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tanzen Tanzer Tanzenei tanzenhaft tanzenisch Tanzenlen Tanzenn Tanzenschaft Tanzenthum tänzig Tanzenisch
Tánzen: 1) intr. (s. hinken 1):
sich im oder wie im Tanz bewegen:
a) einen Tanz aufführen, nam. von Pers., āber auch z. B. von Tanzbären, dressierten Hunden etc.: T. müssen, wie Jemand pfeift (s. d. 3d); nach seiner Pfeife (s. d. 1b) oder: ihm zu Willen (Schlegel Sh. 8, 33); nach der Weise, die er singt, (G. 5, 223) t.; Ich sei eig. ein Tanzbär, der t. müsse, wie sie geige. Gotthelf U. 2, 365 etc.; Welches die Braut (s. d.) sei, darum man mir T. zugemuth. Hutten (Wackern. 3, 226¹⁴); Weil sie den Bräutigam, um welchen sie mit ihren Gespielinnen getanzt, nicht erhalten. L. 5, 1 etc.; Hier ist Rhodus; tanze! G. 3, 69 (lat.: Hic Rhodus, hic salta! = zeig, was du leisten kannst etc.); Hier t. die Unholden, wie bei uns in der Walpurgisnacht Heine Lut. 1, 318 (G. 11, 180 ff.); Wer in Hoffnung lebt, tanzt ohne Musik. L. 11, 386; Schadenfrohe Dämonen, die uns zwingen auf den Köpfen zu t. W. 23, 401; Wir t., wie das Sprichwort sagt, im Finstern, stoßen überall an. Luc. 5, 62 etc.; Zinkgräf 2, 63 (s. Jungfrau 1) etc.; Auf dem Seil t. etc. α) das adjekt. Partic. Präs. zuw. = mit Tanz begleitet, z.B.: Ein t–des Siegeslied. H. 13, 132; Ein t–der Thee (s. d., frz. thé dansant). JP. Lev. 410 etc. 8) Partic. Präter. mit sein, bei Hervorhebung der Ortsverändrung: Sie sind ins Haus (hinein-) getanzt etc., auch: (An-)getanzt kommen (s. d. 5b) und als Ggstz.: Ungesprungen und ungetanzt gehen etc. γ) subst. Infin.: W. Luc. 4, 383 u. o.; auch mit Bstw. (vgl. 2 und Zsstzg. von Tanz, Tänzer), z. B.: Das Ringel-, Rund-T. [im Ringel, in der Runde]; Das Seil-T. [auf dem Seil]; Das Solo-T.; Das Tannen-T. .. zur Zeit der reifen Kirschen. . . „Kirschhochzeit“. Grube 3, 103.
b) von ähnl. Bewegung, z. B.: c) von Pers.: Im . . Pfuhl | wild t–d [stampfend] bis ans Knie. V. Sh. 1, 85 etc.; Er ist (s. as) .. vom Brette getanzt Sealsfield Leg. 3, 60, erhängt etc., auch (vgl. c: Rückert und springen 2d): Da muß bald Bürgermeister und Rath .. über ihre Zunge t. Wackern. 3, 720⁶ etc. 8) von Thieren, z. B. von Tanzfliegen. Oken 5, 773 etc.; ferner: Das Roß trabt stolz einher . ., tanzet. Alxinger D. 115; Talvj 2, 253 etc. γ) außerdem z. B.: Wie tanzt mein Herz vor Freuden! Göckingk Lieb. 76; Der t–de Wiesenquell. Hölty 159; Durch die Bäume t. Lichter rosenroth. Platen 2, 31; Hätt’ ich ein Schwert zur Hand, ich wollte lassen t. | vom stolzen Rumpf sein Haupt. Rückert Rost. 51b; Die t–de Spindel. Sch. 76a; Meine t–den [Welt-] Systeme. 17a; Das Schiff .., auf der Schaumspitze t-d. Steffens (Wackern. 4, 1302¹⁰); Allen tanzt es [s. d. 7] vor den Augen. Uhland 123 [flirrt etc.]; Neue Aussichten tanzten vor ihrer Stirn. W. 14, 195; Ihr Blut schien in ihren Adern zu t. 6, 224; Sie ließ .. | gar weidlich ihre Zunge t. [schwatzte]. 10, 216 etc. 2) tr. (s. 1):
a) Einen Tanz (s. d.), einen Menuett (Börne 2, 281), den Hochzeitreigen (Sch. 227b), Ringel (Schlegel Somm. 2, 1) t. etc. (s. auch Rundtanz); Was Andre t., muß er schätzen [recensieren]. G. 11, 180; Nhland VII; Wo tanzt sie nun ein Labyrinth? EKleist 1, 76; Daß sie die Fabel von Amor und Psyche tanzten [mimisch darstellten]. W. 16, 161 etc., vgl. (s. Tanz 1b): Daß sie ihre Feldherrn und Vorkämpfer „Vortänzer“ nannten ... Zum Andenken der von ihm wohlgetanzten Feldschlacht. Luc. 4, 387.
b) mit Angabe des Erfolgs (vgl. 3b): Gestorbne Bräute, die ihre hinterlassenen Bräutigame zu Tode t. Gerhard Wil. 2, 310; Sie tanzt mich rasend ich werde toll. Heine Rom. 36; [Du wirst] deine Verkältung aus dem Leibe t. Heinse Hild. 1, 291; Ich tanzte die Bäume .. aus der Wurzel. Klinger Th. 2, 229; Es wiehert unten dein Roß, aus der Burg dich zu t. [t–d zu tragen, s. 1bs]. Kl. Od. 2, 126; Einen über den Haufen (Roquette E. 9), zu Boden (W. Luc. 4, 392) t. etc. 3) refl.:
a) Es (s. d. 7) tanzt sich gut. FSchlegel Flor. 76; Der Tanz tanzt sich schön. G. 7, 26; Im Offnen tanzt sich’s nur, | so lang Fortuna fiedelt. 3, 76 etc.
b) (s. 2b) Sich todt (Schlichtkrull LatMag. 104), zu Tode (W. 3, 20) t.; Jch tanzte und trank mich kühn. Holtei J. 2, 288 etc.; Sich um Etwas t., t–d darum bringen. Kosegarten D. 3, 61; W. 5, 188 etc. Zsstzg., vgl. die von springen, gehn, laufen etc. z. B. Áb-:
1) intr.: Von der Bühne a. Hackländer DN. 1, 164; PAWolff 1, 237 etc.; Auf- und abtanzt sie [die Kugel]. Brant (Zarncke XXXVIIa). 2) tr.:
a) [2a] Einen Walzer a. König J. 1, 130; Ich tanzte die Verse ab. Seume Sp. 139, tanzte, sie absingend etc.
b) [2b] Einem die Braut; der Braut den Kranz a.; Daß ihr Töchterlein dem Johannes sein Haupt abtanzet. Mathesius Chr. 1, 73; Sich fast die Beine a. Spielhagen Pr. 4, 242 etc., vgl. [3b]: Sich a., tanzend abmatten. z. B. [1aο]. in die Höhe; z. B.: Hebt sich .. | a–d die lodernde Flamme. WHumboldt 3, 36, s. ab-t. 1, vgl.: So tanzen die Wogen empor. B. 60a. z. B. s. ein-t.; ferner: Einen Tanz a., zu Ende; Es ist mir ausgetanzt. Agricola 251, mit meinem Tanzen ist’s vorbei; Sich a. [3b], seine Tanzlust befriedigen. Gerstäcker Äq. 2, 40, auch: so, daß man nicht weiter tanzen will. JP. 56, XIII; ferner [2b]: Ich tanz ihn aus mit der Pantomime. Droysen A. 2, 151, stech ihn aus, besieg ihn tanzend etc.; So tanzen sie ein Ballet, durch welches .. der Vers herauskommt . . . Nachdem sie diesen Vers ausgetanzt. Bouterweck Gsch. d. Poes. 1, 107. z. B.: Alle hübschen Mädchen b. Bucher (Nat.–Z. 14, 601); mit ihnen tanzen (vgl.: bekouren). Sie tanzt daher, sie tanzt dahin. Heine Verm. 1, 161; Lied. 346 etc., vgl.: Tanze, Siona, Triumph einher! Kl. Od. 1, 198; V. Od. 8, 371 etc. I. Durch-: Einen Raum, eine Zeit d. etc., z. B.: Mit ihr | durchtanze den schimmernden Reihen. Baggesen 5, 60; Daß ich in allerlei fessellosen Sprüngen das Leben durchtanzt habe. Reuter Sch. 206 etc., auch [1bγ]: An diesem Hain, vom Erlenbach durchtanzt. Matthisson 83 etc. II. Dúrch-: 1) intr.: hindurch-t.; auch: Da ward .. durchgetanzt mit Allen. B. 26a, von A bis Z, die ganze Reihe. 2) tr. [2b]: tanzend durchlöchern: Unsre Schuhe sind durchgetanzt. G. 11, 193.
Án-: Āūf-: Āūs-: Be-: Dahín-: Eīn-:
1) hinein-t., auch: Aus- und e.
2) [2b] s. tänzeln 2: Sie wiegen und tanzen und singen dich ein. G. 1, 146. Einhêr-: s. dahin-t. Empōr-: s. auf-t. Entgêgen-: Einem e. Rabner 4, 341. Er-:
1) intr. st. des Grundw.: Den Stecken e. lassen [prügelnd]. Reithard 359.
2) tr.: durch Tanzen erlangen, erwerben: Gellert 1, 7; PHeyse NN. 3, 178; HSachs 3, 3, 24c. Fórt-:
1) ab-, weg-t.
2) weiter tanzen. G. 11, 182. Hêr- etc.:
1) intr.: Rabner 2, 4; Sch. 48b etc.; Das Kanoe tanzte nur so über das Wasser hin. Gerstäcker Flatb. 150; Schlegel Sh. 7, 62; V. 1, 149 etc.; Der Kutscher .. mußte vom Bock herab-t. Sch. 119a; Kinkel E. 232 etc.; Das Wasser, das die Höhe hinab- tanzte. Höfer Hausbl. (60) 1, 24 etc.; Herum-t. Hebel 3, 242; W. 5, 190; 18, 276 etc.
2) [2b; 3b] Er tanzte sich augenscheinlich in die Liebe und in ihre Garne hinein. IP. 3, 137; W. 6, 113 etc. Lōs-: Drauf l. Rückert 1, 420 etc. Mít-: Die Hexentänze m. Görres V. 163. Nāch-: z. B. tanzend folgen. Rückert 1, 420; [Sie war] die Vortänzerin und ich und der Bote tanzten nach. IP. Fat. 1, 96; Tanzet, junge Schönen, | meiner sanften Leier nach. Uz 2, 115 etc., auch: Tänze (Zelter 1, 307), ein Ballet (B. 140a) n.; übertr.: Einen Verstanz (V. Georg. 285), Silbentanz (FAWolf Lit. An. 1, 220) n., nachbilden etc. Nīēder-:
1) intr.: G. 8, 212; Auf- und n. etc.; auch [1bγ]: Springquell, | der mit silberklaren Fluthen über | blanke Marmorstaffeln niedertanzte. Platen 4, 345 etc.
2) tr. [2b] Schachmatt bin ich, | doch Sie, Sie tanzten noch drei Andre nieder. Göckingk 2, 215; Das Gras war niedergetanzt. Immermann M. 3, 112, tanzend niedergetreten etc. Rück-: zurück-t.: R–d. Grube 3, 299. Rúnd-: in die Runde tanzen: Meißner Gd. 23; Vor ihren .. Gesichtern | rundtanzten indessen schon Fenster und Wand. Langbein L. 219 etc., nam. [1aγ]. Uber- z. B.: Übertanzt von einem .. Jrrlichte. Kohl Pet. 2, 58, von dem tanzenden überschwebt etc. I. Um- tr.: tanzend umgeben: Sie um-t. das Opfer mit ehernem Tritt. Apel Ätol. 136; Matthisson 157; A. 11, 250; Platen 4, 99; 171; Stolberg Gd. 273; 284 etc., auch: Reigen- (Droysen A. 3, 291), sternen- (Daumer 2, 68)umtanzt etc. Um-, tr. [2b]: tanzend umwerfen etc. Vēīts-: s. Veitstanz. Ver- [2b]: z. B.: Eine Zeit v. Kohl Südr. 2, 173; FLSchröder Btr. 3, 1, 50; W. 13, 77 etc.; Die ihm das Seinige vertändelte, verputzte, vertanzte. Engel 12, 32; Während wir unser Elend .. vermusicieren und ver-t. Schubert Nachts. 32; Vertanze die Antwort! Tieck Viel Lärm 2, 1, tanze, so daß du darüber hinwegkommst etc. Vōr-: s. nach-t., nam.: den Reigen führen. Hagedorn 3, 184 etc.; übertr. G. 9, 113 etc., vgl.: Krüppel will überall voran-t. L. 10, 235; W. 12, 261 etc. Vorǖber-: Müllner 1, 44 etc. (vorbei-t.), auch: O Bach, tanze der Horchenden silberblickend vorüber. Hölty 35. Wég-: fort-t., intr. und |2b] tr.: Wie ein ernsterer Gedanke sich blicken lässt, | ihn flugs beim Klang der Cithare wegzu-t. W. HB. 1, 63. Zū-: z. B.: Dem Saustall (Fischart B. 31), dem Feuer (32b) z. etc. Zurück-: Sanft tanzte Fuß um Fuß zurück. Kurz 2, 537a etc., s. rückt. etc.
Tánzer, m., –s; uv.:
Jemand, der und insofern er tanzt (weibl. T–in): Guten T–n ist gut geigen. Sprchw. (W. 10, 45) etc.; Du würdest dich des schlechten T–s [Partners] schämen. G. 7, 21; V. Od. 8, 383; Jl. 16, 609 etc.; veralt. etc. ohne Uml.: Die Tanzer. SClara EfA. 1, 138; Schaidenreißer 32a etc.; Zsstzg. (s. die von Tanz und tanzen), z. B.: Ballett-T.; Kontretänze . .. Seine Bei-T–in [Partnerin]. W. 34, 46; Chor-T.; Die bunten Faschings-T. JKohl Par. 1, 191; Garten-T. 202 [in öffentl. Gärten]; Die Haupt-T. auf einem Ball etc.; Menuett-T. B. 140a; Die geschickteste Mimen- T–in W. 16, 157; Mit-T–in (vgl. Bei-T.). 19, 222; Der Vor-T. oder Vorreigner . .. Der Nach-T. Grube 3, 297; Pagoden-T–in 9, 262 (s. Bajadere); Seil-T. G. 16, 102; Möser Ph. 3, 247 etc. (niedrd.: Leinen-T.); Singen-T. Luther 1, 538b (Reigen-T.); Solo-T.; Vor-T., ein Vortanzender; Tanzordner etc. IP. 7, 204 etc. (s. Nach-T.; nachtanzen; tanzen 2a).
~ēī, f.; –en:
das Thun und Treiben von Tänzern, nam. in Zsstzgn, in Bezug auf Tänzer von Profession, z. B.: Die Ballett-T.; Da jede monarchische Regierung nur Seil-T.; fort die Stange, plauz der König! Börne Par. 5, 46 etc.
~haft, a.:
in der Weise eines Tänzers: Das T–e galt . . für das Jdeal des Anstandes. Devrient 2, 30; Vischer Äst. 2, 260 etc.
~isch, a.:
1) tänzerhaft: Evolutionen, bald kriegerische, bald t–e. W. Luc. 4, 385 etc.; Seil-t–e Verwegenheit. PHeyse NN. 3, 180; Der seil-t–e Gebrauch aller Künste. H. Ph. 4, 188; W. 34, 104 etc. 2) Einem ist (es) t., tanzerisch (Gartenl. 11, 242b), tänzerig (Auerbach D. 2, 424), tänzerlich (Börne Par. 1, 93), tanzerlich (G. 7, 96) = es tänzer(le)t ihn, es ist ihm so zu Muth, daß er tanzen möchte; auch: Doch ein Märchen vom Tanz, nicht tanzerlich macht’s und gesangfroh. V. 2, 12 etc.
~len, ~n: s. tänzeln 1; 2; tänzerisch 2. ~schaft, f.; –en. ~thum, n., –(e)s; 0:
das Tänzer-Sein (vgl.: Ihr Tänzerinnenthum. Schlichtkrull LatMag. 84), auch: Tänzer-Zunft (corps de ballet) etc.
Tänz~ig, ~isch, a.:
s. Schicke-, Schnecken-, Veitstanz.