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Tafel
Tāfel, f.; –n; Täfelchen, Täflein (Taferl. Gartenl. 12, 30a); -:
(ahd. tavala, tâbila; mhd. tavele, aus lat. tabula)
1) eine Platte, gw. in Form eines Recht- ecks oder rund, s. Zsstzg., statt deren oft das Grundw. genügt, z. B.: Stückmessing. . . Sollen dagegen T–n gegessen werden. .. Die Messing-T–n. .. Die rohen Guß- T–n. Karmarsch 2, 637 ff. etc.; Daß die Glas-T. allmählich auf die amalgamierte Zinnfläche herabsinkt. Nach Verlauf von fünf Minuten wird die T. mit Flanell bedeckt etc. 159; Die Chokolate .. zu T–n geformt. 1, 439; Konfekt in „Täfelin“ und anderer Gestalt. Ryff Sp. 262b; Kräftige Haupttäfelin, das Hirn damit zu stärken. . . Runde Täfelein. 280b ff.; Wenn er die Werke des Aristoteles .. leichten T–n vergleicht, die eben, weil sie aus keiner tüchtigen Masse bestünden, auf der Zeitfluth gar wohl zu uns herübergeschwemmt werden können. G. 39, 117 etc. Hierzu auch die folg. nur der Übersichtlichkeit halber gesonderten Nummern.
2) (s. 1) Brett: T.-Werk . ., einen aus viereckigen T–n von versch. Holze zusammengesetzten Fußboden. Sulzer 4, 502 etc.; sprchw.: Darum ist mir mein Freund wie eine T. im Schiffbruche. JvMüller 6, 128; Luther 1, 542a etc.
3) (s. 1) Glasscheibe: Eine T. Glas aus dem Fenster ..; eine Raute. Freytag B. 1, 247; Groß sind die T–n der Fenster. G. 5, 28 etc.
4) (s. 1) Scheiben von Honig, Wachs in Bienenstöcken: Leere Wachs- T–n. Kirsten 71; Honig-T–n. 72; Brot-T. (s. Bienenbrot) etc.; kollektiv auch: Getäfel etc.
5) (s. 1) selten = Plateau (s. d. und T.-Land): Auf dieser großen zum Meer abhangenden T. der Tartarei. H. Ph. 4, 13.
6) (s. 1) Steinschn.: s. Kalette.
7) (s. 1) Bauk.: nach Campe versch. t.-förmige Theile (nicht gw.).
8) (s. 1) bes. oft: eine T., insofern Etwas darauf geschrieben oder gezeichnet, gemalt ist oder werden soll, kann etc., wobei die Bez. auch in manchen Fällen geblieben ist, wo die urspr. T. durch Andres ersetzt ist, z. B.:
a) beschriebne oder zum Schreiben dienende Tafel T.: Zwo T–n des Zeugnisses, die waren steinern und geschrieben mit dem Finger Gottes. 2. Mos. 31, 18 etc.; Der Steuermann stieg in die Kajüte .., Lauf und Richtung des Schiffs .. auf seine T. .. zu notieren. Gerstäcker BlW. 141; Er reichte mir ein .. Täfelchen .., zugleich einen Griffel. .. Ich schrieb. G. 18, 324; Er hielt ein Buch | und eine T., schrieb etc. 13, 102; Aus seinem Busen zog er | eine kleine pergamentne T., | um zu richten einen Brief an Harun. Platen 4, 311; 328; Das ziffernde Täflein. V. H. 2, 213; Täfelchen aus Ebenholz, auf welchen diese Sittenlehre mit goldenen Buchstaben geschrieben ist. W. 7, 69 etc.
b) (s. a) oft übertr.: Ein Brief Christi .. geschrieben .. nicht in steinerne T–n, sondern in fleischerne T–n des Herzens. 2. Kor. 3. 3 etc.; Weil es (morgenländisch zu reden) auf der T. des Lichtes geschrieben war, daß etc. W. 32, 169 etc.; In einem Stande, wo seine Seele noch der unbeschriebenen T. des Aristoteles gleicht. 29, 178; G. 21, 175 etc.; Würden unsere Seelen in Absicht der Götter etc. . . leere T–n gelassen. W. 5, 5 etc.; Mit dem Schwamm über Alles hinfahren, was bisher auf der T. der Menschheit verzeichnet worden. G. 39, 129; 21, 92 etc.; auch Zsstzg., z. B.: Ich will mir diese Lektion mit goldnen Ziffern auf meine Hirn-T. schreiben. Sch. 118b; Dieses Wort, es gräbt sich wie ein Schluß | des Schicksals noch zuletzt am ehrnen Rande | der vollgeschriebnen Qualen-T. ein. G. 13, 202 etc.
c) (s. a) Tabelle (s. d.), Verzeichnis etc., z. B.: a) Mathematische T–n, so: Logarithmische oder Logarithmen-, trigonometrische etc. T–n; T–n der Primzahlen, Quadratzahlen (Quadrat-T–n) etc.; Jntegral-T–n etc.; Rechen- T–n, nam.: Multiplikations- und Divisions- T–n (vgl. Einmaleins); Reduktions-T–n (s. reducieren 1c), Zins-T–n, für Zinsberechnung; Massen- T–n, zur Berechnung der Holz-Masse von Bäumen; Nautische oder See-T–n, darunter z. B.: Kurs-T–n; Strich- oder Segel-T–n etc. 8) Geschichtliche oder Geschichts-, chronologische oder Zeit-T–n etc., s. ferner Stainm-T. etc.
d) Gemälde. Cham. 4, 167; Die T. des Malers Protogenis. Eppendorf 26; Hatte seine T–n fortgemalt. G. 2, 185; 1, 250; Daß sie ihre T–n sehr sorgfältig grundierten. 24, 334; Daß er [Eyck] .. den Schein der T. weit über alle Erscheinung der Wirklichkeit erhob. 26, 332; Dieser hat mit Kunstsinn sein Täfelchen abgerundet. Zelt. 6, 233; W. 21, 9; Zum Modell seiner leichtfertigen Täfelchen. 19, 28; HB. 2, 200; Zinkgräf 1, 226 etc.
e) (s. d) sprchw. nach dem Lat.: Doch die Hand von der T.! W. 21, 28, Zuruf, Nichts weiter (keinen Pinselstrich etc.) hinzuzufügen, es an dem Bisherigen bewenden zu lassen.
f) ein Blatt mit ver- anschaulichenden Zeichnungen als Beilage zu einer Schrift etc.: Die T–n, die man dgl. Schriften beizulegen pflegt etc. 37, XX; Hiezu eine T. 306; J. H. van Swinden’s Elemente der Geometrie .. mit 405 Figuren auf 21 T–n; Kupfer-T–n etc.; meist veralt. auch von geogr. Karten (z. B.: Erd-, Land-, Welt-, See-T., vgl. „Tablemaryn.“ Brant N. 108²⁵) etc.; ferner übertr., z. B. von der durchs Kartenlegen entstehnden Figur: Auslegung einer solchen magischen T. G. 21, 219 etc.
g) die Projektionsebne bei perspektivischer Zeichnung, s. Sulzer 3, 671.
9) (s. 1) ein langer großer Tisch (s. d.), insofern die Tischplatte der Hauptbestandtheil desselben ist, z. B.: Er goß mit vielem Lärm sein Geld auf die T. aus. G. 28, 41 etc., nam.:
a) insofern die Platte etc. zu best. Zweck eingerichtet ist, so in vielen Gewerben, s. Werk-, Fach-, Gieß-T. etc.; ferner zu Spielen, z. B.: Peilke-, Billard- oder Ball-T. etc.
b) (s. a) bes. insofern der Tisch zum Essen dient, z. B.: Erst war die Trommel eines allda postierten Piketts die T. [auf der man speiste]. G. 25, 84 etc.; gw. von einem Tisch, an dem Viele speisen, dann auch, wie Tisch (s. d.) von der Mahlzeit, nur daß bei T. der Begriff des lang Währenden und Feierlichen, Vornehmen etc. hinzutritt: Die T. decken, rüsten, aufsetzen, aufschmücken; Eine wohlbesetzte, reiche, leckre, gute T.; Der König liebte die gute T., ob er gleich kein großer Esser war. G. 30, 171; 18, 237 etc.; Es wurde an vier T–n gespeist etc.; T. halten; Freie, offne T. halten; Sie ist wohl Bettlerkönigin, | die offne T. hält. Uhland 388 etc.; Die T. aufheben. G. 23, 392; Sch. 741b etc.; Den Abhub ihrer T. Musäus M. 2, 115; Da das Trompeter- oder Katzentischlein im Kinderzimmer Tafel lediglich vom Abhub der größern T. geschwelgt. Holtei Lammf. 1, 97; Esset die Krumen von unsern T–n. A Meißner Gd. 169 etc.; Die T. bei Hofe, die fürstliche T.; Weil kein Hof- tisch ist. .. Heute aber, weil T. ist. ChvSchiller 1, 267; In Caserta hatte Hackert keine T. vom Hof .., aber auf allen kleinen Landreisen etc. hatte er T. Mittags und Abends. .Dies nennt man am Hof die Staats-T. etc. G. 30, 170, vgl.: Kammer-T. 163 etc.; Wie aber das Kammermädchen eine eigene T. verlangte und die kleine Magd .. nicht mit der Viehmagd essen wollte. Möser Ph. 1, 3 etc.; bildl.: An beiden T–n [der Tugend und des Lasters] schwelgen wollen. Sch. 265a etc.; abhängig von Präpos., z. B.: Das wenige Wild, welches für die T. geschossen wurde. Steffens Erl. 230 etc.; ferner nam.: Bei uns mit und an T. zu sitzen. G. 18, 65; Mit fröhlichem Blut | ist Alles an T. vergessen. 1, 101; An der fürstlichen T. etc.; Die Gesellschaft saß bei T. Fouqué 8, 76 etc.; Ich fand ihn nach T. in dem Saale. G. 29, 16 etc.; Über der T. W. 2, 104; Zinkgräf 1, 309; 2, 51 = während der T., des Essens; Der König Karl zu T. saß. Uhland 386.
c) zuw. auch die Gesammtheit der an einer T. Sitzenden, z. B. in Bezug auf die Speise-T.: Bei diesem Trinkspruch erhob sich die ganze T. (vgl. Dorf 2); Eine muntere T., von leichten Scherzen umflattert, | schmauste den langen Nachmittag durch. Zachariä etc.; ferner: Die runde (s. d. 1c und Runde 1c) T. Karls, ich habe sie gekannt. Nicolai 8, 18 etc. (s. Ritter-T.), außerdem gw. nur in Zsstzgn, z. B: Lieder-T., von vereinigten Sängern (s. Liederkranz 2) und in einigen Ländern von Gerichtshöfen (Kollegien): Land-, Lehen-T. Adelung. Zsstzg. nach dem Vorstehnden, theilw. mehrdeutig, leicht zu mehren und zu verstehn, vgl. nam. zu 9 die von Tisch, z. B.: Ābend- [9b]: Am Ende einer reichlichen A. G. 27, 179; 31, 55; W. 19, 327 etc. Āhnen- [9c]: (s. Stamm-T.) Edelmann mit militärischer A. Oppenheim 9, 144.
Báll-:
1) [8a].
2) [8b] Tisch, an dem die Ballgäste speisen. Bánd-: (mundartl.) Holzpantoffel. Schm. (wohl entstellt aus Pantoffel, nicht umgekehrt). Bílder- [8d]: übertr.: Deren Seele eine B. ist. G. 32, 39. Bíllard- [8a]. Blēī- [1]. Brōt- [4]. Chokolāten- [1]. Divisiōns- [8ca]. Eīs- [1]: Gleich als im Frühjahr .. die E–n von dem Ufer losgehen. Hebel 3, 288 etc. Erd- [8f]. Eß- [9b]: häufiger: Speise-T. Fách- [9a]: die Werk-T. der Hutmacher zum Fachen (s. d. 1a). Karmarsch 2, 280, auch: Filz-T., ähnlich: Walk-T. 281. Famīli-en-: an der Familienmitglieder tafeln. Fárben-: z. B.:
1) [1] Farben in Tafelform.
2) [8c; f] auf die Farbenlehre bezügliche Tafeln etc. Fásten- [9b]: mit Fastenspeisen besetzt. G. 31, 205. Fílz-: s. Fach-T. Frēī- [9b]: an der man frei (unentgeltlich) speist, z. B. bildl. SClara EfA. 1, 226. Frēīheits-: z. B. [8d]: Brant’s F. in der 13 Stuben zu Straßburg. Zarncke Br. 158 ff., von Gemälden in Bezug auf Freiheit u. hinzugefügten Versen. Gást-, Gástwirths- (Rückert W. 4, 304): Table d’hôte. Geschíchts- [8cs]. Geschléchts- [8c]: Stumpf 231a, vgl. Stamm-T. Gesétz-[8a]. Gīēß- [8a]: Tafel, auf der Etwas gegossen wird, z. B. Spiegelglas. Karmarsch 2, 150 etc., versch. Guß-T. Glās- [1]. Glücks-: z. B. [8c]: [Daß er] in den Glückstäfelchen sorgfältig nachforscht, was ihm die Würfe [mit den Würfeln Glückliches oder Unglückliches] bedeuten. G. 7, 277. Götter- [9b]: Eine G. steht für sie gedeckt. H. 11, 470. Gúß- [1]: gegoßne, versch. Gieß-T. Hāūpt-: s. [1], ferner eine hauptsächliche (Ggstz.: Neben-T.), z. B. [9b]; [8f] etc. Hāūs-: z. B.:
1) [9b] s. Familien-T. 2) [8a] der über den Hausstand handelnde Abschnitt: Dies Recht giebt mir die H. über mein Weib, Kinder und Gesinde. Musäus Ph. 2, 190. Hírn- [8b]. Hōf- [9b]. Hólz- [1]: Burmeister gB. 2, 280 etc. Hōnig- [4]. Integrāl- [8ca]. Kámmer- [9b]. Kórk- [1]: Karmarsch 2, 483. Kúpfer-:
1) [1] vgl. Messing-T. etc. gw.:
2) [8f] V. Ant. 1, 238 etc. Kūrs- [8ca]. Lánd-:
1) [8f] Olearius Reis. I; Stumpf 2a; Zinkgräf 1, 207 etc.
2) [8c] Eine L., worin alle adligen Güter .. aufgeführt etc. Möser Ph. 4, 240; 289 [Register der altadligen Geschlechter] etc., vgl. Schm. Dazu: Die zeitliche Pachtung landtäflicher [in der L. verzeichneter oder Ritter-] Güter. Oestreich. Patent d. d. 8. März 1805 etc.
3) [9c]. Láß- [8c]: (veralt.) Tabelle in Bezug auf die zum Aderlaß günstige Zeit etc. (s. Aderlaßmann), früher ein Haupttheil des Kalenders: Almanach oder L. Mathesius Sar. 234, auch: Laßzedel (-Zettel). Aventin. Chr. 334. Lêh(e)n- [9c]. Līēder- [9c]: Zelter, der erste Gründer der später so allgemein gewordenen L–n. Ruppius Sonnt. (64) 68a. Logaríthmen- [8ca]. Māler- [8d]: G. 2, 193. Mármor- [1 etc.]. Mássen- [8ca]. Méssing- [1]. Míttags- [9b]: Bahrdt 3, 45; W. 11, 170; 14, 73 etc. Multiplikatiōns- [8cc]. Nêben-: s. Haupt-T. Pêhlke- (ALewald 1, 102), Pēīlke- (Freytag B. 1, 221): [8a]. Pergamént- [8a]. Quadrāt-:
1) [1] quadratförmige Tafel.
2) [8ca]. Quālen-: z.B. [8b]. Réchen-:
1) [8a]bes. Schiefer- T. W. HB. 1, 26 etc. (Rechnen-T. Kohl J. 1, 279).
2) [8ca].
3) s. Rechenbrett. Reduktiōns- [Bcc]. Rítter- [9c]: Eine R. . . Obenan saß der Heermeister etc. G. 22, 102. Schīēfer- [1]: bes. [8a]: Schiefertäfelchen, in ein weißes Rähmchen gefasst, wie man sie .. für die kindischen Anfänge des Schreibens zubereitet. G. 18, 323 etc. (s. Rechen-T.). Schléck- [9b]: mit Schleckereien besetzt. Jahn M. 299. Schrēīb- [8a]: s. Schiefer-T., vgl.: Wachs-T–n .. waꝛen bei den Römern zum Briefschreiben, zum Vermerk von Notizen etc. .. und als Sch–n in den Schulen im Gebrauch. Guhl 2, 299 (vgl.: „Mit Wachs überzogene Täfelchen“ etc. 1, 216); Das zu Sch–n best. Pergament. Karmarsch 2, 841 etc. (bes. als Brieftasche, s. d.). Schūl-:
1) [8a] s. Schreib-, Rechen-, Wand-T.
2) [9a] selten statt Schultisch. Sēē-:
1) [8f].
2) gw. [8cα]. Sēgel- [8ca]. Sēīten-: sich seitlich befindend, z. B. [9b]; ferner [8d]: [Das Dombild] besteht aus einem Mittelbilde und zwei S–n. G. 26, 329. Síppschafts- [8c]: Stamm-T., z. B. von Wörtern. JP. Lev. 753. Spēīse-: s. Eß-T. Spīēl- [9a]. Stámm- [8c]: vgl. Stammbaum, eig. und übertr. H. R. 9, 59 etc. Strích-: s. See-T. Thēīl-: Happenbrett, Th. heißt in der Aufbereitung der Erze bei den versch. Herden der oberste Theil etc. Scheuchenstuel 124. übersichts-[8c]. Votīv- [8]: in einem Heiligthum als Weihgeschenk, auch übertr. z. B. Sch. 90a etc. (Weih-T., vgl.: Andenkende Täflein. V. Ov. 2, 118). Wáchs-:
1) [4].
2) s. Schreib-T. Wánd- [8a]: an der Wand befindlich, nam. in Schulen, wo die Schüler sie ins Auge fassen sollen. Wárnungs- [8a]: eine Warnung enthaltend, z. B. übertr. G. 33, 198. Wēīh(e)-: s. Votiv-T. Wélt- [8f]: Homerische W. V. Wérk- [9a]. Wírths- [9b]: Table d’höte. G. 25, 265, s. Gast-T. Zāūber-: z. B. [8f], ferner [9b], z. B. w. 33, 274 etc. Zéch- [9b]: Ruppius V. 2, 127. Zēīt- [8c]. Zíns- [8ca].