Faksimile 0453 | Seite 1275
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Tadel tadelbar Tadelei ~ler ~eler tadelhaft tadelig tadeln Tadern
Tād~el: I. m., –s; uv.; -:
(s. Schm. 1, 427 ff., vgl. 4, 225: Zadel, ahd. zadal, mhd. zadel und z. B.: Die auch an Reichthum hat kein Zadel. HSachs G. 1, 17, Mangel etc.)
1) Mangel, Gebrechen, Flecken, s. Schm.; ferner z. B.: Gleich | sah Jeder meine T. Göckingk Lieb. 43; Aller böser „Taddel“ und Mal hie zu Ritter geschlagen und edel wird. Luther 1, 297a etc.; bes. oft (vgl. 2 und t.-los): Ohne T. („taddel.“ Hiob 4, 18) G. 21, 74 etc.; Ohne Furcht und T. Cham. 3, 53 etc.; Keinen T. (an Einem. oder Etwas) finden, auch verkl.: Fand kein Tädelchen. Holtei Lammf. 1, 321, vgl. (s. Unthat 2): Es war an ihr kein Untädlein zu finden. Kürnberger N. 1, 341 aus Joh. Spieß Faust.
2) gw. als Ggstz. zu Lob (s. d. 1b): der Ausspruch, wonach man einen T. (1) an Einem oder Etwas findet: Lobe nie, was T. verdient. Bouterweck NVest. 2, 269; Den Leidenden trifft T. noch härter als Spott. 2, 269; Sich dem öffentl. T. zu entziehn. W. 7, 184; Der T. des Kritikers (subjekt. Genit.) gegen den Schauspieler; Der T. des Schauspielers (objekt. Genit.) durch den Kritiker etc.; Bsp. der seltnern Mz.: T., die, an Galle reich, | mehr zu beschämen als zu bessern suchten. Kretschmann 2, 304; L. 11, 751 (s. Lob, Anm.)’ etc.; personif.: Wenn .. schwarzer Leumund. frecher T.| erscheinet im Gefolge eures Auftrags. Schlegel Rich. IlI. 3, 7 etc.; Zsstzg.: Eigen- (JP. 1, XXX), Selber- (HV. 107) T., vgl. Eigenlob. II. n., –s; 0: in Zsstzg.: Ge-: fortwährendes oder wiederholtes Tadeln. 160*
~elbar, a.:
zu tadeln: Worin ich mein Werk selbst schwach und t. finde. Bodmer (Campe).
~elēī, f.; –en:
das Tadeln, Getadel: Kleinfügige deutsche T–en. H. Ph. 13, 108.
~(e)ler~(e)ler, m., –s; uv.:
ein Tadelnder: Die T. und Krittler (s. d.); Aristophanes ist ebenso der T. seiner Zeit gewesen wie Euripides ihr Lobredner. Kriegk 2, 194; Darum will ich keinen Papst-Esel . . hierin zum Richter oder „Taddeler“ leiden. Luther 5, 143a; Rückert W. 6, 270 etc.; vgl. das imperat. Hw.: Ein kühner Tadelgern. Langbein Lied. 429.
~elhaft, a.:
1) zu tadeln: Kein Mißbilligen, kein Schelten | macht die Liebe t. G. 6, 98; Mein freier Mann wird Männern t. [setzt sich ihrem Tadel aus]. Hagedorn 2, 291; Zschokke 1, 262 etc.; Ggstz.: Moralisch un-t. Kriegk 2, 196 (s. untadelig). Dazu: (Un-)T–igkeit. 2) (mundartl.) gern tadelnd. Ade- lung.
~elig, a.:
tadelhaft 1, doch gw. nur im Ggstz. (vgl. tadellos): Sie gingen in allen Geboten und Satzungen des Herrn un-t. („,vntaddelich“). Luk. 1, 6 (= Sie wandelten untadelhaft etc. Eß); 1. Tim. 5, 7; 6, 14 etc.; Wie seine Gegenfolgerung ganz un-t. [richtig] ist. G. 39, 264; 33, 236; Un-t–en Rufes. Sch. 663b; V. Od. 13, 42; H. 1, 216; So ist der vatikanische Apoll von keiner un-t–ern Schönheit. W. 1, 180; 4, 187; 10, 7; Un-t–e [schöne] Beine. 12, 89; Ihre Beweggründe und Absichten sind un-t. 9, 69; 18, 300 etc.
~eln, tr. (auch ohne Obj.):
einen Tadel an Etwas finden und aussprechen: Einen oder Etwas; Einen um oder über (Gutzkow R. 8, 410) Etwas; Etwas an einer Pers. oder Sache t.; Jch will gerne hören, wer mir Das soll strafen (s. d. 3) und „taddeln.“ Hiob 20, 3 etc.; Tadle nicht Alles, | was du nicht loben (s. d. 1) kannst. Bouterweck NVest. 3, 187; Mit Schelten (s. d. 2a) und T. G. 5, 27 u. o.; So könnte ich mich t., daß ich etc. 21, 213; Tadelt man, daß wir uns lieben. 6, 98; Der Recensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt. T. heißt überh.: sein Mißfallen zu erkennen geben etc. L. 11, 751 etc.; auch refl. mit Angabe der Wirkung: Sich satt t. etc.; ferner: Ungetadelt. W. 34, 24 etc. Zsstzg. z. B.: Be-: Wo sie sich von Hofkammerdienern bewundern und .. von Kammerjungfern b. ließ. Miller Siegw. 85; Unbelobt, ja vielleicht betadelt. LScheser Rom. 5, 205 etc. Nāch-: einen Tadel nachsprechen. L. 4, 476 (s. nachrühmen 1).
~ern: s. dada 1 und Tater.