Faksimile 0449 | Seite 1271
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gesund
II. Gesúnd, a., –est, gesündest:
1) Ggstz zu krank (s. d., auch für die leicht zu mehrenden Belege), zunächst körperlich (a—c):
a) von Thieren und bes. oft von Menschen: G. wie ein Fisch (Grimm M. 273 etc.), Hecht (IP. Fat. 2, 262 etc.) im Wasser, selten: wie eine Sonne (Zelter 1, 424) etc.; Frisch (s. d. 3b) und g.; G. und roth (s. d. 3) etc.; G. sein, bleiben, werden; Einen g. machen; Der G–e, ein G–er etc.; Daß Der danach ge- sünder sei dann vor je; warum hast du mich denn nicht auch gesunder danach gemacht? Hutten (Wackern. 3, 229³⁸); G. werden Sie mich finden und gesunder als etc. . . Leben Sie immer vergnügter und gesünder. L. 12, 425 etc.
b) von Organen und Theilen des Körpers: Von der Fußsohle an bis aufs Haupt ist nichts G–es an ihm. Jes. 1, 6; Die gesündeste Männerlunge. Börne 1, 232; Er [der Gaul] hat g–e Glieder. (Cham. 3, 209; Seine Augen schienen mir gesünder (s. d). Gutzkow R. 7, 283; Der Aussätzige mag sich jucken, unsere Haut ist g. Schlegel Haml. 3, 2; V. Ov. 1, 17 etc.
c) auch von Pflanzen und überhaupt von Organischem (übertr.): Die Zweige sind krank, aber der Stamm, die Wurzel, der Kern ist noch g.; Die Schale losgelöst und den g–en Kern veredelt. G. 18, 137; Die gesündesten und schönsten Zweige. Pestalozzi 4, 253; Eine Lavarinde | liegt aufgeschichtet über dem G–en. Sch. 492b; Die gesü ndesten Glieder der Nationalversammlung. W. 31, 142 etc.
d) übertr. auch auf Geist, Sinn, Herz etc.: Der g–e Verstand (s. d. 1) oder: Menschenverstand (Mendelssohn Morg. 159 ff.; 208 ff.; W. 5, 208 etc.); Das sie g. seien im Glauben. Tit. 1, 13 = Damit sie im Glauben zu g–en Begriffen (s. e) gelangen. Eß; Wir wünschen einen g–en Geist in einem g–en Körper. G. 39, 101; Machen zuletzt den gesundesten Sinn schwindeln. 24, 245; Dein Kopf würde gerader und gesünder sein. Klinger F. 79; Er erzählt als ein planer, g–er [verständiger] Mann. L. 10, 117; Die gesündesten Köpfe. W. Luc. 1, XLI.
e) auch: dem Zustand des G.-Seins entsprechend, gemäß, z. B. (s. a; c): Jemand oder eine Pflanze hat ein g–es Aussehn, eine g–e Farbe etc.; [Lieder, seid] Verkünder | einer jüngern Brüderschar, | deren Bau u. Wuchs gesünder, | höher sei. Uhland VIII; In g–en Tagen; Wo ich den gesundsten Ort betrete. G. 13, 29, wo die Bewohner noch so g. sind (vgl. 2) etc.; ferner (s. d): G–e Begriffe, Ansichten etc.; Wäre dieser g–e Trieb in eine krankhafte Sucht ausgeartet. Börne 2, 114; Schwerlich lässt sich über die verschiedenen Religionen etwas Ges underes sagen. Delbrück Sokr. 63; Sch. 238a etc., auch: Der im Verdachte stand, von den Fröschen der Latona nicht so g. zu denken, wie man in Abdera davon denken mußte. W. 13, 125 = rechtgläubig, orthodor.
2) den Zustand des G.-Seins fördernd, heilsam etc.: Die Pflanze mag giftig oder g. (versch. 1 c) sein. Börne 2, 175; Woselbst die Luft gesunder sein soll. Forster R. 1, 27; Gesünder als das Pökelfleisch. 316; Thee, den sie für gesü nder hielt als .. chinesischen. G. 18, 337; G–e Speis. Murner Ul. 28; Die Wohnungen .. trockener und gesü nder. Kohl A. 1, 237; Der gesündeste Balsam. IP. Fat. 2, 210; Ziegenmilch für die gesü ndeste gehalten. V. Ländl. 3, 599 etc.; auch verallgemeint: Daß er muß . . ablassen, Solches ist ihm .. g. und gut. Luther 8, 251b; Die Strafe ist ihm sehr g. etc., vgl. (Schiff.): nicht durch verborgne Klippen schadend: G–e Klippen (s. d.), Küste (s. d.).
Anm. Ahd. gasunt, mhd. gesunt (heil, g.), auch m., (wie noch mundartl., s. Schm.; Wie lieb einem Jeden sein Leib, Leben und G. ist. Schaidenreißer 53a etc.) Graff 6, 259; Wackern. Gl. 241; niederd. sund (auch f.) Brem. W. 4, 1097. Die (von Adelung etc. getadelte) Steigrung mit Uml. dürfte fast überwiegen, vgl. auch: Die Verschönerung und Vergesünderung von Paris. Volksz. 8, 289 etc.; ferner (mund- artl.): Ich bin gesunderheit [g.] auf meinen Füßen. Kompert Böhm. 271.
Zsstzg. nam. zu 1, z. B.: Kérn-: ganz gesund. Gartenl. 9, 558a; Hebel 3, 202; HVoß JP. 118 etc., auch [1 d]: Hat einen k–en Verstand. JKinkel Ib. 1, 204.
Līēbes-: (als Ggstz. zu liebeskrank) Thümmel 5, 202.
Stēīn-: kern-g. Rahel 1, 403.
Über-: eine Überfülle der Gesundheit habend. Heine RSchul. 12.
Un-:
1) [1] (vgl. krank, siech), Jemand, sein Körper ist, seine Säfte sind un-g.; U–es Aussehn etc.
2) [2] Die Farben sind un-g. G. 3, 266; Gutzkow R. 5, 410; Daß eine Reise zu Wasser immer u–er ist. L. 12, 256.