Faksimile 0459 | Seite 1281
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Tagel tagen ~ner ~ener taghaft
Tāg~el, m., –s; uv.:
1) (niederd.) Strick-Ende; dazu: tageln, damit prügeln.
2) bei Oken die Zunft der Apfel-Moose.
~en: 1) intr. (haben):
Tag (s. d. 1c) oder taghell werden; in Tageshelle glänzen, erscheinen, eig. (vom Anbruch des Tags) und übertr., z. B.: Eh es (s. d. 7) auf den Bergen tagte. Uz 2, 52 u. v.; Kaum tagte der Morgen. Forster R. 1, 193; Rückert Rost. 5b; Sch. 429b etc.; Bis endlich der verhängte Morgen tagt [anbricht, erscheint]. Cham. 3, 374 etc.; So wunderlich tagte mir diesmal mein Geburtsfest. G. 25, 13 etc.; Der t–den [Tag bringenden] Eos. V. Od. 13, 3 etc.; Die Nacht ist gut, worin wir euch umschlungen; | es darf und wird euch keine Sonne t. Cham. 4, 75; Die Gebilde der Nacht weichen dem t–den Licht. Sch. 76b; Vom t–den Strahl gerührt. V. 3, 48 etc.; Nächte voll von Labyrinthen t. | und dein Blick wird himmelhell. Hölty 188; Nur Muth! und alle Nachtgewölke t. Fouqué Gd. 1, 30 etc.; [Haller,] dessen Lied .. mehr dämmert als tagt. Schink Less. 157; Jener .. Religion der Zukunft, die aufdämmernd in heiliger Ahnung schon jetzt in vielen Herzen tagt. Lewald W. 3, 158; Doch wird sie endlich t., | die Bildung in verbildet rohen Herzen. Werner Osts. 1, 9 etc.; Schon tagt ein neues Austerlitz. | Mögst du in seiner Sonne siegen. Herwegh 1, 125 etc.; Da es [das Leben] noch Beiden tagt. G. 6, 85; Die Tage t. noch [leben noch hell im Gedächtnis]. Sculte- tus (L. 8, 276). 2) (s. Tag 2z und Stalder)
a) einen Tag halten und sich berathen, gw. intr.: Einen Landtag auszuschreiben, | um Rath zu halten .. Die Landesboten .. kamen .., entschlossen, gut zu t. Cham. 4, 76; Gutzkow R. 9, 384; Sch. 528b etc., auch tr.: [Der Esel] Ja sagte | zu Dem Allem, was man tagte [beschloß]. AEFröhlich Volksvertreter.
b) tr.: auf einen Tag oder zu einem Tag laden, nam. in Zsstzg. (s. d.), z. B. vor Gericht: Steht es frei, den Mord zu wagen | und die Gesalbten auszu-t.? | zu t. vor ein blindes Recht? Gryphius Fr. 351. Zsstzg. z. B.: Än-, tr.:
1) [1] taghell anglänzen: Von Morgens Angesichte | hast du mich angetagt. Rückert 1, 263.
2) (schwzr.) Etwas ungeschickt anordnen. Āūf- [1]:
1) intr.: aufleuchten: Sein Auge kalt . .; nie tagt ein Blick darin auf, der Scharfsinn etc. .. verriethe. Sturz 1, 1.
2) tr.: an den Tag bringen, aufdecken: Damit seine .. Bosheit nicht vor den Leuten öffentlicher aufgetaget werde. Luther 6, 329b. Āūs- [2b]: Lohenstein JbrS. 15; 46; Gryphius Fr. 19 u. V., auch = auffordern, aufregen: Wer hat Jerne wohl zum Aufruhr ausgetagt? 393 etc. (veralt.). Be-:
1) [2a] Die bösen Tück, | davon die Feind rathschlagen | und b. Waldis Ps. 140, 5 etc.; Sich mit Einem b. Fleming 202.
2) [2b] s. ver-t. 1, z. B.:
a) vor Gericht etc. zur Verantwortung laden. Breitinger Krit. D. 2, 54; Lohenstein A. 1, 1077; Opitz 2, 250; Stumpf 166a; 374b etc.
b) Einen einlagern 2 (s. d., vgl. leisten 2). Berlichingen 105 und Anm.; Schertlin’s Br. 44 etc.
c) einen Tag, eine Versammlung zusammenberufen: Die Fürstin betagte ihre Ritterschaft und Stände zu einem gemeinsamen Landgericht. Musäus M. 3, 40 etc.
d) zu Gast einladen. Fleming 208 und dazu Ense B. 4, 143 etc.
3) [1] tr.: erhellen, erleuchten. Butschky Kanz. 155; Wollte Gott euch mehr b., | glänztet ihr, wie ich so helle. G. 4, 124 etc.
4) (s. Tag 2l)
a) intr.: alt werden: Je länger wir b. Matthisson A. 1, 126 (Tscherning); Die Weis, darin man betagt, | verlässt man nicht. Waldis Es. 4, 6 etc.
b) tr., faktit. zu a: Niemand, den die Jahr b. 2, 55.
c) gw. im adjekt. Partic. = alt, z. B. von Pers.: Betag(e)t. Luk. 1, 18 etc.; Ein betagter [hoher] Sechziger. Hebel 3, 81 etc.;Wohlbetag(e)t. 1. Mos. 24, 1 etc.; Luther SW. 21, 58; Ramler Lichtw. 122 etc.; Hochbetagt. G. 35, 280; V. Od. 22, 395 etc., auch: Diese betagte und bejahrte Stadt. IP. 1, XX; Betagten Reizungen sich preiszugeben. W. 15, 47 etc.
5) (vgl. 4c) Ein fälliger (s. d.) und betagter Wechsel. Hippel 5, 230, dessen Verfalltag da ist. 6) Ganz veralt. Bedd. s. Adelung; Grimm, auch Doppelzsstzg.: Dem sollt die ansprüchig Hab . . ausbetagt werden. Carolina 210. Ehe-: s. Ehetag 2. Er-:
1) [1] Wo in der Brust die eigne Sonn’ ertaget. Hungari 1, 665. Gélts-: s. Geltstag. Mít-:
1) [2a] mit Andern zusammen tagen: Eine Persönlich- Sanders, deutsches Wörterb. II. keit, die in der Paulskirche mittagte. Kompert Pfl. 1, 38.
2) zu Mittag (s. d.), z. B.:
a) Die morgende Sonne sah ihn noch ruhn, mittāgte [kulminierte]. Sonnenberg.
b) Hinten sitzt er, wo’s mittāget [im Süden]. Schwab 508. Uber- [1], tr.: überstrahlen etc.: Von seinem Glanz [ist] die Sonn’ im Aufgang übertagt. Rückert Rost. 36a. Um- [1], tr.: umstrahlen: Soll dort ihn zuckend Blitzeslicht um-t. Fouqué Dr. 1, 59.
Ver-:
1) = be-t. 2, z. B.:
a) = be-t. 2a: Gryphius Fr. 390; VWeber 2, 106 etc.
b) = be-t. 2b: Berlichingen 190; G. 9, 40 etc.; Ich bin frei ohne Vertagung und Lösegeld. 35, 36 etc.
c) = be-t. 2d: Nun sie Fremde selbst ins Schlafgemach vertaget. Gryphius Fr. 275, vgl.: Ver-t.: einen Tag mit Einem verabreden, welchen man mit einander in Gesellschaft zubringen will. Breitinger KrD. 2, 54.
2) (s. be-t. 5) Da kommen Juden | mit dem Schein vertagter Schuld. G. 1, 156.
3) (schwzr.) Vertaat, von geistigen Getränken etc.: verrochen. 4) intr.: Ein Tag, verallgemeint: eine Zeit vertagt, vergeht etc., z. B.: Frauen .., stellt nach vertagter Nacht mich [Braut] eurem Orden bei. Lohenstein Ros. 82. 5) tr.: Etwas auf eine spätre Zeit hinausschieben: Die Sitzung ver-t.; Lasst uns auf nächsten Samstag uns ver-t. Cham. 11, 77; [Die Sängerin soll] freudig horchend, | das eigne Spiel ver-t. Daumer 1, 28 etc., zuw. ohne Obj.: Schlegel Sh. 8, 323 etc.; auch: Vertagung. Rückert Mak. 1, 210 etc.
~(e)ner~(e)ner: 1) s. Tag 2d. 2) m., –s; uv.:
Taglöhner. Redwitz Phil. Welser 103 etc.
~haft, a.:
taghell. G. 22, 370.