfte, Mittel etc. —
b) T–es Ei, ohne befruchtenden Keim, Wind-Ei (s. d.), ähnl.: T–er Samen; T–e Blüthen. 3, 713; Zeit ist nun, Frucht zu tragen, | denn t–er Blüthen gnug trugst du. BE. 329; T. blühen. Ök. 1, 740; T–er Hopfen, Hanf (s. Fimmel 2 und Anm.); T–e [leere] Nüsse, Ähren; Die obenauf schwimmenden t–en Körner [der Gerste]. 1, 197; T–er Dunst (s. d. 1b); Nicht in t–er Redeblume, sondern wesentlich, wirklich und wahrhaftig giebt der Liebende seine Seele weg. M. 4, 181; Nicht will ich einen Frühling, welk und t., | nein, einen Frühling, welcher treibt im Saft. 435; Wir nennen | den t–en Sinn — Verstand. 3, 216 etc.; ferner z. B.: T–e Nessel (s. d. 1b; c), die nicht brennt; T–es Salz (s. d. 1k und dumm 1a), das nicht salzt; T–er Hafer (s. d.), wie Hafer aussehnd, aber nicht so zu benutzen, vgl.: Die Raden und Kornrosen und mancherlei t–es Gras [Unkraut]. 8, 163; Daß [Stein-] Kohlen, wo sie zu Tage ausgehen ... „t.“ sind, d. h. milde und unbrauchbar. 1, 1, 52) etc.
Anm. Goth. daubs, starr; empfindungslos (s. 2; ertauben 1b; täuben
2) und danach in Bed. 1 ahd. toub, mhd. toup, sich nah berührend (vgl. sinnlos und unsinnig, ferner mundartl.: thörisch = taub und unsinnig. mit top, dazu toben, ahd. tobên, tobön, mhd. toben, s. nam. t., tob = toll, rasend, zornig etc. und Ableit. 1, 271, wozu wir einige Belege fügen: Tober Hund. Fr. 678; Ein douber Hund. N. 955¹ (Dorecht Hund. 97³¹) und Br. 438b; 397b; Von den tauben Pferden geschleift. Einsiedl. 228; Unsinnig und taub werden. 481 (Aus unmäßigem Grimm und Taubheit. 181); 388b; U. 2, 307 (s. Kuh 1); Obramtm. 66; Wenn es so recht taubs [zornig] wäre. G. 281; 279; 167 etc.; In der Täubi [Rage, Wuth]. 242 etc.; Zähneknirschend und täu- belend. 172; Sch. 383; Austaubbelen [seinem Zorn Luft machen]. 396; Ein wüster Taubbeli. 393; Ihren taubeligen Herrn. Obramtm. 100 etc.; Ich ertaube [gerathe in Wuth]. G. 203; 280; Mit erschrecklich er- taubtem Gesicht. .. Jch glaubte, seine Frau hätte ihn etwa ertäubet [in Wuth gebracht]. Gesamm. Schr. 5, 133 etc.; Darum ist Der blind und ertoubt [sinnlos], der nicht hört Weisheit. N. 11²5; 65⁶¹ 2, 484) etc. und faktit.: Man töubt ander Leut damit, | wenn man so sürflet durch die Zähn. 110a¹⁰¹, wohl: es kann die Hörenden toll machen etc.; Wo eine thörichte Frau in einer Gasse ist, da macht sie 10 oder 12 Theubinen, gleich als ein fauler Apfel die andern faul macht. Post. 140a etc., s. 2, 363c; Gl. 527 etc.
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